Patricia Causey
Spurlos in Sallyview
Anderson & Teagan klären auf
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Patricia Causey Spurlos in Sallyview Anderson & Teagan klären auf Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Impressum neobooks
Die Sommersonne in Sallyview Springs war zu dieser Mittagsstunde unerträglich und ebenso heiß genug, um ein Spiegelei direkt auf dem Bürgersteig zu braten. Es wehte an diesem Tag keine einzige kühle Brise, und auch war die stickige Sommerluft derart warm, dass es einen beinahe irrewerden ließ. Es ließ einem annähernd vermuten, dass die Kriminalitätsrate in dieser Stadt aufgrund der Hitze ansteigen würde, denn die Menschen verhielten sich bei derart heißen Temperaturen meist zunehmend ungeduldig bis hin zu aggressiv. Man konnte als Fußgänger im Straßenverkehr beobachten, wie sich die Menschen schwitzend und hupend anschrien. Meist aufgrund eines Staus im Feierabendverkehr.
Mein Partner und bester Freund Jamal saß bei der Sommerhitze in der Fensterbank am geschlossenen Fenster. Dieses ließen wir bewusst geschlossen, denn uns kam die Luft drinnen kühler vor, als es dort draußen der Fall war. Während er nun dort in der Fensterbank saß, hatte er im Duett mit dem Radio gesungen, während wir gemeinsam auf etwas Besonderes warteten. Es war eine schöne Eigenschaft meines besten Freundes, denn er hatte stets zu singen angefangen, wenn für eine Weile nichts gesagt worden war.
Ich saß derweil in meinem ledernen Bürostuhl mit meinem Laptop am Schreibtisch, während meine Hände sich verzweifelt darin versucht hatten, ruhig zu bleiben. Jamal wanderte nun stattdessen wie ein Tiger im Raum umher. Derzeit ruhig zu bleiben war besonders schwierig für uns beide, denn wir wollten unbedingt etwas zu tun haben. Meinen Füßen auf dem Schreibtisch nach und Jamals Auf-und-ab-Wandern im Raum hätte man behaupten können, dass wir uns zu Tode langweilten. Die Langeweile nagte förmlich wie eine kleine Ratte an unserer Geduld.
Unsere kleine Agentur war seit Langem nicht mehr in einem Fall konsultiert worden, und nun begannen wir uns ernsthaft zu fragen, ob dieses Ermittlerleben wirklich was für uns war. Wir hofften inständig, dass unser gemeinsamer Traum eines Detektivlebens nicht ausgeträumt war, und beteten deshalb darum, dass uns bald ein Fall zugeteilt wurde.
Jamals Magen demonstrierte vor Hunger laut über die Musik hinweg, sodass ich es vom Bürostuhl aus hören konnte. Mein verträumtes Bewusstsein kehrte sofort aus seinen tiefen Gedanken zurück.
„Hey, Kumpel, ich verhungere gleich“, erklärte Jamal jammernd und befeuchtete dabei seine Lippen, bevor er daraufhin zum Telefon auf seinem Schreibtisch griff. „Hast du auch Hunger?“
„Einen Riesenhunger“, erwiderte ich aufgeregt und richtete mich neugierig auf, um herauszufinden, was genau er mit dem Telefon vorhatte.
„Mir ist nach Pizza. Wie steht es bei dir?“, erkundigte er sich und spielte mit seinen Fingern bereits an der Tastatur des Telefons.
„Auf jeden Fall!“, erwiderte ich ihm erneut zustimmend und stellte dabei fest, dass eine warme Pizza an einem heißen Sommertag nicht völlig absurd klang, sondern mir es geradezu egal war. Die Hauptsache war, dass wir Hunger hatten und nun etwas essen wollten.
„Ich möchte eine große … nein, eine extra große mit Peperoni drauf.“
„Peperoni soll es sein“, bestätigte er und hielt seine Finger auf der Telefontaste gedrückt.
„Brenda, könnte ich bitte eine extra große Pizza ins Büro bekommen“, sagte er zu der Rezeptionistin.
„Mit extra Käse!“, rief ich dazwischen.
„Mit extra Käse“, wiederholte Jamal meinen Zwischenruf.
„Bei genauerer Überlegung möchte ich auf mein Gewicht achten. Lass uns Pilze dazubestellen!“, erwähnte ich scherzhaft gemeint und sprang nun super-hyperaktiv in meinem Ledersitz herum.
