Was mich stört
Was mich stört, sind nicht die vielen unterschiedlichen Meinungen, die es gibt. Es gibt so viele, wie Menschen existieren. Sondern vielmehr, dass sich die Meinungen auf Unwissenheit und Ignoranz gründen.
Der Geist meiner Mitmenschen ist konsequent vernebelt und verbunden mit dem Unwillen, sich daraus zu befreien. Das Resultat ist sichtbar in allen Lebensbereichen. Auch mit den besten Absichten und Streben nach einer menschenwürdigeren Welt bewegen wir uns direkt davon weg. Die Geschichte lehrt mich, dass nie versucht wurde noch beabsichtigt, eine menschlichere Gesellschaft zu gründen. Selbst oder gerade auch Religionen dienen sich nur zum Selbstzweck und zur Selbsterhaltung, ohne je den Menschen im Focus zu haben. Vielmehr war es immer der Sinn, der Wille einer kleinen Elite, die große Masse nach ihrem Gutdünken zu manipulieren. Dies seit tausenden Jahren mit äußerst großem Erfolg. Optimistisch bin ich in jedem Fall. Denn wie in der Vergangenheit Gesellschaftsformen gekommen und gegangen sind, wird auch die jetzige verschwinden, und ich kann zumindest hoffen auf eine neue, andere Form von Gesellschaft, in der manipulative Dinge, wie Ehre, Treue, Moral, Geld, das Bedürfnis, sich besserzustellen als andere, keinen Platz mehr finden.
Wir haben verloren
Wir haben das Maß verloren. Nichts geht mehr im Kleinen. Alles muss in Mengen passieren. Eins Plus. Doppelpack. Vorratspackung. Sixpack. Bustouristik. Massenwanderungen.
Kollektiv digital miteinander verbunden und trotzdem allein. Wir sind allein im Leben, nichts erst im Sterben.
Der Mund öffnet sich herabwürdigend, verurteilend, manipulierend und voller Zorn, erkennt man sich seiner Laute nicht an. So viele Münder mit dem selben Ziel, sich höher zu stellen, um in die anderen Münder voller Erniedrigung zu spucken. Nur das Ego hat recht, das eigene, und diesem haben alle anderen zu folgen. Geblendet vom Reichtum, der keiner ist, nur Dinge zur Ablenkung der eigenen inneren Leere.
Ich bin müde, mal wieder des Lebens müde. Meine innerliche Ruhe ist schon längst nicht mehr da. Die Menschen, denen ich begegne, sind gedanklich festgefahren im Schlamm ihrer eigenen Überheblichkeit. Zu faul zum Denken, zu faul zum Handeln, doch besserwissend kommen sie nicht vorwärts. Die Räder drehen durch im Schlamm. Sie schauen auf den Tacho und denken, sie fahren.
„Steig bei mir ein und komm vorwärts“, rufen sie mir zu, fest davon überzeugt, sie fahren, doch versinken sie im Schlamm.
Fragmente
Die Gesichter der Menschen erscheinen mir gleich, wie leblose Karnevalfratzen. Wir haben die Verbindung zu uns verloren, auf der Suche und Selbsterfüllung, mit Dingen, die uns von uns abhalten und ablenken, um der äußeren Gefall- und Bestätigungssucht gerecht zu werden.
Abschalten. Abschalten. Ich bin müde vom Leben, des Lebens müde. Voller Überdruss. Ich erkenne die Welt und wie sie funktioniert, erkenne ihre Fehler und suche nach dem Guten. Es gibt so viele Ideen zu verbessern diese Welt, doch zu wenig Kraft, sie durchzusetzen. Wir sind gefangen in einer Struktur, entstanden durch einen fehlgeleiteten Geist.
Punta Rhei. Es fliest und das Fass füllt sich, bis es bei jedem überfließt oder zerbirst'. Was kann man abschöpfen und wo es lagern?
Das Leben fliest und das, was abgeschöpft wird, bist du.
Jeder Mensch ist ein Universum. Wie lange dauert es, ein anderes Universum zu erreichen, und wie lange, um die Sprache zu lernen, um zu verstehen?
Melancholie macht sich langsam breit. Liegt es am Wetter, an der Jahreszeit, an mir? Die Musik plätschert dahin, trägt meine Gedanken ins Nirgendwo, sie irgendwo verschwinden, kein schöner bleibt zurück. Wieder diese Einsamkeit. Ich kenne sie von früher ‒ mein Freund. Das Leben verläuft parallel zu mir, nur in einer anderen Distanz, nebenher.
