»Bin gleich zurück –«
Die prägnante Antwort ihrer Schwester schnitt Orlando das Wort ab. »Du kannst nicht hier reinschlendern, ganz ernst klingen und mich im Dunkeln lassen, Santi. Ihr Kerle könnt diese Unterhaltung genau hier haben. Ich bin die Königin und ich werde aus nichts außen vor gelassen«, verlangte Elsie.
»Es ist nicht so, dass wir dich außen vor lassen wollen, Chiquita . Das ist eine offizielle Polizeiangelegenheit und es gibt keinen Bedarf, dass du dir unnötigerweise über Dinge Sorgen machst«, erwiderte Santiago.
»Wenn es um das Tehrex Reich geht, dann ist es meine Angelegenheit«, spöttelte Elsie und stand auf, ihre Hände auf ihre Hüften gestemmt.
Cailyns Brust schwoll vor Stolz auf ihre kleine Schwester an. Sie hatte ihre Berufung gefunden, bot solch grimmigen Kriegern die Stirn.
Orlando gluckste: »Sie hat dich belehrt, Bro . Geht es hier um mehr Skirm-Angriffe auf Frauen?«
»Ja, und es gab einen weiteren«, übermittelte Santiago, während er Elsie düster anschaute, »und das neueste Opfer war ein Mitglied von SOVA.«
Elsies Keuchen erschallte laut im Zimmer. Cailyn hatte keine Ahnung, worüber sie sprachen, aber es bestürzte ihre Schwester deutlich.
»Was? O mein Gott. Wie war ihr Name? Bitte sag mir, dass es nicht Mack war«, drängte Elsie.
»Wer ist Mack und was ist SOVA?«, warf Cailyn ein. Diese Unterhaltung war ihr fremd.
»Mack ist die Anführerin einer Gruppe, die sich Survivors of Vampire Attacks , also Überlebende von Vampirangriffen, oder kurz SOVA nennt. Sie halten das, was sie jagen, für Vampire, es sind aber in Wirklichkeit Skirm. Wer war dieses Opfer, Santi?«, befragte Elsie den glatzköpfigen Krieger.
»Das Opfer hatte keinen Ausweis bei sich. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass sie dunkles Haar hatte, eins siebenundsechzig groß war und eine SOVA Lederjacke trug«, sagte Santiago.
»War ihr Haar schwarz? Und kurz? Hatte sie Tattoo-Sleeves?« Die fieberhaften Fragen ihrer Schwester ließen Cailyns Adrenalin pumpen.
»Nein, ihre Haare waren dunkelbraun und sie hatte keine Tinte«, erwiderte Santi.
»Dann war es nicht Mackendra, Gott sei Dank. Ellen hat dunkelbraunes Haar, aber ich habe seit einer Weile keinen Kontakt. O, du hast erwähnt, dass es mehr Angriffe auf Frauen gab. Hat es in letzter Zeit einen Anstieg gegeben? Was sind die Opferprofile?«, fragte Elsie.
Cailyn war beeindruckt davon, wie ihre Schwester die Kontrolle übernahm und mit Selbstvertrauen geradewegs in dieses Thema eintauchte. Wie eine Königin.
»Es gab einen ausgeprägten Anstieg weiblicher Opfer und vermissten Frauen seit deiner Entführung, El. Sie kommen aus verschiedenen sozialen Schichten und passen zu keinerlei Profil. Es gab Blonde, Brünette und Rothaarige. Sie waren überall von arm bis stinkreich. Es gibt für die Angriffe kein klares Muster, was frustrierend ist, weil wir nicht wissen, auf welche Gebiete wir abzielen sollen«, erklärte Orlando.
Ein Prickeln lief an Cailyns Wirbelsäure herunter, als sie begriff, dass sie und Jessie ebenfalls Opfer gewesen waren, als sie angegriffen und beinahe umgebracht wurden. Dieser Abschaum, der ihnen das angetan hat, hatte reichlich Zeit, um ihre Genicke zu brechen, aber tat es nicht. Ihr Magen verdrehte sich, als sie bedachte, dass der Dämon und Fae mehr für sie und Jessie geplant hatten. Sie war dankbar, dass Zander die Vorsichtsmaßnahme ergriffen hatte und ihr seine Dark Warrior folgen lassen hatte, weil sie rechtezeitig bei ihnen ankamen.
»Der Lieutenant ist in Aufruhr wegen diesem letzten Opfer, denkt, dass es eine verrückte Bürgerwehr ist, die versucht Rache für die Opfer der ›Twikills‹ zu ernten. Du warst ein Teil von ihnen, Elsie. Sag Mackendra, dass SOVA mit dem aufhören muss, was sie tun. Sie gehen zu viele Risiken mit ihren Leben ein und jetzt will der Lieutenant ihre Köpfe. Keiner von uns will, dass deinen Freunden irgendetwas geschieht«, fügte Santiago hinzu.
