Zwickalum betrachtete sich den Gegenstand von allen Seiten, ab und an hielt er inne, setzte zum Sprechen an, aber verstummte sofort wieder. Zweckel und Zwurzel schauten ihn erwartungsvoll an. „Und? Und? Sag doch! Was ist es?“ platzte es ungeduldig aus Zweckel raus.
„Hmm, nun. Also...,“ Zwickalum wiegte seinen Kopf hin und her. „ Also, ich hatte tatsächlich schon einmal etwas Ähnliches gesehen, nur war es viel dünner, so wie eine Scheibe, hatte nicht solche Löcher in der Mitte jedoch glitzerte es so schön in der Sonne. Aber dieses hier habe ich leider noch nie gesehen. Es tut mir leid, ich kann dir nicht sagen, was das ist!“
„Oh wie schade!“ sagte Zweckel enttäuscht. „Hmm, wo könnte ich denn mehr über diesen Gegenstand erfahren?“ überlegte Zweckel laut, „Oder aber, ich könnte mir doch auch einfach einen neuen Namen für dieses Dingsda ausdenken! Ja! Ich bin doch ein Erfinder, dann erfinde ich einfach einen Namen. Und mit dieser Namenserfindung kann ich dann meine tollste Erfindung fertig bauen! Juhuuu! So mache ich das!“. Mit ernster Miene schaute er den fremden Gegenstand an, und sagte „hiermit taufe ich dich auf den Namen Zweilöcherrund! Von nun an sollst du Zweilöcherrund heißen! So, und da dieses nun geklärt ist, kann ich endlich mein Zweckelmobil fertig bauen!“
Zufrieden mit sich und der Welt wollte Zweckel gerade das Zweilöcherrund an sich nehmen, als Zwurzel laut aufschrie. „Stooooooopppp! Haaaaalllt! Nein, Zweckel! Du kannst es nicht einbauen, solange du nicht weißt, was es ist. Nachher ist es etwas totaaaal Gefährliches. Oder ein verzauberter Gegenstand, ein Unglücksbringer! Vielleicht hat ein jemand dieses Teufelsding extra weggeworfen.“ Zwurzel sprang aufgeregt vor Zweckel hin und her. „Nein, nein, nein! Zweckel, erst musst du herausfinden, was das ist!“ „Zweckel guckte seinen Freund verwundert an. Obwohl, vielleicht hatte er gar nicht so unrecht. „Nun gut, du hast recht. Ich sollte erst herausfinden, was ich da gefunden habe. Nicht, dass es mir nachher mein Mobil zerstört, das wäre doch zu schade. Aber wen könnte ich fragen? Wo soll ich bloß suchen?“
„Wo genau hast du diesen Gegenstand denn gefunden?“ fragte Zwickalum. „Vielleicht solltest du da mit deiner Suche beginnen? Oder frage doch auch einmal in den umliegenden Dörfern nach!“ Was Zwickalum da vorschlug, hörte sich sehr plausibel an. „Dieses Dingsda habe ich weit außerhalb gefunden. Noch hinter Angelnau! Ich hörte ein lautes ‚Plopp’ und da lag es dann mitten auf dem Weg“, antwortete Zweckel. Angelnau war eines der äußersten Dörfer im Wichtland. „Nun, dann solltest du den Weg einfach zurückgehen. Und die umliegenden Dörfer aufsuchen und nachfragen!“ schlug Zwickalum vor. „Ja, so wird’s gemacht! Oh, wie fein, ich rieche ein Abenteuer. Wie aufregend. „Nur, „ plötzlich verstummte Zweckel, „so ganz alleine ein Abenteuer zu bestreiten, ist nicht wirklich so schön. Mit niemandem all die spannenden Erlebnisse zu teilen. Ach, ich weiß nicht, das hört sich nicht wirklich nach Spaß an.“
Die drei Wichte schwiegen eine Weile, bis plötzlich ein breites Strahlen über Zwurzels Gesicht lief. „Zweckel! Ich hab’s! Wie wäre es denn, wenn ich dein Begleiter wäre? Schließlich bin ich ja auch schuld daran, dass du jetzt dieses Abenteuer erleben wirst. Also, hier steht dein Freund für Spannung und Abenteuer vor dir! Auf, auf! Lass uns zu neuen Heldentaten aufbrechen! Abenteuer erleben, gegen Wind und Wetter kämpfen! Seite an Seite.“ Zwurzels Abenteuerlust war gar nicht mehr zu bändigen.
Zweckel lachte laut auf. „Also dann, lass uns einige Sachen zusammenpacken, denn wer weiß, wie lange es braucht, diesem Dingsda seinen richtigen Namen zuzufügen.“ Anerkennend klopfte Zwickalum den beiden auf die Schultern. „Das lob ich mir! Wenn ich doch nur jünger wär, ich würde euch sofort begleiten! So dann, bevor ihr morgen aufbrecht, kommt noch einmal bei mir vorbei! Vielleicht habe ich noch etwas Nützliches für eure Reise.“ „Oh wie fein! Das werden wir!“ erwiderte Zweckel, „und nun, Zwurzel, lass uns unsere Reise bei einem warmen Tee in meinem Hause besprechen.“ Gemeinsam gingen die beiden jungen Wichte zum Hause von Zweckel, zwischen sich das Dingsda tragend.
