Wolfgang Müller-Funk - Theorien des Fremden

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Was heißt es, fremd zu sein, sich fremd zu fühlen, als Fremder gesehen zu werden?
Dieser Band beschreibt, diskutiert und reflektiert die wichtigsten Ansätze von Fremdheit und Fremdsein.
Über mehrere transdisziplinäre Zugänge wird sowohl die Figur des und der Fremden als auch die Erfahrung von Fremdheit betrachtet.
Das Buch führt umfassend in ein hochaktuelles Thema ein.

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In seiner Bestimmung der Rolle des Fremden kommt SimmelSimmel, Georg auch auf einen ganz anderen Punkt zu sprechen, auf das, was er die Objektivität des Fremden nennt. Diese ergibt sich für ihn aus der Sonderstellung, die er in dem gegebenen Raum einnimmt. Unvoreingenommenheit meint, dass er in der betreffenden GruppeGruppe oder GemeinschaftGemeinschaft gering verwurzelt ist und deshalb nicht in die subjektiven Gegensätze der heimischen MenschenMensch verstrickt ist. Diese NeutralitätNeutralität ist also keine ‚natürliche‘ Eigenschaft, sondern ergibt sich aus seiner widerspruchsvollen Position im soziokulturellen Gewebe. Objektivität bedeutet nicht einfach bloßer Abstand und Unbeteiligtheit, sondern „ein besonderes Gebilde aus Ferne und NäheNähe, Gleichgültigkeit und Engagement“.8

Das Beispiel, das SimmelSimmel, Georg anführt, entnimmt er der GeschichteGeschichte italienischer Renaissance-Städte, die häufig Richter von auswärts beriefen, um ihre Unstimmigkeiten und Streitfälle zu schlichten. Ganz generell lässt sich dabei an Schiedsrichterfunktionen denken, wie wir sie auch vom Fußball oder aber der internationalen Diplomatie her kennen.

Unter bestimmten Bedingungen wird der Fremde auf GrundGrund seiner sozialen Stellung, seiner Außenseiterposition, zum Rezipienten von Konfessionen, BeichtenBeichte und Geheimnissen, die man den nahe stehenden MenschenMensch oft nicht mitteilt. Die von SimmelSimmel, Georg ins SpielSpiel gebrachte Kategorie der Objektivität, die hier rein soziologisch und relational zu verstehen ist, impliziert eine gewisse soziale FreiheitFreiheit: Der Fremde ist nicht an „Festgelegtheiten“9 gebunden. Sie hat aber auch damit zu tun, dass er in dem gegebenen gesellschaftlichen Raum keine Machtposition innehat. Das ermöglicht ihm die Sekundärmacht des Zuhörens und Schlichtens. Diese Freiheit gewährt auch die Möglichkeit, das Nahe wie auch das Ferne gleichsam aus der Vogelperspektive zu betrachten, wird doch KulturKultur stets aus der wirklichen oder angenommenen Perspektive des Fremden analysiert.

Aber diese privilegierte, objektive Ausnahmestellung kann leicht in GewaltGewalt und AggressionAggression umschlagen. Denn wenn die sozialen Gefüge ins Wanken kommen, dann schlägt die Stimmung gegen die Fremden sofort um: „Von jeher wird bei Aufständen aller Art von der angegriffenen Partei behauptet, es hätte eine Aufreizung von außenAußen her, durch fremdefremd Sendlinge und Hetzer stattgefunden.“10 Der AntisemitismusAntisemitismus der Nationalsozialisten, der sowohl KapitalismusKapitalismus als auch KommunismusKommunismus als fremde, ergo jüdische ProdukteProdukt begreift, ist ein erschreckendes Beispiel dafür. Immer ist es der MenschMensch, der von außen kommt, durch den das Übel in die eigeneEigentum HeimatHeimat geschleust wird.

Insofern gerät der Fremde potentiell in jene Position, die der französische Literaturwissenschaftler und Anthropologe René GirardGirard, René als „SündenbockSündenbock“ bezeichnet hat. Wenn eine GesellschaftGesellschaft in eine KriseKrise – PestPest, HungersnotHungersnot, WirtschaftskriseWirtschaftskrise, verlorener KriegKrieg – gerät, wird von der betroffenen Bevölkerung nach einem Schuldigen gesucht. Wie Girard am Beispiel der Pest zeigt, sind es an der Wende zur NeuzeitNeuzeit in EuropaEuropa die Fremden im Eigenen, die ‚jüdischen Brunnenvergifter‘, die diese Funktion übernehmen müssen. Ihre schiere Existenz erklärt scheinbar den Ausbruch der Krise und ihre reale wie symbolische Vernichtung verspricht einen Ausweg aus ihr.11 In gewisser Weise lässt sich also auch sagen, dass Fremde produzierbar sind. In Freuds Terminologie heißt das, dass der Fremde jene Figur ist, an der sich die kollektive AggressionAggression einer sozialen Entität – einer überschaubaren vormodernen GemeinschaftGemeinschaft, aber auch einer abstrakten modernenmodern Gesellschaft – entlädt. Von einer MagieMagie der GewaltGewalt spricht Girard in diesem Zusammenhang: Der Gewalt wird die Kraft zugesprochen, reinigend und klärend zu wirken.12 Sigmund FreudFreud, Sigmund wiederum beschreibt, wie die Aggression nach AußenAußen im Sinne einer Triebentladung im Inneren funktioniert. Die strukturell gewalttätige KonstitutionKonstitution des Fremden schweißt die Einheimischen zu einer geschlossenen GruppeGruppe zusammen. Freud formuliert das ganz lapidar: „Es ist immer möglich, eine größere Menge von MenschenMensch in LiebeLiebe aneinander zu binden, wenn nur andere für die Äußerung der Aggression übrig bleiben.“13

