„ 10 kidnapped children found dead in Tanzania with missing body parts, ministry says”
( CNN-Schlagzeile, 28.1.2019)
Hannes Wabaye, Detektiv in Moshi am Kilimanjaro, bekommt von seinem Bekannten Jens Petermann aus Hamburg einen Auftrag: Er soll ein Waisenheim im Südwesten Tansanias auf Seriosität überprüfen. Deutsche Spender würden dort investieren wollen. Gemeinsam mit der reizenden Journalistin Ambi Maregesi beginnt Wabaye zu recherchieren. Je mehr sich die beiden mit dem Waisenhaus befassen, desto schrecklicher wird ihr Verdacht: Werden von dort etwa Kinder nach Deutschland entführt? Und wenn: zu welchem Zweck? Bald kommen sie einem ungeheuerlichen Verbrechen auf die Spur.
Fritz Gleiß, Jg. 1959, war u.a. stellvertretender Chefredakteur der Monatszeitschrift „Africa live”, schrieb mehrere politische Reiseführer zu Ostafrika und bislang drei Wabaye-Krimis. Er lebt als Journalist und Fundraiser in Celle.
Imprint
Strong Kids
Hannes Wabayes dritter Fall
Fritz Gleiß – fritzgleiss@yahoo.com
Copyright © 2021 Fritz Gleiß
Auch Hannes Wabayes andere Fälle „Der Schatz von Njinjo” und „Das Erbe der MV Bukoba” sind als e-book bei amazon und neobooks erhältlich.
Die Geschichte basiert zum Teil auf Fakten, gleichwohl sind Namen und Daten meist frei erfunden. Ähnlichkeiten zu realen Personen sind entweder purer Zufall oder gewollt.
Das Manuskript wurde im Dezember 2020 abgeschlossen. Die Handlung spielt kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie.
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Titelfoto © Amevi Asiwome Wisdom/unsplash
Ohne die aufmunternde Unterstützung von Jutta Borsdorf wäre dieses Buch nicht geschrieben worden. Ohne die Sprach- und Ortskenntnis und den Rat des auch im Roman auftauchenden, real existierenden tansanischen Journalisten David Kyungu gäbe es weder ein Waisenhaus bei Tukuyu noch den einen oder anderen Perspektivenwechsel.
Bei Claudia Dal-Bianco und Johanna Emig habe ich mich einmal mehr mancher Swahili-Sprichwörter bedient, die sie in ihrer 2009 am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien vorgelegten Anthologie gesammelt haben und erläutern.
Inhalt
Karte Karte
Die wichtigsten Personen Die wichtigsten Personen Nach ihren Vornamen sortiert: Ally Raza – Leiterin des Waisenheims Mlakizi Alphonce Edward Danda – Chef der Mlakizi-Stiftung Ambi Maregesi – Journalistin aus Mwanza, stationiert in Dar Gaudency Mario Kiongo* – Bewohnerin Mlakizis, alias Maria Gaudência Gerhard von Seitlitz, Prof. Dr. – Angestellter von Jo Mahler Gregor Schiman – Kriminalhauptkommissar in Hamburg Hannes Wabaye – Detektiv aus Moshi am Kilimanjaro, alias Ephraim Chirwa Heike Schmidt – Kriminaloberkommissarin unter Gregor Schiman Honorata Rwebusoya – Hannes junge Tante, lebt in Dar Jens Petermann – Architekt aus Rosengarten bei Hamburg, Bekannter Hannes’ Jo Mahler – alias Paul Schäfer Joél Nziku – Stellvertreter Razas, Sicherheitschef in Mlakizi Joy Lyabandi – Lehrerin und Erzieherin in Mlakizi Kito Kuhenga – Liebhaber und Begleiter von Rebecca Schilling Makaïdi – Chef der Verkehrspolizei in Tukuyu Oliver Raphaeli Ng'aala* – Geburtsname von Rahel Cherio Malekela* Paul Schäfer – Patenonkel Olivers/Rahels, Drahtzieher, alias Jo Mahler Rebeca Schilling – deutsche Handelsreisende Rudolph Herrlich – Komplize Jo Mahlers Sabine Kortweit, Dr. – Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hamburg
