Joseph Goldstein
Achtsamkeit
Eine praktische Anleitung zum Erwachen
Band 1
Wichtige Hinweise
Die im Buch veröffentlichten Empfehlungen wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
Der leichteren Handhabung zuliebe erscheint die deutsche Ausgabe dieses Werkes in zwei Bänden.
Im zweiten Band finden Sie folgende Themenbereiche:
Achtsamkeit auf die Dhammas – Die sieben Erwachensfaktoren
Achtsamkeit auf die Dhammas – Die vier edlen Wahrheiten
Achtsamkeit auf die Dhammas – Der edle achtfache Pfad: Weisheitsfaktoren
Achtsamkeit auf die Dhammas – Der edle achtfache Pfad: Faktoren ethischen Verhaltens
Achtsamkeit auf die Dhammas – Der edle achtfache Pfad: Konzentrationsfaktoren
Aus dem Englischen von Nayoma de Haën
Titel der Originalausgabe:
MINDFULNESS. A Practical Guide to Awakening.
© 2013 Joseph Goldstein
Sounds True, Inc., Boulder, CO 80306, USA
Deutsche Ausgabe:
© 2017 KOHA-Verlag GmbH, Dorfen
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Traudel Reiss
ISBN 978-3-86728-763-0
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Die vier Qualitäten des Geistes
1. Unermüdlich
2. Wissensklarheit
3. Achtsamkeit
4. Konzentration
Der Satipaṭṭhāna-Refrain
5. Betrachtung der vier Grundlagen
6. Reines Erkennen und andauernde Achtsamkeit
Achtsamkeit auf den Körper
7. Achtsamkeit auf den Atem
8. Achtsamkeit auf die Körperhaltung
9. Achtsamkeit auf die Handlungen
10. Achtsamkeit auf die körperlichen Merkmale
Achtsamkeit auf die Gefühle
11. Befreiung durch Gefühle
12. Weltliche und überweltliche Gefühle
Achtsamkeit auf den Geist
13. Die heilsamen und unheilsamen Wurzeln des Geistes
14. Der Refrain
Über Gefühle und den Geist
Die fünf Hindernisse
15. Sinnesbegierde
16. Übelwollen
17. Dumpfheit und Mattheit
18. Rastlosigkeit und Sorge
19. Zweifel
Achtsamkeit auf die Dhammas
Die fünf Daseinsgruppen des Anhaftens
20. Materielle Form, Gefühl und Wahrnehmung
21. Geistesformationen und Bewusstsein
22. Betrachtung der fünf Daseinsgruppen
Achtsamkeit auf die Dhammas
Die sechs Sinnesbereiche
23. Wie wir die Welt erfahren
24. Das Rad von Saṃsāra
Anhang A
Übersetzung des Satipaṭṭhāna Sutta von Anālayo1
Anhang B Glossar
Danksagung
Über den Autor
Sayadaw U Paṇḍita gewidmet, dessen Meisterung der Achtsamkeit und der Lehren des Buddha so vielen Menschen Inspiration geschenkt und geholfen hat.
Möge das Verdienst aus dieser Dharma-Gabe allen Wesen überall zukommen. Möge es dem Wohl, dem Glück und dem Erwachen aller dienen.
Mein Interesse am Buddhismus und an der Meditation begann während meiner Zeit als Freiwilliger im Peace Corps in Thailand. Nach meiner Rückkehr 1967 versuchte ich, alleine weiterzupraktizieren, doch ich merkte schnell, dass ich einen Lehrer brauchte. Zu jener Zeit gab es im Westen nur sehr wenig buddhistische Lehrer. Also kehrte ich nach Asien zurück und suchte als Erstes in Indien jemanden, der mich in meiner Praxis anleiten konnte. Ich fuhr zunächst in die Hill Stations im Himalaja, doch leider war es Winter und alle tibetischen Lehrer waren gen Süden gereist. Nach dem Besuch in einigen Ashrams landete ich in Bodh Gaya, einem kleinen Ort in Nordindien, in dem Siddhartha Gautama zum Buddha, dem Erwachten, wurde.
