Ernst Halter - Die Stimme des Atems

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Ernst Halter erinnert sich an seine Kindheit in der Kleinstadt Zofingen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sind sehr genaue und stimmungsreiche Erinnerungen an Schule und Krieg, an Stadtbewohner, Vorfälle und Unfälle, Spiele und Krankheiten, Fabriken, Bücher, an Freiheiten und Zwänge. Eingeschoben sind Artikel aus dem «Zofinger Tagblatt», die den öffentlichen Raum spiegeln, in dem sich das Kind bewegt.
Die Erinnerungen sind nicht eine nachträgliche Erzählung einer Identität, sondern bleiben als Wörterbuch fragmentarisch und offen. Durch das Verweissystem zwischen den Stichworten entsteht ein dichtes Netz an Bildern und Geschichten, die zur Geschichte eines Aufwachsens werden wie zur Chronik einer Epoche aus Kinderperspektive. Und gleichzeitig zur persönlichen Mitteilung über den Schmerz und das Glück zu leben.
"Was ich gelernt habe: Wie viel mir erspart geblieben oder nicht zugemutet worden ist. Unverdient."

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→ Tinte

Zofinger Tagblatt, 26. Oktober 1946

Eine neue Schulschrift

Verschiedene am guten Schreibunterricht interessierte Fachverbände des praktischen Lebens waren gegen die jetzige Schulschrift Sturm gelaufen. Für die einen war sie zu schematisch, für die andern unleserlich, den meisten aber schien sie unpraktisch, da ihre vielen Ecken ein flüssiges Schreiben verunmöglichten. Und da das Tempo auch heute eine so grosse Rolle spielt, verzerrten sich die Schriftformen beim schnellen Schreiben oft. Wo lag der Fehler bei der jetzt noch gelehrten Schulschrift?

Diese Frage zu lösen, setzte sich eine Studienkommission zum Ziele. Diesmal ging man anders als früher vor. Mit den Vertretern des beruflichen und praktischen Lebens besprachen sich die Fachleute des Schreibunterrichtes. Und ein Kaufmann gar warʼs, der den Vorsitz der Arbeitsgruppe führte. Der Sekretär des Schweizerischen Kaufmännischen Vereins, ein Vertreter des eidgenössischen Import- und Grosshandels, des Schweizerischen Stenographenvereins und die kantonalen Erziehungsdirektionen setzten sich in gemeinsamer Arbeit mit dieser Frage auseinander. Nun liegt das Resultat der Besprechungen vor.

Das Hauptergebnis: Die Eckwende wird aufgegeben. Die eckigen Buchstaben werden also durch schreibflüssigere Formen ersetzt. Und da es nun die Praxis und das praktische Leben selbst ist, das die Forderungen stellte und das mit den Fachleuchten die neue Schrift ausarbeitete, ist zu hoffen, dass der Schriftenkrieg nun endgültig abgeblasen werden kann.

Kurt Schenk

Er war ein magerer mittelgrosser Junge mit dunklem Haar, oder vielleicht schien es mir nur so, da es ein bleiches Gesicht verschattete. In der 3. Klasse, es war Winter, Schnee lag, fehlte er eines Morgens. Keine Sorge, Kurt war von der zähen, herausfordernden Sorte, das Gegenteil von mir; wir pflegten kaum Umgang. Im Lauf des Vormittags traf die Nachricht ein, er sei beim Schlitteln verunfallt. Tot.

Er hatte im engen Mühletal gewohnt, in einem Kosthaus der Fabrik, wo sein Vater arbeitete. Er war am schulfreien Nachmittag des Vortags einen der abschüssigen Holzerwege, die in den Wald hinaufführen, mit dem Schlitten Kurve um Kurve hinuntergerast – und frontal in ein Automobil, das die Talstrasse herauffuhr. Schädelzertrümmerung. Zwei Jahre nach dem Krieg waren Motorfahrzeuge auf abgelegeneren Strassen noch ein Ereignis; der Automobilist hatte über den kleinen Pass der Linden nach Uerkheim fahren wollen. Die ganze Klasse nahm an der Beerdigung teil; es reichte für ein Holzkreuz mit Namen, Daten und einem wahren Spruch: «Zu früh für uns». Sein Grab dürfte seit fünfzehn, zwanzig Jahren aufgehoben und umgewälzt sein.

→ Strohkappen→ Eisweiher→ Schlitteln→ Tödlein

Züchtigung

Ich habe nie lernen müssen, mich zu ducken, meine Eltern haben nicht geschlagen. Ich erinnere mich an eine einzige Drohgebärde des Vaters, ein Ausholen mit dem Arm; sie hat mir unauslöschlichen Eindruck gemacht. In der Schule bin ich nur Zuschauer bei Tatzen, Ohrläppchenreissen, Den-Kopf-auf-die-Bank-Schlagen, Ohrfeigen, Tschuppen, Maulschellen und dergleichen gewesen. Das Rutenstreichen des nackten Hinterns war abgeschafft, das Knien auf einem scharfkantigen Scheit abgelöst vom Eckestehen oder Vor-die-Tür-gestellt-Werden. Zwar stand ein Stock in jedem Schulzimmer, doch er war vom Strafinstrument zum verlängerten Zeigefinger degeneriert. Nur einen Lehrer gab es, von dem ich sicher weiss, dass er ihn in alten Ehren hielt. Die Schüler dieses Dreinschlägers lebten in ständiger Angst, und die chronischen Magenkrämpfe meines Bruders, der sich zwei Jahre lang unter seiner Fuchtel krümmte, hat man aus der Welt zu schaffen versucht, indem man ihm den Bauch auf- und den Blinddarm herausschnitt. Dieser «Näppu» galt als herausragender Pädagoge. Als ich hörte, die Schüler hätten ihm frisch geschnittene Ruten geschenkt, stand mir der Verstand still. Wie konnte man der eigenen Züchtigung auf halbem Weg entgegenkommen?

