Die Kinder haben keine Chance.
Ich kann das nur unterstützen. Da ist man heute froh, wenn in den Schulen deutschsprachiger Islamunterricht angeboten wird, feiert die Errungenschaft der Islamkunde – niemand will die Frage stellen, ob Religion überhaupt noch Gegenstand des Unterrichts sein sollte. Im Rahmen von Geschichte oder Ethik mag sie ihren Platz haben, aber es geht ja nicht um Wissensvermittlung, um wissenschaftliche Beschäftigung auch mit der Religion, sondern weiter um Indoktrination, um die Festigung des mythischen Denkens, um Verwissenschaftlichung des Aberglaubens, indem die Wissenschaft eskamotiert wird. Wenn Letizia Moratti, die ehemalige italienische Ministerin für Bildung, Hochschulen und Forschung, Bürgermeisterin von Mailand – deren klerikal verseuchte Hirnwindungen auch vor Kunstzensur keinen Halt machen - offen sagt, dass Kinder und Jugendliche den Mythos und die Erzählung brauchen, sagt sie nur einen Teil der Wahrheit, der Staat braucht sie, um die Kinder und Jugendlichen zu entmündigen, ihnen eigenes Denken zu entfremden und hörig zu werden dem Geforderten. Und sie erdreisten sich immer mehr. In einer vor einiger Zeit geführten Diskussion um das Familienbild, ob die Frau durch staatlich geförderte Hilfen die Möglichkeit erhalten sollte, auch ihrem Beruf nachzugehen, posaunt der katholische Bischof Walter Mixa, dass dadurch die Frau zur Gebährmaschine degradiert würde – hat er vergessen - sicherlich nicht -, dass die Frau allein schon durch das Verbot von Verhütungsmitteln in der Familie aufs Gebären reduziert ist, die anderen sind Huren. Und selbst in ihrer Verteidigung des Vorhabens versäumt es Maria Böhmer von der CDU nicht, zu betonen, dass bei solchen Fragen die Meinung der Kirche – wahrscheinlich als Moralinhaberin – äußerst wertvoll sei. Sie fürchtet doch nur den Verlust ihrer verklemmten Scheingläubigen, die die Moral nur dann kennen, wenn es um die Bestätigung eigener Vorurteile geht.
Der Gott. Die Beweise: Der Un-Sinn? - Wie schön Heideggerisch
Bevor wir hier zu tagespolitisch werden; kommen wir doch zurück zum Thema Gott.
Wollen wir hier entscheiden, ob es ihn gibt oder nicht?
Allein die Frage ist schon lächerlich.
Wir müssen hier viele Ebenen unterscheiden, durch die die Frage nach Gott bestimmt wird: Peter und Jürgen haben sicherlich Recht, wenn sie für die westliche Welt betonen, dass auf die Philosophie bezogen in der westlichen Welt allein die Diskussion um diese Frage peinlich ist, Philosophie muss sich nicht mehr mit Gott beschäftigen - die Gründe sind alt und hinlänglich bekannt.
Vielleicht erörtern Sie das, unserem Publikum ist das in dieser kategorischen Form vielleicht nicht so bewusst.
Das dumme Volk: Glaube schlägt seit Zeiten Wissen und Erkenntnis und Vernunft, noch in zweitausend Jahren wird man an Gott glauben und dafür morden – Dummheit, Verblendung und Unmündigkeit sind das letzte, was ausstirbt.
Nun, ich will dies in aller Kürze versuchen: Im Grunde sind es drei Gründe – wohlgemerkt: Vernunftgründe -, die beweisen sollen, dass Gott existieren muss. Ein großer Teil neuerer Beweisgründe sind mehr oder weniger mit diesen Dreien verwandt. Diese drei wurden schon früh, ausführlich dann von Immanuel hinreichend widerlegt. Es sind dies, und Immanuel geht davon aus, dass es nur diese drei sein können, der ontologische, der kosmologische und der physikotheologische Gottesbeweis.
