Edgar Wüpper
Yara und die Pferde
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Inhaltsverzeichnis
Titel Edgar Wüpper Yara und die Pferde Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Streit
Die Versöhnung
Der Lindenhof
Die Entscheidung
Das Richtfest
Der Umzug
Yara und die Pferde
Das Pflegepferd
Edgar Wüpper
Impressum neobooks
Yara streckt sich wohlig in der Badewanne aus. Sie legt den Kopf nach hinten und lässt ihre langen schwarzen Haare ins lauwarme Wasser sinken. Mit den Füßen tritt sie kleine Wellen, die ihr sanft ans Kinn klatschen.
Sie schließt die Augen und lächelt vor sich hin. Nächste Woche sind es richtige Wellen, die nach Salz schmecken, Sonne, Sand und Meer!
Sie hält die Luft an und taucht unter. Mit einem Ruck kommt sie wieder hoch. Wasser schwappt über den Wannenrand.
Yara steht auf, wringt mit einer Hand die Haare aus, steigt auf den quatschnassen Frotteevorleger und angelt sich ein Badehandtuch.
Ihre Mutter guckt zur Tür herein. Sie schüttelt den Kopf.
Yara lacht und rubbelt sich mit dem Badetuch die nassen Haare.
Lisa Leingärtner tastet sich auf Zehenspitzen über die Fliesen.
sagt Yara.
, meint Lisa.
Yara schlüpft in ihre Unterhose und zieht sich ihr rotes Lieblings-T-Shirt über den Kopf.
Lisa bückt sich und wirft Yara ihre Jeans zu.
Yara nimmt den Fön aus dem Regal.
Lisa zuckt die Schultern und geht aus dem Bad. An der Tür dreht sie sich um und ruft:
Yara stellt sich vor den Spiegel und fönt sich die Haare. Danach öffnet sie das Fenster und legt den nassen Badvorleger zum Trocknen auf die Fensterbank. Mit einem Handtuch wischt sie über die Fliesen und wirft es dann mit Schwung in den Wäschekorb. Pfeifend geht sie ins Esszimmer.
Der Rest der Familie sitzt schon beim Abendbrot. Ihr Bruder Björn schmiert sich gerade ein Wurstbrot.
Vater schaut kurz hoch.
Yara lacht, setzt sich und gießt sich ein Glas Sprudel ein.
, sagt Björn mit vollem Mund und guckt beleidigt.
Lisa wird böse.
quengelt Björn.
, schaltet sich Vater ein.
Björn ist dem Heulen nahe und läuft aus dem Zimmer.
, schimpft Lisa.
Einen Augenblick ist Stille.
Yara schaut hoch und zwinkert ihrer Mutter zu. Die muss lächeln.
Lisa ist nicht begeistert.
, sagt Yara.
, verspricht Yara und trägt nach dem Essen die Teller in die Küche.
Am nächsten Morgen wacht Yara schon ziemlich früh auf. Sie schielt mit halb geöffneten Augen zum Wecker. >Halb sieben>, murmelt sie und rekelt sich auf die andere Seite. Wieder einschlafen kann sie aber nicht. Dunkel erinnert sie sich an einen Traum:
Sie war mit Moni und Vivian im Zeltlager an der Ostsee. Sie stritten sich furchtbar. Und dann waren plötzlich auch die Pferde der beiden da. Yara lag allein vor dem Zelt am Strand und ihre Freundinnen galoppierten auf den Pferden durchs Wasser. Sie schrien vor Freude und ritten immer weiter, bis sie nur noch winzige Punkte am Horizont waren. Schließlich waren sie ganz verschwunden. Alles war ruhig, die Stille tat richtig weh...
Yara wirft sich im Bett hin und her. Sie ist plötzlich hellwach und hat total schlechte Laune. Eine halbe Stunde später schleicht sie in die Küche.
Lisa guckt erstaunt. Als sie Yaras Gesicht sieht, runzelt sie die Stirn.
Yara geht zum Küchenschrank und holt die Dose mit Kakaopulver. Sie steckt zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster.
Yara sitzt einsam am Küchentisch und kaut auf ihrem Toast. Im Radio kommt einer ihrer Lieblingssongs. Das hebt etwas die Laune.
Sie rückt den Stuhl nach hinten, steht auf und geht in ihr Zimmer. Auf dem Wecker springt der Zeiger auf genau acht Uhr. In einer Stunde ist sie mit Moni und Vivian im Freibad verabredet.
