Nathalie Azoulai - Die Zuschauer

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27. November 1967 – kurz nach dem Ende des Sechstagekriegs schaut eine jüdische Exil-Familie in Paris die TV-Übertragung der berühmt gewordenen Pressekonferenz von General de Gaulle, in der er die Juden als ein «Elitevolk, herrschbegierig und selbstbewusst» bezeichnet: Fassungslosigkeit breitet sich bei den Eltern aus, die Jahre zuvor über Nacht den Orient hatten verlassen müssen.
Nathalie Azoulai kreiert um dieses schockierende Schlüsselerlebnis einen fein gewobenen Text, der mit seinen schillernden Erzählfäden der Textur jenes dunkel leuchtenden Etuikleides gleicht, das die Mutter ihre Nachbarin Maria zu nähen beauftragt – scheint ihr doch nichts wichtiger zu sein, als in die nachgeschneiderten Kleider der großen Hollywood-Filmdiven schlüpfen zu können, wie in deren glänzende, von Leidenschaft und Stolz geprägte Rollen.
Ihr dreizehnjähriger von Sprachen besessener Sohn jedoch, der de Gaulle bislang als Held verehrte und unter seinem Bett Berichte über ihn gesammelt hat, beginnt den «Retter Frankreichs» zu hinterfragen, denn er spürt, dass etwas ins Wanken geraten ist. Immer wieder befragt er seine Mutter nach dem Grund ihres Exils, nach dem Moment, da sie wusste, dass sie ihr Land verlassen muss, erhält aber nur schemenhafte Erinnerungsfetzen zur Antwort. Bis er eines Nachts mithören wird, wie sie Maria von ihrer Vergangenheit erzählt …
In «Die Zuschauer» verknüpft Nathalie Azoulai Momente unerfüllter Leidenschaft und gut gehüteter Geheimnisse mit der magischen Illusionsmaschine Hollywoods und dem unbedingten Wahrheitsanspruch eines Kindes zu einer schillernden Erzählung über Identität und Exil.

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Nathalie Azoulai

Die Zuschauer

Roman

Aus dem Französischen

übersetzt von Paul Sourzac

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Les Spectateurs POL Paris - фото 1

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Les Spectateurs, P.O.L., Paris 2018.

Erste Auflage

© 2020 by Secession Verlag, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Übersetzung: Paul Sourzac

Lektorat: Tanja Ruzicska, Christian Ruzicska

Korrektorat: Peter Natter

www.secession-verlag.com

Gestaltung und Satz:

Julie Heumüller, p98a, Berlin und Marco Stölk, Berlin

ISBN 978-3-966390-20-0

eISBN 978-3-966390-21-7

Die Arbeit am vorliegenden Text wurde mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds gefördert.

An meine Mutter

Fern, fern geht die Weltgeschichte vor sich,

die Weltgeschichte deiner Seele.

FRANZ KAFKA, Fragmente aus Heften und losen Blättern , 1922

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INHALT

Kapitel I I

Kapitel II

Kapitel III

EPILOG

ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS

I

Man beobachtet sie wie einen Schmetterling, der sich eben erst auf eine Blume gesetzt hat. Alles hält den Atem an, man wartet, dass sie einen Schritt macht, einen ganz kleinen, einen einzigen Schritt. Die drei stehen im Kreis um sie, verharren reglos. Sie blickt nur ihn an. Setzt einen Fuß vor den anderen, doch noch bevor die Ferse den Boden berührt, knickt ihr rechtes Bein ein. Sie versucht, es erneut zu strecken, spannt den Fuß an, aber die Kraft, die sie aufbringt, reicht nicht bis zum Oberschenkel, und das ganze Bein gibt nach. Sie plumpst auf den Po zurück. Ihre Eltern seufzen, schütteln den Kopf, wenden sich ab.

Er nicht.

Er applaudiert ihr, lächelt sie an. Er ermutigt sie, wieder aufzustehen, streckt ihr die Hand entgegen, sagt, komm, nochmal, aber sie nimmt seine Hand nicht. Sie bleibt einige Sekunden im Schneidersitz, dann schwenkt ihr rechtes Bein nach innen, trifft aufs linke und verkeilt sich mit diesem, doch ihr Oberkörper bleibt kerzengerade. Wackelig, in fragilem Gleichgewicht, ist sie drauf und dran, auf die linke Seite zu kippen. Und so geschieht es, sie kippt.

Seine Mutter ist zur Stelle, kniet sich hin, richtet sie auf, dreht das rechte Bein nach außen, doch sobald sie die Hand zurückzieht, rotiert es wieder nach innen. Sie beginnt von vorn, das Bein auch. Ein hektisches Tauziehen setzt ein zwischen der Hand seiner Mutter und dem Knie seiner Schwester. Hör auf, meine Amazone zu ärgern!, sagt er, während er sich ganz dicht an sie schmiegt, direkt über dem Boden, so nah, dass seine Worte vom dicken Teppich geschluckt werden, so wie alles, was er ausspricht, wenn er nicht wirklich – oder nur von ihr – gehört werden will. Dieser Teppich birgt ihre Geheimnisse. Würde er stark genug geschüttelt, gäbe er sie vielleicht preis. Doch zum Glück versucht das niemand.

Er weiß, dass seine Mutter allein schon bei dem Namen Amazone Kinobilder vor sich sieht, Reifröcke an Pferdeflanken. Für einen Augenblick erstrahlt ihr Gesicht, sanft und wohlwollend wie sein eigenes. Dieser Vergleich gefällt ihr besser als der andere, den er manchmal bemüht, wenn er seine Schwester ein Stehaufmännchen nennt.

