Carl Achleitner - Das Geheimnis eines guten Lebens

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Mehr als zweieinhalbtausend Trauerreden hat Carl Achleitner bereits gehalten. Er hat sich dafür mit dem Lebensweg der Verstorbenen befasst und mit ihren Angehörigen gesprochen. In diesem Buch nähert sich der Mann mit der sanften Stimme und dem schwarzen Anzug mit Leichtigkeit und Heiterkeit dem einen großen Geheimnis an: Was es ist, das am Ende zählt und uns unvergesslich macht.

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Maria Binder, Jahrgang 1931, vor einer Woche nach langer Krankheit gestorben. Mitzi, die natürlich, obwohl 86-jährig, nicht nur Großmutter, alte Frau und eine der ersten Direktorinnen einer Wiener Ganztagsschule war, sondern auch mal Baby, Kind, Jugendliche, junge Frau, Geliebte, und die bis zuletzt immer noch Ehefrau und Mutter war. Mutter von Gabi. Die sitzt mir wenig später in der kleinen Kammer neben der Aufbahrungshalle gegenüber. Obwohl Gabi schon Anfang sechzig ist, mit schwarzem Kostüm und knappem Hut, wird sie vor meinen Augen wieder zur kleinen Tochter, mit Blick nach unten und ineinander geknoteten Fingern. Währenddessen sitzt der Witwer Eduard, neunzig, ehemaliger Polizist und in seiner Jugend in Ottakring nur »der fesche Edi« genannt, mit dem Rest der Familie bereits vor dem Sarg. Schweigend. Auf der einen Seite sein Rollator, auf der anderen seine zwölfjährige Urenkeltochter Lena, die seine Hand hält.

»Machen Sie es schlicht, es gibt nicht viel zu sagen«, meint Gabi.

»War sie eine gute Mutter für Sie?« frage ich die heikelste aller Fragen.

»Die Beste«, antwortet Gabi ohne das geringste Zögern.

Das ist schon viel, denke ich. »Also hinterlässt sie Spuren der Liebe?«

»Spuren? Canyons!« Gabi erzählt, was für ein schönes Liebespaar ihre Eltern waren. »Er hat sie auf Händen getragen, seit 71 Jahren, sie war damals 16. Er hat sie die letzten vier Jahre gepflegt, gefüttert, gewaschen, gewickelt und bespaßt, bis er selber nicht mehr konnte.«

Das ist sehr viel, denke ich. Ich frage, ob ich mich bei ihrem Vater vorstellen darf. Gabi stimmt zu, gemeinsam gehen wir zu ihm. Da sitzt er, der Binder Edi, in einem eleganten Dreiteiler, mit akkurat gestutztem David-Niven-Bärtchen, dezent nach Lavendel duftend. Ich stelle mich vor und kann mir ein »Wow, Sie haben sich aber fesch gemacht« nicht verkneifen.

»Das ist unser letztes Rendezvous«, antwortet er mit brüchiger Stimme und blickt traurig lächelnd zum Sarg. In diesem Moment würde ich ihn am liebsten einfach nur in den Arm nehmen. Eine stumme Umarmung, habe ich irgendwo gelesen, sei die wirksamste Art zu trösten. Aber das geht für mich als Trauerredner natürlich nicht. Meine Aufgabe ist es, Worte zu finden, wo Worte eigentlich zu klein sind, um dem Geschehenen gerecht zu werden.

Wenn ich meinen Dienst tue, dann tue ich das in dem Wissen, dass ich nichts ändern kann. Ich kann dem Edi seine Mitzi nicht zurückgeben. Ich kann auch den Schmerz nicht von ihm und all den anderen Trauernden nehmen. Aber ich kann versuchen, den Abschied so zu begleiten, dass Edi und seine Familie ein klein wenig getröstet nach Hause gehen. Das ist immer mein Ziel. Dass sie nach einiger Zeit nicht mit Schrecken, sondern mit guten Gefühlen an diesen Tag zurückdenken.

Der Arrangeur fragt: »Bist du bereit? Es geht gleich los.«

Ich muss daran denken, dass er es war, der mir in meiner Anfangszeit sein Motto durch eine einfache Geste veranschaulicht hat: »So klein …«, zwei Zentimeter zeigt er mit Daumen und Zeigefinger als Größe an, »… kommen die Leute hier herein. In die Aufbahrungshalle, wo sie den Sarg erstmals sehen. Und so groß …«, er erweitert den Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger auf fünf Zentimeter, »… sollen sie wieder hinausgehen.«

Das hat mir imponiert. Es geht nicht darum, mit den Trauernden, die mir täglich gegenübersitzen, mitzutrauern. Ich kann nicht um jemanden trauern, den ich nicht kannte. Aber ich kann, ich muss, nein ich darf mich von den Gefühlen der Trauernden berühren lassen, mich in sie einfühlen und erspüren, was sie brauchen. Was tröstlich sein kann.

