Giovanni Orelli - Walaceks Traum

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'Der Cupfinal Grasshoppers-Servette unentschieden', ist auf Paul Klees Bild 'Alphabet 1' noch zu lesen, und 'National-Zeitung'. Es handelt sich um das Spiel vom 18. April 1938, in dem der Stürmer Walacek den Sprung in die Schweizer Fussballnationalmannschaft (vorerst) verpasst und beim Länderspiel gegen Portugal im Mai 1938 nicht dabei sein wird. Von hier aus startet Orelli seine Recherche und spinnt den Erinnerungsfaden rückwärts. Er erinnert an grosse, kleine und ganz kleine Persönlichkeiten und springt vom Fussball elegant zu Kunst, Politik und Philosophie. Fiktive Gestalten treffen auf historische Persönlichkeiten und unterhalten sich mit ihnen, vom genannten Klee bis zu Bertrand Russell, vom österreichischen Mittelstürmer Sindelar bis zu Hitler.

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Danach: als der Mercedes mit der ungeheuren Hupe weg war, die selbst ein Strawinsky nicht hätte nachahmen können in der Strawinskyschen Absicht, Herren im Frack, violett gewandeten Monsignori und tief dekolletierten, zur Vergewaltigung einladenden schönen Damen im hell erleuchteten Konzertsaal die wohlgeformten Ohren zu zerfetzen: folgte eine lange Stille in der deutschen Nacht. Tief im Herzen der Nacht war sie, diese lange Stille, in der Nacht des zeit-losen Herzens, in der intempesta nox: Wie spät mag es sein? Eins? Zwei? Ist es schon drei, oder vier, so fragt sich, sich im Bett wälzend, doch hätte sie niemals, auch wenn man ihr eine Million Mark dafür gegeben hätte, das Licht angeknipst, eine beliebige Mutter Arthur Schopenhauers des 20. Jahrhunderts, verloren im deutschen Sturm, ohne rettendes Floß, kein Arthur mehr, keine Hilfe weit und breit. Und mit ihr alle die korpulenten, reizlosen Mütter armer Schlucker, die wer weiß wo sind. Im Gefängnis? Beim Verhör? Wo bloß, wo? Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Zugleich denken sie mit unendlicher Wehmut an den Aufschrei, der durch das Radio aus dem Stadion tönte, wenn einer ein Tor geschossen hatte.

Das waren die Friedenstage, und ein Mann konnte, so sagte (gottesfürchtig) seine Frau, den Kopf ans Radio halten und Minute für Minute das Spiel verfolgen.

– Ich weiß nicht, was sie daran finden –, würde sie dann an einem beliebigen Montag beim Wäscheaufhängen (die schöne Wäsche der schönen Friedenstage) zu ihrer Nachbarin sagen, – aber auch meinem Mann gefällt es, irgendetwas muss doch dran sein.

Das sind die Banalitäten, die einem in Kriegszeiten in den Sinn kommen. Jedenfalls füllte der Mann damit in Friedenszeiten seine Sonntagnachmittage aus. Während sie sich im Bett wälzte, konnte eine Johanna Trosiener des 20. Jahrhunderts zu dem hölzernen Engel beten, den sie einmal, bevor sie daherkamen, um die Tage des Friedens zu stören, in Düsseldorf gekauft hatte: ihn bitten, noch viele Fußballspiele zu schicken, jeden Sonntag, mit vollem Stadion, das sich dann ganz langsam leert, während die Straßenbahnen in den Kurven und an den Kreuzungen klingeln und die Männer vom Fußballspiel nach Hause bringen, genau rechtzeitig zum Abendessen. Ja, der Krieg ist Mangel, Abhandenkommen der Fantasie.

Oder war das O von Klee die Eingrenzung eines privilegierten Raums? Die Schaffung eines Theaterraums – das Theater! – des Vergessens und gleichzeitig der Verfügbarkeit für den, der hinschaut? Aber schauen die Besucher des Klee-Museums in Bern denn hin?