Yara packt ihren Bikini, Sonnenöl und zwei Handtücher in den Lederrucksack, nimmt fünf Euro aus dem Portemonnaie und steckt sie in die Hosentasche. Den Badeanzug hat sie schon untergezogen.
Sie wirft den Rucksack über die Schulter, geht auf die Terrasse und ruft:
Lisa stellt die Gießkanne ab und dreht sich um.
ruft Yara über die Schulter zurück und schiebt das Fahrrad auf den Hof.
In gemütlichem Tempo fährt sie die Straße entlang. Die Sonne blinkt durch die Alleebäume. Ein paar Autos überholen sie. Yara biegt ab und nimmt die Abkürzung durch den Park.
Die Luft ist weich und warm und streichelt ihr Gesicht. Sie fährt etwas schneller. Die schlechte Laune ist plötzlich wie vom Fahrtwind weggeblasen. Sie pfeift vor sich hin.
An der Ecke Schwimmbadweg kommt ihr ein Junge mit einem Fußball unterm Arm entgegen. Es ist Rudi, der in ihre Klasse geht. , fragt er.
, ruft sie im Vorbeifahren.
, brüllt er lachend hinter ihr her.
, murmelt Yara.
Dann ist sie beim Schwimmbad angekommen, schiebt das Fahrrad in den Ständer und schließt es ab. An der Kasse ist noch nicht viel los. Yara geht zu ihrem Stammplatz gleich neben dem Sprungturm und breitet das Handtuch auf dem Rasen aus. Schnell zieht sie T-Shirt und Jeans aus und hechtet mit einem Kopfsprung ins Wasser. Noch ist das Wasser schön kühl und das Becken ziemlich leer. Gut zum Trainieren. Sie schwimmt ein paar Bahnen. Plötzlich sieht sie neben sich ein bekanntes Gesicht. Ach du Schreck, schießt es ihr durch den Kopf. Die Riedinger, ihre Deutschlehrerin!
Schnell macht sie eine Wende und krault wieder zurück.
Als sie aus dem Becken klettert, sieht sie Vivian und Moni über die Liegewiese kommen.
Yara trocknet sich etwas ab und schaut den beiden erwartungsvoll entgegen. Beide machen ziemlich unglückliche Gesichter.
fragt Yara fröhlich.
Die zwei sagen gar nichts und hocken sich auf den Rasen.
Moni nickt und guckt auf den Boden.
Vivian holt tief Luft und sagt:
fragt Yara ungeduldig und runzelt die Stirn.
, stößt Vivian schnell heraus.
Yara reißt ungläubig die Augen auf. schreit sie.
, wiederholt Moni leise.
Yara schießen Tränen in die Augen. Sie brüllt:
, sagt Vivian fast tonlos.
Aber Yara ist schon aufgesprungen, rafft ihre Sachen zusammen und läuft weg.
Draußen vorm Schwimmbad schließt sie mit zittrigen Händen das Fahrradschloss auf, klemmt die Sachen auf den Gepäckträger und rast los. Durch den Schleier von Tränen sieht sie kaum etwas. Nur weg von hier.
Einem Auto nimmt sie die Vorfahrt und hört kaum das wütende Hupen und Schimpfen des Fahrers.
Im Eiltempo rast sie durch den Park.
Zu Hause lässt sie das Fahrrad vor der Haustür an die Mauer fallen, reißt ihre Sachen vom Gepäckträger und klingelt Sturm.
Lisa öffnet die Tür und starrt sie überrascht an. Ohne ein Wort zu sagen rennt Yara in ihr Zimmer, knallt den Rucksack in die Ecke und wirft sich aufs Bett. Sie vergräbt den Kopf im Kissen und hämmert mit den Fäusten auf die Matratze. Ein Weinkrampf schüttelt ihren Körper.
Lisa steht in der Tür.
Als keine Antwort kommt, setzt sie sich auf den Bettrand und streichelt Yaras Rücken. Aber Yara schüttelt die Hand ab.
Da geht Lisa aus dem Zimmer. , sagt sie.
Langsam wird Yara ruhiger. Alle möglichen Gedanken schießen ihr durch den Kopf.
, murmelt sie vor sich hin. Dann springt sie aus dem Bett. , schreit sie wütend. Das tut gut.
Sie geht die Treppe runter in die Küche und setzt sich wortlos auf die Eckbank. Lisa steht mit dem Rücken zu ihr an der Arbeitsplatte und schneidet Gemüse.
, sagt Yara.
Lisa dreht sich um.
, giftet Yara.
Lisa setzt sich an den Küchentisch.
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