Hervé Guibert - Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat

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Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat: краткое содержание, описание и аннотация

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Freundschaften in Zeiten von HIV/Aids: Der Roman einer Epoche – wieder erhältlich!
In erschütternder Klarheit schildert «Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat» die Erfahrung einer Aids-Diagnose in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Wir folgen dem Erzähler von einem Arzttermin zum nächsten. Wir erfahren vom Fortschreiten der Krankheit, den Reaktionen der Freunde und Freundinnen und immer wieder von den Versprechen auf Heilung, an die sich der Erzähler klammert, wie von der tiefen Verzweiflung, in die ihn ihre Enttäuschung stürzt. Das Buch, 1990 bei Gallimard erschienen, löste in Frankreich einen Skandal aus. Schnell wurde Michel Foucault als der im Buch beschriebene Freund des Erzählers identifiziert, von dessen letzten Monaten der Roman parallel berichtet. Binnen kürzester Zeit wurde das Buch ein Bestseller. Guibert setzte seine Dokumentation des Lebens mit der damals sicher tödlich verlaufenden Krankheit in zahlreichen Texten fort, die vielfach erst nach seinem Tod 1991 veröffentlicht wurden. Es ist der intime, zugleich kühle wie zärtliche Ton, der bei aller ungeschönten
Brutalität die besondere Qualität dieser Texte ausmacht: Wie wenige andere Autor*innen rang Guibert mit den Möglichkeiten der Sprache, um der ganzen Spannweite des Krankseins Ausdruck zu verleihen.

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Sein Assistent , den ich am Tag seiner Beerdigung kennenlernte, wohin ich Stéphane begleitete, und den ich einige Tage darauf im Autobus wieder traf, machte mir verschiedene aufschlussreiche Mitteilungen. Man wusste noch nicht, ob Muzil sich der Art der Krankheit, die ihn umbrachte, bewusst war oder nicht. Sein Assistent versicherte mir, er sei sich jedenfalls der Unheilbarkeit dieser Krankheit bewusst gewesen. Im Lauf des Jahres ’83 nahm Muzil regelmäßig an den Sitzungen einer humanitären Organisation teil, in einer Hautklinik, deren Chefarzt jener Vereinigung angehörte, die Ärzte in die ganze Welt entsendet, je nachdem, wo sich politische oder elementare Katastrophen ereignen. In dieser Klinik wurden wegen der dermatologischen Symptome die ersten Aidsfälle behandelt, vor allem wegen des Kaposi-Sarkoms, das rote, eher bläulichrote Flecken verursacht, zunächst auf den Fußsohlen und an den Beinen, dann über den ganzen Körper bis hin zur Haut des Gesichts. Muzil hustete während dieser Versammlungen, bei denen es um die Lage in Polen nach dem Staatsstreich ging, wie ein Verrückter. Obwohl Stéphane und ich es ihm wiederholt dringend nahegelegt hatten, weigerte er sich beharrlich, einen Arzt aufzusuchen. Schließlich gab er dem Drängen des Chefarztes der Hautklinik nach, den dieser trockene, heftige, hartnäckige Husten beunruhigte. Muzil ging für einen Morgen zu Untersuchungen ins Krankenhaus, er berichtete mir, in welchem Maß, er habe es vergessen gehabt, der Körper alle Identität verliert, wenn er erst einmal in den Krankenhausbetrieb gerät, und nichts mehr von ihm bleibt als ein willenloser Fleischklumpen, der hin- und hergeschoben wird, gerade noch eine Karteinummer, ein Name, der durch die Verwaltungsmühle gedreht wird, es saugt ihm seine Geschichte und Würde aus. Man schob ihm einen Tubus durch