Kennen Sie Ihre Bedürfnisse?
Haben Sie ein klares Bild von sich selbst?
Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
Haben Sie ein stabiles Selbstvertrauen?
Haben Sie ein starkes Selbstwertgefühl?
Haben Sie Zugang zu Ihren Wünschen und Träumen?
Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten gut?
Deckt sich Ihre Selbstwahrnehmung weitgehend mit dem Bild, das andere von Ihnen haben?
Können Sie die Reaktionen anderer auf Ihre Handlungen vorhersagen?
Bei acht bis zehn »Ja«-Antworten sind Sie ausgesprochen versiert in der Selbstwahrnehmung und kennen sich offensichtlich sehr gut. Wenn Sie sechs- bis siebenmal mit »Ja« geantwortet haben, ist Ihre Selbstwahrnehmung in großen Teilen gut ausgeprägt. Bei fünf oder weniger »Ja«-Antworten lohnt es sich bestimmt, wenn Sie Ihre Selbstwahrnehmung trainieren – vielleicht sogar mit professioneller Hilfe. Denn offensichtlich schlummert noch ungenutztes Potenzial in Ihnen.
Malen Sie sich aus, wie es wäre, wenn Ihre Stärken und Begabungen sich bereits zur vollen Blüte entfaltet hätten. Fantasieren Sie möglichst detailliert, wie Sie leben und was Sie erreichen würden, wie Sie sich fühlen könnten, welche Auswirkungen Ihre Stärken auf Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen hätten und was sich in Ihrem Leben alles verändern würde. Sie können die Augen schließen und Ihre Fantasien wie einen Film an sich vorbeiziehen lassen oder Sie stellen sich ein Bild vor, auf dem Sie sich und Ihr Leben sehen können. Sie können Ihre Vorstellungen auch in Worte fassen und aufschreiben. Oder Sie sprechen Ihre Ideen auf Band und speichern die Aufnahme auf Ihrem Handy.
Den Idealzustand im Blick
Durch eine Imaginationsübung, in der Sie sich mit dem Vollbild Ihrer Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst auf einen Idealzustand. Das hat eine große Sogwirkung auf Ihre innere Energie – Sie aktivieren damit Bereiche Ihres Gehirns, in denen Glückshormone ausgeschüttet werden. Vielleicht meldet sich Ihr Verstand während der Imagination mit dem Gedanken »Das geht doch sowieso nicht« – lassen Sie diesen Gedanken vorüberziehen wie eine Wolke am Himmel. Wer weiß denn schon sicher, was alles geht oder nicht geht? Sie gönnen sich einen Tagtraum! Der Vorteil: Je intensiver Sie davon träumen, was Sie gut können und gerne tun, desto mehr Details fallen Ihnen zu Ihren persönlichen Ressourcen ein.
In der Nachbetrachtung Ihrer Imaginationsübung geht es darum, welche Rolle Ihre ganz persönlichen Stärken für den Idealzustand Ihrer Persönlichkeitsentwicklung spielen:
Wie wirken sich Ihre Stärken und Begabungen auf die Gestaltung Ihrer Beziehungen mit anderen Menschen aus?
Wie helfen Ihre Stärken und Begabungen Ihnen bei der Arbeit?
Welche Ziele können Sie dank Ihrer Stärken und Begabungen besonders gut erreichen?
Versuchen Sie diese Fragen möglichst detailliert zu beantworten. So beginnen Sie einen gedanklichen Prozess, der Ihre Persönlichkeitsentwicklung fördert. Je konkreter Ihre Vorstellungen, desto besser – denn oft hemmt man sich selbst dadurch, dass man viel zu diffuse Vorstellungen von einem Zielzustand hat. Fragen Sie sich anschließend, wie Sie Ihre Stärken und Begabungen künftig fördern und entwickeln könnten:
Bei welchen Gelegenheiten können Sie Ihre Stärken besonders bewusst einsetzen?
Wer könnte Sie dabei unterstützen, Ihre Stärken noch sinnvoller zu nutzen als bisher?
Welche Informationen brauchen Sie noch über Ihre Stärken?
Durch die Weiterentwicklung Ihrer Stärken und Begabungen werden Sie spüren, dass Ihre Selbstwirksamkeitserwartung steigt und Sie sich immer sicherer fühlen. Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten haben Ihnen auf Ihrem bisherigen Lebensweg bereits gute Dienste geleistet und durch die intensive Beschäftigung mit diesem Thema können Sie Ihr Potenzial voll ausschöpfen. Lassen Sie nicht locker – jeder Tag bietet Ihnen neue Trainingsmöglichkeiten.
