Gabriele Goettle - Haupt- und Nebenwirkungen

Здесь есть возможность читать онлайн «Gabriele Goettle - Haupt- und Nebenwirkungen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Haupt- und Nebenwirkungen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Haupt- und Nebenwirkungen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Wir alle sind – auf Gedeih und Verderb – auf unser Gesundheits- und Sozialsystem angewiesen. Aber wer weiß schon genau, wie die Systeme funktionieren? Wie sie sich verändert haben? Wer begreift noch den Sinn und die Auswirkungen staatlicher Verordnungen, der »Reformen« der letzten Jahre? Ein Nachmittag bei Lobbycontrol in Berlin, ein Besuch bei dem Rentenexperten Otto Teufel, zu Gast bei einer renitenten Putzfrau – das öffnet den Blick für Zusammenhänge.
Gabriele Goettle gelingt es, in ihren Reportagen sowohl die Haupt- wie auch die Nebenwirkungen der neoliberalen Sozial- und Wirtschaftspolitik kenntlich zu machen,
die immer massiver in die Lebensumstände der Bürger eingreift. Wie massiv, begreift man mit diesem Buch. Intelligent, empathisch und mit gnadenloser Hellsicht leuchten Goettles Gespräche unsere Gegenwart und Zukunft aus. »So kann's einfach nicht weitergehen!«, sagt Susanne Neumann, Putzfrau aus Gelsenkirchen.
Und wer dieses aufregende Buch gelesen hat, wird ihr aus vollem Herzen zustimmen.

Haupt- und Nebenwirkungen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Haupt- und Nebenwirkungen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Man ist als Arzt ja den Zudringlichkeiten und Manipulationen nicht hilflos ausgeliefert. ›Mezis‹ z.B. sagt – was ich einen hervorragenden Ansatz finde – bei diesem Bestechungssystem machen wir nicht mehr mit! Aber man muss sich auch fragen, wie kommt das eigentlich. Das System ist ja nicht gestern vom Himmel gefallen. Wir haben erlaubt, dass dieses System sich in unserem Gesundheitssystem breitmachen durfte. Ärzte, Politiker, Krankenkassen. Es wurde ihm Tür und Tor geöffnet. Der Arzt ist sozusagen die leichteste Beute, er muss sein Geld verdienen, seine Patienten behandeln, und er muss sich noch regelmäßig weiterbilden nebenbei. Die gesamte Medikamentenflut ist vollkommen unübersichtlich geworden. Da ist der Pharmavertreter gern behilflich, zeigt dem Arzt die neuesten Studien, fasst alles brillant zusammen, bringt vielleicht noch einen Auszug aus einer renommierten Fachzeitschrift mit, und schon hat sozusagen eine personalisierte Weiterbildung stattgefunden. Kostenlos. In kürzester Zeit hat der Arzt den Eindruck, er ist absolut up to date.

Aber was der Vertreter bringt und erzählt, ist natürlich mit einem Rattenschwanz von Interessen versehen, die Studien sind möglicherweise mitfinanziert worden von seinem Unternehmen, das dieses Medikament auf den Markt bringen möchte. In so einer Studie kann man ja viel manipulieren. Auch welche Berechnungen man anstellt ist entscheidend, ob’s ein absolutes Risiko oder ein relatives Risiko ist usw. Es ist wichtig zu zeigen, dass so was überhaupt existiert, dass Unternehmen Studien als ›wissenschaftlich‹ präsentieren, sie von hochkarätigen Autoren verfassen lassen und in wissenschaftlich hochkarätigen Zeitschriften präsentieren können, obwohl es sich in Wahrheit nur um Mauscheleien handelt. Das muss beendet werden, es muss Transparenz geschaffen werden. Vielleicht müssen wir auch darüber nachdenken, wir als Ärzte, uns nicht mehr alles vormachen und alles bezahlen zu lassen. Auch nicht die ärztliche Fortbildung. Dazu muss man wissen, Ärzte müssen eine kontinuierliche Fortbildung nachweisen in Form von Punkten. Die Fortbildungspflicht hat erfüllt, wer innerhalb von fünf Jahren 250 Fortbildungspunkte erworben hat. Die Zertifizierung der Fortbildungsveranstaltungen mit dem Recht zur Punktevergabe ist Sache der Ärztekammern. Auch die Pharmaindustrie lässt sich ihre Fortbildungsveranstaltungen zertifizieren, und viele Mediziner nutzen das Angebot und lassen sich ihre Fortbildung von ihr finanzieren.

Das ist der Punkt. Wir müssen einfach einen Unterschied machen zwischen Pharmaveranstaltungen und Fortbildung. Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass Ärzte anderen Ärzten Fortbildung anbieten. Das ist so der Schritt, den wir jetzt gegangen sind. Der erste von einer größeren Reihe, indem wir unser Seminarthema auch für Kollegen angeboten haben. Ende Januar 2013 haben wir ein Wochenendseminar mit dem Titel ›Advert Retard® – Industrielle Interessen, ärztliche Berufspraxis & rationale Arzneimitteltherapie‹ für Ärztinnen und Ärzte veranstaltet. Es kamen fast vierzig! Wir haben ein etwas lockeres Motto gewählt: »Alle Ärztinnen und Ärzte sind durch die Pharmaindustrie beeinflusst – nur ich nicht!« Der Satz ist aus einer Studie, die hatte sich mal damit befasst. Ärzte wurden gefragt: Wer von euch glaubt, dass Ärzte beeinflusst sind durch die Pharmaindustrie? ALLE glauben das. Und wenn man aber fragt: Wer von EUCH ist beeinflusst? … ICH ja nicht! Das ist so der Einstieg ins Wochenendseminar gewesen.