Ich bin brav gewesen, mich hat die Angst im Zaum gehalten, weniger vor den Schmerzen – meine Krankheit hatte mich Schlimmeres ertragen gelehrt – als vor einer mir unerträglichen Verletzung: brutal angefasst und geschlagen zu werden. Wer schlägt, nimmt mit dem Körper die Würde des Geschlagenen in Besitz, ein Stück schreiendes Fleisch, das vom Mitleiden, das fremder Schmerz uns zumutet, ausgeschlossen und der Lust des Peinigers ausgeliefert ist. Das war meine Angst.

Erinnere dich, wie Schulkameraden ihre Hände zur Bestrafung hingestreckt haben. Die einen zitterten, und der Lehrer musste die Finger der krampfhaft geschlossenen kleinen Faust mit Gewalt aufbrechen, das Vierkantlineal sauste, die kleine Hand zuckte zurück; doch der Zuchtmeister war noch nicht satt, auch die andre Hand mussten sie hingeben, ohne Widerstand nun, da sie bereits gedemütigt und entwürdigt waren. Dann schlichen sie an ihren Platz, rot im Gesicht von den verbissenen Schmerzenstränen, denn als Brüelichindli verspottet zu werden hätte sie ganz entehrt. Andre traten herausfordernd erhobenen Kopfs vor und taten, der Lehrer mochte zuschlagen, wie er wollte, keinen Mucks. Wenn sie sich umdrehten und an ihren Platz schlacksten, hatten auch sie rote Gesichter, doch sie grinsten. Was sie dachten, sagte ihr steifer Rücken.

Lehrer Kuhn von der 3. und 4. Primar war ein kinderfreundlicher Mensch und hielt in körperlichen Züchtigungen zurück. Auch hatte er sie selten nötig, denn er unterrichtete lebendig und spannend. Statt Langweil stellte sich bei ihm eher ein das Mass sprengender Übermut ein. Er galt deswegen als mittelmässiger Lehrer; meine Eltern machten sich sogar Sorgen, als ich ihm und nicht «Näppu» zugelost wurde. De hölzig Himel in unsrem Klassenzimmer im Nordostrisalit des Schulpalasts musste von Zeit zu Zeit gezügelt werden. Dies taten Kopfnüsse, deren Härte Herr Kuhn genau definierte und dosierte. Da er ungern strafte, musste er zuvor sich selbst überzeugen; er hielt ein kurzes Plaidoyer. «Walo, jetzt reicht es; zehnmal hab ich dir gesagt, du sollest den Schnabel halten; du störst deine Kameraden. Du bist rücksichtslos; stell dir vor, wenn alle schwatzten und gigelten und gagelten wie du. Wir sind nicht in der Katzenschule. Wenn das am grünen Holz geschieht … Die Gerechtigkeit erfordert es, dass ich dich strafe. Das wirst du einsehen. Ich werde dir eine Kopfnuss schenken.» Gerechtigkeit und das grüne Holz der Bibel waren Lieblingsformeln von Herrn Kuhn.

Nun trat er hinter Walo, meinen Schulfreund: «Was ist dir lieber, eine Buchnuss oder eine Haselnuss oder eine Baumnuss?» Womit er Walo den Schein einer freien Wahl einräumte. Den Kopf zwischen den Schultern, entschied Walo sich für die Buchnuss. Die Sekunden vor der Bestrafung waren unerträglich. Der Schlag, geführt mit dem Knöchel am eingebogenen Mittelfinger der rechten Hand, fiel, das Echo des mit Gehirnmasse gefüllten Schädels war dumpf, der Gerechtigkeit war Genüge getan, die Stunde nahm ihren Fortgang.

→ Gerechtigkeit→ Kalligraphie→ Raumer→ Walo

Führer

Fritz Heimann, Metzgerssohn, de Heimi geheissen, ein kräftiger fleischiger Junge mit blonder Bürste, befehlendem Diskant und Kinnhakenfäusten, war geboren zum Anführer der Klasse von Lehrer Kuhn. Leider aber gabʼs noch Peter, den Sohn des Delikatessenhändlers Hürzeler, der keine hundert Meter von der Berner Metzgerei Heimann entfernt seinen scharf nach Fisch und Käse riechenden Basler Laden hatte. Der sehnig athletische, mit zähem Durchsetzungswillen ausgestattete, hart gehaltene und wohl geprügelte Hüürzi machte Heimi die Führung streitig. Er hatte Laufburschenerfahrung, sein Strahl stieg höher und reichte weiter als derjenige Heimis. Sieg und Niederlage der zwei wogen einander auf, Waffenstillstände folgten. Solche Neutralisationsperioden verschafften den Diadochen Spielraum, so dass weder Heimi noch Hüürzi je eine Terrorherrschaft errichten konnten.

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