Die »Big Five« der Persönlichkeit
»Persönlichkeit« ist die Bezeichnung für eine Fülle von sichtbaren Merkmalen, die einen Menschen charakterisieren. Persönlichkeitsforscher haben herausgefunden, dass fünf Faktoren helfen, eine Persönlichkeit zu beschreiben (Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit). Diese Faktoren oder Eigenschaften werden »Big Five« genannt und lauten:
Selbstsicherheit
Verträglichkeit
Wendung nach außen
Gewissenhaftigkeit
Offenheit für Erfahrungen
Die Begrifflichkeit des Fünf-Faktoren-Modells ist je nach Autor unterschiedlich – die Selbstsicherheit wird oft auch »Neurotizismus« genannt, die Wendung nach außen »Extraversion« oder »Begeisterungsfähigkeit«. Jeder dieser Faktoren wird auf einer Skala dargestellt und ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Hilfreich sind daher Adjektive, die die Spannweite der einzelnen Dimensionen charakterisieren:
Selbstsicherheit (Neurotizismus): in sich ruhend versus nervös
Verträglichkeit: umgänglich versus barsch
Wendung nach außen (Extraversion): gesellig versus zurückhaltend
Gewissenhaftigkeit: genau versus nachlässig
Offenheit für Erfahrungen: neugierig versus festgelegt
Einen Big-Five-Test in deutscher Sprache finden Sie im Internet unter de.outofservice.com/bigfive
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Persönlichkeitsentwicklung setzt regelmäßige Selbstreflexion voraus: Sie können sich bewusst weiterentwickeln, indem Sie selbstkritisch, aber liebevoll beobachten, wie Sie denken, fühlen und handeln. Treten Sie immer wieder einen Schritt zurück und schauen Sie auf Ihren Alltag, Ihre Arbeit, Ihre Beziehungen und Ihr Selbstbild:
Wie reagieren Sie üblicherweise, wenn es Ihnen gut geht und Sie das Gefühl haben, Ihren Alltag gut meistern zu können?
Wie reagieren Sie unter Druck?
Welche Gedanken haben Sie, wenn Sie vor einer ganz neuen Herausforderung stehen?
Wie fühlen Sie sich in Konfliktsituationen und wie gehen Sie dabei mit anderen Menschen um?
In welchen Situationen sind Sie voller Zuversicht und Lebensfreude?
Bei welchen Beschäftigungen vergessen Sie Raum und Zeit?
Durch eine solche Reflexion schaffen Sie Distanz zwischen sich und einer Situation und können analysieren, ob Sie jeweils den optimalen Weg für den Einsatz Ihrer Stärken gefunden haben oder ob Sie hinter Ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sind. Werten Sie sich jedoch nicht ab, wenn Sie feststellen, dass Sie nicht optimal gedacht oder gehandelt haben, denn jeder Fehler ist eine Lernchance. Sobald Sie einen Aha-Effekt haben und erkennen, wie Sie in einer konkreten Situation Ihre Fähigkeiten besser hätten einsetzen können, sind Sie einen großen Schritt weiter. Notieren Sie sich die Situation und Ihre Erkenntnisse und nehmen Sie sich vor, bei einer ähnlichen Gelegenheit kurz innezuhalten und sich an Ihre Reflexion zu erinnern. Vielleicht denken oder handeln Sie dann beim nächsten Mal sinnvoller und setzen Ihre Stärken bewusster ein.
Die Technik des Feedbacks ist Ihnen sicher bekannt: Hierbei geben Sie Rückmeldung auf etwas, das bereits geschehen ist. Versuchen Sie es mal mit dem Feedforward: Analysieren Sie die Ist-Situation, formulieren Sie die gewünschte Soll-Situation und suchen Sie Wege, um vom Ist zum Soll zu gelangen. Feedforward ist zukunftsorientiert und dynamisch und eröffnet neue Möglichkeiten.
Zwischen dem menschlichen Denken, Fühlen und Handeln besteht eine enge Verbindung: Jede Situation kann unterschiedlich bewertet werden; abhängig von der individuellen Bewertung handeln Menschen in derselben Situation ganz unterschiedlich. Die persönliche Bewertung gibt einer Situation erst ihre individuelle Bedeutung. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Zug zu einem Familientreffen und merken, dass Sie aufgrund einer Verspätung Ihren Anschlusszug verpassen und zu spät zum Essen kommen werden. Nun haben Sie viele verschiedene Möglichkeiten, dieser Situation eine Bedeutung zu geben:
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