NAPOLEON: Nun, Sie haben vielleicht Mut gezeigt. Aber so vertreibt man Engländer nicht aus dem Land. - Ich vermisse den strategischen Verstand.
JEANNE D'ARC: Was verstehen Sie unter einem strategischen Verstand?
Napoleon: Sie haben sich an die Spitze des Heeres gestellt.
Jeanne d'Arc: Natürlich, um es anzutreiben.
NAPOLEON: Große Feldherren müssen hinten stehen, damit sie den Überblick behalten.
JEANNE D'ARC: Ich war unvorsichtig. Sie haben Recht,
NAPOLEON: Wie unklug, wenn sich ein Feldherr, die wichtigste Person des Heeres, an die Spitze stellt!
JEANNE D'ARC: Die Feldherren sollten immer vorne stehen, dann gingen die Kriege schnell zu Ende.
NAPOLEON: Was ich so über die großen Schlachten von 1871, von 1914 und von 1939 höre, ich kann nur sagen: stümperhaft. Wie kann man nur auf so stümperhafte Weise Kriege führen? Da wurden Fehler über Fehler gemacht. Die hätten sich meine Generale nie erlauben dürfen. Hätte ich das Waffenarsenal gehabt...
JEANNE D'ARC: Dieser Springer wird sich hier nicht lange behaupten können.
NAPOLEON: Wie oft bin ich auf St. Helena ausgeritten, um das Gelände zu besichtigen, wie man am besten seine Truppen stellt. Ich sage Ihnen: diese Insel eignet sich, wie kaum eine andere für Schlachten.
JEANNE D'ARC: Dann nehme ich den Turm.
NAPOLEON: Es ist eine Tragik: In allen Ländern gibt es Gegenden, die für groß angelegte Schlachten wie geschaffen sind und sie werden dafür nie genützt.
JEANNE D'ARC: Und Sie opfern auch den Springer?
NAPOLEON: Ich sage Ihnen, Ägypten war am Ende.
JEANNE D'ARC: Dieser Zug gilt?
NAPOLEON: Russland hätte kapitulieren müssen. Wenn die unberechenbaren klimatischen Verhältnisse nicht gewesen wären... Ich musste einen Krieg gegen Naturgewalten führen.
JEANNE D'ARC: Schach!
NAPOLEON: * Wirft alle Figuren um und geht erhobenen Hauptes . Merken Sie sich das: Ich lasse mich nicht besiegen.
HERODES: Du hast mich vor allen Gästen bloßgestellt.
HERODIAS: Ich habe dir nie geraten, dass du schwören sollst.
HERODES: Du hast mich hereingelegt, blamiert.
HERODIAS: Du wärest so töricht gewesen und hättest dein Reich geteilt. Ich habe dich davor bewahrt, diese Dummheit zu begehen.
HERODES: Salome konnte verstehen, wie mein Versprechen zu verstehen war.
HERODIAS: Du wusstest nicht mehr, was du redest. Aber bei diesen Trinkgelagen ist es immer so.
HERODES: Auch wenn ich etwas mehr als sonst getrunken hatte, ich habe sehr wohl mitbekommen, was da vor sich geht.
HERODIAS: Unsere Gäste hatten nicht den Eindruck.
HERODES: Und das weißt du wieder einmal ganz genau.
HERODIAS: Alle haben sich über ihren König amüsiert, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
HERODES: Willst du mich etwa über Tugend und Moral belehren? Du nimmst es doch sonst nicht so genau.
HERODIAS: Sie empfanden deinen Zustand peinlich.
HERODES: Salome hätte ein Schmuckstück wählen können. Ich hätte ihr auch den Befehlshaber meiner Leibwache zum Gemahl gegeben.
HERODIAS: Und du glaubst, dass sie darauf eingegangen wäre? Du solltest sie besser kennen.
HERODES: Wie hätte ich ahnen können, dass sie das Haupt eines Mannes verlangt! Alle waren entsetzt, dass ein Mädchen so etwas verlangt.
HERODIAS: Dass dir so viel an den Gästen liegt. Willst du deine Entscheidungen etwa von ihnen abhängig machen?