Sie hat es fast geschafft, sagt er.

Der Arzt sagt, sie soll nicht mehr aufstehen, antwortet sie.

Seid still!, es fängt gleich an, sagt sein Vater.

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Am 27. November 1967, um 15 Uhr, gibt General de Gaulle, Präsident der Französischen Republik, eine Pressekonferenz. Die Veranstaltung dauert eineinhalb Stunden. Sie findet im Festsaal des Élysée-Palastes vor versammelten Journalisten statt, Männern in Anzug und Krawatte, wenigen Frauen mit Wasserwellen. Als hätten sich alle zu einem Tanztee eingefunden. Die Konferenz wird im Fernsehen und im Radio live übertragen. Zuerst geht es um England, das Pfund Sterling und den Gemeinsamen Markt. Um Zollschranken und Agrarreformen.

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Ein Jahr zuvor will sein Vater einen Fernsehapparat kaufen, um die Geburt seiner Schwester zu feiern. Seine Mutter protestiert, spricht von leichtfertigen Ausgaben, im Wert eines Autos, trauert den großen Leinwänden des Kinos nach. Die ganze Fahrt über wiederholt sie, das Kino sei billiger und größer. Das Fernsehen verändert alles, entgegnet sein Vater. Angeblich sollen die Bilder sogar bald in Farbe sein. Wie aus der Pistole geschossen sagt sie, Becky Sharp, Jahrmarkt der Eitelkeiten , der erste Film in Technicolor, 1935. Mit Miriam Hopkins, erinnerst du dich an sie? Eine außergewöhnliche Schauspielerin, ihre Paillettenkleider, ihr platinblondes Haar, übrigens schöner in Schwarzweiß als in Farbe, in Becky Sharp war ihr Haar zu gelb, während es vorher wie Phosphor leuchtete. Bette Davis’ große Rivalin, ergänzt sie, aber sein Vater hört ihr nicht mehr zu. Er hält ihr nur die Tür auf, lässt sie als Erste das Geschäft betreten, doch gleich im Mittelgang beschleunigt er seinen Schritt und überholt sie.

Er zögert, weiß nicht, ob er mit ihm beschleunigen oder langsamer gehen soll, um den Erzählungen seiner schwangeren Mutter zu lauschen, die in ein blassrosa Kleid gezwängt ist, so eng, dass ihr Bauchnabel sich abzeichnet, wie eine Brustwarze unter dem Jersey drückt. Was für eine Hitze!, seufzt sie. Maria kann einfach keine Umstandskleidung nähen. Doch er ahnt, dass nur sie für dieses zu knappe Kleid verantwortlich ist und selbst einen Monat vor der Entbindung nicht verzichten kann auf Kräuselfalten, Abnäher und Gürtel, die die Taille betonen.

Sie warten im Elektrowarengeschäft. Hier haben sie auch den Kühlschrank gekauft, das Transistorradio, jedes Mal mit diesem grandiosen Gefühl, die Spitze des Fortschritts zu erreichen, sich wie die Amerikaner auszustatten. Seine Mutter schaut weniger auf die Geräte als auf die anderen Jungen in seinem Alter, die zwischen den Abteilungen umherschlendern. Er weiß, dass sie ihn vergleicht, wo immer sie sich aufhält, dass sie prüfen will, ob er wie seine Altersgenossen ist oder anders. Nur durch sein Haar unterscheidet er sich, krause Locken, die sich über seinem Schädel kringeln, den sie für gewöhnlich ganz kurz scheren lässt, bevor sich wieder neue bilden können. Wenn sie von Weitem wähnt, er habe ebenso geschmeidiges, seidenweiches Haar wie die anderen, Strähnen, in denen kein Kamm je hängenbleibt, muss er nur näherkommen, und schon zerstört, was sie nachwachsen sieht, ihre Illusion. Da er bemerkt, wie sich ihr Blick verhärtet, hört er ihre Stimme bereits am Telefon, wie sie den nächsten Friseurtermin vereinbart und seufzend klagt, Sie sagen es, ja, schon wieder …

Er streicht über die gewölbten Bildschirme, die Knöpfe, die Metallrillen. Sein Vater ermahnt ihn mehrmals, nichts anzufassen. Er tut, als würde er gehorchen, lässt seine Finger aber trotzdem die Bildschirmflächen berühren. Seine Mutter bewegt sich nicht. Ihr Bauch ist ungleich gewölbter als alle Bildschirme. Und plötzlich werden die Apparate ringsum zu ebenso graviden Kreaturen, beauftragt, neues Leben zu liefern. Er wiederholt, abseits von ihnen im Gang, leise das Wort »gravid« – gravide . Er hat es kürzlich erst im Sachkundeunterricht gelernt, hat es sofort gemocht, es in das Heft notiert und unterstrichen, in das er ihm noch unbekannte Wörter schreibt, bevor er sie zu Hause einweiht: Jedes Mal blicken seine Eltern erst ihn, dann sich an, entzückt, dass ihr Sohn Frankreichs Französisch so gut beherrscht. Seine Mutter fragt bisweilen nach der Bedeutung eines neuen Wortes, sein Vater im Grunde nie. Während seine Mutter über der von ihm gegebenen Definition den Kopf wiegt, starrt sein Vater ihn ungerührt an. Mehr braucht er nicht, um die Rolle zu ermessen, die ihm zukommt, den Wert des Vertrags, dessen Gegenstand er ist: Er soll die Lösung ihres Problems sein.

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