LILLITH KORN
1. Katastrophe 1
2. Sarah 2
3. Ethan 3
4. Sarah 4
5. Ethan 5
6. Sarah 6
7. Ethan 7
8. Sarah 8
9. Ethan
10. Sarah
11. Ethan
12. Sarah
13. Ethan
14. Sarah
15. Ethan
16. Sarah
17. Ethan
18. Sarah
19. Ethan
20. Sarah
21. Ethan
22. Sarah
23. Ethan
24. Sarah
25. Ethan
26. Sarah
27. Ethan
28. Sarah
29. Ethan
30. Sarah
31. Ethan
32. Sarah
33. Ethan
34. Sarah
Epilog - Ethan
Nachwort
Danksagung
Über die Autorin
Über den Verlag
© 2022 Dark-Empire-Verlag
Auflage 1
Umschlaggestaltung: Jaqueline Kropmanns, jaqueline-kropmanns.de,
unter Verwendung von Fotos von Depositphotos
Lektorat & Korrektorat: Mona Dertinger, Pia Euteneuer
ISBN E-Book: 978-3-9823570-1-0
ISBN Taschenbuch: 978-3-9823570-0-3
ISBN Hörbuch: 4066004046396
CN: explizite Szenen mit Sexualität, Gewalt und Sucht
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Dark-Empire-Verlag
Grünauer Str. 66
12557 Berlin
www.darkempire.de
1
Vor einigen Jahren …
Egal, welchen Sender sie auf dem batteriebetriebenen Radio einstellte, überall berichteten Nachrichtensprecher mit bebender Stimme über die Katastrophe. Die Seuche, die die Bevölkerung Amerikas radikal dezimiert und Millionen von Opfern gefordert hatte.
… Bitte bleiben Sie vor allem nach Sonnenuntergang in Ihren Häusern. Die Verseuchten scheinen nachtaktiv zu sein. Experten vermuten, dass die UV-Strahlen schädigend auf die Erkrankten wirken. Verriegeln Sie Türen und Fenster. Wenn Sie oder ein Familienangehöriger von einem Verseuchten verletzt wurden, isolieren Sie ihn und sich selbst sofort. Die Epidemie breitet sich rasant aus …
Granny legte eine Hand auf ihren Arm. »Schalt das lieber aus, mein Schatz.«
Sarah schaute auf. Granny Kate sah blass aus. Dunkle Ringe hatten Furchen unter den Augen geschlagen, und obwohl sie bereits vorher alt ausgesehen hatte, wirkte sie jetzt um weitere zehn Jahre gealtert.
»Ist schon okay. Ich hab keine Angst, ich hab ja noch euch. Außerdem bin ich zwölf und kein Baby mehr«, erwiderte Sarah tapfer. In Grannys Augen blitzte Stolz auf, aber auch etwas anderes, das Sarah nicht benennen konnte.
Gemeinsam saßen sie auf dem Sofa und warteten auf Mum und Dad, die gerade Essen und Tee in der Küche zubereiteten. Vermutlich dämmerte es inzwischen. Sarah konnte es nicht mit Sicherheit sagen, weil Dad alle Fenster vernagelt hatte, damit keines dieser Monster hereinkommen konnte. In der Küche würde sie es sehen, dort gelangte regelmäßig Licht durch eine winzige Ritze.
»Mein tapferes Mädchen.« Kate lächelte.
Sarah lächelte zurück und im selben Moment traten ihre Eltern endlich ins Wohnzimmer. In den Händen hielten sie ein Tablett mit einer Kanne Früchtetee und aufgewärmter Fertignahrung.
Sarah eilte zur Arbeitsecke ihres Vaters, um das Feuerzeug zu suchen. Vorsichtig lehnte sie die Axt an den Tisch, mit der Dad immer das Holz für den Kamin hackte.
