3.6 Gleichgewichtsprüfungen
[Vestibularis-Diagnostik]
3.7 Kernspin-Tomographie/MRT
[zum Nachweis eines endolymphatischen Hydrops]
Hinweis:
Mithilfe dieser Untersuchungen kann die weit überwiegende Zahl von Krankheiten mit dem Symptom „Gleichgewichtsstörungen“ (s.u. Differential-Diagnostik) ausgeschlossen werden!
Differential-Diagnose
Ein Morbus Ménière muss abgegrenzt werden gegen:
Vascular-loop-Syndrom
[dabei führt die Ausbildung einer Gefäßschlinge der Arteria cerebelli inferior posterior im Porus acusticus internus zu einer Kompression von Hirnnerven. Betroffen sind häufig der Nervus vestibulocochlearis, der Nervus facialis und der Nervus trigeminus]
Perilymph-Fistel
Tumarkin-Anfall/Tumarkin-Krise
[wird heute als Sonderform des M. Ménière angesehen – Charakteristisch für einen Tumarkin-Anfall ist ein plötzlicher Sturz aus völligem Wohlbefinden und dies „ohne jegliche Vorwarnung“ /drop attack)! Als weiteres Symptom treten reißende Kopfschmerzen auf. Tumarkin-Anfälle dauern 10 bis 20 Sekunden an und treten in der Regel erst in den späteren Krankheitsstadien des Morbus Ménière auf. Das Bewusstsein bleibt erhalten]
Bandscheiben-Vorfall
Im Bereich der Halswirbelsäule/HWS
Otitis media akuta
Therapie
!Wichtig!
1.Mit als die allererste Maßnahme muss der Kranke dazu angehalten werden, regelmäßig ein „Anfall-Tagebuch“zu führen!
2. Dann muss dem Kranken – ohne Drohung, was z.B. sonst auf den Kranken zukommen kann/wird – klar erklärt werden, dass es sich bei der Krankheit bzw. deren Behandlung um einen oftmals langwierigen und immer wieder von Rückfällen (Rezidiven) gepflasterten Verlauf handelt.
Last but notg least:
3.Dem Kranken muss klargemacht werden, dass er Gesundung unabdingbar seinen Eigenleistungs-Beitrag einbringen muss.
I. Eigenleistungen des Ménière-Kranken
a. Überprüfung des bisherigen Lebensstils („Lifestyle“)
[Ernährungs-Vorlieben, Spätmahlzeiten, Konsum an Genussmitteln Ruhepasuen, Schlaf (gewohnheiten), Stress-Belastung, berufliche Situation (Kollegen, Vorgesetzte), berufliche Mehrfach-Tätigkeit, Urlaub, Situation in Familie und Gesellschaft – unbedingt nunmehr: fester Wille, die „Fehler“ im Lebensstil auszumerzen und außerdem bereit zu sein, die vorgesehene Behandlung konsequent einzuhalten (Compliance)]
b. Ernährung
[diese sollte sein eine: „Bedarfs-gerechte, frisch zubereitete, Basen-überschüssige Vollwertkost mit enger Anlehnung/Ausrichtung nach der „Mittelmeer-Küche“ und den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. – dabei ist Sorge zu tragen, dass eine stets bedarfs-gerechte Versorgung mit Flüssigkeit (u.a. Mineralwasser, Tee) erfolgt]
c. Genussmittel
1. Rauchen/Tabakwaren
Optimal: Sofort den Konsum in jeglicher Form (von der Zigarette über Kautabak bis zur Shisha) für immer beenden!
2. Alkohol
Sogen. „harte Alkoholika“ (Whiskey, Cognac/Weinbrand, klare Schnäpse, Sekt/ Chamgagner) sollten ab sofort nicht mehr konsumiert werden – alle anderen alkoholischen Getränke sollten nur noch streng limitiert betrunken werden.
Wichtig zu wissen:
Neben der Beendigung des Gebrauchs von Rauchen/Tabak sollte nicht gleichzeitig auch eine Beendigung des Konsums an Alkoholika erfolgen, denn dann kommt es oft zu „Entzungs-Syndromen“!
3. Bohnenkaffee und Schwarztee
Bis zu 2-3 Tassen, Bohnenkaffe und Schwarztee (nur mäßig ‚stark‘ gebraut) zusammengerechnet, können täglich getrunken werden.
Empfehlung:
Anstelle von Bohnenkaffee – zumindest ab mittags/nachmittags – einen Espresso trinken.
