Leo Tuor - Die Wölfin

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Sein Vater hat sich umgebracht, seine Mutter ist darob kalt geworden. Jetzt wächst «der Bub» bei den Grosseltern und der Urgrossmutter Onna Maria auf. Die Letztere wird seine starke Instanz. Mit dem einarmigen Grossvater Pieder Paul teilt er den Phantomschmerz, in der Suche nach anderen Menschen, denen etwas fehlt, nach Einarmigen und Einbeinigen, nach Prothesen, nach Vätern und Übervätern. Onna Maria spricht wenig, aber bestimmt, Pieder Paul viel, aber nur in Zitaten. Leo Tuor zeichnet eine ungewöhnliche Persönlichkeitsbildung nach in einem ganz gewöhnlichen, katholischen Dorf zu einer Zeit, als Welten und Weltbilder noch geschlossen waren. Und so leicht seine Prosa ist, so wenig glättet sie diese kleine, exemplarische Welt voller Schrullen und Schratten, Enge und Grösse, Schabernack und Tiefe. Und fliessend fügen sich die Erinnerungen zu einer surselvischen Geschichte anhand von vier Generationen und zu einer Integration des erzählenden Ichs in seine genealogia. En la gallaria dils antenats cumparan bab e mumma, tats e tattas ed ina fila da parentella cumprada ed artada: originals e copias, quaders e rodunds, méls ed asens, lufs e luffas, nutriders e mulschiders, en biala cumpignia.

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Er fürchtete den Herrn Kanonikus. Von da an nahm er nur noch zusammen mit Großvater und Großmutter die Abkürzung durch den Friedhof. Die Großen, so hatte er festgestellt, machten nicht immer, was der Schwarzrock sagte. Jedes Mal schaute er zum Chris­tophorus hinauf, der groß wie ein Ochse neben dem Portal an die Kirchturmmauer gemalt war. Jedes Mal, wenn man durch den Friedhof ging, musste man an ihm vorbei. Jedes Mal bekreuzigte sich Großmutter und sagte leise ein Gebet. Jedes Mal fuchtelte Groß­vater in der Luft herum und deklamierte laut:

«Heiliger Stoffel groß und fest,

Hat getragen Jesum Christ.

Peter Paule fest und groß,

Hat getragen Holz fürs Floß.»

Der Bub schaute auf die Riesenfüße des Christiefel, wie Großvater den Riesen mitunter auch nannte, kniff die Augen zu einem schmalen Schlitz zusammen, schaute höher und höher, sah, wie sich der Kopf in einen Hunde­kopf verwandelte, nicht böse, nur schräg und irgendwie vertraut. Erblickte plötzlich den Kynokephalus.

Der Kynokephalus ist nicht zu verwechseln mit dem Kephalophoren. Der eine ist ein Hundeköpfiger, und der andere ist der Kopfträger, dozierte Großvater, der in der Ikonografie der Heiligen um einiges besser Bescheid wusste als der Pfarrer. Und wenn niemand mehr folgen konnte, sagte er, dass er ‹ad usum delfini› und ‹in maiorem dei gloriam› zusammenfasse: Der eine ist Sankt Christophorus, und der andere ist Sankt Plazi.

Und die Leute schauten einander dümmlich an und nickten bestätigend.

Die Asylanten sind eine Brut, sagte Onkel Blau, beziehen jeden Monat eine schöne Stange Geld vom Staat. Während viele Schweizer Familien mehr schlecht als recht durchkommen, halten die den ganzen Tag Maulaffen feil, spazieren mit teuren Lederjacken herum. Wir könnten uns so etwas nicht leisten. Im Mercedes fahren sie herum, betrügen die Leute, bringen Schweizer um. Ich werde halb verrückt, wenn ich durch Chur gehe. Man sieht fast nur noch solche Typen.

Der Großvater bewegte den Schnauz hin und her, zwinkerte dem Bub zu und pfiff: «Cur che jeu tras Cuera mavel ...»

Es war die Zeit der kurzen Haare, und nur wenige Privilegierte durften mit Erlaubnis der Eltern so aussehen wie die Beatles.

Der Bub steht in der Tür, klingeling, der Vater hats befohlen. Der Frisör sagt aaaalsodann, nimmt ein qua­dratisches Lederkissen aus einem Wandkasten, haut das steife Stück mit der Faust in den Sessel, damit der Bub hoch genug zu sitzen kommt. Der Frisör hebt ihn in den Sessel. Mit seiner Sandale pumpt er einen He­bel, der aussieht wie das Startpedal an einem Töff. Der Sessel hebt sich. Der Frisör macht jedes Mal dieselben Sprüche, er ist gleichzeitig auch ein Kiosk, klingeling, sagt, er sei gleich wieder da, verschwindet durch den Vorhang, verkauft ein Päckli Stella Filter und eine Rolle Pfefferminz, schwatzt eine Ewigkeit, klingeling, kommt durch den Vorhang, sagt aaaalsodann, heißt ihn den Kopf nach vorne beugen, bindet ihm den langen Fri­sörslatz um – der Bub hat jetzt keine Arme mehr und ist dafür breiter geworden –, reisst glattes Papier von einer Rolle hinter dem Stuhl und schiebt ihm das steife Zeug zwischen Hals und Kragen. Der Frisör geht hinüber und blickt durchs Schaufenster auf die Straße ­hinaus.

Srrr fuhr die Maschine, am Anfang noch kalt, gna­denlos den Nacken hoch durchs Haar, fräste, au, eine verschorfte Stelle weg – tu nicht so zimperlich! –, fuhr weiter und machte ihre Arbeit so lange, bis am Schluss alles, was du hattest, am Boden lag. Dort wurdest du zu einem Häufchen gewischt, zahltest einsfünfzig und ergriffst die Flucht, nackt, verraten, dem Gelächter der andern ausgeliefert. Das waren die Momente, wo ich ein Mädchen hätte sein wollen.

