Unser Verhalten in schwierigen Situationen ist ein spannendes Thema. Niemand möchte als der Schwächere unterliegen oder gar versagen. So ermöglicht uns ein kurzer Abstecher in das gegenüberliegende Haus (bzw. den gegenüberliegenden Lebensbereich) ein Gefühl von Kontrolle.
Unser eigenes Geld erwirtschaften wir im 2. Haus (abgeleitet von dem Tierkreiszeichen Stier). Denn dort geht es um Besitz und Werte. Dauert uns das Erarbeiten des eigenen Geldes durch Leistung jedoch zu lange oder ist es zu mühselig, führen uns die Verlockungen des gegenüberliegenden 8. Hauses (abgeleitet von dem Tierkreiszeichen Skorpion) schnell in den Bereich des Schattens. Dort beweisen wir unseren Wert anhand der Macht, die wir auf andere bzw. auf Situationen und Ergebnisse ausüben können. Allerdings haben wir uns selbst hierdurch auch ein echtes Problem generiert, denn wir haben uns zwischen die Häuser 6 und 10 gesetzt. Hierzu jedoch später mehr.
Wo aber findet das Thema Arbeit statt?
Archetypisch finden wir die Arbeit des Arbeitnehmers im 6. Haus (von dem Tierkreiszeichen Jungfrau abgeleitet), die Arbeit des Selbstständigen oder eines Vorgesetzten bzw. des Chefs im 10. Haus (von dem Tierkreiszeichen Steinbock abgeleitet). Treiben uns die Verlockungen des 8. Hauses voran (Gier, Neid, Eifersucht, Macht), sind wir weder das eine noch das andere, energetisch gesehen also weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber. Immer wieder gelingt es Menschen auf der Jagd nach mehr Geld mit den unterschiedlichsten Mitteln aus dem 2. Haus (von dem Tierkreiszeichen Stier) – in dem durch Fleiß und Ausdauer, durch eigene Arbeit Geld entsteht – direkt in das 8. Haus zu marschieren. Dieses Haus liegt genau gegenüber dem 2. Haus und scheint eine wunderbare Abkürzung zu sein. Denn der Weg direkt von Haus 2 in Haus 8 geht zunächst erheblich schneller, als der Weg in Etappen über die einzelnen Häuser durch den Tierkreis bis hin zu Haus 8. Diese Abkürzung birgt jedoch ein Dilemma in sich.
Auf diesem scheinbar schnelleren Weg im 8. Haus angelangt, fühlen wir uns von den Aufgaben und der Position des 6. Hauses unterfordert und erleben massive Unzufriedenheit. Von den Aufgaben des 10. Hauses sind wir jedoch überfordert. Denn hierfür fehlen uns noch einige Erfahrungen, die wir für eine erfolgreiche Existenz in Haus 10 zwingend benötigen.
Wählen wir in bestimmten Lebenssituationen eine energetische Abkürzung aus einem Lebensbereich in den gegenüberliegenden Lebensbereich – oder astrologisch gesprochen aus einem Haus in das gegenüberliegende Haus – können wir dieses beinahe nur noch geschwächt leben. Die unterstützenden Begriffe und Anteile eines Hauses kommen nicht mehr zum Tragen. Finden wir beispielsweise im 8. Haus Themen wie Wandlung, Transformation, gemeinsam genutzte Ressourcen usw., können diese kaum noch gelebt werden. Stattdessen greifen die schwächenden Eigenschaften dieses Hauses bzw. Lebensbereiches. Für das 8. Haus erwarten uns dann Erlebnisse und Gefühle wie Neid, Eifersucht, Gier, Ohnmacht, Erpressung, Kredite, Bestechungsgelder, das Bedürfnis nach Kontrolle usw. Es fehlt die gestärkte Entwicklung eines Menschen, die notwendig ist, um sich in den Tiefen eines Lebensbereiches nicht zu verirren.
Erst einmal in das 8. Haus eingetaucht – und das aufgrund einer Schwäche aus dem 2. Haus heraus – werden wir das Fehlen der Kompetenzen des 10. Hauses kaum anerkennen können. Im Haus des Skorpions lauern wir stets auf die Chance unseres Lebens. Und oft vergiften wir somit unser Gemüt, werden verbittert, sarkastisch und im schlimmsten Fall bösartig oder korrupt.
Jeder kennt bestimmt Menschen, denen es so ergangen ist. Deren Leben wirkt meist schon von außen betrachtet wenig freudvoll. Führen wir selbst ein solches Leben, benötigen wir ständig den monetären Beweis dafür, dass sich dieser Weg doch lohnt. Für die Lebensqualität nehmen wir diesen Aufwand allerdings nicht auf uns. Stattdessen erwarten wir diese zu einem späteren Zeitpunkt: „In fünf Jahren hab‘ ich es geschafft.“ „Noch drei Jahre durchhalten.“ „Mit 50 höre ich auf.“ „Wenn ich erst mal in Rente bin, dann …“. Unter der Woche nur für das Wochenende leben und während der Wochen des Jahres nur für den Urlaub. 60-Stundenwoche, warum nicht? Immer unterwegs. Den Fuß im Porsche dabei immer schön auf dem Gaspedal halten!