Eine dekadente Welt. Pseudowirtschaftsmöchtegernmanager und Wichtigtuer sitzen in meinem Abteil. „Ja, ich netzwerke in über 30 Networks.“ Spinner, die sich mit leeren Phrasen ihre eigenen Fantasie-Lügen-Gebilde erzählen, um am Ende über Stifte zu reden, deren Preis krank ist, und dies nur, um ihre Notizen zu schreiben. Kaputtes Pack. Verblendet von Äußerlichkeiten.
Weihnachten
Ich fahre im Zug. Vorbei an den Häusern sehe ich die fein gedeckten Tafeln. Bereit, benutzt zu werden von den Liebenden, die eingeladen worden, um sich gegenseitig dann mit Worten, Geschenken und lauschigem Glühwein den Abend zu versauen.
Rausch
Wir leben in einer degenerierten Gesellschaft im Dauerrausch. Er ist überall, auch gesellschaftsfähig, da ehrlich erworben und bezahlt, zumindest Alkohol und Tabletten. Arbeit dient letztendlich nur, um sich am Wochenende dem Rausch zu ergeben. Den Verstand abschalten, das Not-Aus fürs Gehirn für zwei Tage, um sich, nach einer Woche arbeitend, in einen neuen Rausch zu begeben. Denn wir haben es uns ja verdient. Es gibt Gründe für einen Rausch, und ich verstehe bis heute nicht, warum an den verschiedenen Festen der Freude Alkohol mit dabei sein muss, wenn nicht, erfinden wir welche. Hauptsache den Verstand, sofern noch vorhanden, das Hirn abschalten, nicht auf der Suche nach uns selbst, eher als Pause von unserem Leben.
Abschiedsbrief
Ich werde die Welt verlassen. Ich werde nicht mehr länger bleiben und warten. Das Leben ist langweilig und scheiße. Ich bin gelangweilt und frustriert von unserem zwischenmenschlichen Theater. Es hat niemand ausgelöst oder ist dafür verantwortlich oder trägt Schuld daran. Es ist meine eigene Entscheidung. Zum Trost für die, die es wollen/brauchen, ihr habt mir nichts bedeutet und bedeuten werdet ihr mir nichts mehr. Doch es widert mich an, wenn ich nur daran denke, dass ich ewig bin und euch ewig ertragen muss, über den Tod hinaus. Ihr mit eurem Kleingeist. Ihr seid so unbrauchbar, so unwichtig, dass es eurer Erwähnung nicht Wert ist. Doch ich kann euch nicht übersehen, ihr seid zu viele. Kaputt im Geist. Verblendet im Kopf. Ihr seid schwach, glaubt an euren niederen Gott. Er scheißt auf euch, wenn es ihn gäbe. So steht es geschrieben. Und die, die ihr nicht glaubt, huldigt dem Geld, eurem Gott. Euer Geist ist verdreht. Ihr wisst es, doch es interessiert euch nicht. Eure Ignoranz verhindert es. Ihr seid zu dumm, zu kaputt, zu arrogant. Ihr begreift nichts. Ich hasse euch nicht. Ich habe nur Mitleid für euch, obwohl dies ein Vielfaches mehr ist, als ihr verdient. Denn verdienen tut ihr euch nur selber, und dies ist nicht Strafe genug. Ich will die Welt verlassen, mal wieder gehen. Doch wie werde ich euch los, ohne mir selbst zu schaden? Wie werde ich euch los, seid ihr doch so viele … Marionetten.
Frau und Mann
Sie laufen durch die Stadt, keines Blickes den anderen würdigen. Glauben, sie sind Göttinnen, denen der Mann alles zu Füßen legen muss. Arrogant und selbstverliebt in sich, doch nicht erkennend, dass sie durch ihre Erniedrigung des anderen sich selbst vom Glück, der Liebe ausschließen. Dadurch werden ihre Herzen leerer und leerer, sie nur noch süchtig nach Dingen sind und glauben, es sei Liebe. Mann sich aufopfernd, sich erniedrigen lassen, deprimiert und frustriert, arbeitend für die Leere in ihrem Herzen, hoffend seinem selbst gewählten, aufgezwungen Schicksal zu entfliehen. Zwei Wesen vereint in Harmonie und Balance, nur ein Traum einer unmöglichen Realität, oder sich dieser verweigernd. Das Leben ist nicht lang genug, um die Leere im Herzen zu füllen mit wertlosen Dingen, und zu kurz, um überhaupt damit anzufangen. Verehre sie nicht. Sie sind keine Götter, nie welche gewesen. Erhebe sie und sie werden dich erniedrigen. Es liegt in der menschlichen Natur. Doch dies nur Ausrede ist für ein unwürdiges Sein für beide.
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