Antidepressiva: Es gibt unterschiedliche Typen von Antidepressiva, die auf verschiedene Weise wirken. Einige sind eher antriebssteigernd, andere antriebshemmend. Nicht selten leiden Menschen mit Demenz unter depressiven Verstimmungen oder Depressionen. Antidepressiva sollen die Stimmung aufhellen. Sie können auch in einer anderen Richtung wirken wie zum Beispiel bei heftigen Angstzuständen oder starken Schlafstörungen. Generell dauert es ein paar Wochen, bis die Mittel anschlagen. Sie sollten langsam dosiert werden und ebenso langsam abgesetzt werden.
Neuroleptika: Diese Mittel kommen zum Einsatz, wenn Menschen mit Demenz Aggressionen, Sinnestäuschungen oder Wahnvorstellungen entwickeln. Die Mittel wirken hemmend auf den Botenstoff Dopamin im Gehirn. Wegen zahlreicher Nebenwirkungen sollten sie nur begrenzt und mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden und auch nur wirklich dann, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Nicht-medikamentöse Therapien:
Nicht-medikamentöse Therapien und psychosoziale Interventionen können Menschen mit Demenz in verschiedenen Bereichen sehr gut helfen. Für die meisten Erkrankten ist es ideal, wenn sie ein fester Bestandteil der Betreuung sind. Einige Therapien können auf Rezept verschrieben werden. Besprechen Sie das mit dem Arzt. Scheuen Sie sich nicht, frühzeitig begleitende Therapien zu machen und an entsprechenden Angeboten teilzunehmen. Es hat sich gezeigt, dass kognitive Stimulation bei leichter und moderater Demenz einen positiven Effekt auf die kognitive Leistung hat. Dies wirkt jedoch nicht langfristig, sondern für die Dauer des Trainings. Deswegen ist es sinnvoll, entsprechende Therapien und Verfahren dauerhaft und begleitend zu nutzen. Mit dem Lauf der Krankheit werden sich Bedürfnisse und Herausforderungen ändern, deshalb sollte die Art der Therapie und Maßnahme immer wieder individuell angepasst werden.
Ergotherapie: Sie kann Menschen mit Demenz unterstützen, Alltagsfertigkeiten möglichst lange beizubehalten. Zusammen mit dem Therapeuten werden Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen, Basteln, Anziehen geübt. Der Fokus ist auf der Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit, um so den Menschen mit Demenz zu stärken. Studien bestätigen, dass individuell angepasste ergotherapeutische Maßnahmen bei leichter bis moderater Demenz positive Wirkungen haben, vor allem dann, wenn sie im häuslichen Umfeld stattfinden und die Bezugspersonen eingebunden werden.
Physiotherapie: Darunter versteht man regelmäßige und gezielte Bewegungsangebote, die entweder als Einzel- oder Gruppentermine möglich sind. Studien haben gezeigt, dass mit einer gezielten Bewegungstherapie motorische Fähigkeiten langsamer abnehmen als ohne entsprechende Therapie und dass Menschen mit Demenz auch im Alltagsleben von dieser Therapie profitieren. Einzeltherapien sind häufig erfolgreicher als Gruppentherapien, weil sie gezielt auf die Fähigkeiten eingehen können und weder unter- noch überfordern, sondern individuelles Trainieren ermöglichen. Hilfreich ist es, wenn der pflegende Angehörige einbezogen und geschult wird.
Logopädie: Kommunikations- und Sprachprobleme stellen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen eine große Herausforderung dar. Logopäden können mit verschiedenen Übungen helfen, die Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen, indem sie die Wortfindung, die Aussprache und das Sprachverständnis fördern. Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz treten häufig Probleme beim Essen auf, auch durch Schluckstörungen. Dabei kann die Logopädie ebenfalls helfen, indem noch vorhandene Fähigkeiten trainiert werden (Schlucktraining) und die Therapeuten Hinweise zur Zubereitung und zum Reichen der Nahrung geben.
Psychotherapie: Gespräche mit geschulten Psychologen oder Therapeuten können helfen, die Verunsicherung und Angst zu bewältigen. Diese können dabei unterstützen, die Diagnose und die Veränderungen anzunehmen und damit umzugehen. Gerade am Anfang der Erkrankung kann dies sehr hilfreich sein, aber auch im Verlauf sind Gespräche mit Psychologen und anderen Experten sinnvoll. Auch Gesprächsgruppen von Menschen mit Demenz, wo man sich untereinander in kleinem Kreis austauschen kann, können eine gute Unterstützung sein.
