7Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern musste. 8Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passalamm, damit wir‘s essen. 9Sie aber fragten ihn: Wo willst du, dass wir‘s bereiten? 10Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, 11und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 12Und er wird euch einen großen Saal zeigen, schön ausgelegt; dort bereitet das Mahl. 13Sie gingen hin und fanden‘s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.
Lk 22,7–13Vorbereitungen für Pesach ( Mt 26,17–19; Mk 14,12–16; Joh 13,1) 22,7Tag der Ungesäuerten Brote, vgl. Anm. zu 22,1. Passalamm, vgl. Ex 12,8.21. Bzgl. Pesach vgl. Anm. zu 2,41. 22,10Ein Mensch […], der trägt einen Wasserkrug, Annahmen, er sei deshalb aufgefallen, weil das Wasserholen eine Arbeit von Frauen gewesen wäre, können nicht belegt werden. Wiederum ein Hinweis auf lokale Unterstützung; vgl. Anm. zu 19,30. 22,11Herberge, gr. kataluma, vgl. Lk 2,7. 22,13Bereiteten, bedeutet die Beschaffung eines Lammes (zum Opfer im Tempel), von ungesäuertem Brot und Bitterkräutern (vgl. die detaillierte Beschreibung in mPes). Passalamm, nach den synoptischen Evangelien ist das letzte Abendmahl ein Pesachmahl, nach dem JohEv nicht.
14Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. 15Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. 16Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. 17Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; 18denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.
19Und er nahm das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 20Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund[*] in meinem Blut, das für euch vergossen wird!
Lk 22,14–20Das letzte Abendmahl ( Mt 26,26–29; Mk 14,22–25; vgl. Joh 6,51–58) 22,14Die Stunde, des Mahls. 22,17Dankte, der Segensspruch vor dem Trinken. Nur bei Lukas wird der Kelch sowohl vor als auch nach dem Brot erwähnt. 22,18Bis das Reich Gottes kommt, der Fokus liegt (im Gegensatz zu Lk 17,21) eher auf dem zukünftigen als auf dem gegenwärtigen Reich. 22,19Brot, gr. artos, könnte ungesäuertes Brot bezeichnen. Dankte, vgl. Anm. zu 9,16. Das ist mein Leib, vgl. 1Kor 11,23–26. Jesus assoziiert seinen Leib mit dem Brot, was mitunter als Kannibalismus gedeutet wurde (Joh 6,60). 22,20Neuer Bund, vgl. Jer 31,31; 1Kor 11,25; 2Kor 3,6; Hebr 8,8.13; 9,15; 12,24. Zur Verbindung zwischen Bund und Blut vgl. Ex 24,8.
21Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch. 22Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird! 23Und sie fingen an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde.
Lk 22,21–23Vorhersage des Verrats ( Mt 26,21–25; Mk 14,18–21; Joh 13,21–30) 22,21Die Hand […] ist mit mir am Tisch, vielleicht eine Anspielung auf Ps 41,10 (der Freund, der an der Mahlzeit teilnimmt). 22,22Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. Weh dem Menschen, obwohl Jesu Tod vorherbestimmt ist und er ihn willentlich annimmt, trifft Judas dennoch Verantwortung. R. Aqiva sagte: „Alles ist vorhergesehen, und [doch] ist [den Menschen] Freiheit gegeben“ (mAv 3,15).
24Es erhob sich auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte gelten sollte. 25Er aber sprach zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. 26Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener. 27Denn wer ist größer: der zu Tisch sitzt oder der dient? Ist‘s nicht der, der zu Tisch sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener.
28Ihr aber seid‘s, die ihr ausgeharrt habt bei mir in meinen Anfechtungen. 29Und wie mir mein Vater das Reich bestimmt hat, so bestimme ich für euch, 30dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.
Lk 22,24–30Dienen als Leitung ( Mt 20,24–28; Mk 10,41–45; vgl. Joh 13,3–16) 22,25Wohltäter, gr. euergetai, wörtl. „die, die Gutes tun“; eine titulare Bezeichnung, die üblicherweise Königen zuteil wird (Jos.Bell. 3,469 [Vespasian]; 4,111 [Titus]). 22,27Vgl. Anm. zu 12,37. 22,30An meinem Tisch, vgl. Anm. zu 11,3. Sitzen auf Thronen, vgl. Mt 19,28; vgl. auch Ps 122,5.
31Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. 32Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dann umkehrst, so stärke deine Brüder. 33Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. 34Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.
Lk 22,31–34Vorhersage der Verleugnung des Petrus ( Mt 26,30–35; Mk 14,26–31; Joh 13,36–38) 22,32Für dich gebeten, vgl. Anm. zu 3,21. Dein Glaube nicht aufhöre, deutet an, dass man Satan widerstehen kann. 22,34Vgl. V. 54–62.
35Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nein, keinen. 36Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch eine Tasche, und wer‘s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. 37Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende. 38Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
Lk 22,35–38Vorbereitung der Gefangennahme Jesu 22,35Vgl. Lk 9,3; 10,4. 22,37Vgl. Jes 53,12 im Kontext des leidenden Gottesknechts (vgl. auch Apg 8,32–35). 22,38Zwei Schwerter, die Nachfolger Jesu sind bewaffnet (vgl. Lk 22,49–50; Jesus lehnt gewaltsame Vergeltung ab).
39Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. 40Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!
41Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete 42und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! 43[Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. 44Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.][*]
45Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit 46und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!
Lk 22,39–46Todesangst auf dem Ölberg ( Mt 26,36–46; Mk 14,32–42; Joh 18,1–2) Lukas vermeidet Aramaismen wie „Gethsemane“. 22,39Nach seiner Gewohnheit, vgl. Lk 21,37. Ölberg, vgl. Anm. zu 19,29. 22,40Anfechtung, vgl. auch V. 46 und Anm. zu 11,4. 22,41Betete, vgl. Anm. zu 3,21. 22,42Kelch, symbolisiert das Schicksal (Ps 11,6; 16,5) und nicht den göttlichen Zorn (Jes 51,17; Ps 75,9). 22,43–44Todesangst […] sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, obwohl sie in Handschriften des späten zweiten Jahrhunderts überliefert werden, fehlen diese Verse in wichtigen Bibeltexten des dritten und vierten Jahrhunderts. Mit der Entwicklung der Christologie lehnten Teile der christlichen Ausleger die Vorstellung ab, dass Jesus solch tiefe Emotionen haben könnte – vor allem wenn es so aussehen könnte, als fürchtete er sich vor dem Kreuz. 22,45Vor Traurigkeit, Lukas schwächt das Versagen der Jünger wachzubleiben ab.
Читать дальше