Manfred Stuhrmann-Spangenberg
Ja, ich habe eine Geliebte in Kaliningrad
heutige Geschichten aus dem früheren Königsberg
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Manfred Stuhrmann-Spangenberg Ja, ich habe eine Geliebte in Kaliningrad heutige Geschichten aus dem früheren Königsberg Dieses ebook wurde erstellt bei
Vom deutschen Königsberg ins russische Kaliningrad
An der Grenze
Nehmen Sie niemals einen Chinesen im Auto mit!
Sie haben ja ein Visum für Russland!
Freunde und gute Bekannte in Kaliningrad
Ein Abend bei Marina
Sergej, der Reiseführer
In Kaliningrad kennt jeder den Maestro Arkadi Feldman
„Das hier ist kein Deutscher Stammtisch“
Dieser Bauer sucht keine Frau
Noch ein paar Freunde und Bekannte
(Touristische) Höhepunkte Kaliningrads
Ich habe eine Geliebte in Kaliningrad
Nicht für Warmduscher geeignet!
König Fußball
Lassen Sie uns über die Optimisten reden
Der (fast) ruhmreiche Fußball-Club Baltika
Unterwegs in der Oblast Kalinin- grad
An der Bernsteinküste
Selbstverständlich mündet die Lawa in den Pregel
Wenn wir hier keine Elche sehen, wo dann?
„Lass uns doch nach Trakehnen fahren“
Hier in diesem Schloss wurde am 2. Dezember 1909 Marion Gräfin Dönhoff geboren
Denn das Beste kommt zum Schluss
Epilog
Nach dem kleinen Russland noch Lust auf das große?
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Impressum neobooks
Vom deutschen Königsberg ins russische Kaliningrad
Keine andere russische Stadt ist Deutschland so nahe wie Kaliningrad, das alte Königsberg. Das bezieht sich nicht nur auf die geographische Nähe, so beträgt die Entfernung Berlin-Kaliningrad nur rund 530 km (während es von Kaliningrad nach Moskau mit rund 1100 km immerhin etwa doppelt so weit ist). Viel wichtiger ist die fast 700-jährige deutsche Geschichte Königsbergs, von seiner Gründung im Jahre 1255 durch König Ottokar den Zweiten bis zur Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945.
Heute sind weniger als 1% der knapp 500.000 Kaliningrader Deutsche, die größtenteils erst nach dem Zerfall der Sowjetunion aus teilweise sehr weit entfernten Gegenden Russlands oder anderer ehemaliger Sowjetrepubliken nach Kaliningrad gezogen sind. Sie bilden eine kleine Minderheit in dem natürlich deutlich russisch dominierten Vielvölkergemisch, das seit nunmehr über 70 Jahren in Kaliningrad lebt und hier schon lange heimisch geworden ist. Während in der Zeit von 1945 bis in die fünfziger Jahre hinein das ganze Kaliningrader Gebiet (die „Oblast Kaliningrad“), also die nördliche Hälfte der früheren deutschen Provinz Ostpreußen, noch ein streng bewachtes militärisches Sperrgebiet war, dessen Bevölkerung auch später größtenteils nicht sehr viel Interesse an der deutschen Vergangenheit zeigte, änderte sich die Lage mit der Öffnung Kaliningrads nach dem Zerfall der Sowjetunion deutlich, und 2005 gab es nicht nur die große 60-Jahresfeier Kaliningrads, sondern man gedachte auch der Gründung Königsbergs vor 750 Jahren. Das offizielle Motto „750 Jahre Kaliningrad“ kam damals allerdings der historischen Wahrheit etwa so nahe wie die heimische Fußballmannschaft Baltika Kaliningrad dem Gewinn der UEFA-Champions League.
Was erwartet den heutigen Besucher in Kaliningrad, wie sieht das neue, moderne Kaliningrad aus und was gibt es noch vom alten Königsberg zu entdecken?
Viele der ersten deutschen Touristen, die Anfang der neunziger Jahre Kaliningrad bereisten, waren alte Königsberger, die ihre Heimatstadt aufgrund der fast kompletten kriegsbedingten Zerstörung der Innenstadt kaum wiedererkannten. Die Bombardierungen im August 1944 und die Kämpfe danach hatten dazu geführt, dass die Rote Armee im April 1945 eine Ruinenlandschaft einnahm. Und die Architektur der Sowjetzeit traf in den meisten Fällen nun wahrlich nicht den Geschmack der alten Königsberger.
