Kapitel 3
DEILANI
Der »Generalkreis« des Planeten Deilani war stundenlang versammelt gewesen. In diesem Moment hatten sie eine Pause eingelegt, um sich auszuruhen. Eilon war als einer der Ersten hinausgegangen, er war nicht sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie diese Angelegenheit behandelt wurde. Sie hatten endlich Anzeichen für Leben auf einem Planeten entdeckt, aber die Angst vor dem Unbekannten hielt sie davon ab, den Schritt zu gehen und Erkundungen und Kontakte zuzulassen.
»Hast du dich beruhigt?« Mairlon war gerade in den Haupt-Ruheraum gekommen. Als er ihn ansah, konnte man seine riesigen grauen Augen sehen. »Ich sehe dich nicht gerne so, ich mag dich mehr, wenn du lächelst.«
»Umarme mich, Dummkopf!«, antwortete Eilon mit einem breiten Lächeln.
Die Deilanen waren Wesen von großer natürlicher Schönheit. Unvollkommenheiten der Haut gehörten der Vergangenheit an, ihre Medizin war so weit fortgeschritten, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bereits zweihundertfünfzig Jahre betrug. Sie waren groß, sportlich und intelligent... Kurz gesagt, sie waren beinahe perfekt.
Dank einer sehr vereinten Gesellschaft gab es kaum Vorurteile in ihrer Mentalität. Sie hatten eine Armee, die dazu diente, sie vor Angriffen von außen zu schützen, aber sich niemals gegenseitig anzugreifen. Vor Jahrhunderten hatten die Deilanen die Welt zu einer einzigen Nation vereinigt.
Der Generalkreis war die höchste Autorität auf dem gesamten Planeten und vertrat die Deilanen, die ihn nach allgemeinem Wahlrecht gewählt hatten, um jeden Bereich des Planeten zu repräsentieren. Es gab keine Geheimnisse, in Deilani war alles öffentlich und klar.
Sie hatten damit begonnen, sich technologisch zu entwickeln, als sie ein seltsames Signal empfingen, das sie vom Südpol ihres Planeten aus erreichte. Natürlich gab es zu dieser Zeit noch verschiedene Länder, Kriege, internationale Probleme usw., aber dieses Signal würde bald die Geschichte dieses riesigen Planeten verändern.
Nach mehr als zwei Jahren Expedition fanden die Deilanen genau den Ort, von dem das seltsame Signal kam und damit änderte sich alles in Deilani. Es war eine Art Doppelkapsel: Eine Hälfte war zerbrochen, die andere Hälfte schien intakt zu sein. Nachdem sie in ein Forschungszentrum in dem Land gebracht worden war, dass die Entdeckung gemacht hatte, blieb ihnen keine andere Wahl, als das Geheimnis mit dem gesamten Planeten zu teilen. Es war eine der Kapseln von Eurinum mit all seinen technologischen und kulturellen Geheimnissen. Und das Wichtigste: Mit der Realität ihrer Herkunft.
In diesem Moment endeten viele Kriege mit religiösem Hintergrund fast augenblicklich. Viele glaubten nicht, was die Kapsel ihnen sagte, viele konnten nicht akzeptieren, dass sie eine Schöpfung einer anderen Spezies waren und dass diese Schöpfung das Ergebnis von Verzweiflung war. Aber die Zeit verging, alle technologischen Informationen waren real, sie konnten sie ausführen, es funktionierte und sie konnten sich schneller weiterentwickeln. Nach einigen Jahrzehnten misstrauten nur noch wenige Deilanen Eurinum und seiner Kapsel. Und dann begann eine Angst aufzukommen: Wenn sie nun den Ilumni so ähnlich waren, könnten sie dann von demselben Feind angegriffen werden? Aber natürlich waren einige Milliarden Jahre vergangen und das war nun wieder zu viel. Es war nicht klar, ob eine Spezies überhaupt so weit gelangen könnte. Aber trotzdem gab es sie, die irgendwie die Fortsetzung der Ilumni und ihres Erbes waren.
Seitdem wurde diese Angelegenheit diskutiert. Sie hatten eine Armee geschaffen, um sich bei Bedarf zu schützen und untersuchten weiterhin andere Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren. Aber wie bei allem tauchten auch hier neue Ideen unter Verteidigern und Kritikern auf und es stellte sich die Frage: »Was ist, wenn wir zuerst angreifen?«
Das klang zunächst nicht allzu gut und sie befürchteten, dass sie durch die Suche nach dem, was Eurinum zerstört hatte, sich offenbaren würden, ihre Position preisgeben würden und angegriffen werden könnten. Andere waren der Meinung, dass dort zu bleiben und nichts zu tun, sie nur noch schwächer machen könnte, da sie für diesen Fall weder Verbündete noch Strategien hatten. Also wurde nun im Generalkreis von Deilani darüber diskutiert, ob sie Verbündete suchen sollten.
