Wegen seiner positiven Effekte auf den Hauttonus spricht man auch vom Jungbrunnenhormon.
Östrogene wirken auf verschiedene Organe und Gewebe und haben die vielfältigsten Aufgaben im Hormonkreislauf:
○ Sie regulieren die Feuchtigkeit aller Schleimhäute.
○ Sie können Hitzewallungen lindern.
○ Sie wirken sich günstig auf den Zuckerstoffwechsel aus.
○ Sie haben einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte.
○ Sie sorgen durch Wassereinlagerung und die Bildung von bestimmten Eiweißen im Gewebe für eine glatte Haut.
○ Sie fördern die gesunde Darmfunktion.
○ Sie hemmen den Knochenabbau.
Unter Östrogenen versteht man ein Trio: Östradiol, Östron und Östriol. Östradiol, auch 17-Beta-Östradiol genannt, ist der wichtigste und wirksamste Vertreter des Östrogens. Östron weist nur ein Drittel der biologischen Potenz des Östradiols auf; besonders nach der Menopause wird es wichtig, da es einen gesunkenen Östradiolspiegel etwas kompensieren kann.
Östriol wirkt vorwiegend auf die Schleimhäute, daher wird es für die lokale Anwendung beispielsweise in Vaginalcremes, aber auch in Augentropfen gegen trockene Augen eingesetzt.
Pregnenolon
Es ist der Grundbaustein für alle Geschlechtshormone und entsteht als erstes Hormon aus dem Cholesterinbaustein – man spricht daher auch von der »Mutter aller Hormone«. In Bezug auf die gesamte Hormonfamilie werden alle weiteren Hormone aus Pregnenolon synthetisiert.
Die größte Menge an Pregnenolon wird in der Nebenniere produziert. Ab einem Alter von 30 Jahren fällt der Pregnenolonspiegel langsam ab. Ein Mangel kann sich in Energielosigkeit, verminderter Gedächtnisleistung und nachlassender Libido zeigen.
Progesteron
Es zählt mit Östrogen zu den wichtigsten Steroidhormonen, wird vom Gelbkörper hergestellt und daher auch Gelbkörperhormon genannt. Während der Schwangerschaft wird es in großen Mengen in der Plazenta produziert und ab der Menopause in sehr geringen Mengen weiterhin in den Nebennieren. Progesteron ist für die Einnistung der befruchteten Eizelle zuständig, schützt in der Zeit der Schwangerschaft auch vor der Entstehung von Erkrankungen und bereitet die Brustdrüsen auf die Milchbildung vor.
Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gelbkörperhormone. Es ermöglicht die Schwangerschaft und hält sie aufrecht.
Die weiteren Effekte des Progesterons sind weitaus vielfältiger als noch vor Jahren angenommen. Über die 300 Progesteronrezeptoren auf Zellen einzelner Organe beeinflusst Progesteron viele Stoffwechselvorgänge günstig und wirkt auf Knochen, Brust, Haut und Gefäße. Progesteron ist zudem Ausgangssubstanz für weitere Sexualhormone, die aus ihm gebildet werden – wie Östrogen und Testosteron und weitere Steroidhormone (→ »Hormonbaum«, Seite 34f.).
Als Partnerhormon des Östrogens kann es Schutz vor östrogenabhängigen Tumoren bieten wie etwa bei Brustkrebs. Wegen seiner vielfältigen Eigenschaften wird bioidentisches Progesteron nicht nur bei Wechseljahresbeschwerden verabreicht, sondern heutzutage auch in der Therapie verschiedenster Erkrankungen.
Besteht ein manifester Progesteronmangel, kann es zu vielfältigen Beschwerden kommen. Führende Hormonexperten gehen aktuell davon aus, dass Wechseljahresbeschwerden durchschnittlich zu rund 90 Prozent durch das dem Östrogen fehlenden Partnerhormon Progesteron verursacht sind. Nur rund 10 Prozent schreiben sie einem Östrogenmangel zu. Besteht ein Progesteronmangel bereits bei zu frühzeitig einsetzenden Wechseljahren, ist dies eine mögliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit.
In Sachen Beauty hat Progesteron auch einiges zu bieten, sorgt es doch für straffes Bindegewebe und schützt vor Krampfadern und Falten. Wegen seiner beruhigenden und harmonisierenden Eigenschaften auf das Gehirn wird es auch oft als »Balsam für die Seele« bezeichnet.
Weitere Aufgaben von Progesteron:
○ Es senkt den Blutdruck bei Hypertonikern.
○ Es bietet einen Schutzfaktor vor Schlaganfall und Herzinfarkt.
○ Es stärkt die Gedächtnisleistung.
○ Es stimuliert die Knochenneubildung.
