Roland Weis
Die Neue Welt
Historischer Roman
Erstes Buch
Der Romanreihe
„die neue Welt“
Lindemanns
Dr. Roland Weis, Jahrgang 1958, lebt und arbeitet in Südbaden. Der gelernte Zeitungsredakteur hat mehr als 20 Jahre bei Tageszeitungen, Radiostationen und Wochenzeitungen gearbeitet, ehe er 2002 in die Unternehmenskommunikation eines Energieversorgers wechselte, die er heute leitet. Der promovierte Historiker hat neben zahlreichen Beiträgen in historischen Fachzeitschriften und Nachschlagewerken inzwischen mehr als 20 Bücher veröffentlicht, darunter regionalgeschichtliche Untersuchungen, populärwissenschaftliche Sachbücher, Wander- und Urlaubsführer aus dem Schwarzwald, Krimis und historische Romane. Das Romanprojekt „Die Neue Welt“ ist auf insgesamt fünf Bände angelegt. Anhand der Lebensgeschichte des Rodrigo Sanchez wird dabei die Entdeckungs- und Eroberungsgeschichte Süd- und Mittelamerikas nachgezeichnet. Von der Entdeckung Amerikas 1492 bis zur ersten Befahrung des Amazonas im Jahr 1541.
Zum Titelbild: Die Grafik-Designerin Anita Schwörer aus Titisee-Neustadt hat die berühmte Szene von der Landung des Kolumbus in Amerika einem Stich des belgischen Goldschmieds und Kupferstechers Theodore de Bruy von 1592 nachempfunden. Von 2004 bis 2009 studierte sie in Freiburg Grafik-Design und Illustration, 2010 gründete sie die Agentur FOX. Sie arbeitet selbstständig für Verlage, Galerien, Agenturen und Unternehmen.
Die erste Fahrt von Christóbal Colón
3. August 1492 – 15. März 1493
Die handelnden Personen
Fiktive Personen sind kursiv gesetzt.
Familie Sanchez aus Palos
Rodrigo Sanchez
Miguel Sanchez
Pedro Sanchez
Consuela Sanchez
Ihre Mutter, die Hure Sanchez
Ihr Stiefvater, der alte Säufer
Kloster La Rabida
Prior Juan Perez
Antonio de Marchena
(Gelehrter)
Garcia Hernandez (Arzt)
Fray Enrique Ramirez
Sonstige Personen in Palos
Francisco Esquivel „Don Burro“ (Eselzüchter)
Zimbo (Negersklave)
Yanez de Montilla (Seemann)
Doña Felipa Montilla
Maestre Bezal (Kneipenwirt)
Alonso Medel, Hidalgo
Bewohner der Elendsviertel
Claudio (Anführer der
Portugiesenbande)
Francesco der Nuschler
Die Familie Pinzon
(s. auch: Schiffsbesatzungen)
Martin Alonso Pinzon
Maria Alvarez Pinzon
(seine Frau)
Ihre Kinder
Martin Arias Pinzon
Juan Pinzon
Catalina Pinzon
Leonora Pinzon
Isabella Pinzon
Vicente Yanez Pinzon
(Bruder von Martin Alonso)
Francisco Pinzon
(Bruder von Martin Alonso)
Diego Pinzon „el Viejo”
(ein Vetter)
Der Kolumbus-Clan
Christóbal Colón
Diego (sein älterer Sohn)
Ferdinand (sein jüngerer Sohn)
Don Diego Colón
(Bruder von Christóbal)
Schiffsbesatzungen
Santa Maria
Juan de La Cosa
(Kapitän und Eigner)
Peralonso Niño (Steuermann)
Diego de Harana (Profos)
Rodrigo de Escobedo (Schreiber)
Luis de Torres (Dolmetscher)
Pedro Gutierrez
Rodrigo Sanchez de Segovia
(königlicher Inspektor)
Juan Sanchez (Schiffsarzt)
Pedro de Tereros (Admiralspage)
Juan Salcedo (Kajütpage)
Rodrigo de Jerez (Graubart)
José Pequinos
Jacomo Rico
Juan Vecano
Anton Calabres
Martin de Urtubia (Schiffsjunge)
Der („schöne“) Jakob, Genuese
Pablo Perez (Schiffsjunge,
Tischlersohn)
Baskenbande
Chachu (Bootsmann)
Lope Chips
Juan de Medina
Domingo Vizcaino
Diego Perez
Niña
Vicente Yanez Pinzon
(Kapitän)
Juan Niño (Schiffseigner)
Francisco Niño
(Bruder von Juan)
Alonso de Moguer
(Schiffsarzt)
Pedro Yzquierdo
Alonso Morales
(Schiffszimmermann)
Pedro de Lepe
Antonio de Cuellár
Diego Lorenzo
Gonzalo Franco
Maestre Alonso Rascon
Andrés
Francisco
Pinta
Martin Alonso Pinzon
(Kapitän)
Francisco Pinzon
Rafael Sarmiento
(Steuermann)
Christóbal Quintero
(Schiffseigner)
Juan Quintero
(Bruder von Christóbal)
Rodrigo de Triana
(sah als Erster Land)
Diego Pinzon „el Viejo“
Gomez Rascon
