Patricia Grotz
Aneurysma
Leben mit der Bedrohung
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Patricia Grotz Aneurysma Leben mit der Bedrohung Dieses ebook wurde erstellt bei
COVER COVER Abbildung: Mit Stents versorgtes Aortenaneurysma. (Arteria iliaca communis linksseitig.)
Vorwort Vorwort Dieses Buch folgt in Episoden dem chronologischen Krankheitsverlauf eines Aneurysma-Patienten. Es ist kein Fachbuch für Medizin, sondern eine Familiengeschichte und schildert aus Sicht der Ehefrau persönliche Erlebnisse mit Ärzten und Krankenhäusern, beschreibt Ängste und Hoffnungen des Patienten und was es für die Angehörigen bedeutet, an seiner Seite zu leben. Dank des rasanten medizinischen Fortschritts kann man heutzutage vielerlei Aneurysmen überleben – und noch einiges mehr. Mit Medizinern kann man gute und schlechte Erfahrungen machen, furchtbare, aber auch groteske Momente erleben – und darüber schmunzeln – solange man überlebt. So unglaubwürdig manche Darstellungen auch klingen mögen, die folgende Handlung beruht auf wahren Begebenheiten. Namen von Ärzten und Kliniken wurden geändert.
Hilfreiche Kenntnisse Hilfreiche Kenntnisse Die AORTA ist das zentrale arterielle Blutgefäß im menschlichen Körper. Sie führt von der linken Herzhälfte hinab bis in den Bauch, hat eine Länge von ungefähr vierzig Zentimetern, einen Durchmesser von ungefähr drei Zentimetern und befördert sauerstoffreiches Blut über abzweigende Arterien in verschiedene Körperbereiche. Ein ANEURYSMA ist die Aussackung eines Blutgefäßes, die krankhafte Erweiterung einer Gefäßwand, meist einer größeren Arterie, die ab einer bestimmten Ausdehnung reißen kann.
01. Die Diagnose 01. Die Diagnose Es war Mitte der neunziger Jahre. Ich erinnere mich an den herrlichen Frühlingstag, an dem mein Mann Peter nur schnell zum Einkaufen fahren wollte, während ich begeistert unserem kleinen glucksenden Sohn Jonas zusah, wie er mit seinen acht Monaten gerade gelernt hatte, sich um sich selbst zu drehen. Meine Freude wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Es war Peter. Er berichtete, ihm sei beim Fahren plötzlich schwarz vor Augen geworden und er habe das Auto eben noch am Straßenrand zum Halten bringen können, bevor er für kurze Zeit das Bewusstsein verlor. Er überlege, ob es nicht vielleicht sinnvoll sei, sich von einem Arzt durchchecken zu lassen. Dem konnte ich nur zustimmen. Praktischerweise parkte er ohnehin gerade vor einer Klinik. Es dauerte mehrere Stunden, bis er zurück nach Hause kam. Zu essen gab es nichts, dafür eine Diagnose, zu der die Ärzte der Notaufnahme mittels Ultraschall gelangt waren: Ein infrarenales Bauchaortenaneurysma im Anfangsstadium. Was um alles in der Welt war das? Peter erklärte, ein Aortenaneurysma sei eine Aussackung der Hauptschlagader. Infrarenal bedeute unterhalb (inferior) des Abgangs der Arteria renalis, oder anders gesagt, unterhalb der Nieren gelegen. Bei ihm handle es sich ursächlich wohl, wie schon bei seinem Vater und seinem Onkel, um eine angeborene Bindegewebsschwäche der Gefäße. Vater und Onkel seien nach langen Leidensphasen schließlich an den Folgen geplatzter Aneurysmen gestorben. Ich überlegte, ob er das vor unserer Hochzeit schon einmal erwähnt hatte.