Der ontologische Beweis versucht aufzuzeigen, dass allein der Begriff Gottes auf dessen Existenz schließen lässt, denn existierte Gott nicht, könne man ihm nicht Attribute wie allmächtig und höchstes Wesen beifügen. Also einem höchsten Wesen seine Existenz abzusprechen, so argumentiert Anselm von Canterbury in seiner Schrift Proslogion aus dem Jahre 1078, wäre ein Widerspruch. Obwohl das Argument von Zeitgenossen wie dem Benediktiner Gaunilo und später auch von Thomas von Aquin angezweifelt wurde, greifen Descartes, Leibniz, Spinoza und Christian Wolff die notwendige Verbindung von Existenz und Vollkommenheit wieder auf. Nach Gassendi widerlegt Immanuel nur den Beweis, nicht – das muss betont werden - das Dasein Gottes, indem er zeigt, dass es zwischen dem Dasein, der Existenz, eines Dinges und dessen Eigenschaften keine notwendige Verbindung gibt, denn seine Eigenschaften wie Vollkommenheit, Allmächtigkeit, Allgegenwärtigkeit sagen nichts über sein mögliches Dasein aus.
Im eng mit den Namen Descartes und Leibniz verbundenen kosmologischen Beweis, der zusammen mit dem dritten Beweisversuch auch heute noch virulent die Alltagsvorstellungen von einem überirdischen Wesen beeinflusst, wird angenommen, dass keine Wirkung vollkommener sein kann als deren Ursache. Jedes Existierende, zufällig Existierende muss eine Ursache haben; so ergibt sich eine kosmologische Kausalkette, an deren Anfang die notwendige erste Ursache steht: Gott. Immanuel betont, dass die Bestimmung von wahrnehmbaren Vorgängen in der Sinnenwelt, der erfahrbaren, gleichsam naturwissenschaftlich beobachtbaren Kausalketten, im Bereich des Nichtwahrnehmbaren unzulässig ist. Die Vernunft kann sich nur auf die wahrnehmbare Welt beziehen. Nur in ihr gelten die Gesetze der Kausalität.
Danke. Wir haben nun die ersten beiden Beweise gehört und müssen das erst einmal auf uns wirken lassen. Wir machen eine kleine Werbepause und sind gleich mit dem dritten Beweis wieder zurück. Übrigens: sollten Sie sich für die Literatur, die hier angesprochen, oder aus der zitiert wird, interessieren, wir blenden unten die Internetadresse ein, auf der Sie sich die Liste herunterladen können.
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So, können Sie nach dem Werbeblock die ersten beiden noch einmal knapp wiederholen, die hat, glaube ich … vollendet veredelt …, keiner richtig verstanden - ich auch nicht . Und den dritten dann etwas allgemeinverständlicher. Ansonsten läuft es ganz gut.
Denke ich - womit. Einschaltquoten, dass wir so brav miteinander diskutieren? … 97% der Frauen sind schon überzeugt … Mal sehen, wie es läuft, wenn mal einer von uns in die Tiefe geht. Mal sehen, wer sich’s als erster traut.
Kürzlich habe ich einen interessanten Gottesbeweis … nur die schöne Erinnerung … entdeckt, in Michael Jürgs amüsantem Buch Warum wir hemmungslos verblöden , ganz knapp, ein paar Sätze nur, so stringent wie all die anderen auch: Am Erfolg des Mario Barth, der nach Jürgs maßgeblich … sichtbar und fühlbar … an der Verblödung der Deutschen beteiligt ist, ließe sich beweisen, dass es Gott geben müsse, „den des Neuen Testaments, den gütigen. Den, der sich … jetzt für kurze Zeit … um alle Menschenkinder sorgt“, denn „Gott ernährt auch ihn, also muss es Gott geben. Beweis erbracht“.
Bitte, Johann!
Ich habe das Gefühl, wir werden hier nur viel schon Altbekanntes auftischen.
Hab ich dir schon am Telefon … völlig neu entwickelt … gesagt. Es interessiert auch keinen mehr, ob es Beweise gibt oder nicht, jeder denkt: ich glaube und damit … Regel Nummer eins … Basta. Oder ich glaube nicht.
Richtig. Aber man kämpft bis aufs Blut für seine Überzeugung. Da hat sich … träumst du auch davon, ein … mach deinen Traum jetzt wahr … nichts geändert.
Selbst denken – das hat sich schon lange erledigt. Man wird gedacht.
Gemacht … ausgezeichnete Angebote, weil sie Freude bereiten …, von Moden und Religionen und Politik und Psychologie.
Und jeder denkt, er wäre sein Ich … Menschen lassen sich gerne begeistern … selbst, wenn sie stillstehen …
Das ist vielleicht ein altdeutscher Pessimistenkreis …gute Unterhaltung …
Noch fünf Sekunden: drei, zwei, eins.
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Nochmals herzlich willkommen, sehr verehrte Damen und Herren. Unsere Diskussion zum Thema: Rückkehr der Religionen ist noch im Stadium – man könnte sagen – des Brainstormings.
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