Keira Andrews - Geisel des Piraten

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Wird ein jungfräulicher Gefangener der sündhaften Berührung dieses Piraten widerstehen können?
Nathaniel Bainbridge ist daran gewöhnt, sich zu verstellen – sei es in Bezug auf seine Schwierigkeiten beim Lesen oder im Hinblick auf sein verbotenes Verlangen nach Männern. Unter dem Druck und der Knute seines ihn kontrollierenden Vaters, des Gouverneurs von Primrose Isle, segelt er in Richtung der gerade gegründeten Kolonie. Dort soll er zugunsten des Familienvermögens eine anständige Heirat eingehen. Dann schlagen die Piraten zu und er wird vom Sea Hawk, einem legendären Schurken der Neuen Welt, entführt, um Lösegeld zu erpressen.
Verbittert und erschöpft hegt Hawk den aussichtslosen Traum, die See zugunsten eines zurückgezogenen Lebens zu verlassen, aber Männer wie er verdienen keinen Frieden. Er hat mit Nathaniels Vater, eben dem Mann, dessen Betrug ihn in die Piraterie gezwungen hat, noch eine Rechnung offen, und er ist überzeugt davon, dass Nathaniel genauso verachtenswert ist wie sein Vater. Dennoch: Während die Tage auf engstem Raum vergehen, wirken Nathaniels lebhaftes Temperament und seine verlockende Unschuld bezaubernd und verführerisch. Obwohl Hawk weiß, dass er Distanz wahren muss, wächst das Verlangen danach, Nathaniel beizubringen, welche Lust Männer miteinander teilen können. Es ist allerdings auch nicht so, dass Hawk nur Lust für ihn empfinden würde …

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Keira Andrews

Geisel des Piraten

Aus dem Englischen von Julie Werner

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2021

http://www.deadsoft.de

© Keira Andrews

Originaltitel: Kidnapped by the pirate, 2017

Übersetzung: Julie Werner

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© freya-photographer – Shutterstock.com

© fergregory – Stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-480-3

ISBN 978-3-96089-481-0 (epub)

Anmerkung der Autorin

Ich bin Alicia, Anara, Becky, Mary, Leta Blake, Davina Jamison und Robert Winter für ihre Hilfe beim Schreiben dieses Romans so dankbar. Vielen Dank auch an die Sprachpathologin Elizabeth J. für ihre unschätzbare Hilfe.

Obwohl ich in meinen Büchern immer nach Genauigkeit strebe – historisch und auch sonst – nehme ich mir manchmal etwas kreative Freiheit heraus. So bin ich mir sicher, dass auch ihr wisst, dass Primrose Isle rein fiktiv ist.

Inhalt:

Wird ein jungfräulicher Gefangener der sündhaften Berührung dieses Piraten widerstehen können?

Nathaniel Bainbridge ist daran gewöhnt, sich zu verstellen – sei es in Bezug auf seine Schwierigkeiten beim Lesen oder im Hinblick auf sein verbotenes Verlangen nach Männern. Unter dem Druck und der Knute seines ihn kontrollierenden Vaters, des Gouverneurs von Primrose Isle, segelt er in Richtung der gerade gegründeten Kolonie. Dort soll er zugunsten des Familienvermögens eine anständige Heirat eingehen. Dann schlagen die Piraten zu und er wird vom Sea Hawk, einem legendären Schurken der Neuen Welt, entführt, um Lösegeld zu erpressen.

Verbittert und erschöpft hegt Hawk den aussichtslosen Traum, die See zugunsten eines zurückgezogenen Lebens zu verlassen, aber Männer wie er verdienen keinen Frieden. Er hat mit Nathaniels Vater, eben dem Mann, dessen Betrug ihn in die Piraterie gezwungen hat, noch eine Rechnung offen, und er ist überzeugt davon, dass Nathaniel genauso verachtenswert ist wie sein Vater. Dennoch: Während die Tage auf engstem Raum vergehen, wirken Nathaniels lebhaftes Temperament und seine verlockende Unschuld bezaubernd und verführerisch. Obwohl Hawk weiß, dass er Distanz wahren muss, wächst das Verlangen danach, Nathaniel beizubringen, welche Lust Männer miteinander teilen können. Es ist allerdings auch nicht so, dass Hawk nur Lust für ihn empfinden würde …

Widmung

Ich bin in den 80ern mit dem Lesen von Bodice Rippern (in Deutschland Nackenbeißer oder auch Miederreißer genannt) aufgewachsen, und dieses Buch ist meine liebevolle Hommage an die herrlichen Geschichten von Piraten, Jungfrauen und an die Verwegenheit auf hoher See.

Kapitel Eins

1710

Wenn Piraten das blutige, wilde Ende von Nathaniel Bainbridge sein sollten, dann hoffte er darauf, dass sie ihn wenigstens schnell erledigten.

Unter seinen nackten Füßen war das windumtoste Deck feucht und erinnerte ihn an das taubenetzte Gras zu Hause. Was würde er nicht alles für die Freiheit geben, über die Felder von Hollington zu laufen, mit dem Wind in seinen Ohren, der das gleichmäßige Schlagen seines Herzens übertönte, und dabei die Welt hinter sich zurückzulassen.