○ Es wirkt wie ein mildes Antidepressivum.
○ Es lindert Kopfschmerz und Migräne.
○ Es senkt den Insulinspiegel, kurbelt die Fettverbrennung an.
○ Es vermindert Brustspannen.
○ Es verhindert die Entstehung von Myomen und verschiedenen Krebsarten.
○ Es lindert Hitzewallungen.
○ Es steigert die Libido.
○ Es fördert den erholsamen Schlaf.
Progesteron oder Gestagen?
Auch bei Ärzten und Wissenschaftsjournalisten herrscht immer noch große Verwirrung im Sprachgebrauch der Wörter Progesteron und Gestagen: Progesteron ist ein körpereigenes Hormon, Gestagen hingegen ein im Chemielabor künstlich nachgebautes hormonähnliches Medikament, das in der Antibabypille und als Solist in der Minipille und auch bei der Hormon-Ersatz-Therapie (HET) verwendet wird – je nach Pharmahersteller in verschiedenen molekularen Abwandlungen. Da es sich bei Gestagen um kein körpereigenes – bioidentisches – Hormon handelt, das im Körper dann auch als Baustein zur Bildung von anderen Hormonen dienen könnte, weist es eine ganze Palette an Nebenwirkungen auf wie Neigung zu Bluthochdruck, Thrombosen, Stimmungsschwankungen u. v. m. Natürlich werden Sie sich an dieser Stelle die berechtigte Frage stellen, warum Pharmafirmen Progesteron dann überhaupt nachbauen und abwandeln? Weil es auf körpereigene Stoffe keine Patente gibt, ein Wirtschaftsfaktor steht also hinter diesem Verwirrspiel.
Serotonin
Das als Gute-Laune-Hormon bekannte Serotonin sorgt dafür, dass man ausgeglichen, glücklich und zufrieden ist. Es zählt zu den Neurotransmittern, kommt im Gehirn, im Darm und im Blut vor und wirkt vorwiegend auf das Nerven- und Herz-Kreislauf-System und den Darm. Rund 95 Prozent des Glückshormons Serotonin werden im Darm produziert, nur 5 Prozent im Gehirn. Voraussetzung dafür ist natürlich eine intakte Darmschleimhaut, das Mikrobiom. Es ist gesund, wenn die Balance aus guten und schlechten Darmbakterien stimmt. Und spätestens seit dem Buchtitel »Darm mit Charme« wissen wir, dass unser Bauchhirn tatsächlich im Darm sitzt und dass die Darmbakterien eine entscheidende Rolle fürs Immunsystem spielen. Auf einer Fläche von rund 500 Quadratmetern breiten sich bis zu 10 Billionen Mikroorganismen aus, die aus 400 verschiedenen Bakterienarten bestehen. Für Wachstum, Aktivität und Balance der Darmbakterien ist die richtige Ernährung mit Prä- und Probiotika wichtig. Am Funktionieren der Darmschleimhäute sind aber auch Östrogen, Progesteron und Testosteron beteiligt. Wenn diese Hormone schwanken oder sinken, nimmt dies indirekt auch Einfluss auf die Beschaffenheit und Funktion der Darmschleimhaut.
Neben einem positiven Gemütszustand sorgt Serotonin auch für einen gesunden Schlafrhythmus und Sexualtrieb. Außerdem reguliert es die Körpertemperatur. Der Gegenspieler von Serotonin ist das Stresshormon Cortisol, welches im Überschuss den Alterungsprozess beschleunigt und die Arbeit des Immunsystems beeinträchtigt. Eine ausreichende Serotoninbildung ist daher in Stressphasen besonders wichtig. Durch die Aminosäure Tryptophan, eine Vorstufe des Serotonins, kann die Serotoninproduktion angekurbelt werden. Tryptophan kommt unter anderem besonders reichhaltig in Milch und Haferflocken, Bananen, Erdnüssen, Haselnüssen sowie in Erbsen, Bohnen und Sojabohnen vor. Auch Griffonia, 5-HTP, hilft, den Serotoninspiegel anzuheben (→ Seite 121 f.).
Testosteron
Auch Frauen benötigen das männliche Geschlechtshormon in geringen Mengen, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Überwiegend wird es morgens zwischen acht und zehn Uhr ausgeschüttet. Nach der Menopause sinkt auch der Testosteronspiegel ab. Testosteron steht für Antrieb und Energie, aber auch für die sexuelle Lust, und für Wohlbefinden bis ins hohe Alter ist es besonders wichtig. Aber nicht nur die Wechseljahre können für einen sinkenden Testosteronspiegel verantwortlich sein, auch Stress, Alkohol, Drogen und Medikamente wirken sich mindernd auf den Testosteronspiegel aus.
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