Ursula Hasler - Blindgänger

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Ein Mann erwacht nach einem Sturz im Krankenhaus und hat sein biografisches Gedächtnis verloren. Widerspenstig setzt er sich mit dem 'Andern' auseinander, der er zuvor gewesen sein soll, ein eher farbloser Französischlehrer an einem Gymnasium.
Frau und Tochter besuchen ihn – keine Erinnerung. Wie mag ihre Ehe gewesen sein, ihr Familienleben? Sein offenbar bester Freund, ein Lehrerkollege, erzählt von ihrer beider Frust und ihren Aussteigerträumen. In den Dateien auf 'seinem' Laptop macht er sich auf die Suche nach seiner Geschichte und verarbeitet auf Anraten des Arztes seine eigenen, ihm nun fremden Aufzeichnungen des vergangenen Sommers. Vor dem Unfall hat der Französischlehrer ein Sabbatical in Royan an der französischen Küste verbracht. Offenbar soll er dort in den letzten Kriegswirren geboren und als Waisenkind in die Schweiz gebracht worden sein.
Je mehr er über die Person erfährt, die er angeblich ist, desto weniger weiss er, ob er in deren Leben zurück will. Aber Frau und Tochter warten auf seine Rückkehr, der Arzt auf seine Erinnerungen …
"Blindgänger" ist ein überraschender Roman über die Verweigerung gegenüber der Geschichte – der kleinen biografischen wie der großen geschichtlichen -, der zurückführt in einen Sommer am Atlantik und in die Zeit der deutschen Besatzung Frankreichs.

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Marty schob das Stirntuch beiseite, setzte sich auf und blieb gebückt am Bettrand sitzen, den Kopf in die Hände gestützt. Die Mutter habe an jenem Ostersonntag ihm und seiner Familie erstmals alle Einzelheiten seiner Adoption erzählt, ausgelöst durch Nadine, die für eine Geschichtsarbeit ihren Familienstammbaum recherchie­ren sollte. Er dürfe auf keinen Fall vergessen, das Mädchen beim nächsten Besuch nach dieser Arbeit zu fragen. Mutters Erzählung, er habe alles stichwortartig aufgeschrieben, hier, er reichte mir sein Notizheft.

Ich winkte wiederum ab, er möge es mir bitte vorle­sen.

Hochzeit der Eltern 1939, kurz danach Generalmobilmachung, Geburt des Bruders Daniel 1942, mit Komplikationen, keine weiteren Kinder möglich. Vater im Grenzdienst, bei Waldarbeiten verwundet, wurde 1944 entlassen. Leiter der freiburgischen Kantonalbankfiliale in Murten, ehrenamtlicher Treuhänder verschiedener Heime im Kanton, Familie nahm mehrmals Flüchtlingskinder auf, zeitlich befristet, Kinder mussten zurück. Mutter litt, wollte noch ein Kind adoptieren.

Marty blickte auf. In einem Nonnenkloster mit Kinderheim, Frankreich war nicht weit weg, habe es einige Flüchtlingskinder gegeben, die illegal über die jurassische Grenze gebracht und so gerettet wurden. Es waren vor allem Kriegswaisen oder Kinder, die in den Flüchtlingsströmen ihre Eltern verloren hatten, davon gab es Hunderte, sie waren beim Roten Kreuz gemeldet. Aber auch Kinder, die man bei der Kirche versteckte, weil ihre Eltern deportiert wurden. Vichy-Frankreich sei in der Judenverfolgung ja übereifrig gewesen. Die Schwestern brachten die Kinder bei ihren Ordensgemeinschaften in der Schweiz unter, mit dem stillschweigenden Einverständnis der Schweizer Grenzwache. Beim Grenzübertritt schauten die vermutlich konzentriert durch ihre Feldstecher oder auf die andere Seite.

31. Juli 1945, Vater brachte aus dem Heim einen kranken Säugling, Vollwaise, zur Pflege in die Familie, keine Geburtspapiere, der Säugling sehr klein und das Alter schwierig zu bestimmen, Arzt schätzte etwa vier Monate, also wurde der 31. März 1945 als Geburtstag in die Adoptionspapiere eingetragen.

Der «Andere» sei an Ostern völlig in Rage gekommen, weil auch der Geburtstag ein beliebiges Datum war, sein ganzes Leben eine einzige Erfindung, seine Identität eine reine Fiktion. Wie immer übertrieben und Mutter sehr gekränkt. Der Kleine wurde Jean-Pierre genannt, die französische Version von Hanspeter, Vorname seines Adoptivvaters. Der Säugling war lange kränklich, hatte vermutlich Traumatisches erlebt, lange blieben sie im Ungewissen, ob er durchkommen würde. Für Mutter war sein Überleben ein Sieg über den Krieg.

Das Wichtigste komme jetzt, Marty vergewisserte sich, dass ich zuhörte. Offizielle Bescheinigung des französischen Staates, dass Eltern unbekannt, Findelkind, leibliche Eltern vermutlich in den Befreiungskämpfen an der Westküste Frankreichs umgekommen, Kriegswaise, somit adoptierbar. Nonnen verweigerten weitere Auskünfte. Adoptivvater fand dank Beziehungen später her­aus, dass das Kind aus dem Département Charente gekommen sein müsse, Gegend zwischen La Rochelle und Girondemündung, dort heftige Befreiungskämpfe und Bombardierungen Anfang 1945, die Deutschen in Atlantikfestungen verschanzt. Säugling war vermutlich Waisenkind nach Bombardierung.