Schauen wir uns nun an, wie SimmelSimmel, Georg das Verhältnis von Bekannten und Fremden vergleicht. Diese RelationenRelation unterscheiden sich signifikant voneinander. Zu den Fremden, die nur ganz allgemeine Qualitäten mit der einheimischen GruppeGruppe und ihrer KulturKultur gemeinsam haben, zu diesen Heimatlosen, unterhält die einheimische Gruppe ein höchst abstraktes, emotional schwaches GemeinschaftsgefühlGemeinschaftsgefühl. „JeJe größer die AbweichungAbweichung“, schreibt der französische Kulturtheoretiker René GirardGirard, René, „um so größer das Risiko der VerfolgungVerfolgung“. 14 Hinzuzufügen ist, dass sich diese Abweichungen potentiell durch Bündelung – soziale, ethischeEthik und sexuelle Unterschiede – aufladen.

Demgegenüber ist unser Verhältnis zu bekannten MenschenMensch durch VerbundenheitVerbundenheit und durch eine „Gleichheit von spezifischen Differenzen“ charakterisiert. Dieser Einklang baut sich gegen das Allgemeine auf: Die Verbundenheit etabliert potentiell ein Wir-GefühlWir-Gefühl gegen die Anderen.

Jenes Gemeinsame selbst vielmehr wird in seiner Wirkung auf das Verhältnis dadurch wesentlich bestimmt, ob es nur zwischen den Elementen eben dieses besteht und so, nach innen zwar allgemein, nach außenAußen aber spezifisch und unvergleichlich ist – oder ob es für die Empfindung der Elemente selbst ihnen nur gemeinsam ist, weil es überhaupt einer GruppeGruppe oder einem Typus oder der MenschheitMenschheit gemeinsam ist.15

Im Hinblick auf den Fremden konstatiert SimmelSimmel, Georg eine eigentümliche Mischung aus NäheNähe und Ferne, oder eine Affekthaltung aus Kühle und Wärme, aus Unbeteiligtheit und Beteiligtheit:

Der Fremde ist uns nah, insofern wir Gleichheit nationalernational oder sozialer, berufsmäßiger oder allgemein menschlicher Art zwischen ihm und uns fühlen; er ist uns fern, insofern diese Gleichheiten über ihn und uns hinausreichen und uns beide nur verbinden, weil sie überhaupt sehr Viele verbinden.16

Das Moment der nahen FremdheitFremdheit hat auch in der erotischenErotik Beziehung eine Bedeutung: Die Fremdheit bildet den Reiz, an dem sich das BegehrenBegierde entzündet. Inzestuöse Beziehungen beziehen ihren Reiz von kulturellen Verboten, aber sie tragen das Problem möglicherweise fehlender Fremdheit zwischen den Partnern in sich.17 Insofern ließe sich sagen, dass alle langwährenden Beziehungen tendenziell ‚inzestuös‘, das heißt symbiotisch werden. Zur KriseKrise intimerintim Beziehungen kommt es nicht zuletzt dann, wenn das Gefühl der Einzigartigkeit der eigenenEigentum LiebeLiebe wie die des geliebten MenschenMensch verschwindet. Die Partner werden einander fremdfremd, weil sie sich zu nahe gekommen sind. Dahinter lauert die FrageFrage, ob ‚unsere‘ Beziehung wirklich so einzigartig ist, wie es unsere romantische VerliebtheitVerliebtheit nahelegt hat: Ist das Zweien Gemeinsame nicht am Ende doch eines, das nicht bloß ihnen gemeinsam ist?18

Die Konklusion ist wohl, dass erfolgreiche erotischeErotik Beziehungen solche sind, in denen ein Spannungsverhältnis von Nah und Fern bestehen bleibt, in dem die ErfahrungErfahrung von NäheNähe und Ferne aufrechterhalten wird (vgl. die Analyse der Zärtlichkeit bei LévinasLévinas, Emmanuel → Kapitel 4). Im Falle ethnischerEthnie Unterschiede in intimenintim Beziehungen überlagern sich zwei verschiedene Fremdheiten, das mag das Gefühl der Einzigartigkeit verstärken, bietet aber wohl keine SicherheitSicherheit gegen den Verlust des „Einzigartigkeitsgefühls“, die SimmelSimmel, Georg für die intime Beziehung als konstitutiv ansieht.

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