Wolfgang Müller-Funk - Kulturtheorie

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Dieses Einführungswerk nimmt auf aktuelle Diskurse und Themen in dem unübersichtlich gewordenen Feld der Geistes- und Kulturwissenschaften Bezug. In 16 Kapiteln stellt es verschiedene Begriffe und Zugänge vor. Jede theoretische Leitfigur in dem Buch wird zumeist durch einen zentralen Text mit Blick auf die jeweilige Theorie eingehend diskutiert und kommentiert.

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Die unromantische Familie – so lautet die stoische Schlussfolgerung – stellt einen vernünftigen, wenn auch fragilen Kompromiss dar, insofern nämlich, als sie sowohl der Liebe als auch der Notwendigkeit frönt. Diese KonstruktionKonstrukt, Konstruktion ist nur um den Preis einer traditionellen Rollenaufteilung der Geschlechter möglich. In ihr repräsentiert der Mann den Kulturbringer, der der ananke folgt und zeitweilig der Privatheit der Liebe entrinnt, die Frau ebenjene private Sphäre der Familie und Liebe. FreudFreud, Sigmund entgeht freilich nicht die Brüchigkeit, die aus diesen Rollenzuweisungen erwächst:

Da der Mensch nicht über unbegrenzte Quantitäten psychischer Energie verfügt, muß er seine Aufgabe durch zweckmäßige Verteilung der Libido erledigen. Was er für kulturelle Zwecke verbraucht, entzieht er großenteils den Frauen und dem SexuallebenLeben, Lebens-, -leben: das beständige Zusammensein mit Männern, seine Abhängigkeit von den Beziehungen zu ihnen entfremden ihn sogar seinen Aufgaben als Ehemann und Vater. So sieht sich die Frau durch die Ansprüche der Kultur in den Hintergrund gedrängt und tritt zu ihr in ein feindliches Verhältnis.40

Wenn sich heute in den westlichen Kulturen Frauen zunehmend weigern, einseitig diese private Rolle zu übernehmen, so bedeutet dieser kulturelle Wandel keineswegs, dass die von FreudFreud, Sigmund beschriebene Kluft zwischen Liebe, Eros und IndividuumIndividuum auf der einen, GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich, Kultur und Ökonomie auf der anderen Seite, dadurch automatisch sistiert ist. Im Gegenteil. Kulturell besehen, lassen sich die unübersehbaren Verfallserscheinungen der Familie nicht nur als eine Folge von FeminismusFeminismus und individualistischem Selbstbestimmungsanspruch, sondern auch als ein Charakteristikum einer vom Ökonomischen bestimmten Kultur begreifen, in der die Familie tendenziell dysfunktional wird, weil sie zuviel Energie abzieht, die der ökonomische Bereich herrisch einfordert, vom Karrieremann ebenso wie von der Karrierefrau. Das Pendant zur ananke der kapitalistischenKapital, Kapitalismus, kapitalistisch Kultur ist, wenigstens auf den ersten Blick, das frei verfügbare, nicht familiär gebundene Lebewesen.

Die Kultur ist aber nicht nur vom Übermaß unseres maßlosen Glücksverlangens und der Sehnsucht nach Zweisamkeit bedroht, in der die Libido einen einigermaßen ungestörten Auftritt hat, vielmehr sieht sie sich – so das düstere Finale von FreudsFreud, Sigmund kulturkritischer Schrift – einer weiteren, womöglich noch dramatischeren Gefährdung gegenüber. Bekanntlich hat FreudFreud, Sigmund im Gefolge des Ersten Weltkriegs sein monistisches System durch ein dualistisches System ersetzt, in dem die Libido, das Glücksverlangen, nunmehr einen dramatischen Gegenspieler erhielt: den Aggressions- und Todestrieb. Diese Modifikation der eigenen Auffassungen, wie sie FreudFreud, Sigmund in Jenseits des Lustprinzips vorgenommen hat, muss auch Folgen für eine psychoanalytische Theorie der Kultur haben.

Kultur bedeutet auch eine Besänftigung und Funktionalisierung des neben dem Lustprinzip wichtigsten menschlichen Triebs, der Neigung des Menschen zur Aggression. Die Kultur muss also nicht nur die SexualitätSexualität mit all ihren anarchischen, anti-gesellschaftlichenGesellschaft, gesellschaftlich Impulsen, sondern auch die Aggression in Schach halten. Expressis verbis kritisiert FreudFreud, Sigmund den KommunismusKommunismus, weil dieser die Neigung des Menschen zur Aggression negiere. Demgegenüber beharrt die Schrift auf die Unhintergehbarkeit des menschlichen Aggressionstriebs, dessen Anwesenheit in der Kultur für den genauen Beobachter nicht zu übersehen ist. Um die Aggression von der eigenen Kultur abzulenken, stellt es einen weit verbreiteten Mechanismus dar, die innere Aggression nach außen zu richten.

