Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit die Menschen in ihrer Gier nach Geld gehen. Der Weg führt uns nach Neapel. Den Gastwirt in Köln habe ich sofort verhaften lassen. Um seine Bestrafung milder ausfallen zu lassen, spricht er wie ein Wasserfall. Ich muss aber zwei Faktoren berücksichtigen. Erstens, wir haben es mit der italienischen Mafia zu tun und zweitens, die haben ihre Finger überall im Spiel. Ich will damit sagen, der Gastwirt muss rund um die Uhr beschützt werden. Wir brauchen den Mann später als Zeugen. Der Lieferschein führt uns ohne langes Suchen in Neapel zur richtigen Adresse. Ein Weingroßhandel und Winzer für italienischen Rotwein. Was wir brauchen, sind Beweise für die beiden Morde in Köln. In Neapel stellt sich nun die Frage, wie machen wir die Aktion am Besten. Wie wir wissen, ist die Mafia auch bei der Polizei zu Hause. Also gebe ich mich erst einmal als Kunde aus. Ein ganz schön großer Betrieb. Emsig laufen die Arbeiter in der großen Halle zwischen den Tanks, die voller Wein sind, hin und her.
Eine junge Dame spricht mich an, erst in der Landessprache, dann aber in Deutsch: „Wie können wir Ihnen helfen?“ Ich zeige ihr den Aufkleber einer Rothschild Flasche. „Den Wein möchte ich in einer großen Menge kaufen.“ „Dann kommen sie mal mit, das macht unser Chef persönlich.“ In einem sehr vornehm eingerichteten Büro empfängt mich ein älterer Herr. Der Mann hat mit der Sache nichts zu tun, das weiß ich sofort. „So, sie wollen also den Rothschild kaufen, darf ich fragen in welcher Menge?“ „Ich denke so an 2000 Flaschen.“ „Ob wir so viel auf Lager haben, kann ich mit Sicherheit nicht sagen.“ Er greift zum Telefon und ruft seinen Sohn ins Büro. Zwei Männer kommen ins Büro, Beide gefallen mir auf Anhieb nicht. Sein Sohn und der Kellermeister. „Der Herr möchte 2000 Flaschen Rothschild kaufen, können wir liefern?“ Die beiden Männer schauen sich an.“ Ja, in vier Wochen ist das möglich.“ Die Beiden gehören zur Mafia, das fühle ich. Und im Betrieb wahrscheinlich noch etliche Arbeiter.
Noch melde ich mich nicht bei der Polizei. In Neapel, wer weiß schon wer da für die Mafia tätig ist. Es gibt aber einen Staatsanwalt in Neapel, der als Mafia Jäger berüchtigt ist und sehr gefährlich lebt. Die Kripo Köln hat mich bei ihm angemeldet. Bei meinem ersten Besuch ohne Ajax in der Weingroßhandlung konnte ich Ajax bei dem Staatsanwalt lassen. Auf Schleichwegen, für den Staatsanwalt und mich, treffen wir uns. Der Mann ist sofort auch meiner Meinung, der Chef weiß nichts von der Schweinerei in seinem Haus. „So und nun? Wie wollen sie weiter vorgehen?“, fragt mich der Staatsanwalt. „Als Erstes werden wir Beweise suchen, dass sie Pantschen. Als Zweites werden wir das Büro und weiter Gebäude verwanzen, natürlich nur das Büro des Sohnes.“ Natürlich hat die Mafia ihr Hände auch bei Rothschild in Frankreich in jeder Abteilung. Die Banderolen und Aufkleber der Rothschilds zu Fälschen ist für die Mafia ein Kinderspiel. Und so machen sie es. Aus einer Flasche Rothschild werden drei Flaschen Rothschild. Da sie den Wein mit sauberen Rotwein aus Italien verlängern, merken nur Kenner diesen Schwindel. Solche Kenner waren eben die beiden Männer in Köln.
