Daniela Kuhn - Mit dir, Ima

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Daniela Kuhn erzählt die bewegende Lebensgeschichte ihrer 1935 geborenen Mutter, einer irakischen Jüdin, die in Israel aufwuchs. 1967 heiratete sie in Zürich einen nichtjüdischen Schweizer, und bald darauf kam ihre Tochter zur Welt. Von ihrer Herkunft, auch von Kindheit und Jugend, sprach die Mutter nie. Sie sagt über sich, sie sei «heimwehkrank».
Anhand von Gesprächen, Briefen sowie der Agendanotizen ihres seit langem verstorbenen Vaters zeichnet die Autorin die Geschichte ihrer Familie nach. Sie reflektiert auch ihr eigenes Leben, das von der schwer fassbaren Krankheit ihrer Mutter geprägt ist. Das Buch zeugt von der Liebe zwischen Mutter und Tochter, die allen Widerständen trotzt und anhält bis zum heutigen Tag.

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Mein Vater nahm mich in der blauen Tragtasche in den Frauen­­besuchssaal mit. Zwei Tage später verschmierte meine Mutter mit ihrem Stuhl ihr Zimmer, «legte Kotballen auf ihren Teller», war «im Säli nachher wieder nett wie zuvor» und sagte dazu nur, bis heute sei sie rein gewesen. Nach drei Wochen wurde sie als geheilt entlassen.

Sie habe ein hübscheres Kind erwartet, erzählte mir mein Va­ter. In den Nächten, in denen er mit mir allein gewesen sei, habe er fast nicht schlafen können, er habe immer hören wollen, ob ich atmete. Mein Vater war in diesem Sommer achtunddreissig Jahre alt. Noch zwei Jahre zuvor hatte er bei seinen Eltern ge­­­wohnt, in einem grossen Haus im Bauhausstil am Stadtrand von Zürich. Die Dreizimmerwohnung meiner Eltern lag nur wenige Minuten zu Fuss davon entfernt, in der Nähe des Waldrands.

Meine Grosseltern waren körperlich und geistig in bester Verfassung, sie hielten Haus und Garten in vorbildlicher Ordnung, aber sie hatten wohl nicht damit gerechnet, im Alter nochmals ein Kleinkind betreuen zu müssen. Schon bald stand im Schlafzimmer meiner Grossmutter mein Kinderbett, im Sommer da­rauf spielte ich im Garten im Laufgitter, unter den liebevollen Augen von Grosspapa. Er war einundachtzig Jahre alt, zehn Jahre älter als meine Grossmutter. Seine erste Frau war bei der Geburt ihres zweiten Kindes verstorben, Grosspapa war damals mit einer achtjährigen Tochter allein dagestanden. Sehr bald hatte er eine Bekannte geheiratet, die hin und wieder mit seiner Frau und ihm musiziert hatte, meine Grossmutter. Der erste der beiden Buben, die auf die Welt kamen, war mein Vater.

Grosspapas Aufmerksamkeit war mir sicher. In den ersten Jah­ren holte er mich jeden Tag für einen Spaziergang im Wald ab. Ich legte meine Hand in seine grosse warme; er zeigte mir Forellen im Bach, weit unten im nahen Tobel. Auf dem Rückweg zählten wir die Treppenstufen, die aus dem friedlichen Wald ans Licht führten.

Vor dem Einschlafen sagten Grosspapa und ich: «Müde bin ich, geh zur Ruh, schliesse meine Äuglein zu. Vater lass die Augen Dein über meinem Bette sein.» Und am Morgen: «Fröhlich bin ich aufgewacht, hab gut geschlafen die ganze Nacht. Hab Dank im Himmel Du Vater mein, dass Du hast wollen bei mir sein. Nun bleib bei mir auch diesen Tag, dass mir kein Leid geschehen mag.» Einmal, so erzählte mir mein Vater, habe Grosspapa zu ihm ge­­sagt, ein Tag, an dem er mich nicht gesehen habe, sei ein verlo­rener Tag.

«Du bist das Wichtigste in meinem Leben», sagte kürzlich auch meine Mutter. Vor längerer Zeit sprach ich mit ihr über unsere vielen Trennungen. Es schüttelte mich vor Weinen, und auch meiner Mutter, die seit vielen Jahren nicht mehr weint, liefen Tränen über das Gesicht. «Glaubst du, dass ich nicht gelitten habe?», fragte sie mich. «Ich war in der Klinik und habe dich ver­­­­misst!» In guten Momenten können wir offen miteinander sprechen. Wir sind uns in gewisser Weise so nahe wie damals, etwas in uns beiden möchte nachholen, was sich nicht nachholen lässt.

Sie war den Stimmen ausgeliefert, die sie dazu aufforderten, das Glück woanders zu suchen. Die Krankheit war immer stärker als die Liebe zu mir. Das sei ein harter Satz, meinte eine Freundin. Ich muss ihn leider stehen lassen.

Kurz bevor ich nach Goa flog, stellte sich heraus, dass ich an einem Vitamin-B12-Mangel litt. Meine Hausärztin bestellte mich für eine Spritze auf halb sieben Uhr abends. Ich hatte meine Mutter zum Nachtessen eingeladen, und sie fragte mich, ob sie mich begleiten könne. Meine Ärztin war erstaunt, uns im Wartezim­mer zusammen anzutreffen, dass meine Mutter sogar mit ins Un­­tersuchungszimmer kam. Auf dem Hinweg hatte ich sie gebeten, nicht zu erwähnen, dass sie nie Fleisch gegessen und dennoch keine solchen Probleme gehabt habe, dass Eier und Käse genüg­ten. Sie hielt sich daran, als meine Ärztin sagte, in rotem Fleisch und roher Milch habe es am meisten Vitamin B12. Die Spritze bekam ich in einem anderen Raum.

