Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Das umfangreiche Sagenbuch mit 1000 Sagen wird bis heute gerne als Nachschlagewerk des deutschen Sagenschatzes genutzt!
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Ludwig Bechstein Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen Das umfangreiche Sagenbuch mit 1000 Sagen wird bis heute gerne als Nachschlagewerk des deutschen Sagenschatzes genutzt! Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Impressum neobooks
Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Mit sechzehn Holzschnitten nach Zeichnungen
von A. Ehrhardt
Vorwort
Et prodesse volunt et delectare poetae
Dem deutschen Volke übergebe ich dieses mit voller
Liebe geschriebene Buch als ein treues Vermächtnis,
dem deutschen Volke, und zumal seiner reiferen Jugend.
Möge des Buches Inhalt nützen und erfreuen,
anregen und beleben, für das Heimische Neigung
wecken und wach erhalten helfen!
Die Sage ist eine fromme Erhalterin und Nährerin
der Heimat- und Vaterlandsliebe, ein ureigenstes Gut
des Volkes; sie treu zu pflegen ist den zu solcher Pflege
Berufenen eine heilige Pflicht. Es kann zwar nicht
fehlen, daß auch die Sage, wie alles Gute und Schöne,
ihre Widersacher, Verspotter und Verächter hat, es
hat sich aber alle Verhöhnung und Nichtanerkennung
tiefgewurzelter Eigentümlichkeiten einer Nation stets
als haltlos und bestandlos erwiesen.
Eine reichhaltige Sammlung deutscher Sagen wird
hier dargeboten, wie noch keine gleiche vorhanden,
eine vollständige nicht. Ein vollständiges deutsches
Sagenbuch ist so wenig herzustellen als ein einiges
deutsches Reich; aber wer nicht das Unmögliche will,
kann bei gutem Wollen, bei Geschick und Ausdauer
viel Nützliches schaffen und Ersprießliches zu Tage
fördern. Ich mußte mich bei dem vorliegenden Buche,
je mehr die Sagenfülle quoll und zuströmte, um so
mehr beschränken. Im Hinblick auf die vorhandene
Anzahl deutscher Sagen und die Zahl der hier aufgenommenen
könnte ich sagen, daß ich nur einen Zweig
des deutschen Sagenbaumes abgeerntet, wenn nicht
jeder Vergleich hinkte.
Die erwähnte überreich zuquellende Sagenfülle nötigte
denn auch, so ungern es geschah, auf den großen
Sagenreichtum des österreichischen Kaiserstaates vorläufig
zu verzichten. Da ich aber bereits in früheren
Jahren schon zu einem österreichischen Sagenschatz,
dessen Erscheinen indes ungünstige Verhältnisse bald
einstellten, zahlreiches Material gesammelt habe, so
bleibt vorbehalten, mit einer Österreich umfassenden
Sammlung hervorzutreten, sobald der Erfolg der vorliegenden
dazu ermutigt.
Es sei vergönnt, über das Sagensammeln hier ein
Wort zu sagen; leider gibt sich an dieses gar manche
unberufene Hand, die jener Hand von Ährenlesern
gleicht, welche aus den Garben rauft, die zu Mandeln
gehäuft noch auf dem Acker stehen, und da erntet, wo
sie nicht gesäet hat. – Wir alle, die wir dieses Gebiet
anbauen, können nicht der Schriftquellen, nicht der
Bücher entraten, aber die Quellenangabe beschönigt
und rechtfertigt noch keineswegs den offenbaren
Nachdruck, der von vielen literarischen Langfingerern
behufs sogenannter Auswahlen und Mustersammlungen
ausgeübt wird, die sorglos und mühelos anderer
Fleiß und Talent und ihrer Verleger Kosten ausbeuten.
Der Sagensammler muß sich neben seinen
Schriftquellen doch auch durch Gebirg und Wald und
Flachland selbst in etwas bemüht, irgend einige Sagenblüten
gefunden, einige schöne Steine zum großen
deutschen Sagentempelbau selbst herbeigetragen
haben, irgend etwas von ihm Neugefundenes vorzeigen,
sonst ist er ein Tropf und nicht ebenbürtig, mitzuringen
auf dieser olympischen Arena. –
Auf mein eignes Leben warf schon frühzeitig der
Sage süßer wunderbarer Reiz seine Morgenstrahlen.
Als Jüngling wanderte ich in einem sagenreichen Gau
Thüringens umher und freute mich am Duft der schönen
Wunderblume Poesie. Ilm und Gera, die Fluren
von Arnstadt und Erfurt, der Drei Gleichen nachbarliche
Burgen und sagendurchklungene Haine boten in
Fülle ihren Stoff, doch lange nachher lernte ich der
Sagen Geheimnis, ihren ganzen Zauber, erst recht erkennen,
und lernte daran niemals aus. Ich sammelte
anfangs mehr ins Gemüt als in Bücher, versuchte nur
schüchtern, die Sage in poetisches Gewand zu kleiden,
und stand später davon ab, als ich durchfühlen
lernte, daß der Dichter ihr nur selten wohl tut, wenn er
bemüht ist, sie zu schmücken, obschon er dies letztere
zu tun vollberechtigt ist. In den Sagensammlungen
der Länder Thüringen und Franken, welche zwar Beifall,
aber bis jetzt noch nicht die längst vorbereiteten
Fortsetzungen fanden, betrat ich den von den Brüdern
Grimm vorgezeichneten Weg schlichter einfacher
Darstellung und Wiedergabe, sowohl des Chronikenstoffes
als jenes dem Volksmund selbst entnommenen.
Ich bin den Sagen viel und lange nachgegangen
und nachgezogen; im Thüringerwalde kenne ich so
ziemlich jeden Weg und Steg; ich überwanderte Harz
und Riesengebirge, Rhön und Spessart; ich stand auf
dem Aachener, auf dem Kölner Dom und auf dem
Straßburger Münster; des Neckars, des Lech, des
Rhein- und Mainstromes wie der Donau Wellen hab'
ich fließen sehen. Ich hörte den Bach der Reismühle
rauschen, der von Karl des Großen Geburt erzählt,
und umwandelte des Untersbergs und des Watzmann
sagenreiche Hochgipfel. Vielleicht sieht mancher diesem
Buche die Quelle eigner Wahrnehmung an, die
am Ende noch mehr wert ist als die Quelle trockner
Schriftüberlieferung. Letztere nun bei jeder Sage anzuführen,
erschien mir für meinen Zweck dieses Mal
nicht nötig; wer die Quellen für den wissenschaftlichen
Zweck braucht und sucht, findet sie bereits in
Grimms und vielen andern Sammlungen, und da, wo
ich Selbstgefundenes mitgeteilt, jedesmal durch ein
»mündlich« den Leser mit der Nase darauf zu stoßen,
daß er meinem Findeglück diese Sage verdanke, dürf-
te wohl allzu eitel erscheinen. –
Bei dem Umfange, der dieser Sammlung zugedacht
wurde, und der sich noch während des Drucks über
das anfangs gesetzte Ziel erweiterte, galt es zunächst,
sich klar zu werden über Anlage und Gliederung, und
nach reiflichem Überlegen, ob chronologisch nach
Mythe und Geschichte, ob nach Ländern oder Stromgebieten,
nach Gebirgszügen usw. die Sammlung anzulegen
sei – wurde sich für die Form einer idealen
Sagen-Wanderung entschieden, die keinen Schlagbaum
und keine politische Grenze kennt, keine Paßkarte
braucht, nötigenfalls gleich Eppela von Gailing
Читать дальше