Carl Achleitner - Das Geheimnis eines guten Lebens
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»Pfui Teufel, du Sau!«, klingt der Kommentar des Vaters heute noch in meinen Ohren.
Danach schlägt er mich nie wieder. Das Stottern bleibt mir allerdings noch viele Jahre. Mit der Zeit geht es in eine Sprechangst über. Besonders, wenn mir etwas wichtig ist, kann ich nicht sprechen. Am Vorabend meines Einstiegs in die Schauspielerei – ich bin damals Kellner in besagtem »Theater Restaurant Casino« in Linz – bitte ich meinen Chef um einen freien Abend für die Aufnahmeprüfung an der Schauspielabteilung des Bruckner-Konservatoriums. Dabei verhasple ich mich so sehr, dass er nur lacht, mich aber gehen lässt. Ich muss es einfach probieren. Aber ernsthaft daran glauben, dass ich diese Prüfung bestehe und aufgenommen werde, kann ich selbst nicht. Als es klappt, sind Freude und Überraschung riesig. Aber trotz der dann folgenden Schauspielausbildung, die ich 1989 in Zürich abschließe, habe ich noch viele Jahre mit der Angst vorm Sprechen zu kämpfen. Zuletzt äußert sich diese Angst darin, dass ich alles, was ich zu sagen habe, schnell loswerden muss. Unzählige Male kritisieren mich meine Ausbildner deswegen. Später mehrere Regisseure. Sie alle sagen mir immer wieder: »Carl, du sprichst viel zu schnell.«
Alles das und mehr kommt hoch in diesen Tagen. Ann-Birgit kennt diese Geschichten, hört sie sich aber geduldig noch einmal an. Selten sind mir ihre Gegenwart und ihre Liebe wertvoller als in dieser Zeit.
Am Abend vor dem Begräbnis öffnen wir eine Flasche Rotwein.
»Solltest du ihm jetzt, wo er tot ist, nicht endlich verzeihen?«, fragt sie.
»Er hat mich nie darum gebeten«, antworte ich. »Wir haben nie darüber geredet. Ich kann doch nur verzeihen, wenn ich darum gebeten werde.«
»Nein«, widerspricht Ann-Birgit. »Du kannst auch ungebeten verzeihen. Erst recht jetzt, wo er keine Möglichkeit mehr hat, Reue zu zeigen oder dich um Verzeihung zu bitten. Damit nimmst du dem Bösen die Macht. Wenn du an der Verletzung festhältst, dann hältst du auch am Zorn fest.« Meine lebenskluge Frau lächelt mich an. »Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und warten, dass der andere daran stirbt. Frag Buddha?«
Vermutlich ist es meine katholische Prägung, die mich damals auf dem Standpunkt beharren lässt, dass – wie in der Beichte – das Verzeihen eines Unrechts nur nach vorheriger, tätiger Reue und einer Bitte um Vergebung möglich sei. Heute, nach über 2.500 Abschieden, die ich begleiten durfte, weiß ich um die Kraft des aktiven Verzeihens. Damals ist das eine neue Sichtweise für mich, die ich allerdings noch nicht als Erkenntnis annehmen und schon gar nicht emotional realisieren kann.
Als wir am Tag des Begräbnisses von Wien nach Oberösterreich aufbrechen, bin ich angespannt. Die Fahrt verläuft ohne viele Worte. Als wir eintreffen, ist die Familie bereits versammelt und es passiert, was auf vielen Begräbnissen zu beobachten ist: Auch wenn der Anlass ein trauriger ist, freut man sich, alle wieder mal zu sehen. Es wird geplaudert, gescherzt und gelacht.
Wahrscheinlich rufen wir in solchen Situationen unbewusst den Humor zu Hilfe, um der Traurigkeit etwas entgegenzusetzen. Jedenfalls fällt mir, als ich mit meinem geliebten Cousin Hubert auf der verwitterten Terrasse des längst geschlossenen Gasthofs eine letzte Zigarette rauche, bevor wir hinauf zur Kirche aufbrechen, eine Begebenheit aus meiner Jugend ein. Im Alter von 16 Jahren lebe ich seit einigen Monaten in Linz und habe gerade meine Lehre begonnen. Wie in den meisten Familien gibt es auch bei uns damals zwei große Tabus, über die nicht gesprochen wird: die Verbrechen des Nationalsozialismus und Sex. Deshalb bin ich völlig unvorbereitet, als mein Vater eines Tages auf mich zukommt und fragt: »Wieviel wichst du eigentlich so?«
Nun ja, ich bin damals 16. Eine ehrliche Antwort hätte wohl gelautet: »Zwei bis dreimal täglich.« Statt unbefangen zu antworten, werde ich rot und bringe kein Wort heraus. Bis mein Vater die Frage wiederholt: »Wieviel wiegst du eigentlich?« Mir fällt in diesem Moment ein Stein vom pubertären Herzen.
