Daran sollte man sich aber erst herantrauen, wenn das Pferd das Prinzip Clickertraining verstanden hat und sicher weiß, dass es für jede gut bewältigte Anforderung am Ende gelobt und belohnt wird.
Statt eines Clickers kann auch immer ein bestimmtes Wort als Sekundärverstärker eingesetzt werden. Das Wort hat den Vorteil, dass man nichts zusätzlich in der Hand hat. Es hat den Nachteil, dass es je nach Stimmung nicht immer gleich klingt und man oft mit dem Wort langsamer ist als mit dem Geräusch.
Versuche haben gezeigt, dass bei einem Geräusch als Sekundärverstärker deutlich weniger Wiederholungen nötig sind, als wenn man dazu ein Wort benutzt. Worte erreichen das Pferd über einen anderen Teil des Gehirns als Geräusche. Man kann sich das gut vorstellen, wenn man die Wirkung einer Hupe mit gesprochenen Worten vergleicht. Bei einer Hupe springt man zur Seite, ohne nachzudenken. Hört man ein Wort als Warnung, muss man meist erst kurz nachdenken, bevor man reagiert.
Hier noch einmal die für das Clickertraining verwendeten Begriffe im Überblick:
• Positive Verstärkung: Zeigt das Pferd das gewünschte Verhalten, wird gelobt und belohnt.
• Primärverstärker: Wird ohne Training direkt als angenehm verstanden, beispielsweise Futter.
• Sekundärverstärker: Kündigt den Primärverstärker an, wird erst nach der Konditionierung verstanden.
• Überbrückungssignal: Verlängert die Zeitspanne von Sekundärverstärker bis zur Belohnung. Man könnte den Sekundärverstärker mit einem Überbrückungssignal gleichsetzen.
• Keep going: Beim Topfschlagen würde man „warm“ sagen.
• Klassische Konditionierung: Einem bestimmten Geräusch oder Wort folgt immer eine Belohnung, beispielsweise Futter.
• Operante Konditionierung: Um Clicker und Futter auszulösen, muss erst eine bestimmte Bedingung erfüllt werden.
Geeignet sind kurze, am besten sogar einsilbige, unverwechselbare Worte, die man sonst nicht zu dem Pferd sagt. Beispiele für Lobworte sind „Top“, „Bon“, „Toll“, „Klasse“ oder „Super“. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hat man mehrere Tiere, sollte jedes am besten ein anderes Lobwort haben, dann gibt es keine Missverständnisse, wenn man mit mehreren Tieren gleichzeitig übt. Das Wort sollte dann auf keinen Fall zu dem Pferd gesagt werden, wenn man es gerade nicht belohnen will. Das käme einem gebrochenen Versprechen gleich.
Oft wird auch nur das Nachlassen des Drucks als Belohnung eingesetzt. Das nennt man negative Verstärkung. Negativ, weil etwas weggelassen wird, Verstärkung, weil das momentane Verhalten dadurch verstärkt werden soll. Ein Prinzip, das beim Reiten sehr gebräuchlich ist. Weicht das Pferd einem Schenkeldruck, sollte dieser nachlassen.
Die Motivation des Pferdes kann allerdings durch positive Verstärkung deutlich erhöht werden. Beim Reiten wird man immer eine Mischung aus positiver und negativer Verstärkung nach dieser Definition anwenden. Wichtig ist, keinesfalls mit Strafe zu arbeiten. Wenn das Pferd Angst bekommt, lernt es schlechter. Der Spruch „Angst ist ein schlechter Lehrmeister“ ist nur allzu wahr − sowohl für Menschen als auch für Tiere. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich ausreichend belegt.
Inzwischen gibt es sehr viele verschiedene Modelle auf dem Markt. Für mich bewährt hat sich eine eher starre Ausführung. Sie lässt sich präzise weiter vorn oder hinten am Hals anlegen und wirkt dadurch genau ein. Es gibt auch Modelle aus Baumwolle, die mehr wie ein Strick aussehen. Sie fühlen sich zwar gut an, sind aber meist nicht formstabil genug, um mit ihnen präzise einwirken zu können. Daher sind sie nicht so gut geeignet.