HERODES: Und ich musste diesen hässlichen Befehl ausführen.
HERODIAS: Es gab einmal eine Zeit, da konntest du deine Gewissensbisse besser unterdrücken.
HERODES: Du weißt nicht, was es heißt, wenn man ein Todesurteil fällt und das Gefühl nicht loswird, dass es Unrecht war. Was wird man in Rom sagen, wenn man dort erfährt, dass ich die Hinrichtung des Johannes bei einem Gelage befohlen habe. Rom liebt Hinrichtungen nicht, die es nicht selbst befohlen hat.
HERODIAS: Tröste dich, man wird ihn in Erinnerung behalten.
HERODES: Seinetwegen schlafe ich nicht mehr.
HERODIAS: Wie verschieden wir doch sind: Seitdem er nicht mehr ist, schlafe ich viel besser.
LUTHER: Das 16. Jahrhundert war eine bewegte Zeit -
IGNATIUS: Welche Zeit ist es nicht?
LUTHER: Wir hätten damals miteinander sprechen sollen, nicht erst jetzt.
IGNATIUS: Als Sie Ihre Thesen in Wittenberg anschlugen, hatte ich noch mit meiner Konversion zu tun.
LUTHER: Und später saßen doch etwas weit weg, in Rom, und etwas zu nah beim Papst.
IGNATIUS: Seit 1540, 16 Jahre. Gerade die Nähe zum Vatikan verlangte sehr viel Geschicklichkeit von mir.
LUTHER: Ich habe von Ihnen gehört, als ich aus dem Augustinerorden ausgetreten war und für die Orden keine Zukunft mehr sah. Da dachte ich mir: Der hat Mut! Merkwürdig, jetzt entsteht wieder ein Orden, als wären drei Orden nicht genug.
IGNATIUS: So dachte auch der Papst.
LUTHER: Ich war damals überzeugt, dass das Ende der Orden gekommen sei.
IGNATIUS: Ich hatte die Idee, die Kirche dadurch zu reformieren.
LUTHER: Auf diese Weise konnte ich mir das nicht vorstellen. Als Jesus Jünger sammelte und mit ihnen durch die Lande zog, war das wie eine Ordensgründung. Aber ich konnte ihn mir nie als Papst vorstellen.
IGNATIUS: Ich habe immer gefordert: Die Reform des Papstes, seines Hauses und der Stadt Rom.
LUTHER: Sie auch?
Ignatius: Warum bloß haben wir nicht kooperiert?
LUTHER: Sie hatten sich zu sehr an den Papst gebunden. Das machte mich misstrauisch.
IGNATIUS: Und Sie glaubten, Sie sollten sich an die Fürsten halten. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit, die nicht geringer ist.
LUTHER: Bitte keine Vorwürfe, das passt nicht zum ökumenischen Geist. - Was ich für einen Ärger hatte ... Ich meine mit den Fürsten.
IGNATIUS: Nun, so ganz reibungslos war unsere Partnerschaft mit dem Papst auch nicht.
LUTHER: Leider muss die Kirche immer zwischen zwei Abhängigkeiten wählen: Zwischen dem Papst und den Fürsten. Ich habe mir oft gewünscht, meine Lutheraner, was ich gar nicht so gerne höre, hätten sich vom Staat unabhängiger gemacht.
IGNATIUS: Ich musste mich auch wehren, dass nicht jemand auf die törichte Idee kam, unsere Compania Ignatianer zu nennen, obwohl es für uns nur einen Herrn und ein Haupt gibt.
LUTHER: Und keine Oberhäupter oder Oberhirten oder Hohepriester! - Vielleicht hätte ich das Gespräch gewagt, wenn Ihre Leute nicht so kämpferisch aufgetreten wären. Dadurch wurden meine Anhänger abgeschreckt.
IGNATIUS: Wie oft habe ich in meinen Briefen dazu aufgefordert, suaviter in modo, verständnisvoll und freundlich aufzutreten!
LUTHER: Wenn man als Ketzer, Abtrünniger oder Satansjünger bezeichnet wird, ist das für ein Gesprächsklima nicht gerade förderlich.
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