Innerlich immer noch lachend mache ich mich mit der Familie auf den Weg zum Friedhof und betrete die Aufbahrungshalle. Da liegt er also, mein toter Vater, in einem Blumenmeer. Ich habe die ganzen Tage seit der Todesnachricht keine Träne vergossen. Auch jetzt an seinem Sarg … nichts. Statt dass Gefühle in mir hochkommen, wundere ich mich nur über zwei mir unbekannte Männer, die in Uniform mit Fahnen in Händen Spalier stehen. Ich werde aufgeklärt, dass diese vom Kameradschaftsbund kämen. Unser Vater, Jahrgang 1928, war als 15-Jähriger ein Jahr lang Luftwaffenhelfer. Daher gilt er den alten Kameraden als Kriegsveteran, dem man die Ehre zu erweisen hat.
Die Blasmusik spielt Trauermärsche. Vor der Aufbahrungshalle bildet sich eine lange Schlange. Trauergäste aus nah und fern, manche mit feuchten Augen, kondolieren uns. Auch meine Neffen und Nichten weinen um ihren Opa. Der Priester kommt, spricht einen Segen und geleitet den Sarg in die Kirche. Dort gibt der Kirchenchor sein Bestes für seinen langjährigen Leiter. Irgendwann im Laufe des Requiems werden Reden gehalten. Der Pfarrer sagt, unser Vater würde bereits die Herrlichkeit Gottes schauen und verspricht uns ein Wiedersehen im Jenseits. Der empathische Bürgermeister dankt für die Verdienste um die Gemeinde und erinnert auch an unsere wenige Jahre zuvor verstorbene Mutter. Dann kommt der Bezirksobmann des Blasmusikverbandes. Mein Vater war zwanzig Jahre lang Kapellmeister. Das muss gewürdigt werden. Deshalb wohl beklagt dieser Herr zu Beginn seiner Rede kurz den »unermesslichen Verlust«, den die Blasmusikwelt erleidet, lobt dann die musikalischen Erfolge des Verstorbenen, zählt sämtliche Wertungsspiele und Auszeichnungen auf, welche die Kapelle unter der Leitung meines Vaters errungen hat, um dann hauptsächlich über die gesellschaftspolitische Bedeutung der Blasmusik im Allgemeinen und des Blasmusikverbandes im Besonderen zu schwadronieren, wobei er mit falschem Pathos und falschen Zähnen die Grenze zum Eigenlob wacker überschreitet. Kurz muss ich an das Stellenangebot der Trauerredner-Agentur denken und frage mich, ob so jemand dort wohl eine Chance hätte? Mich haben die Worte dieses Herren mehr empört, denn getröstet. Die Zeit verrinnt zäh, es sind bald zwei Stunden, bis der Sarg für den letzten Weg vorbereitet wird. Der führt noch einmal durch das ganze Dorf. Als ich dann endlich am offenen Grab stehe und meine Rose auf den Sarg hinunterwerfe, verabschiede ich mich von meinem Vater mit den Worten: »Ich danke dir für alles was gut war, und versuche dir zu verzeihen, was nicht gut war.«
Zu Lebzeiten meines Vaters habe ich es nicht geschafft, über die Misshandlungen der Kindheit mit ihm zu sprechen. Je mehr Zeit vergangen ist, je älter ich geworden bin, umso öfter habe ich mich gefragt, ob es wirklich so schlimm war, wie ich es in Erinnerung habe. Bis nach dem Begräbnis, beim Leichenschmaus, Resi auf mich zukommt. Resi ist einige Jahre älter als ich. Sie war seinerzeit, als Teenager »Mädchen für alles« im elterlichen Wirtshaus, die sprichwörtliche Perle. Sie hat in der Küche mitgearbeitet und war auch unser Kindermädchen. Ich habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Von weit her ist sie angereist. Sie schaut mir in die Augen und sagt: »Carl, ich bin eigentlich nur gekommen, um dich zu sehen. Ich möchte dich um Verzeihung dafür bitten, dass ich dich in deiner Kindheit nicht besser schützen konnte.«
Da gibt es kein Halten mehr. Augenblicklich breche ich in Tränen aus und kann kaum aufhören. Die anderen Trauergäste denken wahrscheinlich, es sei der Schmerz um den verstorbenen Papa, der mich so schüttelt. Nur Resi versteht mich. Aber auch sie ahnt in diesem Moment wohl kaum, welche Wohltat es für mich bedeutet, ihre Worte zu hören. Nicht durch die Entschuldigung, sondern durch die Bestätigung dafür, dass es stattgefunden hat. Endlich habe ich eine Zeugin. Ich bin nicht mehr alleine mit dieser Erfahrung.
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