»Sarah!«, rief Mum. »Verletz dich nicht an dem Werkzeug, die Klingen sind frisch geschärft!«
Sarah rollte die Augen. Kurz nachdem die Seuche ausgebrochen war, hatte Dad all sein Werkzeug ins Haus geholt. Obwohl er bereits eine Schrotflinte im Haus verwahrte, hatte er darauf bestanden, damit sich im Notfall jeder etwas davon als Waffe nehmen könnte.
Seufzend ging sie zum gedeckten Esstisch und entzündete ein paar Kerzen, ehe sie sich alle setzten und Mum ein kurzes Gebet sprach.
Dann schnitt Dad eine Scheibe altes aufgebackenes Brot für jeden ab und Mum verteilte den Früchtetee.
Der Geruch von Lasagne schlug ihr entgegen, als sie die in der Mikrowelle erhitzten Verpackungen aufrissen. Sie aßen schweigend.
Gabeln schabten auf dem Aluminium.
Kate würgte.
»Ist alles in Ordnung?«, wandte sich Mum besorgt an sie.
Granny schüttelte den Kopf. »Ich muss euch etwas sagen.« Ihre Stimme glich einem Krächzen.
Im Hintergrund lief das Radio weiter: … Sie hören KFI AM 640. Es ist achtzehn Uhr. Bitte denken Sie daran, in den Häusern zu bleiben …
»Was ist denn, Granny?«, fragte Sarah und nahm einen weiteren Bissen.
Kate tupfte sich mit der Stoffserviette den Mund ab und holte rasselnd Luft. »Heute morgen wollte ich einige Dinge aus der Garage holen. Und da ist es passiert …« Sie schob den Ärmel hoch und offenbarte eine tiefe Verletzung am Arm. Unter der Haut zeichneten sich schwarze Adern ab, die sich von der Wunde aus verbreiteten und an verästelte Wurzeln eines Baumes erinnerten.
Stille.
Alle starrten Kate an.
Keine Gabeln schabten mehr auf Aluminium.
»O mein Gott!«, keuchte Mum. »Du bist … jemand hat …« Alle Farbe wich ihr aus dem Gesicht.
Dad ließ seine Gabel fallen und Sarah traten sofort Tränen in die Augen.
Kate schob den Ärmel wieder herunter. »Er hat mich nicht gebissen, nur gekratzt. Ich konnte fliehen und habe die Wunde sofort ausgewaschen, weil ich dachte, vielleicht, nur ganz vielleicht … Aber ich befürchte, es war zu spät. Es tut mir so leid. Ihr müsst mich isolieren. Ich spüre, dass es beginnt. Etwas geht in mir vor, ich –«
Das war keinesfalls nur ein Kratzer.
Wie von der Tarantel gestochen sprang Dad auf. Unter Mums schrillen Schreien packte er Kate und zog sie grob hoch.
Sarah sprang ebenfalls auf und schrie: »Dad! Was machst du denn da? Es geht ihr gut!«
»Ja, noch! Sie wird uns töten, wenn wir sie nicht sofort wegsperren! Uns läuft die Zeit davon! Heather, geh nach oben und bereite das Zimmer vor, damit wir es von außen verbarrikadieren können!«
Doch Heather, ihre Mum, war starr vor Schreck. Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie sah nicht aus, als würde sie sich jemals wieder bewegen können.
Sarahs kleines Herz hämmerte, in ihren Ohren rauschte es.
»Beeilt euch …«, flüsterte Kate.
… Wenn Sie oder ein Familienangehöriger von einem Verseuchten verletzt wurden, isolieren Sie ihn und sich sofort. Die Epidemie breitet sich rasant aus …, wiederholte der Radiosprecher zum xten Mal.
Kate warf ihr einen letzten flehentlichen Blick zu, verdrehte die Augen und sackte in den Armen von Sarahs Dad zusammen.
»Jetzt hilf mir doch einer!«, fluchte er. »Bereitet das Zimmer vor, verdammt noch mal! Heather! Sarah Kate Adinson!«
Читать дальше