Michael Czaykowski - Wernyhora, der Seher in der Ukraine II

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Wernyhora, der Seher in der Ukraine II: краткое содержание, описание и аннотация

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Weiter geht die spannende Geschichte während des Kolijiwschtschyna-Aufstandes 1768, dem Schicksal des Ataman Nekrasa und seiner Geliebten Magdusia, dem Seher Wernyhora, dem Verräter Gonta, den heimtückischen Intrigen der Zarin Katharina II. und dem Aufbäumen des einst so großen und stolzen Polens gegen die moskowitischen Machenschaften. Wieder lesen wir, was vor über 200 Jahren auf dem Boden der Ukraine passierte und erleben geradezu ein Déjà-vu, wenn wir dies mit der aktuellen Situation in der Ukraine und allgemein der russischen Politik vergleichen. Dazu ist das Buch sehr spannend geschrieben und hilft, die aktuelle Situation in der Ukraine besser zu verstehen.

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Michael Czaykowski

Wernyhora,

der Seher in der Ukraine

Band 2

Abschrift und zeitgemäße

Bearbeitung von Jens Piske

Wernyhora,

der Seher in der Ukraine

Band 2

Michael Czaykowski, Jens Piske

Impressum Texte Copyright by Jens Piske Umschlag Copyright by Jens Piske - фото 1

Impressum

Texte: © Copyright by Jens Piske

Umschlag: © Copyright by Jens Piske

Titelbild: Ludwig Gedlek

Verlag: Verlag Njemoskal

Chutirska 19

19644 Sahunivka / Ukraine

http://verlag-njemoskal.com

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Vergeltung! 2

Kapitel 2 – Gontas Lohn für Verrat 33

Kapitel 3 – Lichtblicke 76

Kapitel 4 – Neue Bündnisse 117

Kapitel 5 – Die Entführung 157

Kapitel 6 – Heldentum kontra Heimtücke 198

Kapitel 7 – Die Prophezeiung 241

Erläuterungen 279

Kapitel 1 – Vergeltung!

Und was das Schwert verschont, zertritt der Huf!

»Herr Thaddäus« von A. Mickiewicz

Zu derselben Zeit, als die Hajdamaken in Uman ihre scheußliche Lustbarkeit hielten, lag in Sokoliwka Nekrasa, nachdem er von Wut übermannt auf Gontas Bett gesunken war, wie besinnungslos da. Er bat nicht und drohte nicht, denn seine Stimme hatte sich überschrien. Er schlug auch nicht mehr mit den Fäusten, denn die Hände waren schon zerschunden, das Holz härter als die Knochen. Vergebens ließen die Saporoger durch das schmale, über der Tür des Alkovens befindliche Fensterchen Speise und Trank hinein, diese liegen unberührt am Boden. Auch die Saporoger sind es überdrüssig, dreieinhalb Tage untätig dazustehen, schon ist Sawatchka mit den Trümmern seines Haufens durch Sokoliwka hindurch geeilt, Potockis Kosaken sind gegen Uman vorgerückt, sie aber rühren sich nicht von der Stelle; Vater Salisnjak hat befohlen, den Gefangenen zu bewachen, und ein Saporoger wird hundertmal eher sein Leben lassen, als den Befehlen des Watazka nicht zu gehorchen.

Gegen Abend ertönten Hufschläge auf der Straße. Der am Tor Wache stehende Saporoger kam eilends in den Hof gelaufen und rief: „Die Ljachen kommen!“ Im Nu war das Haustor verrammelt, fünf Mann stellten sich mit Gewehren an den Fenstern auf; der sechste blieb mit gezogenem Säbel vor der Alkoventür stehen.

Wie es scheint, ziehen auf der Straße Kosaken heran, auf mutigen Rossen, sie sind blaugrau gekleidet, haben weiße Gürtel und an den Mützen rote Kolpake. Voran auf einem Rappen reitet ein Greis in Saporogerkleidung von gewaltigem Wuchse und mit herausfordernder Miene, neben ihm zur rechten Seite auf einem weißen Hengst ein Edelmann in altpolnischer Taratata 1, zur Linken auf einer kastanienbraunen Stute ein Kosak im Kontusch. Sie hielten vor dem Tore an. Einer der Kosaken stieg vom Pferd und versuchte das Tor zu öffnen, da schoss einer der Saporoger, der Kosak wankte verwundet und sank in die Knie. Schnell saßen fünfzig Reiter ab und eilten mit gezogenen Säbeln, mit Äxten und Flinten gegen den Hof. Die Saporoger schossen, einige Kosaken fielen, aber andere brachen die Tür auf, andere drangen durch das Fenster in das Haus; hier begann nun ein blutiger Kampf.

