Ein Rumpeln über ihrem Kopf schreckte sie auf, sie war doch eingeschlafen. Sie vernahm ein flüchtiges Trippeln im Estrich, ein Gegenstand fiel um, rollte über den Boden. Einbrecher! Sie stützte sich auf die Ellbogen, horchte. Es war so still, dass sie glaubte, ihr Herz zu hören, das heftig klopfte. Ein Viertelstundenschlag vom Glockenturm. Das Rumpeln und Rollen setzte in einem andern Teil des Estrichs wieder ein. Ein Gepolter, als ob jemand mit Kegeln spielte.
Andrea tappte auf allen Vieren von der Matratze zum Rucksack, schnallte den Eispickel ab, suchte zwischen Kletterwerkzeug nach ihrer Stirnlampe, setzte sie auf, trat in Socken und Pyjama ins Treppenhaus, den Pickel fest umklammert. Die Stufenleiter zum Estrich knarrte leise, als sie hinaufstieg. Sie horchte, hörte keinen Laut mehr, stiess die Bodenklappe auf und rief: «Ist da jemand?»
Der Lichtstrahl ihrer Lampe tastete über alte Möbel, die mit Leintüchern zugedeckt waren, über Truhen, Tische, kaputte Stühle, Säcke mit verrotteten Lumpen, einen Stapel Dachziegel, Bündel vertrockneter Schindeln, Zeitungen, Hanfseile, eine Kiste verstaubter Schuhe. Sie glaubte, Trippelschritte zu hören, die sich hinter einem Kamin entfernten, rief nochmals, doch kein Einbrecher oder sonst ein Eindringling zeigte sich. Dafür schlug ihr ein penetranter Gestank entgegen. Gespenster hinterliessen bei ihrem Verschwinden einen Geruch nach Schwefel und faulen Eiern, hatte einmal jemand erzählt. Der Estrich stank eher wie das Raubtierhaus im Zoo.
«Ist jemand da!», rief sie nochmals, um Mut aufzubauen, drang Schritt für Schritt vor, leuchtete jeden Winkel aus. Hinter dem Kamin trat sie beinahe auf eine schwarze Wurst von frischem Kot. «Verdammte Scheisse, Marder!», rief sie aus. «Auch das noch!» Ein Gespenst wäre ihr lieber gewesen.
Andrea schlug die Pickelspitze in einen Balken, ihre Angst kippte in Wut. Marder, das bedeutete, dass das Dach sofort repariert werden musste, vielleicht sogar erneuert.
Sie wusste, dass es fast unmöglich war, einen Marder aus dem Haus zu vertreiben, wenn er seine Duftspur hinterlassen hatte. Auch Marder waren sesshaft, keine Nomaden. Nach dem Lärm zu schliessen, war es ein Weibchen mit Jungen, die mit Vergnügen im Estrich herumtollten. Sie war also nicht allein.
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