„Nein ich glaube, dass ich dich im Moment keinesfalls mehr benötige. Ich dank dir vielmals für dein tuen, Samuel. - Geht nur… geht. Damit du deinen Kopf wiederum in die richtigen Bahnen bringen kannst. Ich bin wahrhaftig deiner Meinung, dass du umgehend frische Luft benötigst. Später werde ich Minna bitten, mir einige Sachen zu besorgen. Nun geht… bis dahin Samuel.“ Er schaute mich an und nickte wissentlich. Ich nickte ebenfalls, ohne mich noch einmal nach ihr umzudrehen und verließ ich die Höhle. Was für eine Erleichterung!
Der Mönch blickte mich ein wenig misstrauisch an. „Ich bin Bruder Matthias, anderseits wusstet Ihr dies ja bereits. Nun gut. Würdet Ihr Euch freundlicherweise auf die Seite drehen, damit ich mir Eure Wunde ansehen kann?“ Widerwillig drehte ich mich um, schwieg jedoch wohlweislich erst einmal. Zu sehr war ich noch gänzlich erbost über die Worte des Kriegers. Dessen Name ich wahrlich vergessen hatte, oder hatte er ihn mir überhaupt genannt? Ich seufzte leise.
Der Mönch, ich glaube er hieß Bruder Matthias, nahm mir den Verband von der Schulter. Jetzig spürte ich ein leichtes Ziehen an meiner Haut sowie einen stechenden Schmerz. Ich zuckte gänzlich zusammen, verkrampfte mich und pustete meine Luft durch die Zähne wiederum aus.
„Samuel hätte Euch wohlweislich den Verband wechseln können. Allerdings hat dies jetzig lediglich zur Folge, dass der Kräuterverband ein wenig an Eurer Haut haftet. Dadurch muss ich die Wunde zusätzlich noch ausgiebiger reinigen, was wahrhaftig keinesfalls nötig gewesen wäre. - Was für einen Disput oder Unstimmigkeit war dies zwischen Euch beiden? Normalerweise ist Samuel ein äußerst umgänglicher junger Mann. So aufgebracht habe ich ihn seit einer Ewigkeit keinesfalls mehr gesehen. Er war außer sich vor Zorn.“
Allerdings sagte ich kein Wort und atmete lediglich tief aus. Jedoch schien dies den Mönch keinesfalls zu stören, denn er sprach einfach weiter. „Nur gut, dass Ludger keineswegs nach Euch gesehen hat, dies wäre wahrhaftig nicht ohne Weiteres so einfach verlaufen. Ludger hasst jedes weibliche Geschöpf. Anderenfalls wenn ich es mir recht überlege, ist er immerfort so aufbrausend.“ Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde der Mönch mehr mit sich selbst sprechen alsdann mit mir. Nach einer Weile hatte er die Wunde gesäubert sowie wiederum verbunden.
„Ihr könnt Euch, wenn Ihr dieses wünscht ein wenig aufrichten. Ihr wart eine erhebliche Zeit ohne Bewusstsein. Wir dachten bereits Ihr würdet keineswegs mehr erwachen. - Auch wenn es Euch vielleicht in keinster Weise interessiert. Einer der Wenigen dem dieses keineswegs gänzlich gleichgültig war, ob Ihr lebt oder sterbet, war Samuel. Deshalb solltet Ihr ihn gewissermaßen mit ein wenig mehr Respekt behandeln. Seid Ihr wahrlich keineswegs auch dieser Meinung?“ Ich richtete meine Augen zu dem Mönch und schluckte hörbar. Er schaute mich fragend sowie mit unmissverständlicher Miene an.
„Gewiss habt Ihr ein wenig Durst sowie Hunger?“ Er reichte mir einen Becher mit Flüssigkeit und nickte. Augenblicklich spürte ich, wie ausgetrocknet mein Mund war. Ich nahm den Becher und trank, das Wasser schmeckte köstlich. Danach reichte er mir ein Stück Brot, was ich dankbar annahm. Denn meinen Hunger spürte ich jetzig erst richtig. Ich nahm das Brot und aß es gierig, worauf mich der Mönch zunehmend musterte.
„Ist es Euch nun ein wenig wohler oder benötigt Ihr noch gewisse Dinge?“ Bruder Matthias war ein äußerst gewissenhafter sowie freundlicher Mann, ganz anders wie dieser gewisse Samuel. Ich räusperte mich, gleichzeitig schaute ich ihn unsicher an.
„Ich würde mich gerne ein wenig frisch machen, sowie mich erleichtern. Wenn Ihr mich wahrlich versteht, was ich damit andeuten möchte.“ Scheu schaute ich ihn an, jedoch der Mönch nickte wissentlich.
