Carl Achleitner - Das Geheimnis eines guten Lebens
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Gleichzeitig erschaffen wir Menschen aber auch Dinge, die anderen den Tod bringen sollen, bis hin zu Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen. Die Waffenindustrie ist immer noch eine Branche, deren Bedeutung für die Weltwirtschaft und für die Wissenschaft kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Der potenzielle Tod ist ein riesiges Geschäft und schafft Arbeitsplätze. Nicht nur in militärischen Projekten im engeren Sinne. So vieles dreht sich um den Tod. Von allgegenwärtigen Krimiserien im Fernsehen über Computerspiele bis zur Kriegsberichterstattung in den Nachrichten. Wir konfrontieren uns ständig und freiwillig mit dem Drama und dem Nervenkitzel. Seltener tun wir das allerdings mit unserem ganz persönlichen, einzigartigen Tod.
Deshalb ist der Friedhof ein ganz besonderer Ort. Hier wird der potenzielle Tod zum eigenen Tod. Hier stirbt in Form unserer Verstorbenen etwas von uns. Hier sind wir wie sonst nirgends mit unserer eigenen Endlichkeit konfrontiert. Vor allem das ist mir in den ersten Wochen bewusst geworden. Begräbnisse sind viel mehr als der letzte Akt im Drama eines menschlichen Lebens. Begräbnisse sind der Moment, wo unser Abstand zum Tod im Leben am geringsten ist. Wir erinnern uns, denken an den toten Menschen. Wir dürfen uns erinnern, woran wir wollen. Allerdings drängt uns das Unbewusste auch viele Erinnerungen auf. Das für uns Wichtige kommt hoch. Wir trauern um Lebenszeit, die noch hätte sein können, um schöne Momente mit einem Menschen ebenso wie um weitere Gelegenheiten zur Aussprache und Versöhnung, die wir aufgrund seines Todes versäumen.
Der Tod kommt meistens zu früh. Bei schwerer Krankheit kann der Tod eine Erlösung sein. Allerdings erlöst er meist nur die Verstorbenen selbst. Die Hinterbliebenen hingegen leiden auch in solchen Fällen genauso an dem, was sie versäumen, was sie verlieren und loslassen müssen. Umso mehr, je schöner es mit einem Verstorbenen war, je größer seine Bedeutung für die Lebenden. Je größer unsere Liebe zu einem Menschen ist, umso größer auch der Schmerz, wenn es heißt, Abschied zu nehmen.
Ich höre mir in diesen Tagen viele Trauerreden an, nicht nur jene von Rednern der Agentur Stockmeier. Da gibt es einen alten Hasen, sehr erfahren, der sich als abgestumpfter Abzocker entpuppt. Eine einzige Standardrede hat er parat, die er in zwei Variationen hält: männlich oder weiblich. Er spult immer dieselbe Leier ab. Furchtbar. Seine Rede dauert exakt zehn Minuten. Dafür lieben ihn manche Arrangeure, weil sie dann länger Pause bis zum nächsten Begräbnis haben.
Noch weniger als dieser alte Hase gefallen mir jene Redner, die ein Mittrauern vortäuschen. Ekelhaft. Falsche Gefühle spüren Trauernde sofort. Vor allem anhand der schlechten Beispiele wird mir immer klarer, welche Art von Trauerredner ich sein will. Nicht heucheln. Ich sein. Je mehr mir all das bewusst wird, desto mehr befällt mich die Sorge, ich könnte dieser Aufgabe nicht gewachsen sein. Das ist vollkommen anders als die Schauspielerei. Kein vorgegebener Text, an den ich mich halten kann. Stattdessen muss ich eigene Worte finden. Hier geht es um das echte Leben. Hier gibt es keine Möglichkeit, die Szene nochmal zu drehen oder es bei der Aufführung am nächsten Tag besser zu machen. Hier gibt es nur eine Chance. Eine einzige.
Nach drei Wochen ist es dann soweit. Ich bekomme eine knappe E-Mail von Frau Stockmeier: Einteilung: Dienstag, 17.02.2012, 11 Uhr, Inzersdorf, Hilde Kuzmich, geb. 03.07.1935.
Kein Vorkontakt, das kommt immer wieder mal vor, ist aber für mein erstes Begräbnis besonders nervenaufreibend. Keine Ahnung, was mich am nächsten Tag erwartet.
Ich lege mir ein dramaturgisches Konzept zurecht, drei Seiten lang, mit jeder Menge Zitaten und Sprüchen gespickt, das mir Halt und Sicherheit geben soll. Zum Vorgespräch kommen der Witwer und die drei Kinder der Verstorbenen.
»Eigentlich wollten wir das selber machen, mit der Rede, aber dann haben wir gemerkt: Das schaffen wir nicht. Also holen wir uns lieber einen Profi«, beginnt der älteste Sohn.
Wenn ihr wüsstet, denke ich.