den Mund, der seine Lungen erkunden sollte. Der Chefarzt der Hautklinik war nach diesen Untersuchungen bald in der Lage, auf die Art der Krankheit zu schließen, tat jedoch alles Nötige, um den Namen seines Patienten und Vereinskollegen zu schützen, kontrollierte den Umlauf der Krankenzettel und Untersuchungsergebnisse, die diesen berühmten Namen mit der neuen Krankheit verknüpften, fälschte und zensierte sie, damit das Geheimnis bis zum Schluss gewahrt blieb und er bis zu seinem Tod Ellenbogenfreiheit für seine Arbeit hatte, ohne die Behinderung durch ein Gerücht, auf das er würde reagieren müssen. Er beschloss, gegen das übliche Verfahren, nicht einmal Stéphane, Muzils Lebensgefährten, zu informieren, den er ein wenig kannte, um ihre Freundschaft nicht durch dieses Schreckgespenst zu beeinträchtigen. Hingegen informierte er Muzils Assistenten, damit dieser sich mehr als je dem Willen seines Meisters unterordnete und ihn bei seinen letzten philosophischen Projekten unterstützte. Der Assistent berichtete mir im Autobus, seine Unterredung mit dem Chefarzt der Hautklinik habe stattgefunden, kurz nachdem der Chefarzt und Vereinskollege Muzil das Untersuchungsergebnis mitgeteilt und erläutert hatte. Muzils Blick sei in jenem Augenblick, so hatte der Chefarzt der Hautklinik dem Assistenten erzählt, der es Monate später mir berichtete, unverwandter und schärfer gewesen denn je, mit einer Handbewegung habe er jede weitere Diskussion abgeschnitten: „Wie lange?“ habe er gefragt. Das war die einzige Frage, die ihn bewegte, um seiner Arbeit willen, er wollte sein Buch fertigstellen. Ob der Chefarzt ihm da die Natur seiner Krankheit enthüllte? Heute zweifle ich daran. Vielleicht ließ Muzil ihn nicht zu Wort kommen? Ein Jahr zuvor, während eines unserer Abendessen in seiner Küche, hatte ich ihn auf die Frage der Ehrlichkeit zwischen Arzt und Patient im Falle tödlicher Krankheiten gelenkt. Ich fürchtete, von einer nachlässig behandelten Hepatitis Leberkrebs davongetragen zu haben. Muzil hatte gesagt: „Der Arzt sagt dem Patienten nicht unvermittelt die Wahrheit, sondern bietet ihm durch eine ungefähre Darstellung die Mittel und die Freiheit, sie selbst zu erfassen, indem er ihm genauso erlaubt, nichts davon zu wissen, wenn er diese Möglichkeit im Grunde seines Herzens bevorzugt.“ Der Chefarzt der Hautklinik verschrieb Muzil höchstdosierte Antibiotika, die, indem sie den Husten unterdrückten, den fatalen Ausgang in ungewisse Zukunft verschoben. Muzil nahm die Arbeit an seinem Buch mit neuem Schwung auf, er beschloss sogar, die Vortragsreihe zu halten, die er eigentlich bis auf Weiteres hatte verschieben wollen. Weder Stéphane noch mir gegenüber erwähnte er dieses Gespräch mit dem Chefarzt der Hautklinik. Eines Tages verkündete er mir, indem er mich seltsam prüfend anblickte, er habe beschlossen, doch an seinem Blick sah ich sehr wohl, dass er mich um Rat fragte, dass der Entschluss nicht wirklich feststand, mit einer Delegation jener humanitären Organisation, die er unterstützte, ans Ende der Welt zu reisen, zu einer gefährlichen Mission, von der er, so gab er mir zu verstehen, vielleicht nicht zurückkehren würde. So wollte er am Ende der Welt jenen kleinen Ausschlupf hinter dem Bild suchen, den er für das ideale Sterbehaus erträumt hatte. Entsetzt von diesem Plan und zugleich bemüht, ihm das Ausmaß meines Entsetzens nicht zu zeigen, antwortete ich ihm leichthin, er täte besser daran, sein Buch zu vollenden. Sein Buch ohne Ende.