Vergebens rief der alte Saporoger, man solle den Wehrenden das Leben schenken, schon sind fünf niedergehauen, und den sechsten, der kaum noch atmete, schleiften sie auf der Erde, als die Anführer in das Zimmer traten. Der alte Pole rief:

„Mord und Tod! Brecht die Türe ein, gewiss ist dort auch so ein Teufelskerl verborgen.“

Nekrasa hörte das Feuern, das Waffengeklirr, der Pulverdampf drang zu ihm hinein, er kam zu sich und raffte sich auf, es ist ihm schmerzlich, dass ohne ihn gekämpft wird. In diesem Augenblick kracht die Türe zusammen, und wie groß war sein Erstaunen, als er Wernyhora und den Herrn Kämmerer vor sich sah. Mit ausgebreiteten Armen fielen sie einander um den Hals und drückten sich ans Herz, als wenn sie ersticken wollten, und die Worte: „Vater! Sohn! Mord und Tod! Herr Nekrasa! Herr Kämmerer!“ durcheinander ausgestoßen, mischten sich in die Umarmungen. Inzwischen wurde das Zimmer von Leichnamen und vom Blute gereinigt; Bilowus ließ die Verwundeten versorgen, die Gefallenen begraben, und die Pferde füttern. Als Nekrasa in das erste Zimmer heraustrat und in der Ecke seinen Pallasch fand, nahm er ihn mit solcher Freude in die Hände, wie der Geliebte die Hand der Geliebten nach langer Trennung fasst; hierauf erzählte er, was mit ihm vorgegangen war, Wernyhora schüttelte traurig den Kopf.

„Wir kommen zu spät nach Uman, es muss dort schon alles vorüber sein.“

„Lasst uns sogleich aufbrechen, schnell die Pferde abgefüttert!“

„Mord und Tod! Lasst uns aufbrechen und siegen, Herr Nekrasa ist mit uns, und Gott ist mit uns.“

Nun erzählte Wernyhora die völlige Vernichtung von Sawatchkas Haufen, und wie Jerlicz’s Brigade und die Dragoner mehr als tausend Hajdamaken nach Kodnya 2geschafft haben, wo sie ihr Urteil erwarten und ihre Strafe erleiden werden. Dann nahm er Nekrasa auf die Seite.

„Herr Ataman, auch die schwarzäugige Jungfrau ist nicht weit.“

„Wie? Ist Fräulein Magdusia nicht mehr in Parchomiwka?“

„Um ein Haar wäre sie auch hierher gekommen.“

„Vater, sagt mir doch, was das bedeuten soll.“

„Wir wollten mit der Gevatterin nach Uman, damit sie mit dem Alten zusammen wären, aber da ich dachte, ihr hättet vielleicht den Kampf dort schon begonnen, so riet ich ihr, Uman seitwärts liegen zu lassen, und geradewegs nach Kuna zu fahren, wo der Bruder des Herrn Chiczewski Guardian des Kapuzinerklosters ist.“

„Warum sind sie nicht hierher gekommen? Hier wären sie in völliger Sicherheit.“

„Es gelüstete sie eben nicht, nachdem sie kurz zuvor erst den Kampf von Korsun erlebt, schon wieder mit anzusehen, wie sich die Leute morden; übrigens sind sie auch dort in Sicherheit. Zwei Fahnen von dem Bataillon Kordysz ziehen sich nach jener Gegend hin, die dritte folgt uns auf dem Fuße. Übrigens haben sie den Franzosen, den du kennst, zum Beschützer; ich habe ihnen da einen recht guten Hüter gegeben, wie ich hoffe…“ und hier lächelte er etwas boshaft. Nekrasa wurde rot und brachte das Gespräch auf andere Gegenstände.

Bald darauf zog eine Fahne Landesreiterei herein unter der Führung des Porucznik Michael Czaykowski, auf weißen Pferden, in krapproten Kurtkas, die reich mit silbernen Aufschlägen besetzt waren, und in krapproten Reithosen. Zwei Trompeter bliesen einen Marsch, hinter ihnen kamen rottenweise die vier Züge, an der Spitze eines jeden ritt ein Namiestnik; die Towarysche ließen ihre Fahnen in der Luft flattern; die Gemeinen sind nur mit Karabinern und Säbeln bewaffnet; die Towarysche haben amarantfarbene Mützen auf, mit schwarzem Schaffell besetzt, und einen Busch Kapaunenfedern. Der Herr Porucznik auf seinem schönen Apfelschimmel reitet seitwärts, an seiner Uniform glänzt das Kaisertuch; Achselbänder und Patronentasche glänzen von Silber; an den Ecken der dunkelblauen Schabracke sind silberne Adler, und an den Pistolenhalftern der verschlungene Namenszug des Königs von Silber; die Schabracke hat eine amarantfarbene Einfassung.

Kaum waren der Porucznik und der Namiestnik in den Edelhof gekommen, machte Wernyhora Nekrasa mit ihnen bekannt, und ohne dem Gespräch Zeit zu lassen, sich recht zu entspinnen, unterbrach er es beim ersten Anlaufe.

„Ihr Herren Brüder, bis jetzt haben wir bloß mit elendem Gesindel zu kämpfen gehabt, jetzt aber gilt es, sich mit einem geordneten Feind zu messen. Mit Recht sagt man: wo viele Hebammen sind, da kommt das Kind ohne Kopf oder ohne Hände auf die Welt; auch wir müssen, um Ordnung unter uns zu halten, einen Anführer wählen. Denn glaubt mir, der ich alt bin und viel erfahren habe, wenn in Kriegszeiten viele befehlen, so ist es immer schlimm, auch wenn ihre Einsicht noch so groß ist. Wo aber ein Wille herrscht und die Übrigen gehorchen, ist es immer gut, auch wenn der Anführer nur ein mittelmäßiger Kopf ist.“

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