Ihre Schwester hatte nie erwähnt, dass sie Teil einer Bürgerwehr war. Was er andeutete, war verrückt.
»Wovon spricht er, El? Warst du ein Teil dieser Gruppe?«, fragte Cailyn und begegnete dem Blick ihrer Schwester.
Sie beobachtete, wie sich Else wand und herumfummelte. Augenscheinlich war sie nicht die Einzige, die Geheimnisse wahrte.
»Ja, ich habe mich angeschlossen, nachdem Dalton umgebracht wurde«, sagte Elsie und wandte sich wieder an Santiago. »Mackendra wird das überhaupt nicht gefallen, Santi. Ich kann sie anrufen und ein Treffen ansetzen, aber ich kann euch jetzt gleich sagen, dass sie den Laden nicht schließen wird. Sie hat das Gefühl, dass es ihre Berufung ist Vampire zu jagen. Ihr Schmerz sitzt tief …« Elsies Stimme verstummte langsam und das Zimmer versank in Stille.
»Was ist los, El?«, fragte Orlando, kreuzte an ihre Seite.
»Ich erhalte kurze Blicke auf zahlreichen Frauen, menschlich und vom Reich. Sie sind eingesperrt und schmutzig. Manche von ihnen sind nackt und mit Blut bedeckt. Ich kann deren Gesichter nicht sehen, aber sie werden von den Dämonen gefoltert«, stöhnte Elsie und packte ihren Kopf.
Stimmen zu hören war schwer genug, aber die Bilder zu haben, die Elsie beschrieb, würde Cailyn wochenlang Alpträume bescheren. Sie bewegte ihre Finger langsam über die Decke und drückte leicht das Bein ihrer Schwester, bot Zusicherung, während Elsie fortfuhr.
»Ich weiß nicht, wo sie sind, aber ich kann spüren, dass sie wichtig fürs Reich sind. Gibt es irgendeine Weise, auf welche die Dämonen in der Lage wären festzustellen, ob diese Frauen Gefährtinnen sind? Ich weiß, dass die Male typischerweise nicht bis nach dem Sex mit deinem Schicksalsgefährten erscheinen, aber gibt es einen anderen Weg?«
»Fuck. Gefangene Frauen sind so circa die schlechtesten Neuigkeiten, die wir bekommen konnten. Um deine Frage zu beantworten, ich habe keine Ahnung, ob es einen Weg gibt, wie die Dämonen Schicksalsgefährten identifizieren können. Zander und Jace müssen zurückkehren. Wir müssen eine Besprechung abhalten«, sagte Santiago und fluchte gründlich.
Bei der Erwähnung von Jace dachte Cailyn an den Tag zurück, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Ein Feuer wurde entzündet und brannte ungehindert durch ihren Körper. Es loderte so heiß, dass sie es nicht löschen konnte. Ihre Anziehung zum Zauberer war atomar und ließ ihr Herz in ihrer Brust rasen.
Sie fühlte sich zerrissen dazwischen, sich mit John zu versöhnen und Jace nachzustellen. Sie liebte ihr Leben in San Francisco. Ihren Job, ihr Zuhause und John. Jedwedes mit Jace bedeutete alles davon aufzugeben. Es wäre es wert , flüsterte eine heimtückische Stimme.
Sie malte sich seine Lippen aus und wie sie diese küssen, dann seinen Körper erkunden wollte. Seine schlanke, muskulöse Gestalt entzündete ihre Erregung so intensiv, dass sie sich danach sehnte, genommen zu werden. Ihr Liebesspiel würde sie zu Asche verbrennen.
Mit diesem Gedanken plagte sie Unsicherheit. War sie für Jace hübsch genug? Sie hat die Frau gesehen, bei der er im Club war. Sie war das Gegenteil von Cailyn. Groß und mager mit einem perfekten Körper. Cailyn trug zusätzliche fünf Kilos, was nur zu ihrer Unsicherheit beitrug. Sie hasste es, dass sie von Zweifel und Unsicherheit erfüllt war.
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* * *
In der Sekunde, in der Jace das Gelände betrat, tanzten sinnliche Ranken von Zimt in seine Nase. Cailyn war erregt. Aus irgendeinem verrückten Grund hoffte er, dass sie an ihn dachte. Sein Schwanz zuckte begierig bei dieser Vorstellung. Er legte eine Hand über seinen aufgewühlten Bauch und schloss seine Augen, atmete tief ein.
Göttin, er wollte diese Frau. Hatte niemals in seinem ganzen Leben eine mehr gewollt. Die Intensität seines Verlangens ließ ihn erneut hinterfragen, ob sie seine Schicksalsgefährtin sein könnte.
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