[1]
Siehe zu diesem grundsätzlichen Punkt den grundlegenden Beitrag von A. D’Atena , Adattamento del diritto interno al diritto internazionale, in: Enciclopedia giuridica, Bd. I, 1988.
[2]
Art. 10 Abs. 1 Cost. lautet: „Die italienische Rechtsordnung passt sich den allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts an“.
[3]
Das Verfassungsgericht hat mit Urteil Nr. 48 vom 18.6.1979 aber festgestellt, dass eine solche Grenze (d.h. die Grundprinzipien der Verfassung) nur in Bezug auf die gewohnheitsrechtlichen Normen gelten kann, die nach dem Inkrafttreten der Verfassung (1.1.1948) in Kraft getreten sind, weil das ältere internationale Gewohnheitsrecht über Art. 10 Abs. 1 Cost. unabhängig davon angenommen worden sei, ob es eventuell den Grundprinzipien widerspricht. Kritisch dazu die h.L.; siehe nur B. Conforti , Diritto internazionale, 62002, S. 297.
[4]
Siehe z.B. Urteil des Verfassungsgerichts Nr. 131 vom 15.5.2001.
[5]
Urteil Mujanovic Nr. 10 vom 19.1.1993. In diesem Fall wurde jedoch kein Widerspruch zwischen dem Umsetzungsgesetz zur EMRK und späteren Gesetzen festgestellt.
[6]
Das Verfassungsgericht hat es für konsequent gehalten, von der Aufhebung durch Referendum außer den in Art. 75 Abs. 2 ausdrücklich genannten Gesetzen zur „Ermächtigung zur Ratifizierung internationaler Verträge“ auch Gesetze zur Umsetzung internationaler Verträge auszuschließen.
[7]
Die Schranke der internationalen Verpflichtungen war in den Statuten der Regionen mit Sonderstatut – mit Ausnahme von Sizilien – vorgesehen (siehe Art. 3 Sonderstatut Sardinien; Art. 4 und 8 Sonderstatut Trient-Oberetsch; Art. 2 Sonderstatut Aosta-Tal und Art. 4 Sonderstatut Friaul-Julisch-Venetien) und wurde einhellig für alle Regionen nach allgemeinem Recht für anwendbar gehalten.
[8]
In diesem Sinn hat das Verfassungsgericht mit Urteil Nr. 124 vom 16.3.1990 die Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes der Region Friaul-Julisch-Venetien festgestellt.
[9]
Vgl. Conforti (Fn. 3), S. 306ff.
[10]
Dieses klassische Argument vertritt V. Crisafulli , Lezioni di diritto costituzionale (Le fonti normative), 61993 (neu bearbeitet von F. Crisafulli), S. 144, 169f. Unter konkurrierenden Rechtsquellen versteht man Normen gleichen Ranges, die das Gesetz zur Regelung von bestimmten Materien überhaupt ausschließen können.
[11]
Vgl. M. Luciani , Le nuove competenze legislative delle Regioni a statuto ordinario. Prime osservazioni sui principali nodi problematici della l. cost. n. 3 del 2001, abrufbar unter http://www.federalismi.it (28.9.2006); F. Sorrentino , Nuovi profili costituzionali dei rapporti tra diritto interno e diritto internazionale e comunitario, Diritto pubblico comparato ed europeo 2002, S. 1355, 1359; G.F. Ferrari , Il primo comma dell’art. 117 della Costituzione e la tutela internazionale dei diritti, Diritto pubblico comparato ed europeo 2002, S. 1849, 1852; L.S. Rossi , Gli obblighi internazionali e comunitari nella riforma del titolo V della Costituzione, zu finden unter http://www.forumcostituzionale.it (28.9.2006); Conforti (Fn. 3), S. 301f.; T. Treves , Diritto internazionale. Problemi fondamentali, 2005, S. 692f.
[12]
Vgl. Ferrari (Fn. 11), S. 1852; Conforti (Fn. 3), S. 304; Treves (Fn. 11), S. 692; Sorrentino (Fn. 11), S. 1359.
[13]
Vgl. Conforti (Fn. 3), S. 302ff.
[14]
Ausdrücklich in diesem Sinn Ferrari (Fn. 11), S. 1854; P. De Stefani , Gli obblighi internazionali, tra Corte costituzionale e Corte di Giustizia, abrufbar unter http://www.forumcostituzionale.it (28.9.2006).
[15]
Diese Idee wurde damals – obwohl weniger intensiv – auch von der sozialistischen Partei vertreten. Siehe dazu A. Cassese , Kommentar zu Art. 10 und 11 der Verfassung, in: Branca (Hg.), Commentario della Costituzione (Art. 1–12), 1975, S. 466ff. und 476f.