Inzwischen sind die meisten dieser alten deutschen Sehnsuchtstouristen verstorben und eine neue Generation reist an. Das sind häufig Kinder und Enkelkinder der ehemaligen deutschen Bewohner Königsbergs und anderer Orte des alten Ostpreußens. Dieser neuen Generation fehlt die persönliche Erinnerung, was letztendlich einen anderen Blick auf Kaliningrad ermöglicht. Und tatsächlich kann man heute feststellen, bei aller berechtigten Wehmut darüber, dass es das alte Königsberg nicht mehr gibt: Kaliningrad ist schön, und von Jahr zu Jahr wird es immer schöner.
Das liegt auch daran, dass immer mehr alte preußische Gebäude restauriert oder im alten Stil wieder neugebaut werden. Aber das ist nicht der einzige Grund. Auch die moderne russische Architektur hat praktisch nichts mehr mit der häufig doch recht seelenlosen Sowjetarchitektur gemein. Es ist die Mischung aus alter deutscher und neuer russischer Bebauung, die Kaliningrad heute zu einem äußerst attraktiven Reiseziel macht.
In diesem Buch werden Sie viele der berühmten und weniger berühmten Attraktionen Kaliningrads kennenlernen. Einen Geheimtipp möchte ich Ihnen schon einmal hier und jetzt verraten. Suchen Sie bitte nicht nach dem alten Stadtteil Kneiphof und der Königsberger Altstadt rund um das Schloss herum, denn beides gibt es nicht mehr. Schlendern Sie stattdessen außerhalb des alten Stadtzentrums, etwa im ehemaligen Stadtteil Amalienau, durch die baumbestandenen Straßen und Alleen. Dort fühlt man sich, nicht nur als Berliner, sofort heimisch, spätestens dann, wenn man vor einer der vielen Filialen des „Königsbäckers“ steht und sich auf eine Pause bei Kaffee und Kuchen freut.
Auch ansonsten ist die Stadt voller grüner Lungen und lockt mit einer Vielzahl von Parks, Seen, Cafés und Biergärten. Und in den letzten Jahren hat sich auch die Flaniermeile Lenin-Prospekt, der frühere Steindamm, ordentlich herausgeputzt und lädt mit vielen guten Restaurants und Einkaufszentren zum Speisen und Shoppen ein.
Haben Sie Lust auf ungewöhnliche Museen? Bitteschön, dann lohnt sich ein Besuch im „Bunkermuseum“, wo in einem alten deutschen Bunker mitten in der Stadt die Belagerung und Kapitulation Königsbergs nachempfunden werden kann. So mancher Besucher verlässt das Museum mit einer Gänsehaut (sei es, weil die Thematik so bewegend ist, sei es, weil es in Bunkern nun einmal recht frisch ist, auch im Sommer). Oder spazieren Sie doch vom Schlossteich bis zum Bernsteinmuseum am Oberteich. Auf dieses Museum und auf das Thema Bernstein werde ich noch zu sprechen kommen, so wie auch auf das alte Schloss und den Dom, warten Sie es ab.
Ja, die Innenstadt Kaliningrads ist jetzt wirklich recht schmuck geworden, aber auch von den alten Befestigungsanlagen rund um Königsberg sind inzwischen einige restauriert und lohnen eine Besichtigung. Hier kann ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, insbesondere das Fort Nr. 11, das Fort Dönhoff, empfehlen.
Wenn man nun schon einmal in Kaliningrad ist, dann sollte man auf jeden Fall auch mindestens einen Tagesausflug an die Ostsee unternehmen, etwa mit „der Elektrischen“ vom Nordbahnhof aus zu einem der alten Seebäder Swetlogorsk (Rauschen), Pionerski (Neukuhren) oder Zelenogradsk (Cranz).
In Swetlogorsk können Sie mit einer historischen Miniseilbahn zum Strand hinunterfahren, die Strandpromenade entlang flanieren und danach eine vor ein paar Jahren neu angelegte Treppe wieder zum Ortskern hinaufsteigen. Oder Sie sind etwas schlauer als ich und machen es andersherum: die Treppe runterlaufen und mit der Seilbahn hochfahren. Oben im Ort sollten Sie unbedingt das Wahrzeichen der Stadt besichtigen, das Warmbad mit dem alten Wasserturm.
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