Sie flog nahezu mit der Bierdose zu Koslowski in den Garten zurück, der wollüstig durch das Gras schritt.
"Sie haben recht", rief er ihr entgegen, "das Gras ist wirklich zu hoch."
Luise jauchzte innerlich. Es ging voran. Es kam die Stunde des Rasenmähers. Jetzt würde sie den Jungen mit den goldenen Händen noch zu den losen Gehwegplatten führen - dann mochte kommen, was da wollte - oder besser: wie sie es wollte, wenn sie es denn wollte ... Ach, und ob sie wollte.
"Wenn Sie sich den Mäher einmal anschauen wollen?" fragte und sah dabei sehr weiblich und hilflos aus.
"Mäher?" Koslowski schüttelte den Kopf, "ich bitte Sie. Ein paar Schafe müssen her. Das ist optimal- der Rasen bleibt immer kurz, wird gedüngt, dazu die Wolle und später auch mal Hammelbraten. Optimal! Was wollen Sie mit einem Mäher?"
Luise sah etwas stumpfsinnig auf seine im Gras rotierenden Zehen.
"An Schafe hab ich eigentlich nicht gedacht", entgegnete sie, "Rasenmäher erscheinen mir da praktischer, außerdem scheißen Rasenmäher selten, oder?"
Koslowski verdrehte die Augen.
"Verehrteste, ich rede von Düngung. Schafe düngen den Boden! Haben Sie überhaupt keinen ökologischen Nerv? Es kommt Natur zu Natur und überhaupt: Schafe gehen selten kaputt, wenn man nicht direkt darauf aus."
Luise setzte sich mutlos auf die Bank.
Koslowski ließ sich sofort zu ihren Füßen nieder.
"Sei'n Sie mal ehrlich. Es ist doch stupid, hinter einem Mäher hinterherzulaufen. Er blökt ja nicht einmal."
Koslowski lachte herzlich und lange über seinen Witz, und Luise überlegte, wie das Gespräch wohl wieder auf die wesentlichen Dinge zu bringen wäre.
"Ich könnte Ihnen mühelos ein oder zwei, vielleicht auch drei Tierchen besorgen", unterbrach der Mann ihre mühsamen Gedankenwege. "Und ich schwöre Ihnen, das Rasenproblem ist ein für allemal erledigt. Ich könnte Ihnen sogar auf der Grundlage des Schafkots ... "
"Machen Sie sich bitte um die Entsorgung keine Mühe, hier kommen sowieso keine Schafe her. Nicht einmal Zweibeinige", sagte Luise gereizt.
"Sie kennen meine Freund Robert nicht", Koslowskis Stimme bekam einen raunenden Klang.
"Wer ist Robert?" fragte Luise nicht ohne Interesse.
"Ein Schafsbesitzer und Hirte zugleich. Ein ganzer Mann. Und von der ruhigen Art mit wenigen Worten. Etwa drei bis fünf Tierchen nennt er sein eigen. Allen voran Bock Jakob mit eigenwilligem Gehörn, dazu drei Muttertiere und eben zur Zeit zwei Lämmer, wundersame Tiere. Sie fressen alles und sind lammfromm - eben Lämmchen."
Koslowski lehnte sich entspannt und voller Genuss gegen Luises Knie. "Und um die ganze Wahrheit zu sagen: Robert ist immer auf der Suche nach grünen, recht bewachsenen Wiesen. Ob klein oder groß, er besitzt ein Schafsmobil - das bringt ihn und die Tierchen überall hin."
Er streckte genüsslich seine langen Arme von sich und legte den Kopf zurück, um Luise anzusehen.
"Ich war schon drauf und dran, ihn mitzubringen. Aber dann erschien es mir allzu pragmatisch. Schließlich galt die Einladung mir und nicht einem Rasenmäherersatz. Irre ich mich?"
Er sah sie listig von unten her an.
"Großer Gott, Koslowski", erwiderte Luise heiter, "was haben Sie nur für Gedanken. Spüren Sie hier einen Hauch von Pragmatismus?"
Koslowski schüttelte den Kopf, nahm Luises Hände und begann sie sanft, aber nachdrücklich zu küssen.
"Nicht den geringsten Hauch", murmelte er. "Wenn ich überhaupt etwas spüre, dann meine unendliche, ganz spontane und leidenschaftliche Neigung zu Ihnen."
Er erhob sich und setzte sich neben Luise, die allmählich ihre mühsam errungene Fassung verlor.
"Wir müssen die Dinge jetzt auseinanderhalten", flüsterte Luise schwach und nahm Koslowski bei der Hand.
Ach, Leonie, dachte sie - das ist die erste ungeplante Fahrplanänderung. Und sie wird mir irgendwann sehr peinlich sein.
Sie verschloss sorgfältig die für gewöhnlich offenstehende Schlafzimmertür.
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