Hier sieht man sehr gut, wie der starre Halsring seine Form hält.
Welchen Sattel man bevorzugt, hängt viel vom persönlichen Geschmack ab. Letztlich sollte der Sattel zum Reitstil passen und so ein harmonisches Gesamtbild abgeben. Ich reite viel mit baumlosen Sätteln oder Sätteln mit einem flexiblen Baum. Dann ist die Übertragung des Sitzes auf das Pferd sehr deutlich. Es übertragen sich eventuelle Fehler allerdings genauso gut. Daran sollte man aber sowieso vor dem Einsatz eines Halsrings arbeiten.
Ein Fellsattel lässt eine sehr feine Einwirkung des Reiters zu. Und man spürt die Bewegungen des Pferdes besonders gut. Fellsättel trainieren sehr genau das Gleichgewicht des Reiters. Da ich hinsichtlich der Druckverteilung bei einem Fellsattel eher skeptisch war, haben wir das mit der sogenannten dynamischen Satteldruckanalyse gemessen. Die Ergebnisse waren überraschend gut: Es gibt keine Druckspitzen. Offenbar kann ein Reiter keinen extremen Druck nur an einer Stelle ausüben. Ich benutze die Fellsättel allerdings nur ohne Steigbügel, weil die Druckverteilung mit Bügeln nicht so günstig ist. Sie ist dann zu punktuell im Bereich der Bügelaufhängung. Außerdem vermitteln die Bügel ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Tritt man zu stark in einen Bügel, rutscht der Sattel leicht auf diese Seite. Seine Balance sollte der Reiter unabhängig von den Bügeln halten können.
Es sind verschiedene Clicker auf dem Markt. Das ist auch gut so. Man kann sich den aussuchen, der einem am besten gefällt. Hat man mehrere Tiere, die mit einem Clicker trainiert werden, sollte jedes Tier einen eigenen Clicker haben. Sie klingen verschieden, und so kann jedes Tier erkennen, wann es gemeint ist. Manche Tiere mögen lieber einen leisen Clicker und erschrecken sogar, wenn er zu laut ist. Auch darauf sollte Rücksicht genommen werden. Man sagt, dass die Tiere auch einzelne Clicker derselben Bauart unterscheiden können. Aber man muss es ja nicht zu schwierig machen.
Ein Clicker ist mehr als ein Ausrüstungsgegenstand. Es steckt eine ganze Trainingsmethode dahinter, der in diesem Buch ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, nie ohne Leckerlis aufzusteigen. Es wird immer Momente geben, in denen man sein Pferd loben und belohnen möchte. Das beginnt schon beim Aufsteigen. Nachdem das Pferd ruhig stehen geblieben ist, wird es gelobt und belohnt. Das ist ein positiver Start für das Reiten, auf den ich viel Wert lege. Mit der Zeit wird ein Pferd überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen, anzutreten, bevor es für das Stehenbleiben eine Belohnung gab. Das ist eine schöne Garantie für ganz entspanntes Aufsteigen.
Als Leckerli eignet sich vieles. Es müssen nicht unbedingt die handelsüblichen Belohnungen sein. Wenn doch, sollten sie nicht zu groß sein oder durchgebrochen werden. Darf das Pferd aufgrund von Stoffwechselproblemen nicht alles fressen, sind oft auch Heucobs, die nicht eingeweicht werden müssen, eine gute Lösung. Sonst ist alles erlaubt, was das Pferd gern mag.
Der Fellsattel vermittelt ein sehr direktes Gefühl vom Pferd.
Die Gerte ist ein gutes Hilfsmittel, um an einer bestimmten Stelle gezielt eine Touchierhilfe geben zu können. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass das Pferd die Gerte ganz selbstverständlich als Hilfe annimmt. Bei einigen zirzensischen Lektionen ist sie ein sehr wertvolles Verständigungsmittel.
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