„Oh, Pierre!“, jammerte Amelie. „Ausgerechnet heute Abend! Was soll ich nur unseren Gästen sagen?“
„Entschuldige mich und sag ihnen, dass ich in der Firma unabkömmlich bin. Und spiel eben die charmante Gastgeberin, bis ich nach Haus komme.“
„Werde ich tun, mon coeur. Aber bitte... lass dir die Laune nicht allzu sehr verderben, ja?“
Pierre verstand. In nur zwei Wochen als Pendler verabscheute er es gründlich, sich morgens und abends in die überfüllten Züge zu zwängen, und so war er abends oft schlecht gelaunt. Aber mit dem Auto wäre die Fahrt noch länger, noch anstrengender gewesen, und dann - die heutigen Benzinpreise!
Pierre beobachtete, wie seine Sekretärin hin und her ging, ihre wohlgeformten Hüften schwenkend. Wieder einmal beglückwünschte er sich, dass sie ihm zugeteilt worden war.
Jacqueline Richelieu war nicht einfach nur die Tochter des Chefs; sie war intelligent und tüchtig, dazu bildhübsch. Sie hatte darauf bestanden, vor ihrem Studium als Praktikantin in der Werbeagentur zu arbeiten.
Ihre Zusammenarbeit klappte ausgezeichnet. Jacqueline war mehr als eine Sekretärin, eher eine Assistentin, die Pierre einen großen Teil der Arbeit abnahm. Außerdem halfen ihre frechen Anspielungen und kleinen Flirts, den täglichen Stress zu lindern. Sie war sich ihrer Attraktivität voll bewusst, trug Kleider, die ihre schlanken Hüften, die langen Beinen und die perfekte Rundung ihrer hohen, festen Brüste betonten. Sie hatte ihn öfter dabei ertappt, wie er auf ihre Schenkel oder in den Ausschnitt ihrer Bluse starrte.
Um viertel vor sieben Uhr hatten sie es geschafft. Pierre heftete das Original des Berichts in einen Ordner, setzte sich auf die Kante von Jacquelines Schreibtisch.
„Gute Arbeit“, meinte er anerkennend.
„Danke“, erwiderte sie. „Ich weiß, dass ziemlich gehässig geredet wurde, als ich hier anfing. Von wegen Tochter des Chefs und so. Aber ich denke doch, dass ich bewiesen habe, dass ich arbeiten kann.“
„Mir auf jeden Fall“, sagte Pierre. „Ich war ziemlich überrascht, als Sie mir zugewiesen wurden. Ein so hübsches Mädchen wie Sie! Entweder vertraut mir Ihr Vater zu sehr, oder er hält mich für einen Idioten.“
Sie lachte. „Vati hat damit nichts zu tun“, erklärte sie und schaute ihn fest an. „Ich selbst habe die Entscheidung getroffen, mit Ihnen arbeiten zu wollen.“
„So? Warum gerade mit mir?“
„Wollen Sie sich etwa beklagen?“
„Im Gegenteil. Sie sind eine hervorragende Mitarbeiterin. Ich bin nur neugierig.“
„Nun, nach dem Baccalauréat habe ich mich umgeschaut. Als ich mich für Sie entschied, hatte ich natürlich keine Ahnung, dass Sie verheiratet sind“, witzelte sie.
„Hätte das einen Unterschied gemacht?“
Jacqueline dachte einen Moment nach. „Ja. Ja... es hätte einen Unterschied gemachte“, gestand sie, jetzt völlig ernst. „Aber nur, weil ich Sie damals nicht kannte.“
Pierre grinste. „Es macht Ihnen jetzt also nichts mehr aus, dass ich im Ehejoch hänge?“
„Seit ich aus der Schule bin, habe ich eine Menge gelernt. Und trotzdem denke ich manchmal, dass ich mit Ihnen einen Fehler gemacht habe...“
„Wie das?“
„Die Vorgesetzten der anderen Mädchen versuchen ab und zu, ein wenig zu tätscheln. Nichts Ernsthaftes, natürlich, aber doch genug, dass man sich als Frau bestätigt fühlt. Sie sehen in mir entweder nur die Tochter vom Boss oder die tüchtige Sekretärin. Bin ich nicht sexy genug?“
„Dumme Frage!“, antwortete er. „Und Sie sollten auch wissen, Jacqueline, dass Sie für mich mehr als eine Sekretärin sind. Ich dachte, wir wären auch gute Freunde.“
„Gute Freunde!“, schnaubte sie. „Immer, wenn ein Mann von einer Frau nichts wissen will, kommt er mit ›guten Freunden‹.“
Pierre wurde es etwas mulmig zumute. „Sie machen doch nur Spaß, richtig?“, fragte er. „Denn wie Sie wissen, bin ich verheiratet.“
„Na und? Ich habe nicht vor, mich in ihre Ehe zu drängen. Ich wundere mich einfach, dass Sie in den zwei Jahren, die wir zusammenarbeiten, nie versucht haben, mich zu küssen oder mich in den Popo zu kneifen. Noch nicht einmal auf einer der Partys, wo jeder mit jedem fummelt.“
„Das ist nicht mein Fehler“, lachte Pierre. „Sie sind äußerst begehrt bei den Feten nach Feierabend, und ich hasse es, mich in die Reihe zu stellen.“
„Versuchen Sie jetzt nicht, sich herauszureden!“, sagte Jacqueline und erhob sich. „Ich will jetzt, und zwar sofort, herausfinden, ob Sie wirklich so unnahbar sind, oder ob Sie einfach Schiss haben, sich mit mir einzulassen.“
Sie stellte sich direkt vor ihn hin, sodass ihre Schenkel seine Knie berührten. Ihr enganliegendes Kostümkleid brachte ihre verführerischen Formen ausgezeichnet zur Geltung. Als sie sich vorbeugte, stieß er fast mit der Nase in ihren Ausschnitt.