Künstlerische Therapien: Kunst-/Musik-/Tanztherapien bieten von Beginn an eine gute Unterstützung bei Unruhe, Aggression, depressiver Stimmung oder Ängsten. Über verschiedene Aktivitäten können kommunikative und soziale Kompetenzen gefördert werden. Bei der Musiktherapie werden Menschen mit Demenz über die Stimme oder Instrumente zum Mitmachen oder aktiven Anhören angeregt. Untersuchungen haben gezeigt, dass unabhängig von der Phase der Demenz eine Musiktherapie positiv auf die Psyche und das Verhalten wirken kann, vor allem bei Angstzuständen. Musik wirkt stärker als Worte, denn darüber werden vor allem die Gefühle erreicht.
Biografiearbeit und Erinnerungspflege: Therapeuten oder Psychologen arbeiten dabei häufig mit Bildern, Gegenständen, Musik oder Büchern aus der Vergangenheit des Menschen mit Demenz. Ziel ist es, in den Gesprächen schöne Erinnerungen zu wecken, um ein positives Selbstbild zu entwickeln und den Menschen mit Demenz zu stärken. Welche Gegenstände sich eignen, hängt dabei von der Person und auch vom Stadium der Erkrankung ab. Das Vorspielen von Musik mit biografischem Bezug wird auch bei sehr unruhigen und aggressiven Menschen empfohlen, da es Effekte auf ihr Verhalten haben kann und sie beruhigt.
Tiergestützte Therapie: Dabei handelt es sich in der Regel um Besuchstherapien. Am häufigsten eingesetzt werden Hunde, aber auch andere Tiere wie Pferde, Esel, Kaninchen oder Meerschweinchen kommen infrage. Durch den Kontakt, das Kümmern oder das Beobachten werden die Sinne und Emotionen der Menschen mit Demenz angeregt. Studien zeigen, dass die Tiertherapie depressive Verstimmungen verbessert, Unruhe und Aggressionen lindern kann und Menschen mit fortgeschrittener Demenz reger und wacher werden können.
Sensorische Verfahren: Dazu gehören Methoden, um die Sinne anzuregen, etwa Aromatherapie, Massagen und Lichttherapie. So hat sich gezeigt, dass bestimmte Duft- und Aromastoffe auf Menschen mit einer mittleren bis schweren Demenz bei starker Unruhe eine entspannende Wirkung haben. Auch körperliche Berührungen wie bei einer Massage können beruhigend wirken.
Angebote für Angehörige:
Alzheimer betrifft nicht nur den Menschen, der die Diagnose erhält, sondern auch seine Angehörigen. Sie werden mit neuen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert und fühlen sich oftmals mindestens genauso alleine. Gut, wenn sie sich Hilfe und den Austausch mit anderen suchen. Das kann in einer Gesprächstherapie mit einem Psychologen oder einem Coaching mit einem Therapeuten sein, aber auch Angehörigengruppen oder -beratungen sind Möglichkeiten, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich über seine eigenen Gedanken und Gefühle klar zu werden. Ich kann den Austausch in einer Angehörigengruppe sehr empfehlen und rate auch dazu, dies schon früh zu beginnen. In solchen Gruppen ist es manchmal sehr gemischt, was die Demenzformen und -stadien angeht, aber dennoch ist der Austausch untereinander oftmals sehr wertvoll und gewinnbringend. In einem Coaching wie auch in einer Therapie kann gezielter auf die individuelle Situation eingegangen werden. Solche Coachings und Beratungen finden auch telefonisch oder digital statt. Manche werden von den Krankenkassen bezahlt, bei anderen muss man die Kosten selber tragen oder sie funktionieren auf Spendenbasis. Egal wie, aber ich kann nur raten: Suchen Sie sich als Angehöriger ebenfalls jemanden zum Reden. Das kann auch eine befreundete Person oder der Partner sein. In jedem Fall tut es gut, sich auszutauschen, und ich möchte alle ermuntern, das zu tun. Denn nur wenn es den Angehörigen gut geht, können sie sich auch gut um den Menschen mit Demenz kümmern.
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