Mein erster Lehrer, Anagārika Munindra, war gerade aus Burma zurückgekehrt, wo er neun Jahre lang gelebt hatte. Er hatte damit begonnen, Vipassanā, Einsichtsmeditation, zu unterrichten. Als ich bei ihm ankam, sagte er etwas so Einfaches und Direktes, dass ich wusste, ich hatte meine spirituelle Heimat gefunden: »Wenn du deinen Geist verstehen willst, setze dich hin und beobachte ihn.« Als er die Praxis erklärte, gefiel mir sein direkter Blick auf die Natur des Geistes und des Körpers, auf die Erschaffung von Leiden und darauf, wie wir davon frei sein können.
Die einfachen, wenn auch nicht immer leichten Praktiken des Vipassanā stammen alle aus einer wichtigen Lehrrede des Buddha: dem Satipaṭṭhāna Sutta. Satipaṭṭhāna wird oft übersetzt mit »die vier Grundlagen der Achtsamkeit«, aber eine andere, vielleicht hilfreichere Übersetzung lautet: »die vier Wege zur Entwicklung und Verankerung von Achtsamkeit«. Diese kleine Abweichung in der Übersetzung hat wichtige Folgen für das Gewahrsein der verschiedenen Aspekte unserer Erfahrung: Es wird mehr der Prozess der Bewusstheit betont und weniger das, worauf sich unsere Aufmerksamkeit richtet.
Ich hatte das Satipaṭṭhāna Sutta zwar im Laufe der Jahre viele Male gelesen, doch erst nach der Lektüre des wundervollen Buches Satipaṭṭhāna: The Direct Path to Realization (dt.: Satipaṭṭhāna: Der direkte Weg) von Anālayo fühlte ich mich inspiriert, es Zeile um Zeile auf seine Bedeutung hin zu ergründen. Anālayos klare Analyse und sein tiefes Verständnis weckten in mir den Wunsch, diese Lehre des Buddha systematisch und vollständig darzustellen.
Achtsamkeit – Eine praktische Anleitung zum Erwachen entstand aus einer Reihe von 46 Vorträgen, die ich im Forest Refuge, einem Retreat-Zentrum für erfahrene Praktizierende der Insight Meditation Society in Barre, Massachusetts, hielt. Im Verlauf dieser Vorträge bezog ich mich nicht nur auf die ursprünglichen Worte des Buddha, sondern auch auf Anālayos Buch und auf die Lehren anderer buddhistischer Lehrerinnen und Lehrer sowie Traditionen und Geschichten aus meiner eigenen Meditationserfahrung. Während der Vortragsreihe und bei der Zusammenstellung dieses Werkes lag mein Hauptaugenmerk darauf, wie all diese Lehren so umgesetzt werden können, dass sie unser Leben und unser Verständnis transformieren.
Achtsamkeit ist eher ein gewöhnliches Wort. Es hat nicht das spirituelle Prestige von Worten wie Weisheit, Mitgefühl oder Liebe und ist erst in letzter Zeit mehr in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. In meiner Jugend in den 1950ern hatte ich das Wort nie gehört. Die 1960er-Jahre hatten ihr ganz eigenes Vokabular. Erst Anfang der 1970er kam der Begriff der Achtsamkeit auf. Es begann damit, dass immer mehr Leute in Meditations-Retreats von diesem Konzept – und der Praxis – erfuhren. Durch Programme wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction, Achtsamkeitsbasierte Stressminderung), MBCT (Mindfulness-Based Cognitive Therapy, Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie), Achtsamkeitsprogramme in Schulen, an Universitäten und in Unternehmen sowie durch Forschungsprojekte in modernen Laboren der Neurowissenschaft gewann das Potenzial, welches dieser Fähigkeit des Geistes zur Präsenz, zur Wahrnehmung des gegenwärtigen Geschehens innewohnt, immer mehr an Glaubwürdigkeit und Interesse.
Um nur ein Beispiel zu geben: Allen Patienten des »Duke Integrative Medicine«-Programms der Duke University werden die Beziehung zwischen Körper und Geist sowie das Konzept der Achtsamkeit vorgestellt. Der Gründer des Programms, Jeffrey Brantley, M.D., sagte: »Achtsamkeit bildet die Grundlage von allem, was wir tun. Wir glauben, je achtsamer Menschen angesichts gesundheitlicher Herausforderungen sein können, desto gesünder werden sie sein.« 1
Vor ein paar Jahren entwickelte eine Freundin von mir ein Programm, mit dem Zweitklässlern die Achtsamkeit nahegebracht wurde. Diese jungen Praktizierenden kommentierten ihre Erfahrungen so:
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