5Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihegaben geschmückt sei, sprach er: 6Es wird die Zeit kommen, in der von dem allen, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.
Lk 21,5–6Die Vorhersage der Tempelzerstörung ( Mt 24,1–2; Mk 13,1–2) 21,5Schöne Steine, Josephus beschreibt in Ant. 15,416 „[eine steinerne Wand, die] sehr exakt geglättet war, sodass, wer sie nicht gesehen, sich keine Vorstellung von ihrer Schönheit machen konnte, und dass der, welcher sie sah, in staunendes Entzücken geriet“ (Ant 15,392; Bell. 223). 21,6Vgl. Anm. zu 19,43–44.
7Sie fragten ihn aber: Meister, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das geschehen wird? 8Er aber sprach: Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin‘s, und: Die Zeit ist herbeigekommen. – Lauft ihnen nicht nach! 9Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Unruhen, so entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da. 10Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere, 11und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.
Lk 21,7–11Die Zeichen der Endzeit ( Mt 24,3–8; Mk 13,3–8) 21,7Wann wird das geschehen, vgl. Anm. zu 17,20–21; Apg 1,6. 21,10Ein Volk wird sich erheben gegen das andere, ein verbreiteter metaphorischer Ausdruck, der mit dem Erscheinen der göttlichen Gerechtigkeit assoziiert wird (Jes 19,2). 21,11Erdbeben […] Hungersnöte […] Seuchen, übliche apokalyptische Sprache (z.B. Offb passim; 4Esr 9,3).
12Aber vor diesem allen werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten den Synagogen und Gefängnissen und euch vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen. 13Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis. 14So nehmt nun zu Herzen, dass ihr euch nicht sorgt, wie ihr euch verteidigen sollt. 15Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können. 16Ihr werdet aber verraten werden von Eltern und Geschwistern, Verwandten und Freunden; und sie werden einige von euch zu Tode bringen. 17Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. 18Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen. 19Seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen.
Lk 21,12–19Die Verfolgung der Jünger ( Mt 24,9–14; Mk 13,9–13) 21,12Hand an euch legen und euch verfolgen, es fanden zwar lokale Verfolgungen statt (z.B. die neronische Verfolgung im Jahr 64 u.Z. in Rom), jedoch gab es bis zur decischen Verfolgung im Jahr 250 u.Z. keine Maßnahmen, die im gesamten Reich durchgeführt wurden. Synagogen, vgl. Anm. zu 12,11. 21,14–15Vgl. Lk 12,11–12. 21,16Eltern und Geschwister, vgl. Anm. zu 12,51. 21,18Kein Haar von eurem Haupt, deutet Unverletzlichkeit an; vgl. Lk 12,7; 1Sam 14,45; 2Sam 14,11; 1Kön 1,52; Apg 27,34. 21,19Euer Leben gewinnen, ewiges Leben haben.
20Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist. 21Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, komme nicht hinein. 22Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde alles, was geschrieben ist.
23Wehe den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und Zorn über dies Volk kommen, 24und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.
Lk 21,20–24Die Verwüstung Jerusalems ( Mt 24,15–22; Mk 13,14–20) 21,20Von einem Heer belagert, vgl. Anm. zu 19,43–44. 21,22Tage der Vergeltung, vgl. Jes 63,4; Hos 9,7. 21,23Schwangere […] Stillende, vgl. Anm. zu 12,51. 21,24Die Zeiten der Heiden, verweist vielleicht auf die Völkermission (vgl. Röm 11,25) oder auf die Zeit nach der Tempelzerstörung im Jahr 70 u.Z; es werden keine Unterscheidungsmerkmale oder zeitliche Beschränkungen dieses Zeitalters angegeben.
25Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, 26und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. 27Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. 28Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf[*] und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Lk 21,25–28Das Kommen des Menschensohns ( Mt 24,29–31; Mk 13,24–27) 21,25–27Mit apokalyptischen Elementen aus Joel 3,3–4; Jes 24,19[LXX]; Ps 46,4; 65,8; 89,10; Weish 5,22. 21,25Jes 13,10; Joel 2,10; Zef 1,15. 21,26Kräfte der Himmel, Himmelskörper und/oder übernatürliche Wesen (Röm 8,38; Eph 6,12; Kol 1,16; Hebr 6,5; 1Petr 3,22). 21,27Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. Wolke, vgl. Dan 7,13; Apg 1,9.
29Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: 30wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. 31So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
32Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. 33Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.
Lk 21,29–33Die Lehre des Feigenbaums ( Mt 24,32–36; Mk 13,28–32) 21,32Vgl. Anm. zu 9,27. 21,33Vgl. Lk 16,17. Meine Worte werden nicht vergehen, eine Kombination von Motiven aus Jesaja über Gottes zuverlässiges und dauerhaftes Wort (z.B. Jes 40,8 [„Das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich“]; 54,10).
34Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Saufen und mit täglichen Sorgen und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme 35wie ein Fallstrick. Denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen. 36Wachet aber allezeit und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.
Lk 21,34–36Ermahnung zur Wachsamkeit (Vgl. Mt 24,43–51; 25,13; Mk 13,33–37; vgl. auch Lk 12,35–48). 21,34Saufen, vgl. Tob 4,15; Sir 31,30; Röm 13,13; Gal 5,21; 1Petr 4,3. 21,35Wie ein Fallstrick, wie auch bei der Metapher des „Diebes in der Nacht“ können Vorkehrungen getroffen werden, aber das genaue Hereinbrechen des Eschaton kann nicht vorhergesagt werden. 21,36Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24; Lk 21,25–28; die Bilder erinnern an Lk 18,1–8.
37Er lehrte des Tags im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt. 38Und alles Volk machte sich früh auf zu ihm, ihn im Tempel zu hören.
Lk 21,37–38Jesu Tätigkeit in Jerusalem 21,37Ölberg, vgl. Anm. zu 19,29.
Lukas 22
1Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passa heißt. 2Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töten könnten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk.
3Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. 4Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihnen Jesus überantworten könnte. 5Und sie wurden froh und kamen überein, ihm Geld zu geben. 6Und er sagte es zu und suchte eine Gelegenheit, dass er ihn an sie ausliefere ohne Aufsehen.
Lk 22,1–6Judas Iskariot 22,1Fest der ungesäuerten Brote, Mt 26,2–5; Mk 14,1–2; Joh 11,47–53, vgl. Ex 12,17; 23,15; 34,18; Lev 23,5–6 (wo Pesach und das Fest der ungesäuerten Brote als unterschiedliche Feiertage aufgeführt werden); Num 28,17; Dtn 16,16 (wo die zwei Feiertage anscheinend zusammenfallen); 2Chr 8,13 u.a. Das Passa heißt, wohl eine Erklärung für nichtjüdische Leserinnen und Leser. Auch im Talmud (bSan 43a) wird Jesu Tod mit der Zeit des Pesachfestes in Verbindung gebracht. 22,3–6Vgl. Mt 26,14–16; Mk 14,10–11. Satan, vgl. Anm. zu 4,3; sein erneutes Erscheinen ist die „bestimmte Zeit“ von Lk 4,13; vgl. auch Joh 13,2. Judas, vgl. Anm. zu 6,16. Hohenpriester, vgl. Anm. zu 19,47.
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