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Er hatte seine Sittengeschichte begonnen , bevor ich ihn kennengelernt hatte, Anfang ’77, denn mein erstes Buch, La Mort propagande , ist ungefähr im Januar 1977 erschienen, und ich hatte das Glück, auf diese Veröffentlichung hin in seinen kleinen Freundeskreis aufgenommen zu werden. Von seiner monumentalen Sittengeschichte war bereits der erste Band erschienen, ursprünglich die Einleitung zum ersten Band, die er dann aber so ausgearbeitet hatte, dass sie ein ganzes Buch für sich wurde und die Veröffentlichung des eigentlichen ersten Bandes hinausschob, welcher so zum zweiten wurde, schon zur Drucklegung bereit, als dieser Renner von Einleitung ihn überholte und schnitt, im Frühling ’76, zu jener Zeit, da ich ihn noch nicht kannte, da er für mich lediglich ein illustrer und faszinierender Nachbar war, von dem ich noch kein Buch gelesen hatte. Anlässlich des Erscheinens der Einleitung, gegen die schon so viel gehetzt worden war, da er darin eine These aufstellte, die derjenigen, welche damals die Intelligenzija beherrschte, diametral entgegengesetzt war, hatte er sich zum ersten und letzten Mal, denn später schlug er alle Einladungen aus, bereit erklärt, an einer Folge der Unterhaltungssendung für Intellektuelle, „Apostrophes“, teilzunehmen, die ich damals nicht gesehen hatte, von der aber Christine Ockrent, die Moderatorin, die Muzil allen anderen vorzog, er erwartete sogar von mir, abends, wenn ich bei ihm zum Essen eingeladen und etwas früh dran war, um den Häuserblock, in dem er wohnte, Runden zu drehen, damit er bis halb neun mit ihr allein sein konnte, in ihrer Nachrichtensendung, die er um nichts in der Welt verpasst hätte, am Abend seines Todestages im Juni 1984 einen kurzen Ausschnitt brachte. Christine Ockrent, die er oft jubelnd seinen kleinen oder großen Liebling nannte, brachte eigentlich nichts weiter als ein maßloses, nicht enden wollendes Lachen, das sie im Verlauf jener Unterhaltungssendung aufgenommen hatte, bei der man Muzil in Anzug mit Weste und Krawatte sich buchstäblich vor Lachen winden sehen konnte, in einem Moment, da man von ihm erwartete, mit päpstlichem Ernst eine der Vorschriften für jene Sittengeschichte, deren Grundlagen er unterhöhlte, zu verkünden, und dies Lachen wärmte mir das Herz in einem Augenblick, da es mir kältestarr schien, als ich bei Jules und Berthe, zu denen ich mich am Abend seines Todestages geflüchtet hatte, den Fernseher einschaltete, um einmal zu sehen, wie man in den Nachrichten den Nachruf auf ihn gestalten würde. Für mich war dies das letzte Mal, dass ich bereit war, ein bewegtes Bild von Muzil anzusehen, denn seitdem weigere ich mich, aus Angst, darunter zu leiden, mich mit irgendwelchen Vorspiegelungen seiner Anwesenheit herumzuschlagen, außer denen der Träume, und dieses Lachen, das ich unwiderruflich zum Standbild erklärt habe, bezaubert mich noch heute, wenn ich auch ein wenig eifersüchtig bin, dass aus Muzil ein so prachtvolles, so ungestümes, so leuchtendes Lachen hervorquellen konnte, zu einer Zeit kurz vor Beginn unserer Freundschaft. So wie er mit dieser neuen Arbeit die Grundlagen des Konsenses über die Sexualität über den Haufen warf, hatte er begonnen, die Wege seines eigenen Labyrinths zu untergraben. Er hatte auf der Rückseite des ersten Bandes seiner monumentalen Sittengeschichte die Titel der vier Folgebände genannt, da er den nächsten Band schon fertig verfasst und die Recherchen zu den folgenden abgeschlossen hatte. Und nun, da schon das erste Drittel des Baus, zu dem er die Pläne, die Pfeiler und das Maßwerk gezeichnet hatte, auch die Dunkelzonen und die