Das Seminar bietet den Ärztinnen und Ärzten Vorträge zum Thema von verschiedenen sehr guten Experten, wie z.B. dem Pharmakologen Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen, er war viele Jahre Vorstand der Arzneimittelkommission, ist seit 2011 Expertenbeirat für Arzneimittel von Stiftung Warentest. Und er ist auch in der Redaktion von Gute Pillen – Schlechte Pillen , der unabhängigen Zeitschrift für medizinische Laien. Von ihm stammt der Satz: ›Die Naivität der Mediziner gegenüber der Industrie ist erschreckend.‹ Jedenfalls, wir hatten geballtes Expertenwissen, haben effiziente Strategien vorgestellt, um schnell und zuverlässig an unabhängige Informationen über rationale Arzneimitteltherapie zu kommen, und es gab angeregte Diskussionen über mehr Transparenz und darüber, wie man immun wird gegen die Einflüsse der Pharmaindustrie. Und es gab sogar echte Fortbildungspunkte.

Sehen Sie, es geht doch!! Wir haben, um das alles organisieren zu können, auch einen Verein gegründet: CMI, Certified Medical Independence (zertifizierte medizinische Unabhängigkeit), bei der Ärztekammer mussten wir ja unseren Antrag stellen, und das haben die problemlos akzeptiert. Alle Teilnehmer des Seminars bekamen von uns ein Zertifikat am Ende. Das können sie sich in die Praxis reinhängen und damit darauf hinweisen, ich bin ein unabhängiger Arzt oder Ärztin. Daran können auch die Patienten sehen, dass ihr Arzt sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzt. Man könnte natürlich weiter gehen und sagen: Wir gucken mal und stellen ein weiteres Zertifikat aus, nämlich für die Ärzte, die die Arzneiverordnung der Arzneimittelkommission zur Grundlage nehmen für ihre Therapie. Denn viele Ärzte gucken nur, was ihnen ihr Computerprogramm vorschlägt, das ihnen gesponsert wurde von Hoechst, ratiopharm, Bayer oder Roche.

Wir wissen, wir haben einen schweren Weg vor uns, denn die Problematik ist vielschichtig. Viele Ärzte unterschätzen sie, viele nutzen das Angebot der Industrie. Mehr und mehr sind allerdings auch schon kritischer eingestellt als früher. Aber manches bemerkt man auch kaum, ich denke, es ist wie bei einem Initiationsritual. Schon wenn sie im Studium ihre ersten Praktika auf Station machen, dann sehen sie überall, wohin sie auch kommen, die Rote Liste stehen. Das ist für Studierende sozusagen die Bibel der Medikamente. Heute gibt’s das auch fürs Smartphone und für den Hausarzt zum Einbinden in die Praxissoftware. Die Präparate sind u.a. nach Indikations- und Wirkstoffgruppen geordnet und gelten als unverzichtbar für die Verordnungstätigkeit des Arztes. Dass es aber ein von der Pharmaindustrie gesponsertes Kompendium ist, das erzählt den Studenten keiner. Alle sind dankbar für dieses nützliche Hilfsmittel. Die Studenten werden im Studium damit groß, dass auf jedem Kugelschreiber, jedem Block, jedem Kalender und jeder Computermaus ein Firmenname steht. Das ist für sie total normal. Sie wachsen da rein, bekommen dann schon auch mal eine Einladung zu einer Veranstaltung in die USA, wo sie was präsentieren, und dann macht man ein Projekt zusammen. Super! Total sympathisch, der Vertreter. Es gibt kaum noch Fortbildung, die nicht bezahlt wird von der Industrie. Und wenn sie Studierende fragen, selbst die Abschlusspartys werden gesponsert, z.B. von großen Versicherungsunternehmen. Das ist alles total normal, warum soll man es hinterfragen?!

Es gab ja mal das Projekt ›Positivliste‹, darüber haben wir beim Wochenendseminar auch gesprochen, im Zusammenhang mit der Roten Liste. Diese Positivliste für Arzneimittel sollte Medikamente enthalten, die von nachweislich hohem therapeutischen Nutzen sind, kostengünstig, und von den gesetzlichen Krankenkassen getragen werden. Das Projekt ist dann aber damals in den 90er Jahren – zumindest nach Aussage von Prof. Ludwig von der Arzneimittelkommission – durch die rot-grüne Regierung abgeschmettert worden. Es ist, glaube ich, insgesamt drei Mal gescheitert im Lauf der Zeit.« ( Die meisten EU-Mitgliedsländer, wie Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal u. Schweden, verfügen schon lange über eine Positivliste. Anm. G.G. ) »In Deutschland sind etwa 20.000 verschreibungspflichtige Medikamente auf dem Markt, viele davon sind überflüssig. Wir brauchen einfach eine Positivliste, die festlegt, welche Arzneimittel wirklich nützlich sind und für eine gute medizinische Versorgung ausreichen. Ich persönlich glaube, das alles ist politisch so gewollt. Die Politik hätte ja z.B. die Möglichkeit, uns unabhängige Wissenschaftler zu finanzieren, Experten, auf die wir uns verlassen können. Die an nichts mitgewirkt haben, ihre kritische Unabhängigkeit sich erhalten konnten. Man hat mal Hochschulprofessoren deshalb verbeamtet, damit sie loyal sind und unabhängige Wissenschaft vorantreiben. Heute ist es so, dass die Universitäten wegen Unterfinanzierung zur ›Drittmitteleinwerbung‹ gezwungen werden und von privaten Geldgebern abhängig sind.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Haupt- und Nebenwirkungen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Haupt- und Nebenwirkungen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Haupt- und Nebenwirkungen»

Обсуждение, отзывы о книге «Haupt- und Nebenwirkungen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x