Nicht nur der Schlummerer döste. Da rief eine in der Wüste rufende Stimme immer wieder: Es war der Raum eines griechischen oder Renaissance-Tempels. Was für eine Art Schauspiel wollt ihr? Wollt ihr, dass ein Wille der Macht anfängt? Wollt ihr, dass die Jagd nach dem Glück beginnt? Das Gefühl der Unausweichlichkeit, der Verfügbarkeit? Oder ist es der Tempel, den man wiederfinden muss, ein Ort, den man Gott übergeben muss, damit er zurückkehrt, ihn zu bewohnen? Ein Traum?

Das O von Klee stand an einer bedeutsamen Stelle. Die schwarze Tinte hatte die Grasshoppers-Formation ausgespart: Huber, Minelli, Weiler; Springer, Vernati, Rauch; Bickel, Rupf, Artimovic, Xam Abegglen, Chrismer.

Während der Wirt ein paar Gläser trocknete, fragte er erneut:

– Stimmt es oder nicht, dass die Grasshoppers ganz von den Juden finanziert werden?

Verstümmelt, teilweise ausgelöscht, hatte das O von Klee hingegen die Mannschaft von Servette, und in der Tat wird sie bei der Wiederholung des Endspiels unvermeidlich unterliegen: man würde sagen: notwendigerweise, schicksalhaft, nach dem Wollen des Willens. War Klee demnach einfach der Vollstrecker einer Botschaft, aus den himmlischen Gefilden überbracht von einem Regenbogen, der aus grauem Himmel über Bern herabgestiegen war? Klee hatte die Vernichtung, den Krebs gezeichnet, der die Hälfte der Genfer Formation zerfressen sollte. So war der Name des Torwarts ausgelöscht, der des rechten Verteidigers, die Hälfte des Metodo-Mittelläufers und des linken Mittelfeldspielers. Von den Stürmern war der Name des rechten Halbstürmers verschwunden. Es überlebten der Mittelstürmer Belli (ein Franzose, der als solcher mehrere Monate lang in den Genuss der Gastfreundschaft im Stalag IV F in Deutschland kommen wird, mit der Häftlingsnummer 36293) und das linke Offensivtandem Trello Abegglen und Georges Aeby.

Die sonderbarste von Klee vorgenommene Verstümmelung erlitt der rechte Halbstürmer Génia Walacek. Verschwunden der Name vom Gürtel aufwärts, der Grenzlinie zwischen oberem und unterem Energiefeld, aber die Endsilbe des Namens überlebte Klees blitzartige Geste – er selbst der lila Schöpfer, der gedrungen wie ein soeben von der Stange aufgeflogener Sperber flattert –: die Silbe cek, der Teil, der am meisten an die arme Tschechoslowakei von Masaryk und Beneš erinnerte, das angekündigte Opfer nach dem narbenbedeckten Österreich.

Walaceks Name entzweigeschnitten. Vom Gürtel abwärts kannst du ganz ihn sehen. Davongeflogen die Drachen-Seele, die Nummer 8 des rechten Halbstürmers zur Hälfte abgeschnitten und auf Null reduziert.

– Aber dann kann das O des Herrn Klee zu allem werden! –, bemerkte der Wirt hinter der Theke spontan. Es konnte das Schwert der japanischen Folter sein, das Schwert Japans, das sich drohend an die Seite der Nazifaschisten Europas gesellte. Im Frühjahr 1938 wusste ein Bergbub, geboren am 30. Oktober 1928, wenig oder nichts, nein, gar nichts von dem, was in der Welt geschah. Er hatte kein Buch zu Hause, seine einzige Schule außerhalb der Schule war die Wirtschaft seiner ­Eltern, je nach den Gästen. Manche brachten Nachrichten, Fetzen von Tatsachen und Kommentaren, manche verkündeten ihre Meinung, bevor sie ihr Glas leerten und wieder ihrer Wege gingen. Der Schreiner hatte eines Tages über verschiedene Bestrafungssysteme gesprochen. Nicht über alle: – Gott ­bewahre! –, sagte er, er kenne nur einige davon. Und direkt an den Jungen gewandt, denn der war der Einzige, der ihm zuhörte, während alle anderen sagten, ein Glas genüge, um ihm Nachmittag für Nachmittag den Affen zu erneuern, was bedeutet, tagtäglich melancholisch betrunken zu sein, direkt zu dem Jungen sagte er, eines davon sei die chinesische Methode.