Es ist heute wirklich eine kleine Trauergemeinde. Das Lampenfieber ist trotzdem da. Es ist immer das Gleiche, egal ob ich vor einer Handvoll oder vor hundert Leuten spreche. Einen Unterschied macht es für mich nur, wenn ich den Verstorbenen gut kannte und selbst in Trauer bin, aber dazu später mehr. Ich stehe an meinem Platz im Hintergrund und warte auf meinen Einsatz, lutsche die Reste eines Halsbonbons, wippe mit meinen Füßen auf und ab, balle meine Hände zusammen. Das Adrenalin schießt ein. Etwa dreißig Sekunden vor Ende des »Air oder Sie« bekomme ich ein Zeichen vom Arrangeur. Langsam gehe ich los, trete vor den Sarg, lege meine rechte Hand auf mein Herz, verneige mich vor der toten Mitzi und verspreche ihr, mein Bestes zu geben. Niemand von uns weiß, was nach dem Tod wirklich ist. Ob alles aus ist, es uns einfach nicht mehr gibt? Oder ob wir doch weiterleben? Auf der anderen Seite des Weges? Ob die Mitzi vielleicht alles mitkriegt aus ihrer jenseitigen Perspektive? Wenn ich selbst in hoffentlich erst vielen, vielen Jahren sterbe, dann möchte ich nicht, dass sie im Jenseits auf mich zukommt und sagt: »Was hast du denn da für einen Schmarren geredet bei meinem Begräbnis?«

Im Ernst: Jede Rede richtet sich vor allem an die Hinterbliebenen, an Menschen in einer Ausnahmesituation, die trostbedürftig sind. Aber ich möchte schon auch vor den Verstorbenen bestehen, an deren Sarg ich letzte Worte sprechen darf. Die Vorstellung, Mitzi wäre anwesend, hilft mir. Ich drehe mich um. Ein Blick in Edis Augen sagt mir: Mitzi ist anwesend.

Vier Generationen sitzen um ihn herum. Mitzis Schwester Martha in der zweiten Reihe dürfte über neunzig sein. Sie hält ein Taschentuch vor ihre Augen. Neben ihr ist Pepi, ihr Mann, mit gesenktem Kopf. Ebenfalls in der zweiten Reihe Gabis Mann Albert, der sich nach vorn beugt und Gabi die Hand auf die Schulter legt. Gabi wiederum hält Edi am Oberarm. Mitzis Enkelin Michaela, selbst schon Mutter, und ihr Lebensgefährte Stefan schauen besorgt zu ihrer zwölfjährigen Tochter, der Urenkelin Lena. Die musste schon im Vorfeld viel um ihre Uroma weinen. Jetzt hält sie tapfer Edis Hand. Gabi schenkt mir ein ermutigendes Lächeln. Edi hat nasse Augen. Die Trauer ist so groß in diesem Moment, so spürbar.

Ich muss mich räuspern. »Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel wird«, beginne ich die Rede. Ein Satz, der Franz Kafka zugeschrieben wird. Edi blickt auf, nickt. Wer könnte in diesem Moment die ganze Tiefe dieser Metapher besser nachfühlen als er?

Auf den eigenen Tod können wir uns einigermaßen vorbereiten. Auf den eines geliebten Menschen nicht. Wir Menschen sprechen zwei Sprachen. Die eine, die Ratio, sagt uns: Okay, Mitzi war 86 Jahre alt, hatte ein reiches, erfülltes Leben. Die letzten vier Jahre war sie krank, pflegebedürftig, musste einen Leidensweg gehen. Der Tod war eine Erlösung für sie. Das stimmt auch alles. Aber da ist eben auch die andere Sprache, jene des Herzens, die Sprache der Gefühle. Und da tut es einfach furchtbar weh. »Traurig wäre, wenn es nicht traurig wäre«, sage ich. Edi nickt, auch Gabi.

Ich sehe in tieftraurige Gesichter. Alle halten einander. Michaela hat den Arm um Gabi gelegt, Martha reicht eine Taschentuchpackung in die vordere Reihe.

Ich spreche davon, dass jede Träne, die fließt, jeder empfundene Schmerz, eine Entsprechung der Liebe zu Mitzi ist. Dass für Edi der Schmerz beim letzten Rendezvous der Preis für 71 Jahre Liebe ist. Und davon, dass es der Abschied von Mitzis sterblicher Hülle ist, aber niemals von den Spuren, die ihre Liebe in seinem Leben hinterlässt. Ich spreche vor allem Edi an, gemeint sind damit aber alle. »67 Jahre waren Sie verheiratet, ohne einen einzigen Ehestreit«, sage ich, als ob ich’s glauben würde.

Da muss der Edi erstmals schmunzeln. »Naja, ab und zu waren wir schon auch per Sie«, erwidert er.

Das sind die Momente, die ich ganz besonders liebe. Wenn aus der Rede plötzlich ein Miteinander-Reden wird. Das geht nicht immer. Heute schon. »67 Jahre verheiratet, 71 Jahre zusammen, und, Sie wissen doch, Edi: niemand kann Ihnen einen einzigen Augenblick aus diesen 71 Jahren wegnehmen. Denken Sie nur daran, wie sie sich kennengelernt haben …« sage ich und erzähle die Geschichte, die Gabi im Vorfeld erwähnt hat. Im eisigen Jänner 1947, Wien lag in Trümmern, es herrschten Mangel und auch Hunger. Da ist Edi wie viele andere aufs Land zum Hamstern, also um irgendwo Lebensmittel aufzutreiben. Dabei hat er einmal bei einem Bauern nahe Rappoltenkirchen übernachtet, im Heustadel. Am nächsten Morgen hat Mitzis Schwester Martha ihm ein Frühstück gebracht, ein Butterbrot.

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