Nach einer viel zu kurzen Nacht sprang Zweckel voller Tatendrang aus seinem Bett, wusch sich schnell, schnitt sich eine Scheibe vom frischen Laib Brot ab und setzte sich damit vor sein Haus. Oh, er musste sich gründlichst überlegen, was er denn alles mitnehmen wollte. Und wie sollten sie das Dingsda denn überhaupt transportieren? Auf die Dauer wäre es wohl doch etwas zu anstrengend, es immer zu tragen und auch viel zu umständlich. Da kam aber auch schon Zwurzel mit einem Rucksack den Weg hinauf. „Guten Morgen, Zweckel! Du bist ja noch gar nicht fertig! Wollten wir nicht direkt nach Sonnenaufgang aufbrechen?“ „Ja, du hast recht, jedoch musste ich mir etwas ausdenken, wie wir das Dingsda am besten transportieren können. Und ich hab eine Idee! Ich bau mir schnell ein Gestell, was ich auf dem Rücken tragen kann. Und der Rucksack, ja der Rucksack wird einfach ein Brustsack! Hahaaa!“ Zweckel sprang von der Bank auf und lief in seine Scheune. Zwurzel schaute ihm verwundert nach. Es dauerte nicht lange und aus der Scheune erklang ein Gehämmer, ein Gesäge und ein Gepfeife. Nach einiger Zeit kam Zweckel mit einem Gestell aus der Scheune, holte sich verschiedene Lederriemen aus dem Haus, und legte alles vor Zwurzel nieder. „Taraa! Und hier ist die Lösung! Warte, ich eile und packe geschwind meine Sachen.“ Und schon war er wieder weg.
Nach viel lautem Gerumpel und Getöse kam Zwurzel mit einem Rucksack, jedoch auf dem Bauch getragen, wieder hinaus. Schnell band er die Lederriemen an das Gestell, schnürte das Dingsda fest und schnallte sich das ganze Gestell auf den Rücken. „So! Auf geht’s! Was schaust du denn so? Los, los! Die Sonne ist schon längst wach! Wollten wir nicht nach Sonnenaufgang starten? Eine neue Geschichte wartet dort draußen auf uns!“ Lachend schlug Zweckel dem Zwurzel auf die Schulter und marschierte los. Immer den Weg entlang runter durchs Dorf.
Am Haus von Zwickalum machten sie kurz Halt. Der alte Wicht wartete schon auf sie. „Hier, ich gebe dir meine Aufzeichnungen über meine Wanderwege Richtung Süden mit. Wer weiß, vielleicht können sie euch behilflich sein. Karten habe ich auch gezeichnet.“ Mit diesen Worten übereichte er Zweckel ein kleines Notizbuch. „Und dazu noch einen Kompass. Der hat mir immer gute Dienste erwiesen und soll auch euch gesund und sicher nach Hause geleiten.“ Den Kompass drückte er Zwurzel in die Hand. „Und dann noch für euch beiden jeweils einen guten robusten Wanderstab. Sehr hilfreich, da ihr euch mit Hilfe eurer Umhänge sehr schnell einen Unterschlupf bauen könnt, falls es einmal regnen sollte. So! Nun seht ihr wirklich wie zwei Abenteurer aus! Ich wünsche euch viel Zwiebliglück und kommt recht bald wieder! Ach, und Zweckel, wenn dich der Weg weiter als meine Aufzeichnungen führen sollte, dann sei doch so gut und vervollständige die Aufzeichnungen. Hier, ich gebe dir meinen heiligen Wanderstift mit. Und nun, auf auf!“ Die beiden jungen Wichte bedankten sich freudestrahlend beim alten Zwickalum, und Zweckel versprach, die Aufzeichnung in Ehren zu halten, und sie gegebenenfalls auch fortzuführen. Und so gingen die beiden Wandersfreunde fröhlich pfeifend den Weg aus dem Dorf hinaus.
Einige Zeit später kamen sie an dem Dorf Hörmichtal vorbei. Dort trafen sie auf dem Dorfplatz einige Dorfbewohner, die sie vom letzten Sommerfest her kannten. Zweckel schnallte seine Trage ab und packte das Dingsda aus. Sie zeigten es allen Wichten, jedoch konnte ihnen keiner etwas über dieses Dingsda sagen. Also zogen die Zwei weiter.
Als es Mittag wurde, und die Sonne am höchsten Punkt stand, kamen sie zu einer kleinen Lichtung. „Lass uns hier Rast machen!“ schlug Zweckel vor. Langsam wurde die Trage auf dem Rücken doch etwas schwer. Sie setzten sich auf die Wiese. Während sie genüsslich am frischen Brot knabberten, holte Zweckel das Buch des alten Wichtes hervor. „Lass uns mal schaun, was Zwickalum so alles erlebt hat.“ Ehrfurchtsvoll schlug er das Buch auf, und klappte eine große Karte aus.
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