[16]
Siehe Cassese (Fn. 15), S. 463ff.
[17]
Siehe Cassese (Fn. 15), S. 578.
[18]
Vgl. M. Neri Gualdesi , L’Italia e il processo di integrazione europea, in: Tosi (Hg.), L’Italia e le organizzazioni internazionali. Diplomazia multilaterale nel Novecento, 1999, S. 344; A. Varsori , L’europeismo nella politica estera italiana, ibid., S. 392ff.
[19]
Vgl. Neri Gualdesi (Fn. 18), S. 347; Varsori (Fn. 18), S. 396f.
[20]
Vgl. M. Cartabia/J.H.H. Weiler , L’Italia in Europa. Profili istituzionali e costituzionali, 2000, S. 134; R. Bin/G. Pitruzzella , Diritto costituzionale, 42004, S. 385.
[21]
Der Ausdruck „cammino comunitario“ bedeutet „gemeinschaftlicher Weg“ und stammt aus einem bekannten Aufsatz von P. Barile , Il cammino comunitario della Corte, Giurisprudenza costituzionale, 1973, S. 2406. Zur Entwicklung der Judikatur des Verfassungsgerichts siehe u.a. L.S. Rossi , Rapporti fra norme comunitarie e norme interne, in: Digesto delle discipline pubblicistiche, Bd. XII, 1997, S. 373; Cartabia/Weiler (Fn. 20), S. 162ff.; G. Gaja , Introduzione al diritto comunitario, 32003, S. 128ff.; M. Condinanzi , Comunità europee, Unione europea e adattamento, in: Carbone u.a. (Hg.), Istituzioni di diritto internazionale, 22003, S. 150ff.
[22]
Siehe Gesetz Nr. 1643 vom 6.12.1962, durch das die „Ente nazionale per l’energia elettrica (ENEL)“ eingerichtet wurde.
[23]
Siehe EuGH, Rs. 6/64, Slg. 1964, 1251 – Costa/ENEL .
[24]
So ausdrücklich die Urteile Frontini Nr. 183 vom 27.12.1973 und ICIC Nr. 232 vom 30.10.1975.
[25]
Die Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit ist in Italien zentralisiert. Die einzelnen Gerichte sind nicht befugt, verfassungswidrige Gesetze inter partes nicht anzuwenden; allein das Verfassungsgericht kann Gesetze mit Geltung erga omnes und in der Regel ex tunc für verfassungswidrig erklären.
[26]
Das Urteil Nr. 182 von 1976 erkannte jedoch die Aufhebung von vorhergehenden nationalen Gesetzen durch nachfolgende Verordnungen an. In einem solchen Fall hätte jedes Gericht also das Gesetz für aufgehoben halten können. Diese Feststellung widersprach aber offensichtlich der dualistischen Konzeption des Verfassungsgerichts.
[27]
Siehe EuGH, Rs. 106/77, Slg. 1978, 629 – Simmenthal.
[28]
Das schließt aber nicht aus, dass einige Verordnungen eine Ausführung durch nationale Gesetze für ihre konkrete Anwendbarkeit verlangen können.
[29]
Siehe EuGH, Rs. 103/88, Slg. 1989, 1839 – Fratelli Costanzo .
[30]
Siehe EuGH, Rs. 26/62, Slg. 1963, 1 – Van Gend & Loos . In der Regel wirkt die unmittelbare Geltung der Normen des EG-Vertrags nur in den vertikalen Beziehungen. Nur in wenigen Fällen hat der EuGH die horizontale unmittelbare Geltung einiger Normen des EG-Vertrags anerkannt.
[31]
Siehe EuGH, Rs. 63/86, Slg. 1988, 29 – Kommission/Italien .
[32]
Siehe EuGH, Rs. 41/74, Slg. 1974, 1337 – van Duyn.
[33]
Damit hat das Verfassungsgericht die unmittelbare Geltung der allgemeinen Rechtsprinzipien des Gemeinschaftsrechts anerkannt, die der EuGH durch Auslegung des EG-Vertrages hergeleitet hat.
[34]
Siehe die Urteile Nr. 170 vom 8.6.1984 und Nr. 286 vom 23.12.1986. Dies gilt natürlich nur, wenn es sich bei der nationalen Norm um ein Gesetz handelt. Wenn es sich um eine untergesetzliche Norm handelt, muss die Normenkollision entweder durch die Nichtigerklärung mit Wirkung erga omnes durch das Verwaltungsgericht oder ihre Nichtanwendung durch jedes andere Gericht mit Wirkung inter partes gelöst werden.
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