Schulbänke sind Joche, die immer zwei und zwei zu­sammenhalten. Kirchenbänke sind Joche, die immer zehn und zehn zusammenhalten. Reihe um Reihe, und wenn man einmal in der Reihe sitzt, gibt es weder Hin noch Her noch Ein noch Aus. Reihen, Pferche, und man konzentriert sich auf Gott den Allmächtigen. Aber die Bänke knarren. Das ist der Teufel, der in ihnen steckt.

Wer ist Gott? Ein Patriarch mit weißem Bart, den man immer nur sitzend erblickt hat. Blaue Augen. Ein weißer Großvater mit menschlichen Zügen.

Sein geheimer Gott hatte ein anderes Ebenbild. Geheim deshalb, weil er niemandem sagen durfte, wie der aussah: Hundeohren, also zweifellos ein Ägypter. Er hat das seine ganze Kindheit lang für sich behalten müssen. Der Pfarrer hätte das nicht begriffen. Das wäre für den zu viel gewesen. Der hätte ihn am Kragen gepackt und seinen Kopf fünfmal, zehnmal auf die Bank geknallt, bis er aus der Nase geblutet hätte. Hätte ihn geohrfeigt, bis er erledigt in einer Ecke gelegen wäre. Hätte ihm mit dem Evangelienbuch eins über den Kopf gezogen, dass er wie ein Sack zu Boden gegangen wäre. Hätte ihn – Herr, gib mir Flügel! – an den Ohren hochgehoben und schreien lassen wie am Spieß. Aber das Schlimmste wäre gewesen, dass er ihn die Geschichte gar nicht hätte zu Ende erzählen lassen. Die Erwachsenen hören nicht bis am Schluss zu. Sie verpassen die vollständigen Geschichten.

Harrrjesssas war der Ausdruck, den Großvater am häufigsten brauchte. Der Lehrer hatte behauptet, dass es keine Wörter gebe mit dreimal demselben Buch­staben hin­tereinander. Und da hatte der Bub Groß­vaters Beispiel, das er jeden Tag hörte, mit sogar zweimal drei Buch­staben hintereinander. Die korrigierte Schreibweise des Lehrers, Herr Jesus, war absurd. Von da weg war die Schule für den Enkel ein Saftladen. Waren Lehrer solche Hosenscheißer, dass es für sie keinen Harrr­jesssas geben durfte, nur weil das Wort nicht im Wörterbuch stand?

Überhaupt, das Wörterbuch. Es war in der Schule die absolute Autorität. Es fixierte die Wörter, da gab es nichts zu markten. Die Wörter waren darin festgenagelt, so und nicht anders musste man sie schreiben. Der Lehrer hielt zum Wörterbuch, hörte nicht auf uns. Und das Wörterbuch hielt zum Lehrer. Es war eine heilige Allianz. Das Wörterbuch nannten wir nur voc und den Lehrer scoli. Denn da pflegten wir gerade den Spleen, alles abzukürzen. So wie es eine Phase gab, wo wir über ganze Seiten hin unsere Unterschriften trainierten, und eine Phase, wo wir uns die Namen unserer Idole auf die Arme malten. Und der scoli war das voc und das voc der scoli. Das war uns einerlei, gegen diesen Filz hatten wir ohnehin keine Chance. Unsere Diktate kamen über und über rot zurück. Der scoli, völlig verstört, vertrug in diesen Momenten keinen Pieps, sorgte mit dem voc für Disziplin, wenn dieses – harrrjesssas – mit flatternden Seiten quer durch die Schulstube dem Nachkommen in die Fresse flog.

Alle hatten einen Übernamen in unserer Gemeinde. Groß­vater war der Harje. Ich weiß nicht, ob er es wuss­te. Es hät­te ihm wehgetan. Es tat auch mir weh. Sie sag­ten nicht Großvaters Harrrjesssas, das wohltönende, das ein­mal Verwunderung ausdrückte, ein andermal eine Klage war und dann wieder das Pünktchen auf dem i – ganz je nach­dem, wann und wo Großvater es brauchte. Sie sagten ein kurzes, trockenes Harje, beglei­tet von einem boshaften Grinsen, das für Sekunden in einem Mundwinkel hängen blieb.

Mitunter sagten sie die Übernamen nur, um sie auszusprechen, besonders wenn sie noch neu waren, und sie sagten sie nur, wenn die Betreffenden nicht da waren. Es gab Leute mit zwei oder drei Übernamen.

Sie blühte in unserer Gemeinde, die Kultur der Übernamen. Da waren viele Tiere Afrikas unterwegs und fast alle Karten aus dem Tarockspiel. Maribarla Sa­foia: die Päpstin; Clau Spinas: die Kuh; Landammann Castelbert: Becher-König; Giacun Ten: das Huhn. Bar­la­mengia Ba­ron­­chelli war die Rakete, weil man sie immer nur in Eile sah. Giacasep Castrischer war der Bescht­ziit, seit er das Clubrennen am Ziel kommentiert und immer wieder dieses Wort ins Megafon gebrüllt hatte. Den Dumeni Cala­berg nannten zuerst die Buben, später auch die Er­wach­se­nen nur noch Dumeni Deckel, weil er den Buben immerzu sagte: Wenn ihr damit nicht aufhört, gibt’s eins auf den Deckel. Fanezi Talianer war der Maggagliini, seit er seinen Hund auf die Alp gegeben und zum Hirten gesagt hatte: Und wenn er magga Gliini, du sslaga tot!

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