02. Erste Operation 02. Erste Operation Das anfänglich kleine Säckchen an Peters Aorta wuchs stetig. Im Abstand von drei Monaten wurden Größe und Wachstum von unserer Hausärztin unter Zuhilfenahme des Ultraschalls kontrolliert. Peters psychischer Zustand verlor während dieser Zeit etwas an Stabilität. Nach einem Jahr der permanenten Unsicherheit, die sich für uns immer mehr zu einer seelischen Tortur entwickelt hatte, erreichte die Aussackung einen operationswürdigen Größendurchmesser von sechs Zentimetern. Die Chance, dass das Gefäß unter dieser Spannung noch lange durchhielt, lag rein statistisch gesehen zu diesem Zeitpunkt bei etwa fünfzig Prozent, war also relativ unwahrscheinlich. Das spontane Platzen eines Aneurysmas zieht in der Regel einen schnellen Tod durch inneres Verbluten nach sich. Peter war sich ganz sicher, diesen Moment nicht erleben zu wollen und stimmte einer Operation zu. Unsere Hausärztin fand einen auf Aneurysma-Operationen spezialisierten Gefäßchirurgen. Der schlug vor, die erkrankte Stelle durch eine acht Zentimeter lange Prothese aus Kunststoff zu ersetzen. Allerdings wies er uns auf ein möglicherweise auftretendes, aber unvorhersehbares Problem bei diesem Eingriff hin, das Vernähen der beiden Prothesenenden. Die erfolgreiche Befestigung hinge entscheidend von der Qualität des Gefäßes zu beiden Seiten des Aneurysmas ab, die vor der Operation nicht beurteilt werden könne. Seien diese Stellen ebenfalls von einer Gewebeschwäche betroffen, würde das ein Fixieren unmöglich machen und die Operation scheitern lassen. Peter äußerte, in diesem Falle ein Sterben unter Narkose vorzuziehen, gab das Lesen der Operationsrisiken auf und unterzeichnete die Aufklärungsbögen. Nach diesem Gespräch wurde mir abwechselnd heiß und kalt. Auch bevorzuge ich schnelle, klare Stellungnahmen und gebe gern den Satz meines ehemaligen Lehrers zum Besten: »Man muss lernen, Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie falsch sind.« Aber plötzlich schien mir das äußert heikel zu sein. Peter hatte entschieden, mehr spontan als überlegt, und dafür bewunderte ich ihn. Aber ob er sich über die Dimension im Klaren war und die möglichen Folgen? Ausgerechnet ich, bekannt für meinen intuitiven Aktivismus, zweifelte und war weder vom Abwarten noch vom Operieren überzeugt, zu wenig kannte ich mich mit der Krankheit aus, zu wenig konnte ich die Risiken abschätzen. Im Grunde genommen mag ich Probleme, weil ich sie gerne löse. Aber diese Sache lag nicht in meiner Hand und machte mir Angst.
03. Liebe auf den ersten Blick
04. Die Prothese sitzt
05. Tagesmutter
06. Fehlplanung
07. Neue Normalität
08. Wandernder Nierenstein
09. Irland
10. Das Leid beginnt
11. Falsche Entscheidung
12. Cor City
13. Gefährliche Fahrt
14. Zweite Meinung
15. Wohin jetzt?
16. Durchgangssyndrom?
17. Schwere Wochen
18. Kontrolluntersuchung mit Folgen
19. Leben oder nur Überleben
20. Veränderungen
21. Verbremst
22. Reduziertes Leben
23. Verflixtes Jahr
24. Schlimme Turbulenzen
25. Würzburg
26. Pfusch
27. Neue Passion
28. Desaster in Irland
29. Irrsinn am Flughafen
30. Schicksalsstunden
31. Notoperation
32. Koma
33. Aufpäppeln
34. Reflexion
35. Noch mehr Aneurysmen
36. Geniale Reparatur
37. Fröhliche Weihnachten
38. Ein ruhiges Jahr
39. Martin
40. Freud und Leid
41. Ungewöhnlicher Januar
42. Quälendes Warten
43. Cool-down
44. Therapie
45. Jonas
46. Abiturfeier
47. Mutig
48. Doktor Fortune fehlt
49. Schockzustand
50. Wechsel
51. Aufschub
52. Fünfundsechzig!
53. Nachtrag
54. Dank
Impressum neobooks
Abbildung: Mit Stents versorgtes Aortenaneurysma. (Arteria iliaca communis linksseitig.)
Dieses Buch folgt in Episoden dem chronologischen Krankheitsverlauf eines Aneurysma-Patienten. Es ist kein Fachbuch für Medizin, sondern eine Familiengeschichte und schildert aus Sicht der Ehefrau persönliche Erlebnisse mit Ärzten und Krankenhäusern, beschreibt Ängste und Hoffnungen des Patienten und was es für die Angehörigen bedeutet, an seiner Seite zu leben.
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