Die Wechseljahre bringen jedoch mehr als Achterbahngefühle, zusätzlichen Stress oder lästige Beschwerden! Sie sind auch Zeit für einen guten Neuanfang. Sie fordern uns Frauen zu einem inneren Wandel auf. Und zwar radikal.
Wer bin ich, was mache ich, was macht mir Freude und in welche Richtung möchte ich mein zukünftiges Leben ausrichten? Wohin geht der Ruf meines Herzens? Wir befinden uns schließlich in unserer letzten Lebensdekade – was wollen wir da machen, wie und wo und mit wem möchten wir sie erleben? Vielleicht gibt es auch noch eine Menge Wünsche, die wir uns erfüllen möchten? Jetzt ist also die richtige Zeit für Reflexionen, für inneres Wachstum und Transformation gekommen – wenn nicht jetzt, wann denn dann?
Über die zweite Lebenshälfte schrieb Ruediger Dahlke am 24.08.2020 auf seinem Telegram-Kanal: »Sicherheit ist wichtig, aber noch viel wichtiger ist die Freiheit! Gerade die zweite Hälfte des Lebens ermöglicht es uns, über die wirklich wichtigen Themen in unserem Leben nachzudenken. Was will ich noch erreichen, erleben, schaffen? Die Antworten auf diese Fragen kannst nur DU dir geben. Denn es ist einzig und allein deine Entscheidung, wie du deinen Lebensabend gestaltest. Wenn das Arbeitsleben vorbei ist, hast du die absolute Freiheit. Deshalb sprich aus, was dir auf der Seele liegt, und mache das, worauf du Lust oder wovon du schon immer geträumt hast.« Zu Beginn der Wechseljahre sind die meisten Frauen zwar noch berufstätig und vielfach belastet, aber es lohnt, jetzt zu reflektieren, um die richtigen Weichen zu stellen für das Leben, das man leben will. Denn mit einer guten Zukunftsvision lebt es sich weitaus besser. Und Sie wissen ja, Ihre positiven Gedanken haben die Kraft, sich zu manifestieren.
Entwicklungsprozesse
Wie Zahnwechsel oder Pubertät sind laut der Anthroposophischen Medizin nach Rudolf Steiner die Wechseljahre ein wichtiger Entwicklungsprozess, bei dem es um die Neugestaltung der zweiten Lebenshälfte geht, um das Emporsteigen auf eine neue Lebensstufe. Auch die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden gehört dazu, und in einer Welt, die von superschlanken Topmodels dominiert wird, ist es für Frauen zugegebenermaßen eine Herausforderung, den Weg der Heldin zu gehen und den gebührenden Platz als weise Frau einzunehmen.
Das Wort Klimakterium bedeutet wörtlich übersetzt: »Übergang zu Wichtigerem.« Und wichtig sind jetzt nur Sie. Nehmen Sie sich in diesem Lebensabschnitt mehr Zeit für sich selbst. Stressabbau, inneres Reflektieren, Massagen, Yoga. Eine cleane und stoffwechselgesunde Ernährung unterstützt Ihr Wohlbefinden und begleitet Sie auf dem Weg in Ihre neue Weiblichkeit und Freiheit.
Über den 7-Jahres-Rhythmus
Laut der Anthroposophie Rudolf Steiners entwickeln sich die Wesensglieder im 7-Jahres-Rhythmus. Um das 7. Jahr erfolgt der Zahnwechsel, mit 14 sind wir mitten in der Pubertät. Körperlich-geistige Vorgänge sind dabei miteinander verbunden. Genauso wie in der 7-er-Zeitphase von 49 bis 56. Diese Phase wird dem »Lebensgeist« zugeordnet. Jetzt wird der Lebensleib durchgeistigt, indem man alte, einengende Lebensgewohnheiten loslässt. So wird neue Wachstumskraft frei. Man könnte auch sagen, die Wechseljahre sind der Zeitabschnitt, in dem sich die Fortpflanzungskraft in Schöpferkraft umwandelt. Künstlerische Tätigkeiten helfen jetzt in diesem 7er-Zyklus der Wechseljahre, denn durch sie können Lebensveränderungen besser wahrgenommen und nachvollzogen werden.
Teil I
Das Hormonsystem und die Wechseljahre
Was sind eigentlich Hormone?
Die Geschichte der Hormone ist noch ganz jung: Das erste Hormon (Adrenalin) wurde 1901 entdeckt. Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet das Wort Hormon so viel wie »antreiben«. Und in der Tat, das beschreibt bereits die Aufgabe der Hormone ganz bezeichnend: Hormone sind chemische Botenstoffe, die eine Information überbringen, die in Folge einen biochemischen Prozess auslöst. Mit anderen Worten: Hormone sind die Dirigenten des Lebens, weil sie alle Lebens- und Stoffwechselprozesse steuern.