„Moment mal!“, sagte Pierre bestürzt und wich zurück, weg von ihr. „Es ist schon spät, und Ihr Vater wartet auf den Bericht. Außerdem wollen Sie doch ins Theater und...“
„Die Verabredung habe ich abgesagt, und mein alter Herr wird etwas länger auf den Bericht warten müssen. Diesmal winden Sie sich nicht heraus, diesmal nicht!“
„Aber...“
Sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie sein Gesicht in beide Hände nahm und ihre heißen, feuchten Lippen auf seinen Mund presste. Er war derart überrascht, dass er nach hinten auf den Schreibtisch kippte, sie mit sich ziehend. Automatisch glitten seine Arme um sie, und er erwiderte hungrig ihren Kuss. Sie seufzte glücklich auf und öffnete die Lippen, um seine drängende Zunge in den Mund zu saugen.
Langsam richtete Jacqueline sich wieder auf. Ihre Augen funkelten erregt, und ihre Stimme war kehlig.
„Ich wusste es“, murmelte sie. „Ich wusste es die ganze Zeit!“
Sie berührte sacht die wachsende Schwellung in seiner Hose.
Pierre setzte sich auf. Sein Puls raste. Die Gier nach diesem schönen, aggressiven Mädchen war fast übermächtig.
„Ich hoffe, Sie sind jetzt zufrieden“, ächzte er.
„Noch nicht... aber bald, sehr bald!“
Sie strich über seinen Ständer.
„Schluss jetzt!“, erklärte er und schob ihre Hand von sich. „Sie haben herausgefunden, was Sie wissen wollten. Ihr Ego ist bestätigt, und damit hat es sich!“
Bevor sie noch protestieren konnte, war er aus dem Büro geeilt und in der Toilette verschwunden. Er wusch sich Gesicht und Hände mit kaltem Wasser und wartete einige Minuten. Er wollte ihr Zeit geben, die heiße Möse abzukühlen, die Sachen zu packen und nach Hause zu gehen. In Zukunft würde er darauf achten, nicht mehr mit ihr allein zu sein...
Pierre wusste, dass er sich wie ein Idiot benahm. Sie hatte mehr als deutlich gemacht, dass sie nur ein wenig Sex wollte, einen Stoß oder zwei, keine sentimentale Affäre. Was ihn aber zurückhielt, war die Gefahr, durch Sex ihre gute Zusammenarbeit aufs Spiel zu setzen.
Zurück im Büro, stellte er fest, dass ihr Schreibtisch aufgeräumt und der Computer ausgeschaltet war. Auch in seinem Büro war das Licht ausgeschaltet, aber im selben Augenblick, als er die Tür schloss, wusste er, dass er nicht allein war.
„Lass das Licht aus“, erklang ihre Stimme von der Ledercouch her.
Er blieb wie angewurzelt stehen. Es war ihm, als ob ihre heiße Sinnlichkeit zu ihm durch den Raum flutete, und sein Glied reagierte mit neuerlicher Härte.
„Ich dachte, Sie wären nach Hause gegangen“, sagte er heiser.
„Ich habe auf dich gewartet, Pierre. Komm her zu mir!“
Im Zwielicht sah er ihre Kleider ordentlich auf einem Sessel ausgebreitet, und trotzdem war er nicht auf den Schock vorbereitet, als er sie splitternackt auf der Couch liegen sah. Sie lag auf dem Rücken, die Beine leicht angewinkelt. Die Haut leuchtete wie Alabaster, die Brüste waren zwei sanfte Hügel mit dunklen, spitzen Knospen. Der Bauch war flach, die Taille schmal, die Hüften herrlich gerundet. Zwischen ihren Schenkeln erkannte er einen schmalen Streifen ihres Schamhaares.
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