In der Schmiede des Alchemisten. Glühen gehört zu den wesentlichen Schritten der Metallaufschließung. (Kupferstich, 17. Jahrhundert)
Man steht nur immer wieder staunend vor der Tatsache, dass viele Dinge, die heute genauestens untersucht werden können, schon seit vielen Jahrhunderten gängige Praxis waren, denn das Calcinieren ist ein üblicher Vorgang in der Alchemie und ganz besonders in der Alchemie Indiens, dem Rasa shastra.
Crocuse (Oxidverbindungen)
Das »luftige« Pendant zu den Aufschlüssen der Metalle in Essig (wässriger Weg) sind die sogenannten Crocuse. Sie haben ihren Namen von der rötlich-gelben Farbgebung des Safrans 50, weshalb man sie manchmal auch Safrane nannte. Im Prinzip handelt es sich um Oxide, die durch Oxidation an der Luft erzeugt werden. Oxide wirken auf die Wärmeprozesse aktivierend und regen die Lebensenergie an; Eisenhammerschlag eignet sich beispielsweise zur Therapie bei Anämie und Willensschwäche. Es gibt auch natürliche Oxide, beispielsweise Cuprit, zur Anregung der Wärmebildung als Salbe auf Körperzonen und als anregendes Mittel bei Hypothyreose, einer Unterfunktion der Nebenniere und Energiearmut. Minium wird unter anderem in der Suchttherapie eingesetzt.
Beispiele für Crocuse
Crocus |
Methode |
Präparat |
Crocus martis |
Durch Glühen und Schmieden von Eisen |
Ferrum oxydatum rubrum; erhitzt man länger über 1200 Grad Celsius, erhält man Eisenhammerschlag Ferrum oxydatum nigrum (schwarz) (Wala) Ferrum ustum (Weleda) |
Crocus veneris |
Durch Glühen von Kupferspänen |
Cuprum oxydatum rubrum |
Minium (Mennige) |
Beim Schmelzen von Blei entsteht eine Oxidschicht, die Asche des Bleis, bei weiterer Erhitzung desselben wird es erst gelb, dann orange |
Minium (Weleda) |
»Das ist Alchemie, das zum Ende zu bringen, was nicht zu seinem Ende gekommen ist, das Blei vom Erz zum Blei zu bringen und das Blei zu verarbeiten, wozu es dient. Lerne erkennen, was die Alchemie ist, dass sie nur das ist, was das Unreine durch das Feuer zum Reinen macht.«
PARACELSUS, BD. I: 513
Herstellung eines Metallspiegels von Antimon durch Destillation, man sieht noch den letzten Tropfen vor seiner Verflüchtigung (Bild: Weleda).
Metallspiegel durch Destillation (Weleda)
Eine weitere Aufarbeitungsart, die direkt auf Angaben Rudolf Steiners zurückgeht und die ausschließlich von Weleda vertrieben wird, sind die sogenannten Metallspiegel. Die trockene, feurige Variante ist die Urform, auf die Rudolf Steiner hingewiesen hat.
Um diese Metalldestillation durchführen zu können, benötigt man sehr temperaturbeständige Materialien, ein Hochvakuum und Hochleistungsbrenner. Das Metall verdampft und scheidet sich zweidimensional in der Kolonne ab, aus der es dann herausgekratzt und potenziert wird.
Durch Kondensation von Metalldämpfen 51an einer gekühlten, glatten Oberfläche werden Metallspiegel gewonnen. Indem das Metall durch diesen Destillationsprozess dem geistigen Prinzip der kosmischen Planetenwirkung angenähert wird, steigert sich die Heilwirkung der Metalle.