Stattdessen war er umgeben von der endlosen, unruhigen See, die ihn in ihrer Wildheit zu verspotten schien. In England hatte er unzählige Geschichten von niederträchtigen Seeräubern und ihren heimtückischen Taten gehört. Die Menschen sprachen von dem Ozean, als ob es dort von Piraten nur so wimmelte, aber bis jetzt hatte die Reise Meile um Meile aus… Nichts bestanden.

Nathaniel schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. Natürlich wünschte er sich nicht tatsächlich, dass Piraten ihr Schiff angriffen und sie massakrierten. Wenn er sich nur bewegen könnte, würde es ihm gelingen, die Langeweile in Schach zu halten.

Er umfasste die Reling und sehnte sich dabei nach Schmutz unter seinen Fingernägeln, nach Kratzern an seinen Händen, die er sich von der Baumrinde zuzog, während er kletterte und erkundete, und nach wunderbar schmerzenden Muskeln von stundenlangem Schwimmen im See. Könnte er doch nur eine Meile weit laufen. Kaum eine Entfernung, aber gefangen auf diesem Schiff kam ihm so viel freies Land wie ein Wunder vor.

Er wischte sich die Gischt aus den Augen. Wenn doch nur die Fähigkeit, schnell zu laufen und zu schwimmen in seiner Welt irgendetwas zählte, statt als kindische Torheit betrachtet zu werden, der er längst hätte entwachsen sein sollen. Männer kletterten nicht auf Bäume und schwammen nicht stundenlang, und ganz gewiss liefen sie nicht um des reinen Vergnügens Willen, so wie er es auf Hollington getan hatte.

Natürlich gehörte ihnen das Anwesen nicht mehr. Es war verkauft worden, um die Schulden zu tilgen. Selbst wenn er eines Tages wieder nach Kent reisen würde, würde er niemals in die liebliche Hügellandschaft zurückkehren. Die sattgrünen Bäume und der runde, stille See waren jetzt die Heimstatt einer anderen Familie.

Nein, in absehbarer Zukunft würde Primrose Isle seine Heimat sein: eine junge Kolonie, die sein Vater unbedingt florieren sehen wollte. Walter Bainbridge hatte sein Glück mitnichten in England gefunden, und als Gouverneur in der Neuen Welt stand ihm nun das zur Verfügung, was er am allermeisten liebte: Macht.

Auch Nathaniels zukünftige Braut wartete dort. Elizabeth Davenports Erbe versprach ein Vermögen, und damit die Kolonie – und Walter – wachsen und gedeihen konnten, mussten Allianzen geschlossen werden. Also würde Nathaniel das einzig Nützliche beitragen, was er konnte. Und heiraten.

Er wischte sich einen frischen Spritzer des salzigen Meerwassers aus dem Gesicht und starrte hinaus in die endlose Nacht, während er die Reling weiter fest umklammerte. Sein Hemd bauschte sich im Wind und unten an den Beinen lösten sich die Verschlüsse seiner Kniehose.

Im Dunkeln gab es niemanden, der seinen halb ausgezogenen Zustand kommentierte, und er vermutete, dass es die Mannschaft sowieso einen feuchten Kehricht scherte. Die Spitzen seiner frisch geschnittenen Haare kräuselten sich in der Feuchtigkeit. Er strich sich eine Locke hinters Ohr. Es war sein ganz eigener kleiner Akt der Rebellion gewesen, es viel kürzer als die meisten Gentlemen schneiden zu lassen. Und ganz sicher würde er auch keine der gefürchteten Perücken tragen – nicht, solange er es verhindern konnte.

Die Wolken verschworen sich und verbargen die Sterne und die hauchdünne Sichel des Mondes. Er zitterte in der Kälte der Spätseptembernacht; er hätte sich doch besser für die verhassten Schuhe und die Jacke entscheiden sollen. Wenigstens hatte der Wind jetzt nicht mehr der die bittere Kälte des Atlantiks, je näher sie den Westindischen Inseln kamen. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere und stampfte dann wie ein ungeduldiges Rennpferd an der Startlinie.

Die Proud William hatte eine beachtliche Größe und war ein Handelsschiff, das eine Ladung Salzfisch und geschmiedete Werkzeuge zu den Kolonien bringen sollte. Als er nur einen leichten Trab über das Hauptdeck versucht hatte, hatte die Mannschaft im besten Fall mit Verwirrung und im schlimmsten Fall mit Feindseligkeit reagiert.

Zu Laufen war seine Lieblingsbeschäftigung und das, was er im Leben am besten konnte, sehr zum Missfallen seines Vaters. Im Sommer im See zu schwimmen und mit sicheren, gleichmäßigen Schwimmzügen durch das stille Wasser zu pflügen, war ihm gleichfalls eine Freude.

Jetzt zwar meilenweit von Wasser umgeben zu sein, aber nicht darin eintauchen und die verkrampften Muskeln lockern zu können, war die größte Qual. Er hatte den Captain gefragt, ob er wenigstens auf den Mast klettern dürfe oder bis in die Segeltakelage, und war rundweg abgewiesen worden. Also stand er Steuerbord an der Reling und ging hin und wieder auf und ab, sorgfältig darauf bedacht, der Mannschaft aus dem Weg zu gehen.

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