Auf Lombok war ich mit den Bemos unterwegs. Das sind kleine Busse, die der Straße entlang fahren und wenn du einsteigen möchtest, winkst du und sie bleiben stehen und du kannst hinten durch die offene Tür eintreten und entweder links oder rechts auf der Bank Platz nehmen. Beim Aussteigen klopfst du und dann wird bezahlt. So gelangte ich an einen menschenleeren wunderschönen Strand. Nachdem ich müde war, legte ich mich am anderen Ende in den Schatten eines Felsens und schlief ein. Als mich die Sonne weckte, war ich schon wieder rot und sah furchtbar aus. Nachdem nirgendwo eine Süßwasserdusche war, klebte Meerwasser, Sand und Schweiß an mir. Noch dazu hatte das Meer eine meiner Sandalen mitgenommen und so ging ich mit einem Fuß im Wasser zurück, denn der Sand war viel zu heiß. Ich wollte wieder an die Straße um auf ein Bemo zu warten und ging durch ein Stückchen Wald. Dort kam mir ein abgedunkelter Van entgegen, der auf dem Weg zum Strand war. Kurz darauf kam er zurück, blieb stehen und das Fenster ging runter. Drinnen saßen vier Japanerinnen im Kostüm, mit Seidenstrumpfhosen. Eine davon erklärte mir, sie würden mich mitnehmen, wenn ich wollte, denn ich trug ja nur einen Schuh. Ich brauchte einige Zeit bis ich das zuordnen konnte und entschied mich dafür anzunehmen. Und was soll ich sagen, dieser Nachmittag war einer der besondersten der ganzen Reise.
Die Damen erklärten mir, sie hätten eine Woche Urlaub und wollten sich in dieser Zeit Bali und Lombok anschauen. Um möglichst viel zu sehen, hatten sie das klimatisierte Auto gemietet und so sahen sie eigentlich alles nur durch eine Scheibe. Ihre Aufenthalte waren dementsprechend kurz und ich bunter Vogel war für Sie etwas, wo sie sie das Gefühl hatten, durch mich Teil der „richtig Reisenden“ zu sein. Ich musste ihnen alles erzählen, was ich erlebt hatte, sie luden mich zum Essen ein und wir hatten einen sehr lustigen Nachmittag. Beim Aussteigen vor meinem gemieteten Bungalow bedankten sie sich mit Tränen in den Augen, denn ich hatte Ihnen etwas Unglaubliches gegeben, nämlich Begegnung und Zeit. Sie erzählten mir, was sie eigentlich in den vergangenen Stunden geplant gehabt hätten, doch dieser Nachmittag war der bisher beste ihrer Reisen. Langsam verstand ich, denn sie konnten es sich gar nicht leisten in dieser kurzen Zeit, in der sie hier waren, anders zu leben, denn die Umstellung hätte sie krank gemacht. Als ich ihnen sagte, dass wir in Österreich fünf Wochen Urlaub im Jahr haben, staunten sie nicht schlecht. Sie waren noch jung und schon so gefangen. Deshalb hatte ihnen meine Freiheit so gut getan. Auch ich hatte viel gelernt und so umarmten wir uns auf meine Weise.
Mit einem kleinen Boot fuhr ich tags darauf auf die Gili Trawangan, der größten der drei Gili-Inseln, um zu schnorcheln. Mit dem Rad hast du sie in kurzer Zeit umrundet und so ist verständlich, dass es hier keine Autos gibt. Die wunderschönen Korallen, die bunten Fische und kleinen Riffhaie in dem warmen klaren Wasser waren unbeschreiblich. Ich war im Paradies gelandet. Heute ist dies eine Partyinsel, doch damals gehörte alles mir allein.
Nach ein paar Tagen ging es zurück und ich wollte gleich weiter nach Bali, um von dort aus einen früheren Flug zurück zu bekommen. Ich wollte nämlich nicht vier Stunden vor meinem neuen Job aus einem langen Urlaub zurückkommen. Ursprünglich war eine Woche vorher schon alles ausgebucht und so dachte ich mir, kurzfristig wird sicher ein Flug frei und ich werde versuchen vor Ort umzubuchen. Ich wollte noch ein paar Tage um die Reise nachwirken zu lassen und mich umzustellen.
Ich wusste, dass es in Ubud ein Reisebüro gibt und so betrat ich den Raum, in dem ein Schreibtisch mit einer Schreibmaschine und einem Telefon stand. Das war alles. Ich erklärte ihm, warum ich da war und er telefonierte kurz. Dann spannte er einen kleinen Zettel in die Schreibmaschine und schrieb einen Einzeiler mit meinen neuen Flugdaten drauf. Das war alles, was ich damals brauchte um nach Hause zu kommen. Wie einfach konnte doch alles sein.
Ich hatte vieles erlebt, was man nur erlebt, wenn mann/frau alleine reist. Doch hatte ich auch so viel Wunderschönes erlebt, das ich mit niemanden teilen konnte und aus diesem Grund nur halb so schön war. Von diesem Zeitpunkt an schätzte ich das Allein-Reisen und das gemeinsame Reisen gleichermaßen. Welch ein Geschenk, dies schon jung erfahren zu dürfen.
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