Wie kann man sich nun die gesteigerte Heilwirkung der Spiegelpräparate verständlich machen? Aus der Naturphilosophie wissen wir, dass die Entwicklung unseres Kosmos aus dem Urelement der Wärme durch stufenweise Verdichtungsprozesse bis zum festen Erdzustand geführt hat. Die irdische Wärme selbst ist ein Relikt, eine Erinnerung an diesen Urzustand. Wenn wir die feste irdische Substanz mit Hilfe der Wärme verflüssigen und verdampfen, so führen wir sie gewissermaßen in frühere Erdzustände zurück. Auf dem Hintergrund der Ausführungen kann man sich vorstellen, dass sich das Metall aus seinem dreidimensionalen Erdzustand mit Hilfe der Wärmeeinwirkung über Schmelzen und Verdampfen dem Ursprungszustand des Wärmewesens annähert. Es wird der Erde gewissermaßen entzogen und den Umkreiskräften exponiert, in seiner kosmischen Natur verstärkt. Durch den Abschreckungsvorgang wird der Dampf als vorwiegend zweidimensionaler Spiegel niedergeschlagen und kann sich nicht so vollständig dem Irdischen einfügen, wie das im Laufe der Evolution vor sich gegangen ist. Das Metall wird gewissermaßen verjüngt und gesteigert in seiner kosmischen Qualität. Die Kristallstruktur hat sich dabei gegenüber der Ausgangssubstanz von einem kristallinen Zustand in einen amorphen verändert.
Alle Metallspiegel tragen die Bezeichnung »praeparatum«. Weleda liefert alle »klassischen« Planetenmetalle sowie Stibium metallicum – nicht jedoch Quecksilber. Da Quecksilber flüssig bleibt, kann man aus ihm keinen Spiegel herstellen.
Gereinigter Weinstein als Ausgangssubstanz zur Aufschließung von Metallen. (Foto oben: Wolfram Engel)
Im letzten Stadium der Herstellung erfolgt die Zirkulation und Multiplicatio in einem monatelangen Prozess, in diesem Fall die Multiplicatio der Kupferessenz im Labor der Firma Aurora Pharma.
Metallspiegel sind die idealen Präparate zur Behandlung konstitutioneller und chronischer Erkrankungen.
Quinta Essentia (Aurora Pharma)
Die Schweizer Firma Aurora Pharma verwendet zum Aufschluss der Metalle den gereinigten Weinstein, das Sal Tartari. Bei der Erzeugung von Wein fällt ein Gemisch von Kalium- und Kalksalzen im Fass aus und bildet zum Teil große, harte Kristallkrusten. Dieser Weinstein wird Tartarus crudus genannt. Um ihn einsetzen zu können, muss er mehrfach umkristallisiert 52und dadurch gereinigt werden. In alten Schriften findet sich der Hinweis: »Schon nach 30 Durchgängen erhält man ein schönes Produkt.« (Jetzt nennt man dieses Tartarus depuratus.) Der Weinstein muss dann noch verbrannt werden, um zum Sal Tartari 53zu werden.
Schmelzen von Kupfer als erster Schritt zur Herstellung. (Foto: Aurora Pharma)
Verkürzt dargestellt, wird mit diesem gereinigten Sal Tartari das entsprechende Metall in einen Porzellantiegel geschichtet – »stratum super stratum 54« – und mehrfach calciniert.
Dieser Vorgang nennt sich Philosophische Kalzination. Es ist ein komplexer Prozess auf unterschiedlichen Temperaturniveaus. Dabei zerfrisst der Weinstein das Metall und schließt es auf. Der Prozess soll dazu dienen, das Metall für die chymische Hochzeit vorzubereiten. Im weitesten Sinne handelt es sich hier um einen beschleunigten Verwitterungsprozess – in alten Büchern als »Marter der Metalle« bezeichnet.
Die so vorbereitete Substanz wird dann mit einem Archäus in Lösung gebracht; Paracelsus verwendete den Begriff als »Träger des Lebendigen«. Der Archäus wird ebenfalls aus Wein hergestellt: durch eine komplexe Abfolge von zwölf Destillationen, die erst getrennt und dann in einer bestimmten Reihenfolge wieder vereint werden. Das Zusammenbringen mit dem Archäus ist die chymische Hochzeit und dauert mehrere Monate. Anschließend wird die Substanz noch in einem umfangreichen Prozess zirkuliert. Josef Lüthi, Begründer der Firma, ist es durch seinen unermüdlichen Forschergeist gelungen, den Weinstein flüchtig zu machen, das heißt, ihn zu destillieren. Auch dieses Verfahren folgt dem Prinzip: Die Pflanze schließt das Mineralreich auf. Aurora Pharma liefert die spagirisch zubereiteten Metalle von Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Zink und Antimon.
Читать дальше