Davids Miene war ausdruckslos.
„Aha.“
„Hmm. Genau. Keine umfangreiche Datenlage“, ergänzte Hans. Er hatte ihm auch die Bildanalyse bis ins Detail beschrieben. Sie suchten also nach einem älteren Mann.
„Also, was denkst du? Der letzte Name klingt am heißesten – ein alter Mann, der Bonnier heißt.“
„Ja, da haben wir auch die offensichtliche Verbindung zum Mossad, wenn du darauf anspielst. Außerdem ist er der Älteste von allen. Aber ich sehe keine schlüssige Erklärung, warum er für irgendjemanden von Interesse sein sollte, der über genügend Ressourcen verfügt, ihn unter permanenter Bewachung am Leben zu halten.“
David nickte zur Pinnwand hinüber. „Der Davidstern da, ich schätze mal, der steht symbolisch für den Mossad, oder? Vielleicht sollten wir deine Quelle beim Mossad härter ins Gebet nehmen?“
Hans nickte zustimmend.
„ Well, the hand that feeds you , und so weiter …“
David schaute ihn fragend an.
„Das heißt …?“
„Dass wir keinen Angriffspunkt haben. Also, gegen den Mossad. Die erzählen uns nur so viel, wie sie uns erzählen wollen, nicht mehr und nicht weniger.“
„Okay. Aber nichtsdestotrotz halten sie den Fall ja am Leben. Sie haben also ein gewisses Interesse an der Sache. Die Frage ist nur, welcher Art oder warum? Im Grunde sind wir selbst der Angriffspunkt. Die Tatsache, dass sie unsere Hilfe brauchen.“
Hans nickte. David hatte recht.
„Allerdings hat mein Kontaktmann beim Mossad angedeutet, dass es sich bei keinem der Namen auf der Liste um den Schweden handelt.“
„Das ist ja seltsam. Heißt das, die wissen, wer er ist?“
„Ich will mich daran jetzt nicht festbeißen. Er hat nur anklingen lassen, dass ihm die Namen nichts sagen. Eigentlich hat er fast desinteressiert gewirkt.“
„Könnte das alles im Zusammenhang mit Waffenhandel stehen?“
„Natürlich, wieso nicht? Aber da erscheint mir die Verbindung nach Schweden doch recht vage. Heute sind das wohl hauptsächlich alte Nazis und Neonazis, die in so etwas involviert sind.“
„Ich weiß nicht. Ich mache nur Brainstorming.“
Nach und nach wurden die Fragen, die die beiden ausdiskutierten, immer konkreter.
„Stichwort Befreiung. Was sagst du dazu?“
David schaute von der Liste auf.
„Da haben wir noch einen langen Weg vor uns. Wir haben noch zu viele Wissenslücken.“
Er verstummte, dachte noch einen Augenblick nach und fuhr dann fort.
„Grundsätzlich würde ich sagen, dass dieser Mann von vier Fesseln festgehalten wird, die wir durchbrechen oder wenigstens lockern müssen. Erstens: Er muss raus aus dem Haus. Zweitens: raus aus Moskau. Drittens: weg vom Festland, das heißt, möglichst schnell zur Küste. Viertens: raus aus dem Land. Zurück nach Schweden. Vier Fesseln – da kann vieles schiefgehen, bevor man auch die vierte Fessel sprengt.“
„Vier Fesseln“, wiederholte Hans. Ihm gefiel der Vergleich. „Vier Fesseln, die wir sprengen müssen.“ Die Metapher erinnerte ihn an Moskau mit seinen vier Verkehrsringen. Jedenfalls war das ein Gedanke, den er an die Pinnwand heften konnte.
„Wir müssen aber davon ausgehen, dass jede Fessel eine Feuertaufe für sich darstellen wird“, fuhr David fort. „Ich meine, wenn das Haus schwer bewacht wird, dann gibt es einen Grund dafür. Irgendjemand will diesen Burschen, pardon, den alten Knacker dort festhalten. Und wenn wir anfangen, Öl ins Feuer zu gießen, müssen wir damit rechnen, diese Leute gegen uns aufzubringen. Außerdem operieren wir auf deren Boden. Unsere Vorteile müssen wir uns selbst schaffen – und dann das Maximum herausholen. Lass mich noch ein bisschen darüber nachdenken – ich überlege mir einen Plan.“
Als David den Raum verlassen hatte, trat Hans an seine Pinnwand heran und zeichnete ein Bild der vier Fesseln wie die Jahresringe eines Baumes. In den innersten Kreis pinnte er das verschwommene Bild. In den zweiten das Bild der Kuppelkirche. Was stand für den dritten Kreis? Die Meeresküste? Sankt Petersburg? Und was stand symbolisch für Sankt Petersburg? Aus Mangel an Kreativität zeichnete Hans eine gestrichelte Linie, die mit viel Wohlwollen an eine Küste erinnerte. In den vierten Kreis zeichnete er die schwedische Flagge.
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