Beweis Eins haben wir also. Beweis Zwei liefern die Gespräche im Büro des Sohnes. Sohn und Kellermeister haben den Mord an die Kölner in Auftrag gegeben. Die Polizei in Italien und Frankreich hat alle Hände voll zu tun. Eine große Verhaftungswelle rollt über die Mafia. Aber es ist immer nur ein Stein, der aus der Mafia entfernt wird. Ihre Nahrung aus der Bevölkerung ist ohne Beispiel. Der alte Herr aus der Weingroßhandlung und Winzerei hat mir sehr leidgetan. Ich musste mich ja nun vorstellen, dass ich kein Kunde bin, sondern gegen seine Firma und gegen seinen Sohn ermittelt habe. Der gute alte Herr gibt mir zum Abschied noch eine Kiste mit 12 Flaschen „echten“ Rothschild mit auf den Weg. „Ihr Beide habt nur eure Pflicht getan.“ Der Staatsanwalt fragt mich: „Wo kann ich sie erreichen. Auf so gute Spürnasen möchte ich bei Bedarf zurückkommen.“ Ich gebe dem Mann mein Versprechen, wenn er unsere Hilfe braucht, sind wir zur Stelle. Oder Ajax. „Wau!“
Für die Klasse um Rolf und Helga ist mein Büro ein guter Treffpunkt. Ich habe auch nichts dagegen. Vor allem der Junge Rolf. Ich bin immer wieder begeistert, was Helga, Ajax und ich aus dem Jungen gemacht haben. Zwischen Helga und Rolf ist schon mehr als Freundschaft entstanden. Auf meinem großen Schreibtisch ist mal wieder eine sehr große Unordnung. Aber den Zettel von Helga kann ich nicht übersehen. Die Beiden kommen gerade ins Büro. Sie machen, wie fast jeden Tag, ihre Schularbeiten zusammen. „Also ihr Beiden, wenn ihr mit der Schule fertig seid, dann habe ich für euch einen festen Arbeitsplatz bei uns Beiden. Oder, Ajax, wie ist deine Meinung?“ „“Wau“, ist seine Antwort.
„Thomas, aus Lübeck war ein Anruf von einer Frau für dich. Die Frau hat mich sehr sprachlos gemacht und das will etwas heißen,“ sagt Rolf. „Ja“, sagt Helga. „Die Stimme klang sehr ängstlich.“ Mein Anruf in Lübeck, die Frau ist am Handy: „Ich kann jetzt nicht reden, ich melde mich gleich zurück.“ „Helga, du hast Recht, der Tonfall sagt, da ist eine ängstliche Frau am Telefon.“ Eine gute Stunde später wieder die Frau. Sehr, sehr leise: „Können sie nach Lübeck kommen? Ich brauche ihre Hilfe. Nehmen sie ein Zimmer in Travemünde, Strandhotel. Ich komme für alles auf.“ Das Gespräch ist ohne weitere Worte beendet. Meine drei Freunde haben natürlich mitgehört. Ich schau in die Runde. „was nun?“, meine Frage. „Na ist doch klar, auf nach Travemünde. Macht euch an der Ostsee ein paar schöne Tage. Das Büro haben wir voll im Griff.“ „Das weiß ich, auf euch kann ich mich verlassen.“
Mit der Gewissheit, dass das Büro in guten Händen ist, fahren wir Beide zur Ostsee. Beim Einschreiben im Strand-Hotel will gerade das Mädchen, wie üblich, sagen: „Hunde sind hier nicht erlaubt.“ Aber dann liest sie meinen Namen: „Herr Franz, bitte der Schlüssel. Wir wünschen einen guten Aufenthalt.“ Warum es zu der Kehrtwendung kam, werde ich später noch erfahren. Eine Woche ist nun schon vergangen. Die Tage im Sommer an der Ostsee, schöner kann eine Arbeit nicht sein. Aber wo ist meine Aufgabe, wie ist mein Auftrag, wo ist die Frau? Die Frau kommt und was für eine Frau. Am Strand und unter all den Menschen setzt sich eine ungewöhnliche und schöne Frau zu uns in den Sand. Ihr Zweiteiler macht sie noch schöner. Sie spielt mit Ajax. „Bitte nicht reden, nur zuhören.“ Sie ist circa 30 Jahre jung und hat eine Superfigur, alles was eine schöne Frau haben muss. Wenn alles echt ist, dann hat diese Frau sehr viel Glück gehabt. Ich kann es vorweg nehmen, es ist alles echt. Leise sind ihre Worte: „Wir treffen uns heute Abend auf der Straße nach Lübeck.“
Es ist ein schöner Sommerabend. Die Straße von Travemünde nach Lübeck hat links ein kleines Waldstück, Kiosk und Parkplatz. Gut zwei Stunden stehe ich nun schon auf dem kleinen Parkplatz vor dem Kiosk. Es ist kaum zu glauben aber es trifft zu. Die so schöne Frau kommt auf einem Sportrad zum Treffpunkt. Also, in diesem Sportdress macht die Frau eine gute Erscheinung. „Können wir das Rad mitnehmen und ein Stück Richtung Strand zurückfahren?“ „Ja natürlich, ihre Bitte ist ja mein Auftrag.“ Ihr schönes Gesicht konnte ich ja schon am Strand im Sand sitzend bewundern. Die vollen roten Lippen würde ich jetzt sofort gern küssen. Über ihrem schönen Gesicht macht sich ein Lächeln bemerkbar. Als ob sie meine Gedanken gelesen hat, kommt der Satz von ihr: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Hallo Thomas Franz, wo bleibt deine Kühlheit? Aber, denken muss erlaubt sein. Am Strand, ein Platz wo wir sicher sein können, dass wir ungestört reden können, muss ich Dinge erfahren, wo man schon ins Grübeln kommen kann, ob man solch einen Auftrag lieber nicht respektiert. Die Überlegung aber steht nicht an meiner Bürotür.
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