Francisco Medel und
sein Bruder
Fürsten, Hidalgos, Edelleute
Ferdinand (König)
Isabella (Königin)
Johann (Infant)
Beatriz de Bobadilla (Gouverneurin der kanarischen Inseln)
Juan Rodriguez Cabezudo
(Kaufmann aus Moguer)
Juanoto Bernardi
(Kaufmann aus Florenz)
Juan de Fonseca
(königlicher Kronbeamter)
Diego Velazques
(Teilnehmer 2. Fahrt)
Alonso de Hojeda
(Teilnehmer 2. Fahrt)
Juan Ponce de León
(Teilnehmer 2. Fahrt)
Juan de Esquivel
(Teilnehmer 2. Fahrt)
Dr. Diego Alvarez Chanca
(Arzt, Teilnehmer 2. Fahrt)
Indios auf Hispaniola
Diego (Taino-Dolmetscher)
Jorge (Taino-Dolmetscher)
Suunayama (Taino-Mädchen)
Guacanagari (Kazike im Reich Marien)
Cajibajugua (sein Berater)
Amayauna (sein Berater)
Hatuey (Cousin von
Guacanagari)
Caonabo (Kazike im Reich
Maguana)
Behechio (Kazike im Reich
Xaragua)
Anacoana (seine Schwester)
Higuanama
(Kazikin im Reich Higuey)
Guarionex
(Kazike im Reich Cibao)
Izus Welt
Izu
(Zaubermann der Tupanaki)
Marinde
(Häuptling der Tupanaki)
Zula (junge Tupanaki-Frau)
Tzanu (ein Krieger)
Quandruppe (ein Krieger)
Prolog
Der Urwald dampfte und tropfte. Er brütete Geräusche, Gerüche und Gefahren aus. Er explodierte vor Leben, barg allgegenwärtigen Tod. Unter einem großen Baum irgendwo im Regenwald des Amazonas saß Izu, der Zauber- und Geistermann. Er träumte im Sitzen. Er fürchtete sich nicht vor Gefahren, die Schlafenden drohen konnten. Er war organischer Bestandteil des großen Waldes. Gleich einem Chamäleon passte er sich seiner Umgebung an. Mal sah er aus wie ein großer, zusammengeknautschter Ledersack, mal wie ein furchiger Termitenhaufen, bald wie ein schrundiger Baumstumpf. Manchmal nahm er die Gestalt eines verwitterten, moosbewachsenen Findlings an. Für seinen Stamm war Izu der Geistermann, der Heiler, der Seher, der Wissende; der Begnadete, der mit den Zauberwesen des Wassers, des Waldes und des Himmels in Kontakt stand.
Er wusste es besser: Er war vermutlich der größte Scharlatan am großen Fluss. Jetzt verschmolz sein lederiger Körper mit der krustigen Rinde des mächtigen Urwaldbaumes, zu dessen Fuß er ganz in sich zusammengesunken saß. Sanft wiegte er den Oberkörper. Izu, Geistermann der Tupanaki, Stammesältester, da saß er, ein drahtiger Zwerg mit einer knotigen gelben Haut, gegerbt von unzähligen Regengüssen, überzogen von rituellen Bemalungen, gezeichnet von Selbstkasteiungen, Moskitostichen und anderen Widernissen des Dschungeldaseins. Er war ein Wunderknabe, denn er lebte noch, wo andere längst zu Humus geworden waren.
Dieser Baum, unter dem er hockte, stand wie ein Riese unter Riesen. Schon die anderen großen Urwaldbäume hier imponierten als mächtige Könige des Dschungels. Mit ihrem verwirrenden Geäst, ihren grünen Baldachinen und den unentwirrbaren Verknotungen von Lianen, Flechten und in- und übereinander wuchernden Kletterparasiten aller Art bildeten sie ein einziges großes, grünes Wesen. Aber Izus Baum, der heilige Baum der Tupanaki, war ein Wald für sich. Er brach mit seinem mächtigen Wurzelgeflecht aus dem feuchten Boden hervor, verzweigte sich tintenfischartig und strebte in vielen großen und kleinen Stämmen himmelwärts, warf totes Gehölz ab, ließ neue Äste zur Sonne emporwuchern. Dass dieser Baum heilig sei, das hatte Izu behauptet. Sein Stamm hatte ihm geglaubt. Seither durfte nur noch Izu den Baum berühren. Das war seit langer Zeit so. Es hatte irgendwann am Anfang von Izus Laufbahn als Zaubermann der Tupanaki begonnen. Inzwischen glaubten alle im Dorf, es sei schon immer so gewesen. Izu konnte mit seinem grandiosen Talent für Spuk und Hokuspokus den Tupanaki jeden Zauber aufschwätzen, sie glaubten ihm ehrfürchtig.
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