„Eigentlich, Brenda, könnten wir zusätzlich …“
Er wollte Brenda, der Rezeptionistin, noch meinen Wunsch nach Pilzen am Telefon mitteilen, als die einzige Tür zum Büro plötzlich aufschlug und zwei stämmige Sicherheitsbeamte durch die enge Öffnung hereintraten.
Zwischen den beiden Kerlen in einem grünen Dreiteiler-Anzug befand sich Rezeptionistin Brenda, während sie mit ihren langen, gepflegten Fingernägeln auf uns beide verwies.
„Da sind sie!“, rief Brenda mit ihren ausdrucksstarken Augenbrauen in einer Mischung aus Wut und Frustration zugleich.
„Verdammt“, murmelte ich, als ich erkannt hatte, wer die beiden vom Wachdienst waren – und vor allem, wie groß sie zudem wirkten. Die beiden Herren waren uns vermutlich durch ein anderes Ermittlungsbüro auf den Hals gehetzt worden, da wir ihnen Wochen zuvor einen Fall vor der Nase weggeschnappt hatten. Nun störten sie sich daran, dass zwei junge Typen wie wir uns in ihrem Territorium umgesehen und Klienten abgeworben hatten.
Es beschlich mich das Gefühl, dass wir unsere Pizza heute nicht mehr bekommen würden. Dabei hatten wir einen großen Appetit darauf.
Heimlich hob ich meine Beine an meine Brust heran und trat dann mit aller Kraft, die ich nur aufbringen konnte, den Schreibtisch vor mir in die Richtung der beiden Wächter. Der Schreibtisch schob sich über den hölzernen Boden und hatte die beiden Männer zunächst an der Wand festgepinnt.
„Nicht übel, Derek!“, rief Jamal mir aufmunternd sowie begeistert zu und drehte sich dann zum Fenster hinter ihm. Die heiße Sommerluft trat herein, als er es öffnete. Er sah dabei hinunter auf den Boden, der sich schwindelige fünf Stockwerke weiter unten befand. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er zur Verwunderung der Anwesenden, außer mir selbst, aus dem Fenster sprang. Ich nahm daraufhin ohne weitere Überlegung einen kräftigen Anlauf, füllte mit meinem Körper das gesamte Fenster aus, ohne dabei die Fensterbank zu berühren, und sah mich nun selbst in Richtung der Gasse neben dem Hauptgebäude fallen.
Ich lachte hysterisch den ganzen Weg nach unten und musste nur noch mehr lachen, als, unten angekommen, mein Rücken auf den weichen Matratzen aufkam, welche Nachbarn zuvor am frühen Tag für den Sperrmüll dort abgelegt hatten. Diese waren vermutlich von den Anwohnern von ihren Balkonen aus zunächst auf ein Vordach geworfen worden, welches sich nur eine Etage tiefer befand. Jamal und ich wussten daher, dass wir auf die Art und Weise zumindest ein Stockwerk weit sicher auf ein Vordach fallen würden. Für die weiteren vier Stockwerke nach unten nahmen wir dann die Feuertreppe.
Ich schaute noch rechtzeitig hoch, um die vor Wut schäumenden Wachleute zu sehen, wie sie verdattert zu uns hinuntersahen, bevor sie dann schließlich aus dem Sichtfeld des Fensters verschwanden.
„Sie sind noch nicht mit uns fertig“, stellte ich wissend gegenüber Jamal fest, ohne einen Zweifel zu hegen, dass sie uns nun jagen würden.
Brenda erschien nun mit einem irritierten Gesichtsausdruck am Fenster.
„Kommt nie wieder hier vorbei, ihr Betrüger!“, schrie sie mit einer schrillen Stimme. „Ihr seid beide keine echten Detektive!“
Die arme Brenda war so gütig und hatte uns beiden Studierenden ihr Büro vermietet. Die Bedingung dafür war lediglich gewesen, dass sie als Rezeptionistin bleiben durfte. Jamal und ich vermuteten, weil sie eine Witwe war und eine Beschäftigung brauchte. Ein weiterer Grund für ihre Anwesenheit konnte jedoch auch sein, dass sie ihr Eigentum bewachen und beschützen wollte. Unser leidenschaftliches Hobby als Detektive wurde hauptsächlich durch meinen Vater finanziert, der ebenfalls im Bereich Strafrecht tätig war. Sein Traum war es, dass unser Traum sich erfüllen würde. Nun, vielmehr der Traum seines eigenen Sohnes als das meines farbigen Freundes Jamal, der in seinen Augen nichts als ein Herumtreiber war. Vermutlich war mein Vater einfach nur froh darüber, dass wir einer Beschäftigung nachgingen und dass ich einen treuen Freund wie Jamal hatte.
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