– Du nimmst einen –, sagte er, – verschnürst ihn wie eine Salami und stellst ihn unter tropfendes Wasser. Wie wenn du, um Ostern herum, einen unter einer Dachtraufe festbindest, wenn der laue Wind Tag und Nacht den Schnee zum Schmelzen bringt: ein Tropfen pro Sekunde, mitten auf die Halbglatze. Die Stärksten und die Dümmsten oder Blöden, Vollidioten, Schwachsinnige und Irre konnten einen Tag durchhalten, die Übrigen wurden schon nach zwei Stunden rasend. Die andere Foltermethode, die japanische, geht so: Man nimmt einen Mann, fesselt ihm die Hände auf dem Rücken und legt ihm einen Kragen aus Blech um den Hals, ein schönes, am inneren Rand messerscharf in die Haut schneidendes Lätzchen. Dann wird der Mann in eine verlassene Ebene geführt und dort ausgesetzt. Sie rufen ihm zu, dass er frei sei zu gehen, wohin er wolle. In der Tat läuft der Mann eine Weile bei vierzig Grad in der Sonne, dann versucht er zu schreien, zu rufen, zu weinen, dann zu beten, Gott anzurufen, ihn zu verfluchen und mit ihm das ganze Menschen­geschlecht und den Ort und die Stunde seiner Geburt und den Samen, mit dem er gezeugt wurde.

Professor Glaser fiel ihm ins Wort:

– Arthur hat Recht: Woher nahm Dante den Stoff für sein Inferno, wenn nicht aus dieser unserer wirklichen Welt?

Der Schreiner ertrug die Unterbrechung mit orientalischer Ruhe. Von einem Dichter namens Giacomo Leopardi hatte er gelernt, dass die menschliche Bosheit eine Folge des Unglücklichseins ist und nicht umgekehrt. Welch unglückliches Volk die Deutschen sein mussten! – Die Sonne mit ihrer Gluthitze wird sich an einem gewissen Punkt seiner erbarmen. Mit Hilfe des Hungers, der Müdigkeit, der Stolpersteine wird der schöne runde Kranz, der wie der Kragen um den vornehmen Hals eines Edelmannes aus dem 17. Jahrhundert aussieht, dem Gefesselten in Form seiner ganz persönlichen Guillotine den Kopf abschneiden. – Der Schreiner sagte auch (hatte er das vielleicht selbst erfunden?), dass einmal ein Lastwagen nicht richtig festgezurrte, dünne Blechplatten eine steinige Bergstraße voller Löcher hinaufbeförderte. Es wehte ein heftiger Wind, derselbe, der an den Fahnen und an den Röcken der Mädchen zerrt. So löste sich eine Platte und flog ein Stück durch die Gebirgsluft wie der Krummsäbel eines Riesen, der fliegende Teppich eines Zauberers. Hinter dem Lastwagen fuhr ein Mann im Pullover, mit Brille und Mütze, auf seiner Motosacoche, und die Blechplatte schnitt den Hals des Motor­radfahrers durch wie ein Rasiermesser, ohne dass dieser einen Mucks machen konnte. Er schloss nicht einmal die Augen. Der abrasierte Kopf rollte wie ein Ball einen Abhang hinunter, und der Rest, Motorrad und enthaupteter Körper, fuhr noch das kurze gerade Stück auf der Straße weiter, bis das Motorrad bei der ersten Biegung ins Leere stürzte mit dem Mann, der nicht von Klees O, sondern vom fliegenden Schwert des Zauberers geköpft worden war. Vielleicht war das O von Klee auch gar nicht das Schwert der japanischen Folter, sondern der Autoreifen, den die Fischer einer nordischen Insel dem wegen Ehebruch zum Tode Verurteilten um den Oberkörper binden.

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