Verbindungswege, fertiggestellt war, alles den Regeln des Systems gemäß, welches sich in den vorausgegangenen Büchern, die seinen internationalen Ruf begründeten, bewährt hatte, da wird er plötzlich von Verdruss oder gar furchtbarem Zweifel übermannt. Er unterbricht die Bauarbeiten, verwirft all seine Pläne, stoppt diese monumentale Sittengeschichte, die er schon im Vorhinein auf dem Notenpapier seiner Dialektik geordnet hatte. Zunächst gedenkt er den zweiten Band ans Ende zu verlegen, ihn jedenfalls in Wartestellung zu versetzen, um seinen Gegenstand von einem neuen Ausgangspunkt her anzugehen, den Ursprung seiner Geschichte zu verlegen und neue Forschungsmethoden zu erfinden. Von Abweg zu Abweg, da er sich auf zentrumsferne Wege ausrichtet, auf Auswüchse, die seinem ursprünglichen Plan entsprießen und nun selber eher zu ganzen Büchern als zu bloßen Abschnitten werden, verirrt er sich, verliert den Mut, zerstört, lässt liegen, baut wieder auf, pfropft erneut auf und lässt sich nach und nach von der nervösen Benommenheit des Rückzugs, der fortwährenden Versäumnis im Publizieren umfangen, Zielscheibe aller möglicher äußerst eifersüchtiger Gerüchte, er sei unfähig und verfalle geistig, oder gestehe ein, sich geirrt oder nichts zu sagen zu haben, während ihn mehr und mehr der Traum von einem unendlichen Buch lähmt, das alle irgend möglichen Fragen eröffnen würde und das durch nichts begrenzt werden könnte, das nichts anhalten könnte, es sei denn der Tod oder die Erschöpfung, das mächtigste und zerbrechlichste Buch der Welt, ein fortschreitender Schatz in der Hand, der ihn bei jedem Auffedern des Gedankens dem Abgrund nähert und von ihm wegführt, bei der mindesten Erschlaffung zum Feuer hin und wieder weg, eine der Hölle geweihte Bibel. Die Gewissheit seines baldigen Todes machte diesen Traum zunichte. Da seine Tage nun gezählt waren, machte er sich voller Klarheit an die Neuordnung seines Buchs. Im Frühling ’83 war er mit Stéphane nach Andalusien gereist. Ich wunderte mich, dass er zweit- und drittklassige Hotels gebucht hatte, er hatte diesen Sinn für Sparsamkeit, dabei fand man nach seinem Tod in seiner Wohnung etliche Schecks über mehrere zehntausend Francs, die zur Bank zu bringen er nachlässig versäumt hatte. Eigentlich erschreckte ihn Luxus geradezu. Dennoch warf er seiner Mutter Geiz vor, die ihm nichts als ein paar angestoßene Kaffeeschalen überlassen hatte, als er sie um einen kleinen Beitrag für das Landhaus bat, das er gerade gekauft hatte, er träumte davon, dort in unserer Gesellschaft arbeitsreiche Sommer zu verbringen. Am Abend vor seiner Abreise nach Andalusien bestellte mich Muzil zu sich und sagte feierlich, indem er auf zwei dickleibige, mit Papieren vollgestopfte Aktendeckel wies, die Seite an Seite auf seinem Schreibtisch lagen: „Das sind meine Manuskripte; ich bitte dich, wenn mir auf dieser Reise irgendetwas zustößt, dann komm her und vernichte sie beide, du bist der Einzige, den ich darum bitten kann, ich rechne fest damit, dass du es mir versprichst.“ Ich antwortete, dass ich unfähig sein würde, das zu tun, und daher seine Bitte ausschlüge. Muzil zeigte sich über meine Reaktion entrüstet und furchtbar enttäuscht. Er sollte seine Arbeit tatsächlich erst Monate später vollenden, nachdem er sie ein letztes Mal vollkommen über den Haufen geworfen hatte. Als er in seiner Küche zusammenbrach und Stéphane ihn leblos in einer Blutlache fand, hatte er beide Manuskripte bereits seinem Verleger ausgehändigt, begab sich aber allmorgendlich in die Bibliothèque du Chaussoir, um die Fußnoten auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.

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