Auf dem Heimweg klagte ich über den Schmerz, der stärker war als erwartet. «Ich hoffe, er vergeht bald», sagte meine Mutter, und ich spürte, wie sie mitlitt, wie es zwischen meinem und ih­rem Körper für sie keine Grenze gibt. Mein Vater hätte mir Mut ge­­macht, er hätte gesagt: «Das geht sicher bald vorbei.» Meine Mutter kann sich nicht selbst beruhigen, es fehlt ihr an innerer Stärke, um einer Widrigkeit etwas entgegenzuhalten. Und gerade sie hat so viel Schreckliches aushalten müssen, ausgehalten. Depotspritzen über Jahre, Elektroschocks, dutzende Male wurde sie gegen ihren Willen in die Klinik eingewiesen.

Ich war ein gesundes Kind. Abgesehen von den Knieschmer­zen, die mich eine Zeit lang fast jede Nacht quälten. Manchmal waren sie so stark, dass ich auf allen vieren weinend ins Zimmer meines Vaters kroch, in dem er tagsüber als Anwalt an der Schreibmaschine sass oder telefonierte. Er legte mir die orangefarbene Zauberwatte auf die Knie und befestigte sie mit einem Verband. Zu den wenigen Besuchen bei meiner anthroposo­phi­schen Ärztin kam er mit. Er war meine Verbindung zur Aussenwelt, zum schweizerischen Alltag, den meine Mutter nicht kannte und den sie auch nicht kennenlernen wollte. Bis heute spricht sie ge­­bro­chen Deutsch.

Der gemeinsame Besuch bei meiner Ärztin war etwas Neues. Es war meine Rolle gewesen, sie in der psychiatrischen Klinik zu besuchen, unzählige Male. Als Kind erzählte ich niemandem davon, obwohl im Quartier längst bekannt war, dass meine Mutter unsere Wohnung angezündet hatte. Im nahen Einkaufszentrum wurde bestimmt über sie getratscht, aber ich wurde weder in der Schule noch sonst wo auf sie angesprochen. Nur einmal begegnete ich der Mutter einer Mitschülerin, die als Sekretärin in der Psychiatrischen Klinik Burghölzli arbeitete. Das war mir unangenehm.

Zurück von meiner Ärztin assen meine Mutter und ich am Küchentisch Gemüse, Tofu und Bulgur. Danach setzten wir uns ins Wohnzimmer und flickten Löcher in Socken und Hemden. Meine Mutter schlug vor, die Goldberg-Variationen mit Glenn Gould zu hören. Ich genoss den Abend. Sie schickte sich ohne Lamento in den Abschied und meinte nur, für die, die blieben, sei es eine längere Zeit. «Aber wenn es dir in Indien gut geht und du dich dort wohlfühlst, freut mich das.» Ich bestellte ihr ein Taxi, das sie mit den Bons bezahlen kann, die sie von der jüdischen Gemeinde erhält. Ich mag Abschiede nicht, aber dieser fühlte sich überraschend leicht an. Ich schaute dem Taxi nach, das auf der leeren Strasse verschwand.

*

Wie viele kleine Mädchen wollte auch ich Säuglingsschwester werden. Irgendwann verblasste der Wunsch, stattdessen be­­schloss ich, eines Tages eigene Kinder zu haben, zwei oder drei. Als ich Anfang dreissig war, schenkte mir meine Mutter einen Ratgeber für Mütter, der Anfang der Sechzigerjahre in Israel erschienen ist. Da ich kein Hebräisch lesen kann, hätte sie mir daraus vorlesen müssen. Dazu ist es nie gekommen. Eigene Kinder blieben ein Wunsch. Als ich zweiundvierzig war, hatte meine Mutter die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, sie hielt länger daran fest als ich. Jetzt, da feststeht, dass ich keine Kinder habe, spüre ich ein gewisses Bedauern, aber keinen Schmerz. Auch meine Mutter hat sich mit einem Leben ohne Enkel arrangiert. Sie sagt, das Wichtigste sei für sie, dass ich glücklich sei, ob mit Kindern oder ohne.

Der Mann, mit dem ich vor bald zwanzig Jahren probierte, schwanger zu werden, erwies sich als unfruchtbar. Wir trennten uns voneinander, mit vielen Tränen, aber ich war zuversichtlich, dass sich mein Wunsch mit einem anderen Partner erfüllen werde. Sieben Wochen später war K. mit einer neuen Frau zu­­sammen, während ich in den folgenden sieben Jahren ohne Mann an meiner Seite blieb.

«Hättet ihr nicht dies und das noch probieren können? Oder Kinder adoptieren?» Alle, die von der Geschichte erfahren, fragen das. Zu Recht. Ich hatte mich auf K. nicht wirklich eingelassen, er war nicht mein Lebensgefährte gewesen, sondern der potenzielle Vater meiner Kinder. Ich dachte damals sogar, später, ir­gend­wann mal, einen interessanten Mann zu treffen.

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