Sie hatten längst Hinweise auf intelligentes Leben auf einem Planeten in einer nahen gelegenen Galaxie gefunden, aber die Zivilisation schien sie nicht entdeckt zu haben, oder zumindest taten sie so als ob. Eilon Murtin war einer der Hauptverteidiger davon, mit diesem Planeten Kontakt aufzunehmen, aber es war nicht einfach für ihn. Ein Großteil des Generalkreises war dagegen und diejenigen, die es nicht waren, wollten sich nicht festlegen. Alles schien darauf hinzudeuten, dass es vorerst keine Expedition geben würde. Seine Schwester Miti Murtin war für die Werbekampagne verantwortlich, die durchgeführt wurde, um die Bevölkerung zu überzeugen, da der Einfluss der öffentlichen Meinung für die Entscheidungen des Generalkreises ausschlaggebend war. In diesem Moment betrat Miti den Hauptruheraum.
»Wie geht es euch?« Miti lächelte immer und zeigte ihre perfekten Zähne. Sie war groß und schlank, hatte gewelltes rosa Haar, das ihr bis zur Mitte des Rückens reichte, riesige blaue Augen und lockige Wimpern. »Wie läuft die Debatte mit diesen Tattergreisen?«
»Miti, bitte! Rede nicht so!« Ihr Bruder schaute hin und her, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. Miti war manchmal ein bisschen respektlos, aber sie spaßte immer.
»Ach komm schon! Niemand hört uns, kleiner Bruder!«, sagte sie spöttisch. »Außerdem sage ich nur die Wahrheit, es sind doch nur ein paar altmodische und konservative Scheinheilige.«
»Okay! Wir haben verstanden, was du davon hältst!« Eilon war am Ende seiner Geduld angelangt. Tatsächlich hatte er nicht viel davon, er war ein ziemlicher Perfektionist und wartete nicht gern. »Bitte nimm das nur eine Sekunde lang ernst, damit wir diese Pause ausnutzen können.«
»Mensch!«, sagte Mairlon und sah seinen Freund an, »wirst du nicht einmal aufhören, um in Ruhe eine ›Janene‹ zu trinken!«
»Ich weiß, dass ich ein bisschen übertreibe, aber ich sehe nicht, dass meine Schwester die Werbekampagne für ein ›JA‹ zur Expedition sehr ernst nimmt«, sagte Eilon etwas traurig.
»Für nichts und wieder nichts, so dumm!« Miti lächelte ihren Bruder an, während sie über seine Wange strich. »Du musst auch bedenken, dass wir in Ruhe keine Janene trinken seit.... Tausend Jahren?«
»Ach du meine Güte!«, sagte Mairlon amüsiert, »ich wusste ja, dass du mich mit dem Alter belogen hattest, Eilon, aber doch nicht so sehr!« Die drei brachen in Lachen aus.
Sie setzten sich, um ihre Janene zu trinken und sprachen über das wichtigste Thema, das sie zu dieser Zeit beschäftigte. Die Expedition zu diesem Planeten stellte für sie einen Fortschritt für ihre Entwicklung dar. Außerdem könnten sie Verbündete haben, falls sie jemals in wirklicher Gefahr sein sollten. Aber der konservativste Sektor des Generalkreises sah dies als Bedrohung an und sicherlich war es mit einem gewissen Risiko verbunden, denn wenn sie feindselig wären, könnten sie versuchen, anzugreifen. Wenn sie jedoch feindlich gesinnt wären, hätten die Angriffe bereits stattgefunden. Kurz gesagt, das Problem bestand darin, dass es keinen ausschlaggebenden Grund gab, der die Mehrheit des Generalkreises überzeugen konnte, so dass sie dort weiter debattierten und diskutierten.
Die Janene in den Gläsern war beinahe leer und sie beschlossen, sich zu beeilen, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben widmen müssten. Die Janene war ein sehr beliebtes Getränk in Deilani, mit einer fluoreszierenden grünen Farbe und einem fruchtigen und süßen Geschmack. Sie wurde hergestellt, indem verschiedene Blumen ausgepresst und Rinden verschiedener Bäume in der aus den Blumen extrahierten Flüssigkeit eingelegt wurden.
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