Unter Gleichgesinnten erntet man dafür sicher Bewunderung. Bei den meisten Mitmenschen hinterlässt dieses Verhalten dagegen eher den Eindruck eines unangenehmen und oft bedrohlich wirkenden Zeitgenossen. Einen Menschen mit diesem Lebensplan kann man vernichten, indem man ihm seine Prämien und den Status wegnimmt. Dann ist er schneller von der Bildfläche verschwunden, als er mit seiner Rolex am Handgelenk aufgetaucht ist. Denn es gibt immer einen anderen, der noch mächtiger und noch gieriger sein möchte. Erlangt jemand in seiner Position zu viel Macht, ist die Gefahr groß, dass ein Konkurrent durch eine gezielte Attacke für den Absturz sorgt.
Ein Leben, das im Schatten des 2. Hauses seine Finanzierung gefunden hat, kann nur im Schatten existieren und wird im Schatten enden. Es handelt sich also um ein kurzes, trügerisches Glück. Allzu oft können wir dieses Phänomen bei Bauherren beobachten.
Mit einem kurzen Blick in den eigenen Geldbeutel muss erkannt werden, dass das Kapital für die Anschaffung des Traumhauses oder die Traumwohnung nicht ausreicht. Also findet man den Weg zur Bank, die natürlich eine Finanzierung anbietet. Wie hilfreich diese Finanzierung tatsächlich ist, wird erst dann klar, wenn das 8. Haus seine Schatten wirft. In dem diffusen Licht dieses 8. Hauses überfordern dann die Zinsen und die monatlichen Raten das Familienbudget. Geht irgendetwas im Leben schief – z.B. die Kündigung oder das zweite Gehalt fällt durch die Schwangerschaft der Gattin weg – kippt der Traum vom Haus und wird zu einem Albtraum.
Heißt das nun aus astrologischer Sicht, man möge immer schön im 2. Haus verweilen? Keine Risiken eingehen? Immer ackern wie ein Stier und dann wird alles gut? Aber nein! Es ist wahr, im 2. Haus lernen wir durch Arbeit bzw. Leistung Werte entstehen zu lassen. Wir lernen, dass Geld existiert, dass man es braucht um Besitz aller Art zu erwerben. Wir lernen mit Materie in einer Form umzugehen, sodass der Wert möglichst erhalten bleibt oder sogar gesteigert wird. Wir lernen etwas über Qualität und Wertigkeit. Die tägliche Arbeit hingegen finden wir hier nicht.
Die tägliche Arbeit und das 6. Haus
„Die Arbeit, die man sich selbst vorgenommen hat, ist nie unmöglich.“
- Weisheit der Gikujua -
Den Begriff der „täglichen Arbeit“ entdecken wir im 6. Haus. Archetypisch wird die Arbeit von dem Tierkreiszeichen Jungfrau abgeleitet. Es ist bemerkenswert, dass gerade der Begriff der „täglichen Arbeit“ mit dem astrologischen Zeichen für die Ernte zusammenfällt.
Betrachten wir die Jahreszeit, die das Zeichen Jungfrau (ca. vom 21. August bis 21. September) durchdringt.
Die Fruchtstände der Natur tragen schwer. Die Regale des Supermarktes „Natur“ sind bis in die letzte Ecke aufgefüllt. Arbeit muss sich keiner suchen, sie drängt sich regelrecht auf. Der Geschäftsführer der Natur – wer das auch immer nach dem individuellen Glaubensbekenntnis sein mag – hat seine Aufgabe somit erfüllt. Die Auftragsbücher sind voll. Esser und somit Kunden sind genug da. Nun muss die Arbeit nur noch verrichtet werden.
Das ist die Zeit der Jungfrau. Gemeint ist die junge Frau. Und diese junge Frau im Konkreten war – und ist es in weiten Gebieten dieser Erde bis heute – die jüngste der Frauen. Somit das jüngste Mädchen einer Familie. Diese junge Frau war für die einfachsten Tätigkeiten der Familie zuständig. Was jedoch keineswegs bedeutet, dass sie für die Tätigkeiten mit der geringsten Verantwortung zuständig war. Für ein Mädchen im frühen 19. Jahrhundert bedeutete dies: Als Erste aufstehen, in der im Winter eisig kalten und dunklen Küche das Feuer entfachen, in den Ställen die Kühe melken. Erst wenn die Küche angewärmt war, stand der Rest der Familie auf, um das erste warme Getränk zu sich zu nehmen. Frühstück gab es damals erst nach der stundenlangen Grundversorgung des Viehs.
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