Es gibt Beispiele in Hülle und Fülle, wie Kulturen interne Aggression nach außen verlagern. Historisch bekannt ist das Phänomen des Sündenbocks, das im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts virulent geworden ist: der Sündenbockmechanismus, wie er durch Judenpogrome, im zaristischen Russland und später – in ungleich katastrophalerer Dimension – im nationalsozialistischen Deutschland anzutreffen ist. Als zweites, vergleichsweise harmloses Beispiel nennt FreudFreud, Sigmund den Narzissmus der kleinen Unterschiede, in dem die ethnischeEthnie, ethnisch DifferenzDifferenz gegenüber dem Nachbarn künstlich vergrößert wird. Heute spricht man in diesem Zusammenhang von der Produktion von FremdheitFremdheit und Differenz. Dass dieser Narzissmus nicht zwangsläufig harmlos sein muss (wie in der Differenzproduktion zwischen Deutschen, Österreichern und Schweizern oder auch innerhalb der Deutschen) zeigt das Beispiel der Balkankriege der 1990er Jahre, in denen die ausbrechende Aggression eines jeden gegen jeden mit der Produktion von Differenzen einherging, die zuvor nicht in ihrer Schwere historisch zum Tragen kamen: Differenzen der SpracheSprache wie Differenzen im Religiösen, die in einer vornehmlich laizistischen GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich wie der jugoslawischen lebenspraktisch (Kultur II) ausgeräumt erschienen waren.

Wie FreudFreud, Sigmund scharfsinnig beobachtet, ist die Aggression, die tendenziell selbstzerstörerische und autodestruktive Wirkungen nach sich zieht, im kulturellen Gesamtgefüge imstande, zwischen den Menschen soziale Bande herzustellen. Mittels der umgelenkten Aggression wird es möglich, dass Menschen freiwillig Triebverzicht üben und ihre Libido auf Gemeinschaft und GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich hin orientieren und größere Gruppen libidinös miteinander dadurch zu verbinden, dass ein anderer – ein Einzelner, eine Gruppe – vorhanden ist, an dem sich die Gewalt entladen kann. Gruppen werden nicht nur libidinös zusammengehalten, sondern durch eine gemeinsame Aggression gegen den Fremden (vgl. die Figur des Sündenbocks. (→ Kap. 11)

Die Kultur schwächt die Aggression, indem sie sich ihrer bedient. Aber die Mittel, die sie zu diesem Zweck benutzt, sind pragmatisch und – mehr noch – moralisch betrachtet, fragwürdig und unsicher. Der Preis der AmbivalenzAmbivalenz in der FreudFreud, Sigmund’schen Kulturtheorie ist eine gewisse Ratlosigkeit, die im Fall des Aggressionstriebs noch offensichtlicher zutage tritt als bei der SexualitätSexualität. Offenkundig hat die Moral zwar eine FunktionFunktion in diesem kulturellen Geschehen, aber sie ist ein dynamischer Faktor der FreudFreud, Sigmund’schen Kulturtheorie selbst, wie FreudsFreud, Sigmund Behandlung des Gewissens, dessen Existenz er letztendlich und höchst spekulativ aus der Ermordung des Urvaters durch die Urhorde ableitet, anschaulich macht:

Die Kultur bewältigt also die gefährliche Aggressionslust des IndividuumsIndividuum, indem sie es schwächt, entwaffnet und durch eine Instanz in seinem Inneren, wie durch eine Besatzung in der eroberten Stadt, überwachen lässt.41

Diese Instanz ist das vom gestrengen Über-Ich ins IndividuumIndividuum eingepflanzte SchuldbewusstseinSchuldbewusstsein. Wie schon bei der SexualitätSexualität dominieren hier die MetaphernMetapher von Krieg und Unterdrückung. Wie FreudFreud, Sigmund deutlich macht, gelingt es der Kultur niemals vollständig, diese Kontrolle über Lustprinzip und Aggressionslust auszuüben. Zugleich aber wird der immense Preis sichtbar, den die kulturelle Bearbeitung kostet. Das Unbehagen in der Kultur ist so ein unvermeidlicher Aspekt in der Kultur selbst, ihr nichts Äußerliches.

Die Gedankenfigur, die FreudFreud, Sigmund in diesem Text entwickelt, hat durch die globalenGlobalisierung, global Ereignisse der Corona-Pandemie 2020/2021 eine überraschende Aktualität erfahren. Denn die Konflikte, denen sich gerade demokratischeDemokratie, demokratisch Kulturen gegenübersehen, hängen damit zusammen, dass sie, wie von den Bürgerinnen und Bürgern auch erwartet, Sicherheit und Schutz durch entsprechende Maßnahmen herzustellen versuchen, die wiederum die Freiheit der Menschen eklatant, wenn auch im Rahmen bestehender Gesetzgebung einschränken. Dieser Tausch, Sicherheit gegen Einschränkung, wird nicht von allen akzeptiert. Jene, die dagegen protestieren, haben dieses Unbehagen zwar nicht erfunden, machen es aber durch ihre Verweigerung des ‚Deals‘, die in diesem Fall auch eine der ReflexionReflexion ist, manifest. Interessant ist, wie dieses Unbehagen, das etwa zu Anfang von ‚linken‘ Philosophen wie Giorgio Agamben formuliert wurde, in den meisten Ländern ganz weit nach Rechts gewandert ist, wie die sogenannten Anti-Corona-Demonstrationen sinnfällig gemacht haben. Insofern wirft die Corona-Krise ein scharfes Licht auf unsere modernenModerne, modern, -moderne Kulturen und zugleich auf die Hellsichtigkeit von FreudsFreud, Sigmund ambivalenter Analyse.

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