Anstelle von Schwarztee – zumindest ab mittags/nachmittags – einen Mate Tee oder noch besser einen Grünen Tee trinken.
4. Süßigkeiten (fest & flüssig)
Vom regelmäßigen und oftmals überreichlichen Verzehr reduzieren auf weniger, weniger oft.
5. Snacks salzig, fettig
Hier gilt dasselbe wie für Süßigkeiten
d. Körperliche Aktivitäten
heißt: regelmäßig und moderat ist allemal besser als nur gelegentlich und dann zuviel für den Körper.
Zu empfehlen:
Outdoor-Maßnahmen sind für den Körper besser als Indoor. – Das Verhältnis sollte sein 60:40 für Outdoor.
Hier kann Jedermann/-Frau sich sein Aktivitäts-Programm nach Vorlieben selsbt zusammenstellen, es sollte aber nicht einförmig sein, sondern es sollte abwechselnde Maßnahmen enthalten.
e.Entschleunigung und ‚Psycho-Balance‘
heißt: Stress und Hektik des Lebensalltags soweit als irgend möglich reduzieren; Unwichtiges – insbesondere privat und im Gesellschaftsleben – weglassen.
Hilfreich: Anwendung eines Entspannungsverfahrens (s. später).
II. Schulmedizinische Therapie(optionen)
Wichtig zu wissen:
Zurzeit (Frühjahr 2021) gibt es keine primäre = Kausal-Therapie des M. Ménière!
Die Behandlung ist ausgelegt auf die Minderung der bestehenden Symptome.
a. Allgemein-Maßnahmen
Vermeidung von Stürzen während eines Ménière-Anfalls – zu empfehlen ist während des akuten Schwindels und der Gleichgewichtsstörungen Hinlegen (Couch, Bett) – Ausschalten von ‚Außenreizen‘ (Fernsehen, Radio, lautes Sprechen)
b. arzneiliche Optionen
Antiemetika
bei/gegen Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen – z.B. Dimenhydrinat, Metoclopramid, Meclozin
Schwindelzustände und Gleichgewichtsprobleme
Behandlung mit z.B. Betahistin zur Verbesserung der Innenohr-Durchblutung und zur Stabilisierung der zentralen Gleichgewichts-Regulation
Kalium-sparende Diuretika
(Kombination Hydrochlorothiazid/HCT + Triamteren) – um den Flüssigkeitsstau im Innenohr auszuschwemmen.
Corticoide
Pikrotoxin
[auch „Cocculin“ genannt – d.i. ein Äquimolar-Gemisch aus zwei natürlich vorkommenden chemische Verbindungen: Picrotoxin + Picrotin: beides Sesquiterpen-Lactone aus der ‚Indischen Scheinmyrte‘ (Cuphea hyssopifolia) – Pikrotoxin erzielt einen relevanten Rückgang von Häufigkeit & Intensität der Schwindel-Attacken]
Gentamycin
Bei starker Belastung des Patienten kann mithilfe von intra- bzw. trans-tympanaler Einbringung des vestibular-toxischen Antibiotikums/AB der Versuch unternommen werden, das Gleichgewichts-Organ völlig auszuschalten.
!Vorsicht!
Diese Schädigung ist „irreversibel“!
Labyrinth-Anästhesie
[Einbringung des Lokal-Anästhetikums durch einen Trommelfellschnitt in das Mittelohr eingebracht. Von dort diffundiert es in das Gleichgewichtsorgan und schaltet es aus]
Zuletzt eine kontrovers-diskutierte und ‚umstrittene‘ Option:
Ginkgo biloba (Fächerblattbaum)
[Dosierung: initial mit 2-3xtgl 240 mg, dann langsam reduzieren und zuletzt ausschleichen]
Meine persönliche Meinung:
Ich habe darunter eine Verbesserung der Innenohr-Durchblutung erreichen können.
c. „Vestibuläre“ Physiotherapie
[Gleichgewichtsübungen können in das Therapieprogramm des Ménière-Patienten eingefügt werden, damit sich keine generelle Stand- und Gang-Unsicherheit entwickelt. Die Sicherheit in der Bewegung wird damit gefördert bzw. kann zum Teil wieder erlangt werden]
d. Innenohr-Chirurgie
[Konnte trotz einer intensiven ‚konservativen‘ Therapie (s.o.) und der Physiotherapie das Ausbleiben der Attacken nicht erreicht werden, dann sollte ein „operativer Eingriff“ in Erwägung gezogen werden.
Möglich Eingriffe sind:
Pauken-Drainage
Sakkotomie
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