Alle reden auf mich ein, ich versuche alles aufzuschreiben und habe bald weitere drei Seiten voll mit Notizen. Die Zeit verfliegt im Nu, keine Zeit mehr für eine letzte Zigarette, der Arrangeur holt mich, es geht los. Meine Feuertaufe. Ich gehe langsam nach vorne, verneige mich vor dem Sarg, drehe mich um und stehe vor vierzig Leuten, die mich erwartungsvoll ansehen. Die Pause vor dem ersten Wort ist bis heute ein sehr spannender Moment. Diese Frage »Was wird der jetzt wohl sagen?« liegt immer unausgesprochen in der Luft. »Was werde ich jetzt wohl sagen?«, geht es auch mir durch den Kopf, als plötzlich ein Windstoß mein Manuskript vom Rednerpult fegt. Die Blätter fliegen durch die Luft, ich versuche hektisch, sie wieder einzusammeln, einige Trauergäste wollen helfen, aber umsonst. Der Wind weht alle sechs Seiten bei der offenen Tür hinaus. Dort bildet sich ein Mini-Tornado. Ein Tornado? In Inzersdorf? Im Februar? Verfluchter Klimawandel! Mein Manuskript entschwindet in die Lüfte wie Luftballons an einem Kindergeburtstag. Ich kann die einzelnen Seiten kaum noch sehen. Panik erfasst mich. Ich werde meine erste Rede ohne Unterlagen halten müssen und versuche krampfhaft, mich zumindest an den Namen der Verstorbenen zu erinnern. Hilde K., irgendwas mit K. Hilde Küssmich? Hilde Kotznicht? Nein … Hilde Kuzmich, ja, jetzt fällt mir alles wieder ein. Mit einem Mal verspüre ich einen starken Harndrang. Ich versuche ihn zurückzuhalten. Vergeblich. Ich muss dringend auf die Toilette, bitte die Trauergäste um Verständnis und laufe aus der Aufbahrungshalle ins Priesterkammerl. Dort gibt es nur ein Waschbecken, egal, ich muss so dringend, will gerade, da kommt der Herr Pfarrer herein – und ich wache schweißgebadet auf. Es ist 3.45 Uhr, mitten in der Nacht. Ich liege in meinem Bett, neben mir die leise schnarchende Ann-Birgit, auf meinem Nachtkästchen das fein säuberlich geordnete Manuskript. Gottseidank nur ein Albtraum. Ich gehe pinkeln und mache bis zum Morgen kein Auge mehr zu.
Vollkommen übermüdet und mit einem flauen Gefühl im Magen komme ich zu meinem ersten Termin. Die Angehörigen sind sympathisch. Es ist sofort ein Draht da. Das nimmt mir ein wenig die Angst. Die Verstorbene war eine sehr geliebte Ehefrau und Mutter. Die Tränen während des Vorgesprächs berühren mich, die Tränen während der Rede noch mehr. Was genau ich gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Aber ich werde nie den Moment vergessen, als es vorbei war. Der Witwer, seine Kinder und auch andere Trauergäste kommen auf mich zu und bedanken sich; mit einer Herzlichkeit und ja, einer Freude in ihren Augen und in ihren Worten, die ich niemals erwartet hätte. Das ist ein richtiger Aha-Moment. So viel bekommst du zurück, wenn du es gut machst. Heute weiß ich: Wenn es gelingt, die Trauernden zu berühren und sie gut durch die Verabschiedung zu begleiten, dann ist das zwar deutlich schlechter bezahlt als jeder Drehtag, aber viel wertvoller.
In den zwei Monaten meiner Probezeit halte ich rund vierzig Reden. Unter den Verstorbenen sind viele alte Menschen, deren Zeit gekommen war, aber auch einige zu jung Gegangene, Menschen in meinem Alter oder jünger. Auch ein Selbstmörder ist dabei, und ein Unfallopfer. Und jedes Mal Hinterbliebene, die mit dem, was geschehen ist, umgehen müssen, die mit dem Tod eines nahestehenden Menschen konfrontiert sind, die sich mir anvertrauen, die ich durch das Ritual des Abschieds zu begleiten habe. Es ist immer dasselbe – es ist jemand gestorben. Und doch ist es immer einzigartig, weil jeder Verstorbene einzigartig war, einzigartig für die Trauernden und damit auch für mich als Redner.
So habe ich meine Berufung gefunden. Ganz egal, welche Trauersituation ich vorfinde, am Ende eines Lebensweges geht es immer um diese Fragen: War es ein gutes Leben, das da zu Ende ging? Was hat es zu einem guten Leben gemacht? Oder was hat gefehlt, wenn es kein so gutes Leben war? Das in Worte zu gießen, genau die Worte zu finden, die den Hinterbliebenen aus Trauer oder wegen anderer starker Emotionen im Hals steckenbleiben, das ist fortan meine Aufgabe. Das beobachten und daraus für mein eigenes Leben lernen zu dürfen, ist mein Privileg.
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