… ist die Piaffe auch ohne Zäumung möglich.
Außerdem ist es sehr hilfreich, wenn sich das Pferd immer am losen Zügel reiten lassen würde, ohne wegrennen zu wollen
Wenn das Pferd leicht nervös ist, kann aber ein Halsring auch dabei helfen, das Pferd ein wenig zu entspannen.
Ein ähnliches Prinzip wendet Linda Tellington-Jones bei der Verwendung eines Balancezügels an. Auch dieser Zügel wird um den Hals des Pferdes gelegt und wirkt dort mit leichtem Druck wie der Halsring. Pferde fühlen sich oft umso wohler, je weniger man auf ihren Kopf einwirkt.
Sicherheit geht trotzdem immer vor. Auf eine Zäumung sollte erst verzichtet werden, wenn man sich den Reaktionen des Pferdes schon sehr sicher ist.
Ein zusätzliches Paar Zügel, die schnell aufgenommen werden könnten, lassen den Reiter häufig doch entspannter und dadurch besser mit der Situation umgehen. Das ist die sichere Variante.
Für das Reiten mit Halsring ist die Kooperationsbereitschaft des Pferdes sehr wichtig. Entscheidend dafür sind die Möglichkeiten des Reiters, sich verständlich zu machen. Das Pferd muss verstehen können, was von ihm erwartet wird. Ich will es nicht zu einer Lektion zwingen − was mit dem Halsring auch nicht möglich ist. Es handelt sich vielmehr um eine freiwillige Mitarbeit.
Die Trensenzügel bleiben locker und werden nur im Zweifelsfall benutzt: im Schritt (1), Trab (2) oder Galopp (3).
Ein kleiner Impuls mit dem Zügel unterstützt den Halsring.
Jetzt erfährt der Reiter, wie klar seine Hilfen sind und wie gut das Pferd ihn versteht. Die positive Verstärkung ist das Mittel der Wahl, um sich mit dem Pferd freundlich verständigen zu können. Da dieses Prinzip für mich sehr große Bedeutung hat, möchte ich an dieser Stelle genauer darauf eingehen.
Um Missverständnissen vorzubeugen, reite ich anfangs mit einer zusätzlichen Zäumung, deren Zügel ich locker in der Hand habe. Damit könnte ich die Bedeutung der Hilfen unterstützen, falls sie nicht sofort klar und verständlich sein sollten.
Die Trensenzügel bleiben locker und werden nur im Zweifelsfall benutzt: im Schritt, Trab oder Galopp.
Es ist für das Pferd immer sehr gut verständlich, das jeweils Richtige zu loben und dadurch zu verstärken. Dieses Prinzip wird positive Verstärkung genannt. So bekommt das Pferd Informationen, wie es sich verhalten soll. Das Gegenteil dazu wäre, ungewolltes Verhalten zu verhindern. Dann fehlt allerdings die Information, was richtig ist. Die Motivation, etwas zu versuchen, wird sehr gering, wenn das Lob ausbleibt.
Noch extremer wäre es, ungewünschtes Verhalten zu bestrafen. Das tötet den letzten Funken Motivation beim Suchen nach der richtigen Lösung. Beim Reiten mit Halsring brauche ich ein motiviertes Pferd, das gern mitmacht und versucht, die richtigen Lösungen zu finden. Aus meiner Sicht ist das ein sehr schöner Ansatz, der das Reiten mit Halsring so attraktiv und auch wertvoll macht.
Amber verwirft sich nicht, beide Ohren sind auf gleicher Höhe. Sie biegt sich gut nach links …
… und nach rechts. Amber reagiert gut beim Anlegen des Halsrings und wird gelobt …
… und belohnt.
Damit das Pferd gut auf den Halsring reagiert und sich selbstständig bei den kleinsten Hilfen biegt, lobe ich in dem Moment, wenn das Pferd dem leichten Druck nachgibt und mit dem Hals in die gewünschte Biegung schwenkt. Dabei reicht es bei diesem Prinzip nicht, nur den Druck wegzulassen, sondern das Pferd wird gelobt und belohnt.
Die Belohnung dient nicht dazu, das Pferd herumzulocken. Sie kommt erst ins Spiel, wenn sich das Pferd bereits gebogen hat. Die beiden Pferdeohren bleiben dabei auf gleicher Höhe zueinander. Andernfalls spricht man davon, dass das Pferd sich verwirft. Um sich dem Pferd gut verständlich zu machen, helfen ein paar wichtige Spielregeln weiter.
Clickertraining basiert auf positiver Verstärkung. Über dieses Training könnte ich ein ganzes Buch schreiben und möchte hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Elemente geben: Clickertraining arbeitet mit einem sogenannten Sekundärverstärker, der den Primärverstärker, in den meisten Fällen Futter, ankündigt. Damit das Pferd das versteht, muss die Funktion des Clickers zunächst konditioniert werden, das heißt, das Pferd lernt:
Hier clickt der Reitlehrer das Pferd für die schöne Haltung.
Jeder Click kündigt eine Belohnung an. Bei dieser sogenannten klassischen Konditionierung muss das Pferd noch keine Bedingung erfüllen. Ist die positive Bedeutung des Clickergeräuschs etabliert – meist schon nach wenigen Minuten −, kann damit begonnen werden, ein bestimmtes Verhalten mit dem Clicker zu markieren, also zu loben, und danach zu belohnen.
Wird von dem Pferd ein bestimmtes Verhalten erwartet, bevor der Clicker ertönt, spricht man von operanter Konditionierung. Anfangs wählt man ein möglichst simples Verhalten aus, zum Beispiel das Senken des Kopfes. Jeder Ansatz zum Kopfsenken wird geclickt und belohnt. Die Anforderungen werden immer weiter gesteigert, sprich, der Kopf soll immer tiefer gesenkt werden, bevor es clickt. Hat man zu viel verlangt und das Pferd macht nicht mehr eifrig mit, sollte man die Anforderungen etwas zurücknehmen und wieder etwas früher loben. Die Übung kann dann mit einem guten Abschluss beendet werden.
Um den Clicker beim Reiten zu benutzen, würde ich immer zuerst vom Boden aus damit üben. Von dort können die meisten schneller reagieren als vom Pferd aus, und das Pferd merkt leichter, dass es belohnt werden soll. Sobald das Prinzip klar ist, kann man sein Pferd damit vertraut machen, genauso „von oben“ wie „von unten“ gelobt zu werden.
Der Clicker hat den Vorteil, dass man sehr punktgenau loben kann. Der Click erfolgt genau in dem Moment, in dem das richtige Verhalten gezeigt wird. Man spricht auch von dem Überbrückungssignal. Die Belohnung wird zwar im entscheidenden Moment angekündigt, aber dann bleibt noch kurz Zeit, bis sie erfolgen muss. Das Pferd weiß so genau, welches Verhalten gelobt wird, und hält inne, um die Belohnung zu empfangen. Das ist völlig in Ordnung, zu diesem Punkt wird es immer wieder gern kommen. Möchte man die Bewegung nicht unterbrechen, kann auch ein sogenanntes Keepgoing-Wort eingeführt werden. Das bedeutet, das Pferd ist auf dem richtigen Weg und soll mit dem fortfahren, was es gerade tut.
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