Prolog Prolog Im Süden Tansanias Das Bild wird Juma Kapeta nie vergessen. Nie. Die verschrumpelte, von blutigen Rissen überzogene helle Haut, dunkle Flecken hinter jeder Falte, den aufgeblähten Torso mit der tiefen, offenen Wunde unter den Rippen, bedeckt von braunem, modrigem Blattwerk. Schwarze Stümpfe dort, wo Arme und Beine sein sollten. Fliegen und Ameisen allüberall. Der Kopf des Jungen lag leicht abgewinkelt, die hellen Brauen kaum sichtbar über den aufgerissenen, ausgestochenen Augen in einem abstrus friedlichen Gesicht unter kurzen weißen Kraushaarlocken – ein Kindheitstrauma. Wegschaffen sollten sie sie, die kleine Leiche, ab in den Fluss, hatte der „Fährmann” befohlen. Ally Raza, die Heimleiterin , hatte ihm Bescheid gesagt. Um alles Weitere werde er sich kümmern. Wer hatte es gewagt, den kleinen Körper ausgerechnet hier abzulegen? Zog der Wahnsinn denn so weite Kreise? „Fährmann” Alphonce Edward Danda ist weit herumgekommen und sieht sich selbst als Kapitän. Er befehligt ein großes Schiff, sein Unternehmen, die Stiftung, das Waisenhaus Mlakizi direkt am idyllischen Songwe River, der schon vor über hundert Jahren Nordrhodesien und Nyasa-Land von Deutsch-Ostafrika trennte. Der Kapitän residiert in einem alten Gutsverwalterhaus auf einem Hügel hoch über Tabakfeldern und dem Fluss, spricht vier Sprachen und ist stolz auf seine Übersicht. Seit acht Jahren herrscht er hier und leistet Aufbauarbeit. Von der Zucht bis zur Ernte, so das Programm, das jetzt endlich Mal wieder den vollen Ertrag einbringen soll. Zum Wohle aller: der Kinder, denen es hier so unendlich viel besser geht als dort, wo seine Mitarbeiter sie aufgelesen haben. Zum Wohl der Angestellten drüben im Heim, die gar nicht wissen, dass er sie bezahlt. Zum Wohle auch der Dorfbewohner, deren Kinder kostenlos seine Schule besuchen dürfen und die nie wissen müssen, wer er wirklich ist. Er, der alle paar Wochen mit seinem Außenborder aus Malawi über den Fluss herüberrauscht und die Heimleiterin besucht. Und natürlich zum Wohle seiner kleinen Kapitalgesellschaft und all der Geber, die Mlakizi unterstützen, darunter echte Philanthropen. Die sehen in seinem Heim die Zukunft. Nun aber kommen ihm, der die öffentliche Wahrnehmung Mlakizis stets scharf zu kontrollieren wusste, diese Hexer in die Quere. Ausgerechnet hier, in der allerletzten Ecke Tansanias oder auch Malawis, je nachdem, von welcher Seite des Flusses man die Sache sieht. Abgedrehte Heiler mit ihrem verqueren Quatsch von heilsbringenden Albinoteilen ziehen Aufmerksamkeit auf die Region, falsche Publicity, die das ganze Projekt gefährdet. Manche Eltern der toten Kinder haben ihre Kinder doch noch nicht einmal vermisst!
Im Süden Tansanias
1. Schluss mit lustig (bei Hamburg) 1. Schluss mit lustig (bei Hamburg) Dem Mann war nicht mehr zu helfen. Sein Rumpf klebt zerquetscht im Lenkrad, der Kopf hat ein formidables Spinnennetz in die Windschutzscheibe des Chryslers geschlagen. Airbag und Gurtstraffer hatten, anders als auf der Beifahrerseite, gleichzeitig versagt – ein Phänomen, das in letzter Zeit öfter vorkam. „Fuck off!”, hatte der Fahrer dem jungen Mädchen noch zugeröchelt, die sich jetzt panisch hinter ihrem zusammenfallenden Luftsack aus dem Gurt wickelt und gegen die Tür stemmt, um aus dem qualmenden Wrack herauszukommen. Als sie endlich draußen ist, überkommt sie der Schock. Eisig kalt legt sich die Nachtluft um sie, augenblicklich zittert sie wie Espenlaub. Und doch: Sie lebt! Die Jeans an den Beinen aufgerissen, der dicke Pullover bis zum Hals verrutscht, krabbelt die schlanke Teenagerin unverletzt aufs Feld. An die wärmende Jacke auf der Rückbank kommt sie nicht mehr ran.
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