Hormone werden von verschiedenen Körperdrüsen gebildet und dann ins Blut abgegeben. Im Gegensatz zu Nervenimpulsen, die innerhalb von Sekunden Informationen übermitteln, benötigen Hormone Minuten und Stunden, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Sie docken zunächst auf der Zellwand von Hormonrezeptoren an, gelangen dann ins Zellinnere und überbringen dort ihre Information.
Hormon und Rezeptor – das ist wie das »Schlüssel-Schloss-Prinzip«: Nur das passende Hormon kann auf dem richtigen Rezeptor andocken und eine Folgewirkung »antreiben« beziehungsweise auslösen. Dabei reicht häufig schon ein Billionstel Gramm pro Liter Blut aus, um einen Einfluss auf den Organismus zu bewirken.
In unserem Körper befinden sich Tausende von Rezeptoren, an denen hormonelle Botenstoffe andocken und dort tief greifende Stoffwechselprozesse in Gang bringen, steuern und regulieren. Und das im 24-Stunden-Dauereinsatz. Für unser gesamtes Leben, Wachstumsprozesse und fürs Überleben sind sie maßgeblich: Man spricht daher zu Recht von der »Macht der Hormone«.
Die Wissenschaft kennt heute über 150 verschiedene Hormone, doch man vermutet, dass es noch viele weitere unentdeckte oder hormonähnliche Vorstufen gibt, möglicherweise bis zu weitere 1000. Es gibt zwei Hauptgruppen von Hormonen, die Peptidhormone, die aus Eiweißbausteinen bestehen (Neurohormone, die in Nervenzellen gebildet werden), und die Steroidhormone (Geschlechtshormone), die aus Cholesterin bestehen, und um diese geht es vorrangig in diesem Buch. Diese Funktionen steuern die Hormone:
○ Wachstumsvorgänge im Körper
○ Fortpflanzung, Sexualfunktionen
○ Stoffwechsel und Muskeltätigkeit
○ Zuckergehalt im Blut
○ Menstruationszyklus und Schwangerschaft
○ Flüssigkeits- und Mineralienhaushalt
○ Beschaffenheit von Haut, Haaren, Nägeln
○ Angst und Stress
○ Empfindungen und Gefühle
○ Geistige Aktivität
Weil das Hormonsystem so eng mit dem Immun- und dem Nervensystem vernetzt ist, kommt ihm auch eine enorm wichtige Bedeutung in der Gesunderhaltung zu. Kennt man all seine vielfältigen Aufgaben, dann ist verständlich, warum es bei einer hormonellen Dysbalance zu Störungen auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene kommen kann – nicht nur in den Wechseljahren …
Das endokrine System
Hormone werden in den Hormondrüsen, den sogenannten »endokrinen Drüsen«, produziert. Endokrine Drüsen – so nennt man alle Drüsen, die chemische Signalstoffe – die Hormone – produzieren und diese in die Blutbahn (»endokrin« für griechisch: »nach innen«) abgeben. Das endokrine System, ein Synonym für »Hormonsystem«, beschreibt ein Organsystem, das aus verschiedenen hormonproduzierenden Drüsen besteht, die funktional miteinander vernetzt sind. Dazu zählen Hypothalamus, Hypophyse, die Zirbeldrüse, Eierstöcke, Nebennieren, Thymusdrüse, Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse, Eierstöcke und beim Mann die Hoden. Das endokrine System hat die komplexe Aufgabe, die Koordination zwischen Organen und Botenstoffen zu steuern. Auch in Geweben finden wir hormonproduzierende Drüsen, beispielsweise im Magen- und Darmtrakt, in Herz und Nieren und auch in Fettgeweben oder der Haut (z. B. Vitamin D 3).
Wenn die Hormone verrücktspielen …
Das Hormonsystem ist ein äußerst sensibles Netzwerk. Ein Schwinden oder Schwanken einzelner Hormone kann schnell die Gesamtharmonie stören. Diese Dysbalance äußert sich dann an psychischen oder körperlichen Symptomen und Befindlichkeiten. Und die begleiten uns Frauen ja bereits ein Leben lang, und die meisten können ein Lied davon singen: Pickel und Stimmungstiefs in der Pubertät, Brustspannen, Herzrasen, Bauchweh und Kopfweh an den leidigen Tage vor den Tagen (prämenstruelles Syndrom), Myome, Endometriose, zu schwache, zu starke oder unregelmäßige Blutungen – und jetzt kommen schließlich noch die Wechseljahre daher mit ihren verschiedensten Symptomen …
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