26. April, 4 Uhr nachmittags
Sie haben mich alle fünf ordentlich ausgeschimpft. Dabei waren sie alle nur besorgt um mich, sogar Goldie.
„Wie kannst du dich nur am Tatort von einer Frau, die du nicht kennst, füttern lassen!“, sagte sie. „Es war ganz sicher die neue Frau vom Ex. Was ist denn, wenn sie die Mörderin ist? Was ist denn, wenn in dem Fisch, den du gegessen hast, ein Giftcocktail war?“
Nachdem sie das das dritte Mal gesagt hatte, überlegte ich selber, ob ich nicht Vergiftungs-Symptome spürte. Aber ich spürte nur meine verspannte Hüfte, und die Hinterpfoten taten immer noch fürchterlich weh.
Bis zum Mittag kam ständig eine von den Katzen ins Schlafzimmer, wo ich mich in den Kleiderhaufen eingekringelt hatte und fragte, ob ich noch am Leben sei. Jedes Mal schreckte ich hoch, weil ich gerade eingenickt war. Irgendwann fauchte ich sie alle ordentlich an, da merkten sie, dass ich mich schon wieder auf dem Weg der Besserung befand.
Das Ermittler-Meeting am frühen Nachmittag dauerte überhaupt nicht lange. Wir waren uns nämlich sofort einig: So klappt das nicht. Als Katze kann man mit den meisten Menschen nicht kommunizieren. Man bekommt nicht mal eine Tür selber auf, wenn man nicht grade Percy ist. Der ist der einzige von uns, der Türen öffnen kann.
Wir benötigen Unterstützung.
Ich suchte die E-Mail-Adresse heraus, und Goldie mailte an Fritz-Kasper Schulze, um nachzufragen, ob er auch eine App programmiert hat, die NUR Kätzisch in Menschisch übersetzen kann, ohne Weiterverarbeitung in Computersteuerung oder Texteingabe. Ganz einfach eigentlich: Katze miaut ins Mikro, iPhone übersetzt es in Menschisch und gibt das über den eingebauten Lautsprecher aus. Eine Übersetzung Menschisch-Kätzisch ist nicht nötig, schrieb sie, denn Katzen verstehen die Menschen sowieso.
Es dauerte nicht lange, da hatten wir seine Antwortmail. „Ich kann Katzen nicht ab, und was sie sagen, interessiert mich nicht“, schrieb Fritz-Kasper Schulze. „Deshalb gibt es auch keine Übersetzungs-App. Es wird auch keine geben, da könnt ihr warten, bis ihr schwarz werdet. Oder rot-gescheckt. Ihr könnt mich mal, Euer FreeKAY Schulze.“
Naja.
Es gibt Menschen, bei denen wäre es von Vorteil, wenn Katzen ihre Sprache NICHT verstehen könnten.
26. April, 18:30 Uhr
„Wenn Du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“, sagte meine Mama, als ich ganz klein war. „Merk dir das, mein Schätzchen, das gebe ich dir mit auf den Weg ins Leben, wenn ich schon nicht verhindern kann, dass sie dich mir wegnehmen.“
Das Lichtlein, das da daherkam, war groß, schlank, trug rostbraune Jeans und einen schwarzen Pullover. Ich schloss ihn ab dem ersten Augenblick ins Herz.
Er klingelte kurz nach der vernichtenden Mail des katzenhassenden Programmierers an unserer Tür. Percy hüpfte auf die Türklinke, die Tür sprang auf. Da stand der Mann und lächelte uns an. Seine Haare waren dunkel und lockig, die Stirn hoch, die Hände waren feingliedrig. Am besten gefielen mir seine Augen. Denn die waren grün. Grün wie die Augen von Kater Felix.
„Wer seid ihr denn?“, fragte er. Und zwar auf Kätzisch!
Also es gibt ganz, ganz wenige Menschen, die Kätzisch verstehen und es gibt noch viel weniger, die es auch sprechen können. Das ist sozusagen ein Qualitätssiegel. Menschen mit bösen Gedanken können unsere Sprache einfach nicht lernen, selbst dann nicht, wenn sie sich sehr anstrengen.
Dieser Mensch konnte Kätzisch!
Er war gekommen, weil er eine Galerie besitzt und eine Ausstellung mit Fotos von Frauchen machen möchte. Er sagte, er würde gerne auf sie warten, auch wenn es später würde. Denn ihre Foto-Composings hätten ihn sehr beeindruckt.
„Vielleicht musst du da Wochen warten, oder Monate“, sagte ich traurig. Goldie, die immer das letzte Wort haben muss, ergänzte: „Oder ein ganzes Leben lang…“.
Wir erzählten dem Mann, was passiert war. Wir erzählten ihm auch, dass wir als Team von Privatdetektiven den Fall aufklären wollen, aber dass wir es ohne Hilfe nicht schaffen.
Da sagte er sofort: „Ich helfe Euch. Wir werden den Mörder finden. Oder die Mörderin.“
Wir waren nicht auf die Übersetzungs-App von Fritz-Kasper FreeKAY Schulze angewiesen. Hier stand ein Mensch vor uns, der Kätzisch konnte und uns helfen wollte!
Dann hockte er sich zu uns auf den Boden, griff in seine Tasche, und da waren Katzenkekse drin!
Jetzt sind wir ein Team aus sieben Detektiven: Sechs Katzen und ein Mensch, der Kätzisch kann und Leckerlis in der Hosentasche hat. Punkt 1 in meiner Traummann-Liste kann ich als erledigt abhaken.
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