„Was denkt Ihr, wenn ich Euch stützte… könntet Ihr Euch eventuell erheben, damit Ihr Euch erleichtern könntet?“ Ich nickte ein wenig gequält und blickte ihn ängstlich an.
„Wohlan dann lasst uns dies versuchen.“ Vorsichtig richtete ich mich auf und schob behutsam eine Art Decke beiseite. Meine Beine ließ ich langsam, extrem langsam, zu dem Höhlenboden gleiten. Sie fühlten sich im Moment ein wenig taub an. Jedoch ich wollte unter allen Umständen dies gänzlich alleine versuchen. Jedoch als ich auftrat, versagten mir meine Beine den Gehorsam. Bevor ich gänzlich auf den Höhlenboden stürzte, fing mich der Mönch mit schnellem Griff auf.
„Hatten wir nicht uns auf gemeinsam geeinigt? Jetzig verstehe ich in ein wenig was Samuel vorhin damit gemeint hatte. Seid keinesfalls so töricht, so unvernünftig und lasst Euch helfen. Ich glaube, wir sollten es ein wenig langsamer angehen. Meint Ihr Dies nicht ebenfalls? Kommt, ich werde Euch stützen. Gemeinsam werden wir dies sicherlich bewerkstelligen.“
Er nahm meinen Arm um seine Schulter, zog mich hoch und wir verließen mühsam die Höhle in Richtung Wald. Die Luft war kühl, anscheinend befand ich mich mitten in einem Wald. Dieses war mir im Augenblick allerdings vollkommen gleichgültig. Alsdann ich mich erleichtert hatte, fühlte ich mich wesentlich besser. Ich versuchte mich etwas am naheliegenden Fluss zu waschen, was sich jedoch als ziemlich schwierig herausstellte. Nach einer kurzen Verschnaufpause, ging ich wiederum mit dem Mönch in Richtung Höhle und kam seitlich an der Feuerstelle vorbei.
Verängstigt klammerte ich mich an Bruder Matthias, alsdann ich die Blicke der vier Männer sowie einer Frau auf mir spürte. Drei der Männer waren etwa im mittleren Alter. Sie standen in der Nähe der Feuerstelle und waren mit ihren Waffen beschäftigt. Ein Jüngling der vielleicht in meinem Alter war, legte gerade ein wenig Holz auf das Feuer, über dem ein großer Kessel mit Essen hing. Eine junge Frau rührte vorsichtig in diesem Kessel, von dem ein angenehmer Duft ausging.
Alle hatten in ihren Bewegungen innegehalten und starrten mich mit großen Augen an. Ich spürte wie die Angst mich mehr und mehr erfasste. Schnell senkte ich meinen Blick auf den Boden, zugleich war ich erheblich erleichtert als wir die Höhle betraten. Bevor ich jedoch gänzlich in der Höhle verschwunden war, hörte ich eine raue unangenehme männliche Stimme.
„Ist dieses elende Weibsstück schließlich doch erwacht? Schade, ich hatte wahrlich angenommen dies würde sich von selbst erledigen und wir…“
„Ludger, es reicht!“ Mehr konnte und wollte ich wahrhaftig keineswegs mehr hören. Der Mönch hatte diesbezüglich recht. Der Krieger Samuel, wie er wohl hieß, war einer der Wenigen dem mein Leben keinesfalls gänzlich gleichgültig war. Wo um Gotteswillen hatte er mich hingebracht?
Immerhin schien ein weibliches Wesen ebenso bei diesen Männern zu existieren. Jedoch welchen Stellenwert nahm sie diesbezüglich ein? Den dunkelhaarigen Krieger, hatte ich allerdings keinesfalls an der Feuerstelle bemerkt. Dementsprechend waren es vier Männer, ein Mönch, ein Jüngling und sie. Sieben! Sieben, die hier anscheinend in den Wäldern lebten und wie es aussah äußerst gut. Waren sie diejenigen, wovon ich bereits so viele Geschichten gehört hatte? Die sich vor der Obrigkeit versteckten und zugleich anscheinend unsichtbar waren? Natürlich lediglich im bildlichen Sinn, da sie den Schergen immerfort entwischten. Waren es wahrhaftig diese Menschen, die ich dortig am Feuer gesehen hatte? Wieso hatten sie eine Maid in ihren Reihen sowie einen Mönch? Überaus seltsam!
Jedoch ließ ich mir meine Gedanken keinesfalls anmerken. Mit einem Seufzer setzte ich mich, sichtlich erleichtert wiederum auf mein Lager. Sofort starrte ich auf den Boden, atmete tief ein und aus, gleichzeitig schaute ich den Mönch verwirrt an.
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