Ihm sei nun klar, welche Recherchen der Andere mit seinem Weiterbildungsurlaub verbunden habe. Ein verrückter Kerl, seine Familie aufspüren zu wollen, ohne verlässliche Hinweise, nicht einmal seinen Familiennamen kannte er. Bloß ein Monogramm, GQ, falls die Mutter die gestickten Buchstaben auf dem Tuch richtig gelesen hatte, das einzige materielle Indiz für die Herkunft. Der Säugling war den Schwestern in einen Kissenbezug und ein Stück Wolldecke eingewickelt übergeben worden. Sagten sie jedenfalls. Mutter hütete das Stoffstück wie eine Reliquie und hatte es dem Andern vor einem Monat, kurz vor dem Unfall, geschickt.

Und jetzt, erregt stand Marty auf und begann im Zimmer auf und ab zu marschieren, während ich versuchte, durch Sitzenbleiben einen Kontrapunkt zur Unruhe zu bilden. Es bestehe kein Zweifel, er stehe am selben Punkt. Eine Vergangenheit zu finden, zu der alle Verbindungen gekappt waren. Aber diesmal mit miserablen Karten. Mit dem Gedächtnisverlust werde die große Lebensproblematik der unbekannten Vergangenheit quasi wiederholt, nein, auf die äußerste Spitze getrieben. Marty rieb sich die rechte Schläfe, die stech­enden Kopfschmerzen hatten schlagartig wieder ein­gesetzt. Er blieb an der geöffneten Balkontür stehen, holte tief Luft. Er, der Mann ohne Vergangenheit, müsse die Erinnerungen eines Mannes finden, der selber auf der Suche nach seiner Vergangenheit war. Wer blicke da noch durch. Was, wenn der Andere vor dem Unfall nichts über seine Herkunft herausbekommen hatte? Dann suche er jetzt die Identität von einem, der nicht wusste, wer er war. Er frage sich, ob er die Erinnerungen des Andern, falls sie wieder auftauchten, überhaupt ertragen würde.

Er starrte durch die Baumwipfel in die Ferne. Draußen begann es zu dunkeln, hinter den schwarzen Umrissen der Parkbäume funkelte tiefblau der Abendhimmel.

Marty presste beide Fäuste gegen die Schläfen, es muss einfach einen tieferen Sinn für diesen wahnwit­zi­gen Albtraum geben. Erregt schloss er die Balkontür und setzte sich mir gegenüber an den Tisch, der alte, verzogene Fensterflügel klirrte ob der uneleganten Heftigkeit.

Er zermartere sich das bockige Gehirn, wie es nach der Klinik weitergehe. Man könne das kaum als Leben bezeichnen, so wie er zurzeit Tag für Tag hinter sich bringe und mühsam einen Lebenslauf zusammenstückle, der ihn zunehmend befremde. Leben bedeute doch, Wünsche zu haben. Er habe keine. Ohne Erinnerungen keine Wünsche und somit auch keine Lebensziele. Da habe einer die Tür hinter ihm zugeschlagen. Die Neuschreiberei des Journals bringe nichts, er bedaure, aber er steige aus dem Schreibprojekt aus.

Ich hatte es geahnt, wollte aber unter allen Umständen den vorzeitigen Abbruch verhindern. Falls es nicht gelingen sollte, damit die Gedächtnisblockade zu lockern, nicht einmal Haarrisse zu provozieren, durch die feinste Erinnerungen zu dringen vermochten, dann habe er sich mit den neu formulierten Texten immerhin doch Wunscherinnerungen erschrieben, habe zumindest etwas in der Hand respektive im Kopf, und vielleicht reiche dies bereits, damit sich Ziele und Wünsche für die Zukunft formierten, seien sie noch so bescheiden.

Marty blickte mich nachdenklich an. Klingt nachvollziehbar. Er stand auf, begann zwischen Tisch und Fenster hin und her zu gehen, blieb dann schließlich vor mir stehen. Gut, er werde also versuchen, mögliche, wahrscheinliche, wünschbare Vorstellungen zu entwerfen, wie das Leben seines Alter Ego in den vergangenen drei Monaten gewesen sein könnte. Aber er zweifle, ob man mit Wörtern das Vergessen zurückbuchstabieren könne. Trotz Lizenz zum Lügen. Sein Lächeln geriet ziemlich schief.

Das war am Sonntagabend, am folgenden Freitagmorgen brachte Marty die ersten Überarbeitungen seines Royan-Journals, oder, wie er zu sagen pflegte, der «Aufzeichnungen des Anderen», auf dem USB-Stick zum Ausdrucken ins Sekretariat und hinterließ die Mitteilung, dass er um ein zusätzliches Gespräch mit mir außerhalb der abgemachten Sitzungen bitte, so bald wie möglich.

Royan, Montag, 5. Mai 2003

Die Geschichte ist besser vorstellbar, wenn zuerst die Kulissen aufgestellt werden. Royan. Badeort mit kleinstädtischem Charakter an der französischen Westküste, genauer am nördlichen Ufer der Girondemündung gelegen, es ist nicht ganz klar, ob das Wasser bereits dem Atlantik oder noch der Gironde gehört, jedenfalls salzig, aber in der Ferne sieht man das gegenüberliegende Ufer. Achtzehntausend Einwohner und in der Badesaison über hunderttausend mehrheitlich französische Sommergäste. Vorzeigestadt für Fünfzigerjahre-Stadtarchitektur, fast in Reinkultur, fast museal. Architekturschulen studieren am Objekt die für den Wiederaufbau in den Fünfzigern entwickelte neue Architektursprache, royano-bré­silien. Eine Mischung von Bauhaus aus den Zwanzigern, Art déco aus den Dreißigern und dem brasilianischen Lyrismus eines Oscar Niemeyer aus den Vierzigern. Je­denfalls gewöhnungsbedürftig.

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